Wirthshaus am Strande. -- Heu duftet süßer als Stroh, doch Stroh brennt besser. -- Anton's Flammen werden durch Feuer gedämpft.
"Madame, weiter geht es nicht mit diesen Pferden; frische sind hier nicht aufzutreiben; dort ist eine Schenke, -- und ich dächte, wir machten Halt!" Mit diesen Worten schnitt Pierre gegen Abend den Faden der noch weiter projektirten Tagereise mitten durch. Sämmtliche Fourgon's wurden, dicht gedrängt, in den engen Hofraum gezogen, der sich aus Stal- lungen und hölzernen Räumen voll Stroh und Heu um das Wohnhaus bildete, außerdem noch durch große Haufen von Reisig und gedörrtem Seegras verengt wurde. Die Vorspannbauern mit ihren faulen Pferden ritten augenblicklich heim, den Reisen- den die Sorge überlassend, wie sie aus der Nachbar- schaft morgen andere Pferde auftreiben würden. Jm Gasthause sah es nicht besonders aus: nur ein erträg- liches Wohnzimmer für Fremde, worin zwei Betten standen. Dieses nahm Madame Simonelli für sich und ihre Tochter in Beschlag, hieß ihre Leute nach den Thieren seh'n, schickte auch Anton fort, mit dem Bedeuten, sie und Laura bedürften der Ruhe und
Achtundzwanzigſtes Kapitel.
Wirthshaus am Strande. — Heu duftet ſüßer als Stroh, doch Stroh brennt beſſer. — Anton’s Flammen werden durch Feuer gedämpft.
„Madame, weiter geht es nicht mit dieſen Pferden; friſche ſind hier nicht aufzutreiben; dort iſt eine Schenke, — und ich daͤchte, wir machten Halt!“ Mit dieſen Worten ſchnitt Pierre gegen Abend den Faden der noch weiter projektirten Tagereiſe mitten durch. Saͤmmtliche Fourgon’s wurden, dicht gedraͤngt, in den engen Hofraum gezogen, der ſich aus Stal- lungen und hoͤlzernen Raͤumen voll Stroh und Heu um das Wohnhaus bildete, außerdem noch durch große Haufen von Reiſig und gedoͤrrtem Seegras verengt wurde. Die Vorſpannbauern mit ihren faulen Pferden ritten augenblicklich heim, den Reiſen- den die Sorge uͤberlaſſend, wie ſie aus der Nachbar- ſchaft morgen andere Pferde auftreiben wuͤrden. Jm Gaſthauſe ſah es nicht beſonders aus: nur ein ertraͤg- liches Wohnzimmer fuͤr Fremde, worin zwei Betten ſtanden. Dieſes nahm Madame Simonelli fuͤr ſich und ihre Tochter in Beſchlag, hieß ihre Leute nach den Thieren ſeh’n, ſchickte auch Anton fort, mit dem Bedeuten, ſie und Laura beduͤrften der Ruhe und
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Achtundzwanzigſtes Kapitel.
Wirthshaus am Strande. — Heu duftet ſüßer als Stroh, doch Stroh brennt
beſſer. — Anton’s Flammen werden durch Feuer gedämpft.
„Madame, weiter geht es nicht mit dieſen
Pferden; friſche ſind hier nicht aufzutreiben; dort iſt
eine Schenke, — und ich daͤchte, wir machten Halt!“
Mit dieſen Worten ſchnitt Pierre gegen Abend den
Faden der noch weiter projektirten Tagereiſe mitten
durch. Saͤmmtliche Fourgon’s wurden, dicht gedraͤngt,
in den engen Hofraum gezogen, der ſich aus Stal-
lungen und hoͤlzernen Raͤumen voll Stroh und Heu
um das Wohnhaus bildete, außerdem noch durch
große Haufen von Reiſig und gedoͤrrtem Seegras
verengt wurde. Die Vorſpannbauern mit ihren
faulen Pferden ritten augenblicklich heim, den Reiſen-
den die Sorge uͤberlaſſend, wie ſie aus der Nachbar-
ſchaft morgen andere Pferde auftreiben wuͤrden. Jm
Gaſthauſe ſah es nicht beſonders aus: nur ein ertraͤg-
liches Wohnzimmer fuͤr Fremde, worin zwei Betten
ſtanden. Dieſes nahm Madame Simonelli fuͤr ſich
und ihre Tochter in Beſchlag, hieß ihre Leute nach
den Thieren ſeh’n, ſchickte auch Anton fort, mit dem
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/333>, abgerufen am 24.11.2024.
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