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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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am offenen Grabe. Er redete nur wenig zum
Andenken der Verstorbenen; doch dies Wenige scheint
mir eigenthümlich genug, damit es hier ein Plätzchen
finde!

Jch habe, -- so lautete die Trauerrede für Anton's
Großmutter, -- jetzt eben meinen ältesten Gönner
und hohen Freund, unsern gnädigen Grundherren,
zur ewigen Ruhe eingesegnet, indem ich für selbigen,
kraft meines Amtes als berufener und verordneter
Diener Gottes, die Gnade des Himmels erflehete und
barmherzige Verzeihung Alles dessen, was menschlich-
sündhaft an ihm gewesen. Er ist gestorben, ohne
seinen Frieden mit der Ewigkeit abzuschließen; darum
ist sein Ende mir ein zweifacher Schmerz.

Hier dagegen stehen wir am Grabe einer so red-
lichen, sanften, verständigen und dabei bescheidenen
Frau, daß ihr Beispiel Allen empfohlen werden kann,
die noch auf Erden wandeln. Während sie hier unter
uns lebte hat niemand eine böse Rede, ein hartes
Wort von ihr gehört, niemand eine üble That von
ihr gesehen. Wie sie lebte ist sie gestorben, im frohen
Vertrauen auf die ewige Macht, welche Alles leitet
und lenkt.

Sie hat einen Enkel hinterlassen, der ihrer würdig

am offenen Grabe. Er redete nur wenig zum
Andenken der Verſtorbenen; doch dies Wenige ſcheint
mir eigenthuͤmlich genug, damit es hier ein Plaͤtzchen
finde!

Jch habe, — ſo lautete die Trauerrede fuͤr Anton’s
Großmutter, — jetzt eben meinen aͤlteſten Goͤnner
und hohen Freund, unſern gnaͤdigen Grundherren,
zur ewigen Ruhe eingeſegnet, indem ich fuͤr ſelbigen,
kraft meines Amtes als berufener und verordneter
Diener Gottes, die Gnade des Himmels erflehete und
barmherzige Verzeihung Alles deſſen, was menſchlich-
ſuͤndhaft an ihm geweſen. Er iſt geſtorben, ohne
ſeinen Frieden mit der Ewigkeit abzuſchließen; darum
iſt ſein Ende mir ein zweifacher Schmerz.

Hier dagegen ſtehen wir am Grabe einer ſo red-
lichen, ſanften, verſtaͤndigen und dabei beſcheidenen
Frau, daß ihr Beiſpiel Allen empfohlen werden kann,
die noch auf Erden wandeln. Waͤhrend ſie hier unter
uns lebte hat niemand eine boͤſe Rede, ein hartes
Wort von ihr gehoͤrt, niemand eine uͤble That von
ihr geſehen. Wie ſie lebte iſt ſie geſtorben, im frohen
Vertrauen auf die ewige Macht, welche Alles leitet
und lenkt.

Sie hat einen Enkel hinterlaſſen, der ihrer wuͤrdig

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[208/0224] am offenen Grabe. Er redete nur wenig zum Andenken der Verſtorbenen; doch dies Wenige ſcheint mir eigenthuͤmlich genug, damit es hier ein Plaͤtzchen finde! Jch habe, — ſo lautete die Trauerrede fuͤr Anton’s Großmutter, — jetzt eben meinen aͤlteſten Goͤnner und hohen Freund, unſern gnaͤdigen Grundherren, zur ewigen Ruhe eingeſegnet, indem ich fuͤr ſelbigen, kraft meines Amtes als berufener und verordneter Diener Gottes, die Gnade des Himmels erflehete und barmherzige Verzeihung Alles deſſen, was menſchlich- ſuͤndhaft an ihm geweſen. Er iſt geſtorben, ohne ſeinen Frieden mit der Ewigkeit abzuſchließen; darum iſt ſein Ende mir ein zweifacher Schmerz. Hier dagegen ſtehen wir am Grabe einer ſo red- lichen, ſanften, verſtaͤndigen und dabei beſcheidenen Frau, daß ihr Beiſpiel Allen empfohlen werden kann, die noch auf Erden wandeln. Waͤhrend ſie hier unter uns lebte hat niemand eine boͤſe Rede, ein hartes Wort von ihr gehoͤrt, niemand eine uͤble That von ihr geſehen. Wie ſie lebte iſt ſie geſtorben, im frohen Vertrauen auf die ewige Macht, welche Alles leitet und lenkt. Sie hat einen Enkel hinterlaſſen, der ihrer wuͤrdig

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/224>, abgerufen am 25.11.2024.