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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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seine Schnauze nach der Seite drehte, wo ich saß, da
konnt' ich's nicht lassen, ich mußt' ihr einen Stein
in's Gesicht werfen. Und der flog ihr so hübsch zwi-
schen Nase und Maul, daß sie einen Satz machte wie
eine Krähe, die angeschossen ist, und Zeter brüllte aus
ihrem blutigen Schnabel. Jch wollte ausreißen, aber
die Pastorjungen hatten mich entdeckt, holten mich ein
und fielen über mich her; Zwei über Einen. Sie
schlugen mich auf den Kopf und wo sie hintrafen mit
ihren Knütteln, die sie Schuljungen-Stöcke heißen,
oder Ziegenhainer. Da warfst Du Dich zwischen sie
und mich, bedecktest mich mit Deinem Leibe und
batest, nun möcht' es genug sein, und wie sie immer
wieder auf mich eindrangen, fingst Du an, mit ihnen
zu kämpfen, hieltest beide zurück, daß ich unterdessen
entfliehen konnte. Seitdem lieb' ich Dich, Anton.
Dich allein, wie ich sonst Alle hasse."

Jch besinne mich jetzt, sagte Anton; es ist gerade
ein Jahr her. Es war der letzte Spaziergang, zu
dem sie mich abriefen. -- Du bist in meinem Alter?

"Jch glaube. Gewiß weiß ich's nicht."

Du weißt nicht? Kannst Du nicht Deine Eltern
befragen?

"Jch habe keine Eltern."

ſeine Schnauze nach der Seite drehte, wo ich ſaß, da
konnt’ ich’s nicht laſſen, ich mußt’ ihr einen Stein
in’s Geſicht werfen. Und der flog ihr ſo huͤbſch zwi-
ſchen Naſe und Maul, daß ſie einen Satz machte wie
eine Kraͤhe, die angeſchoſſen iſt, und Zeter bruͤllte aus
ihrem blutigen Schnabel. Jch wollte ausreißen, aber
die Paſtorjungen hatten mich entdeckt, holten mich ein
und fielen uͤber mich her; Zwei uͤber Einen. Sie
ſchlugen mich auf den Kopf und wo ſie hintrafen mit
ihren Knuͤtteln, die ſie Schuljungen-Stoͤcke heißen,
oder Ziegenhainer. Da warfſt Du Dich zwiſchen ſie
und mich, bedeckteſt mich mit Deinem Leibe und
bateſt, nun moͤcht’ es genug ſein, und wie ſie immer
wieder auf mich eindrangen, fingſt Du an, mit ihnen
zu kaͤmpfen, hielteſt beide zuruͤck, daß ich unterdeſſen
entfliehen konnte. Seitdem lieb’ ich Dich, Anton.
Dich allein, wie ich ſonſt Alle haſſe.“

Jch beſinne mich jetzt, ſagte Anton; es iſt gerade
ein Jahr her. Es war der letzte Spaziergang, zu
dem ſie mich abriefen. — Du biſt in meinem Alter?

„Jch glaube. Gewiß weiß ich’s nicht.“

Du weißt nicht? Kannſt Du nicht Deine Eltern
befragen?

„Jch habe keine Eltern.“

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[34/0050] ſeine Schnauze nach der Seite drehte, wo ich ſaß, da konnt’ ich’s nicht laſſen, ich mußt’ ihr einen Stein in’s Geſicht werfen. Und der flog ihr ſo huͤbſch zwi- ſchen Naſe und Maul, daß ſie einen Satz machte wie eine Kraͤhe, die angeſchoſſen iſt, und Zeter bruͤllte aus ihrem blutigen Schnabel. Jch wollte ausreißen, aber die Paſtorjungen hatten mich entdeckt, holten mich ein und fielen uͤber mich her; Zwei uͤber Einen. Sie ſchlugen mich auf den Kopf und wo ſie hintrafen mit ihren Knuͤtteln, die ſie Schuljungen-Stoͤcke heißen, oder Ziegenhainer. Da warfſt Du Dich zwiſchen ſie und mich, bedeckteſt mich mit Deinem Leibe und bateſt, nun moͤcht’ es genug ſein, und wie ſie immer wieder auf mich eindrangen, fingſt Du an, mit ihnen zu kaͤmpfen, hielteſt beide zuruͤck, daß ich unterdeſſen entfliehen konnte. Seitdem lieb’ ich Dich, Anton. Dich allein, wie ich ſonſt Alle haſſe.“ Jch beſinne mich jetzt, ſagte Anton; es iſt gerade ein Jahr her. Es war der letzte Spaziergang, zu dem ſie mich abriefen. — Du biſt in meinem Alter? „Jch glaube. Gewiß weiß ich’s nicht.“ Du weißt nicht? Kannſt Du nicht Deine Eltern befragen? „Jch habe keine Eltern.“

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/50>, abgerufen am 24.11.2024.