Straße zu Füßen gestürzt wär'! Aber ich hütete mich wohl."
Den 11. Juni.
"Gestern sind wir Abends in der Vorstellung des Herrn Michaletto Sanchez gewesen: Madame Si- monelli, Madame Laura und ich. Beinah' wär' ich zurückgeblieben. Jch war in meiner gewöhnlichen Tracht und wollte die Frauen als Diener geleiten. Das war auch der Frau Mutter ganz recht. Laura jedoch bestand darauf, daß ich die hohen Stiefeln und kurze Jacke ablegen, und den braunen Tuchrock an- ziehen mußte, den ich mir für die Kirche hab' machen lassen. Jch mußte mich auch neben ihnen hinsetzen. So lange die drei Sanchez'schen Mädchen arbeiteten, ließ mich Madame Amelot nicht aus den Augen. Jch mag wohl sehr kuriose Gesichter gemacht haben, vor Erstaunen.
Der Leuchter-Tanz ist wirklich wunderhübsch. Das heißt, die Leuchter tanzen nicht, und die Mäd- chen tanzen eigentlich auch nicht. Wie man's nehmen will. Die Eine steht mit dem linken, die Andere mit dem rechten Fuß, jede auf einem großen vergoldeten Leuchter. Jhre beiden andern Beine schweben in der
Straße zu Fuͤßen geſtuͤrzt waͤr’! Aber ich huͤtete mich wohl.“
Den 11. Juni.
„Geſtern ſind wir Abends in der Vorſtellung des Herrn Michaletto Sanchez geweſen: Madame Si- monelli, Madame Laura und ich. Beinah’ waͤr’ ich zuruͤckgeblieben. Jch war in meiner gewoͤhnlichen Tracht und wollte die Frauen als Diener geleiten. Das war auch der Frau Mutter ganz recht. Laura jedoch beſtand darauf, daß ich die hohen Stiefeln und kurze Jacke ablegen, und den braunen Tuchrock an- ziehen mußte, den ich mir fuͤr die Kirche hab’ machen laſſen. Jch mußte mich auch neben ihnen hinſetzen. So lange die drei Sanchez’ſchen Maͤdchen arbeiteten, ließ mich Madame Amelot nicht aus den Augen. Jch mag wohl ſehr kurioſe Geſichter gemacht haben, vor Erſtaunen.
Der Leuchter-Tanz iſt wirklich wunderhuͤbſch. Das heißt, die Leuchter tanzen nicht, und die Maͤd- chen tanzen eigentlich auch nicht. Wie man’s nehmen will. Die Eine ſteht mit dem linken, die Andere mit dem rechten Fuß, jede auf einem großen vergoldeten Leuchter. Jhre beiden andern Beine ſchweben in der
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Straße zu Fuͤßen geſtuͤrzt waͤr’! Aber ich huͤtete mich
wohl.“
Den 11. Juni.
„Geſtern ſind wir Abends in der Vorſtellung des
Herrn Michaletto Sanchez geweſen: Madame Si-
monelli, Madame Laura und ich. Beinah’ waͤr’ ich
zuruͤckgeblieben. Jch war in meiner gewoͤhnlichen
Tracht und wollte die Frauen als Diener geleiten.
Das war auch der Frau Mutter ganz recht. Laura
jedoch beſtand darauf, daß ich die hohen Stiefeln und
kurze Jacke ablegen, und den braunen Tuchrock an-
ziehen mußte, den ich mir fuͤr die Kirche hab’ machen
laſſen. Jch mußte mich auch neben ihnen hinſetzen.
So lange die drei Sanchez’ſchen Maͤdchen arbeiteten,
ließ mich Madame Amelot nicht aus den Augen. Jch
mag wohl ſehr kurioſe Geſichter gemacht haben, vor
Erſtaunen.
Der Leuchter-Tanz iſt wirklich wunderhuͤbſch.
Das heißt, die Leuchter tanzen nicht, und die Maͤd-
chen tanzen eigentlich auch nicht. Wie man’s nehmen
will. Die Eine ſteht mit dem linken, die Andere mit
dem rechten Fuß, jede auf einem großen vergoldeten
Leuchter. Jhre beiden andern Beine ſchweben in der
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/302>, abgerufen am 17.05.2024.
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