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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Beute. "Wer ist hier," schrie er mit erkünsteltem
Erstaunen, um dahinter die Furcht zu verbergen, die
mit der Kühnheit solches Angriffs im Widerspruch
stand; "wer dringt bei Nacht hier ein?"

Gott, wie Sie mich erschrecken! flüsterte Laura,
wirklich vor Schreck bebend. Aber sie setzte nicht
hinzu: Lassen Sie mich los.

"Sie sind es, Madame? Jch bitte tausendmal
um Verzeihung."

Wer denn sollte es sein, außer mir? Wer sonst
hätte hier etwas zu suchen?

"Ja mein Gott, was denn Sie?"

Das wissen Sie nicht? Das ahnest Du nicht,
Mensch ohne Herz? Was ich hier zu suchen habe?
Er weiß es nicht, ha, er weiß es nicht!!? Erforschen
wollt ich, ob es Wahrheit sei, daß Pierre und Jean
Urlaub genommen? Daß Du an ihrer Statt hier
bliebst? Ueberzeugen wollt ich mich, ob Du wirklich
hier bist?

"Aber wo sollt' ich denn sein?"

Weiß ich's? Bei einer Geliebten!

"Jch? Da müßt' ich doch erst eine haben; erst
eine haben wollen, Madame. Und überhaupt, Jhnen

20*

Beute. „Wer iſt hier,“ ſchrie er mit erkuͤnſteltem
Erſtaunen, um dahinter die Furcht zu verbergen, die
mit der Kuͤhnheit ſolches Angriffs im Widerſpruch
ſtand; „wer dringt bei Nacht hier ein?“

Gott, wie Sie mich erſchrecken! fluͤſterte Laura,
wirklich vor Schreck bebend. Aber ſie ſetzte nicht
hinzu: Laſſen Sie mich los.

„Sie ſind es, Madame? Jch bitte tauſendmal
um Verzeihung.“

Wer denn ſollte es ſein, außer mir? Wer ſonſt
haͤtte hier etwas zu ſuchen?

„Ja mein Gott, was denn Sie?“

Das wiſſen Sie nicht? Das ahneſt Du nicht,
Menſch ohne Herz? Was ich hier zu ſuchen habe?
Er weiß es nicht, ha, er weiß es nicht!!? Erforſchen
wollt ich, ob es Wahrheit ſei, daß Pierre und Jean
Urlaub genommen? Daß Du an ihrer Statt hier
bliebſt? Ueberzeugen wollt ich mich, ob Du wirklich
hier biſt?

„Aber wo ſollt’ ich denn ſein?“

Weiß ich’s? Bei einer Geliebten!

„Jch? Da muͤßt’ ich doch erſt eine haben; erſt
eine haben wollen, Madame. Und uͤberhaupt, Jhnen

20*
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[307/0323] Beute. „Wer iſt hier,“ ſchrie er mit erkuͤnſteltem Erſtaunen, um dahinter die Furcht zu verbergen, die mit der Kuͤhnheit ſolches Angriffs im Widerſpruch ſtand; „wer dringt bei Nacht hier ein?“ Gott, wie Sie mich erſchrecken! fluͤſterte Laura, wirklich vor Schreck bebend. Aber ſie ſetzte nicht hinzu: Laſſen Sie mich los. „Sie ſind es, Madame? Jch bitte tauſendmal um Verzeihung.“ Wer denn ſollte es ſein, außer mir? Wer ſonſt haͤtte hier etwas zu ſuchen? „Ja mein Gott, was denn Sie?“ Das wiſſen Sie nicht? Das ahneſt Du nicht, Menſch ohne Herz? Was ich hier zu ſuchen habe? Er weiß es nicht, ha, er weiß es nicht!!? Erforſchen wollt ich, ob es Wahrheit ſei, daß Pierre und Jean Urlaub genommen? Daß Du an ihrer Statt hier bliebſt? Ueberzeugen wollt ich mich, ob Du wirklich hier biſt? „Aber wo ſollt’ ich denn ſein?“ Weiß ich’s? Bei einer Geliebten! „Jch? Da muͤßt’ ich doch erſt eine haben; erſt eine haben wollen, Madame. Und uͤberhaupt, Jhnen 20*

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/323>, abgerufen am 24.11.2024.