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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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schwarzes Pflaster im Gesicht, -- Pastor's Magd
mit der Stalllaterne, -- diese drei Paare tanzten,
sobald er die Augen zu schließen versuchte, einen
Walzer um ihn her, wozu er selbst auf Carino's
Geige aufspielen mußte; dann wollten seine Finger
nicht gehorchen und das Bemühen, sie zu regen,
weckte ihn aus schon begonnenem Schlafe immer
wieder auf. Vergaß er sich und suchte er durch einen
tiefgeschöpften, seufzerähnlichen Athemzug die Brust
zu erleichtern, fragte Großmutter aus ihrem Stübchen
in die Kammer hinein: Schläfst Du Anton? Wo-
rauf er jedesmal, sie zufrieden stellend erwiederte:
"Ja, Groß mutter, sehr gut!"

Wie ungeduldig heftete sich sein blaues Auge an's
Fensterlein neben der Lagerstätte, die Nacht da
draußen zu befragen, ob sie denn nicht bald dem
lieben Tage Raum gönnen wolle, damit man zur
Arbeit schreiten und sich an ihr zerstreuen könne?
Denn bei Nacht durft' er nicht aufbleiben, das litt
Mutter Goksch durchaus nicht.

Eine Nacht nun wollte gar kein Ende nehmen.
Zweimal schon hatten finstere, quälende Träume,
wie der Alp drückend, ihn erweckt und noch keine
Spur von Morgendämmerung! Da wendet er sich

ſchwarzes Pflaſter im Geſicht, — Paſtor’s Magd
mit der Stalllaterne, — dieſe drei Paare tanzten,
ſobald er die Augen zu ſchließen verſuchte, einen
Walzer um ihn her, wozu er ſelbſt auf Carino’s
Geige aufſpielen mußte; dann wollten ſeine Finger
nicht gehorchen und das Bemuͤhen, ſie zu regen,
weckte ihn aus ſchon begonnenem Schlafe immer
wieder auf. Vergaß er ſich und ſuchte er durch einen
tiefgeſchoͤpften, ſeufzeraͤhnlichen Athemzug die Bruſt
zu erleichtern, fragte Großmutter aus ihrem Stuͤbchen
in die Kammer hinein: Schlaͤfſt Du Anton? Wo-
rauf er jedesmal, ſie zufrieden ſtellend erwiederte:
„Ja, Groß mutter, ſehr gut!“

Wie ungeduldig heftete ſich ſein blaues Auge an’s
Fenſterlein neben der Lagerſtaͤtte, die Nacht da
draußen zu befragen, ob ſie denn nicht bald dem
lieben Tage Raum goͤnnen wolle, damit man zur
Arbeit ſchreiten und ſich an ihr zerſtreuen koͤnne?
Denn bei Nacht durft’ er nicht aufbleiben, das litt
Mutter Gokſch durchaus nicht.

Eine Nacht nun wollte gar kein Ende nehmen.
Zweimal ſchon hatten finſtere, quaͤlende Traͤume,
wie der Alp druͤckend, ihn erweckt und noch keine
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[162/0178] ſchwarzes Pflaſter im Geſicht, — Paſtor’s Magd mit der Stalllaterne, — dieſe drei Paare tanzten, ſobald er die Augen zu ſchließen verſuchte, einen Walzer um ihn her, wozu er ſelbſt auf Carino’s Geige aufſpielen mußte; dann wollten ſeine Finger nicht gehorchen und das Bemuͤhen, ſie zu regen, weckte ihn aus ſchon begonnenem Schlafe immer wieder auf. Vergaß er ſich und ſuchte er durch einen tiefgeſchoͤpften, ſeufzeraͤhnlichen Athemzug die Bruſt zu erleichtern, fragte Großmutter aus ihrem Stuͤbchen in die Kammer hinein: Schlaͤfſt Du Anton? Wo- rauf er jedesmal, ſie zufrieden ſtellend erwiederte: „Ja, Groß mutter, ſehr gut!“ Wie ungeduldig heftete ſich ſein blaues Auge an’s Fenſterlein neben der Lagerſtaͤtte, die Nacht da draußen zu befragen, ob ſie denn nicht bald dem lieben Tage Raum goͤnnen wolle, damit man zur Arbeit ſchreiten und ſich an ihr zerſtreuen koͤnne? Denn bei Nacht durft’ er nicht aufbleiben, das litt Mutter Gokſch durchaus nicht. Eine Nacht nun wollte gar kein Ende nehmen. Zweimal ſchon hatten finſtere, quaͤlende Traͤume, wie der Alp druͤckend, ihn erweckt und noch keine Spur von Morgendaͤmmerung! Da wendet er ſich

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/178>, abgerufen am 22.11.2024.