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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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band; es war, wie wenn sie drei oder sieben gesagt
hätte.) -- Beim ersten Streiche schon zerbrach das
dünne Stäbchen. War nun wirklich kein anderes zur
Hand, oder schafften die Kinder keines mehr herbei,
weil sie Gottfrieds Vater zu erzürnen fürchteten: die
Execution konnte nicht fortgesetzt werden. Da sagte
Tieletunke: mit der Hand schlag' ich einen so unsau-
beren Buben nicht; er mag laufen, aber ich spiele
nicht mehr mit ihm!

Am andern Tage, als zur gewohnten Spielstunde
sich das muntere Völkchen auf dem grünen Kirchhofe
versammelte, saß Tieletunke an ihrer Mutter Gruft
und spielte nicht mit den anderen. Und nun kam
Gottfried, reichte ihr ein stärkeres Haselstöckchen dar,
sprechend: gieb mir meine Strafe, Tieletunke; das
wird schon aushalten, ich hab' es selber abgeschnitten;
wenn ich aber geprügelt bin, spiele auch wieder
mit mir.

Von jenem Abende schreibt sich Antons Neigung
für Ottilien.

Diese Neigung würde, bis auf den Zeitpunkt,
welcher unsere Erzählungen eröffnet, schon zur heißen
wenn auch halb hoffnungslosen, doch eben darum
schwärmerischen Liebe eines reiferen Knaben herange-

4 *

band; es war, wie wenn ſie drei oder ſieben geſagt
haͤtte.) — Beim erſten Streiche ſchon zerbrach das
duͤnne Staͤbchen. War nun wirklich kein anderes zur
Hand, oder ſchafften die Kinder keines mehr herbei,
weil ſie Gottfrieds Vater zu erzuͤrnen fuͤrchteten: die
Execution konnte nicht fortgeſetzt werden. Da ſagte
Tieletunke: mit der Hand ſchlag’ ich einen ſo unſau-
beren Buben nicht; er mag laufen, aber ich ſpiele
nicht mehr mit ihm!

Am andern Tage, als zur gewohnten Spielſtunde
ſich das muntere Voͤlkchen auf dem gruͤnen Kirchhofe
verſammelte, ſaß Tieletunke an ihrer Mutter Gruft
und ſpielte nicht mit den anderen. Und nun kam
Gottfried, reichte ihr ein ſtaͤrkeres Haſelſtoͤckchen dar,
ſprechend: gieb mir meine Strafe, Tieletunke; das
wird ſchon aushalten, ich hab’ es ſelber abgeſchnitten;
wenn ich aber gepruͤgelt bin, ſpiele auch wieder
mit mir.

Von jenem Abende ſchreibt ſich Antons Neigung
fuͤr Ottilien.

Dieſe Neigung wuͤrde, bis auf den Zeitpunkt,
welcher unſere Erzaͤhlungen eroͤffnet, ſchon zur heißen
wenn auch halb hoffnungsloſen, doch eben darum
ſchwaͤrmeriſchen Liebe eines reiferen Knaben herange-

4 *
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[51/0067] band; es war, wie wenn ſie drei oder ſieben geſagt haͤtte.) — Beim erſten Streiche ſchon zerbrach das duͤnne Staͤbchen. War nun wirklich kein anderes zur Hand, oder ſchafften die Kinder keines mehr herbei, weil ſie Gottfrieds Vater zu erzuͤrnen fuͤrchteten: die Execution konnte nicht fortgeſetzt werden. Da ſagte Tieletunke: mit der Hand ſchlag’ ich einen ſo unſau- beren Buben nicht; er mag laufen, aber ich ſpiele nicht mehr mit ihm! Am andern Tage, als zur gewohnten Spielſtunde ſich das muntere Voͤlkchen auf dem gruͤnen Kirchhofe verſammelte, ſaß Tieletunke an ihrer Mutter Gruft und ſpielte nicht mit den anderen. Und nun kam Gottfried, reichte ihr ein ſtaͤrkeres Haſelſtoͤckchen dar, ſprechend: gieb mir meine Strafe, Tieletunke; das wird ſchon aushalten, ich hab’ es ſelber abgeſchnitten; wenn ich aber gepruͤgelt bin, ſpiele auch wieder mit mir. Von jenem Abende ſchreibt ſich Antons Neigung fuͤr Ottilien. Dieſe Neigung wuͤrde, bis auf den Zeitpunkt, welcher unſere Erzaͤhlungen eroͤffnet, ſchon zur heißen wenn auch halb hoffnungsloſen, doch eben darum ſchwaͤrmeriſchen Liebe eines reiferen Knaben herange- 4 *

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/67>, abgerufen am 24.11.2024.