Jugend überreif an männlicher Würde, in elegantester Kleidung, sich stets vom Umgang aller Mitschüler fern gehalten und ohne durch Unfreundlichkeit im All- gemeinen zu beleidigen, doch im Einzelnen jede ver- trauliche Annäherung von sich gewiesen hatte. Er war die Perle in der Krone guter, musterhafter Schü- ler, das Vorbild der obersten Klasse, der Jnbegriff reiner, feiner Sitten, der Stolz seines stolzen, über- reichen Vaters. Alle Lehrer des Gymnasiums ver- einten sich bei jeglicher Konferenz zum Preise des jungen van der Helfft, und überstimmten die jedesmal wiederkehrende Aeußerung eines alten, ziemlich unter- geordneten Schulkollegen, der nichts mehr dozirte, als ein Bischen Naturwissenschaft und Physik, der gewissermaßen nur das Gnadenbrot als Lehrer genoß, der jedoch ein eigenthümlich-humoristischer Kauz war. Dieser pflegte jede Lob- und Preis-Hymne, welche der Chor der Professoren auf den jungen van der Helfft anstimmte, mit den Worten zu schließen: wenn er nur ein Einzigesmal einen dummen Streich machen möchte! Als nun der Direktor der gelehrten Schule, ärgerlich über solch' unlehrerhaftes Begehren, endlich fragte: was denn, Herr Kollega, meinen Sie eigent- lich mit diesem seltsamen Wunsche? Da brach der
Jugend uͤberreif an maͤnnlicher Wuͤrde, in eleganteſter Kleidung, ſich ſtets vom Umgang aller Mitſchuͤler fern gehalten und ohne durch Unfreundlichkeit im All- gemeinen zu beleidigen, doch im Einzelnen jede ver- trauliche Annaͤherung von ſich gewieſen hatte. Er war die Perle in der Krone guter, muſterhafter Schuͤ- ler, das Vorbild der oberſten Klaſſe, der Jnbegriff reiner, feiner Sitten, der Stolz ſeines ſtolzen, uͤber- reichen Vaters. Alle Lehrer des Gymnaſiums ver- einten ſich bei jeglicher Konferenz zum Preiſe des jungen van der Helfft, und uͤberſtimmten die jedesmal wiederkehrende Aeußerung eines alten, ziemlich unter- geordneten Schulkollegen, der nichts mehr dozirte, als ein Bischen Naturwiſſenſchaft und Phyſik, der gewiſſermaßen nur das Gnadenbrot als Lehrer genoß, der jedoch ein eigenthuͤmlich-humoriſtiſcher Kauz war. Dieſer pflegte jede Lob- und Preis-Hymne, welche der Chor der Profeſſoren auf den jungen van der Helfft anſtimmte, mit den Worten zu ſchließen: wenn er nur ein Einzigesmal einen dummen Streich machen moͤchte! Als nun der Direktor der gelehrten Schule, aͤrgerlich uͤber ſolch’ unlehrerhaftes Begehren, endlich fragte: was denn, Herr Kollega, meinen Sie eigent- lich mit dieſem ſeltſamen Wunſche? Da brach der
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Jugend uͤberreif an maͤnnlicher Wuͤrde, in eleganteſter
Kleidung, ſich ſtets vom Umgang aller Mitſchuͤler
fern gehalten und ohne durch Unfreundlichkeit im All-
gemeinen zu beleidigen, doch im Einzelnen jede ver-
trauliche Annaͤherung von ſich gewieſen hatte. Er
war die Perle in der Krone guter, muſterhafter Schuͤ-
ler, das Vorbild der oberſten Klaſſe, der Jnbegriff
reiner, feiner Sitten, der Stolz ſeines ſtolzen, uͤber-
reichen Vaters. Alle Lehrer des Gymnaſiums ver-
einten ſich bei jeglicher Konferenz zum Preiſe des
jungen van der Helfft, und uͤberſtimmten die jedesmal
wiederkehrende Aeußerung eines alten, ziemlich unter-
geordneten Schulkollegen, der nichts mehr dozirte,
als ein Bischen Naturwiſſenſchaft und Phyſik, der
gewiſſermaßen nur das Gnadenbrot als Lehrer genoß,
der jedoch ein eigenthuͤmlich-humoriſtiſcher Kauz war.
Dieſer pflegte jede Lob- und Preis-Hymne, welche
der Chor der Profeſſoren auf den jungen van der
Helfft anſtimmte, mit den Worten zu ſchließen: wenn
er nur ein Einzigesmal einen dummen Streich machen
moͤchte! Als nun der Direktor der gelehrten Schule,
aͤrgerlich uͤber ſolch’ unlehrerhaftes Begehren, endlich
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/138>, abgerufen am 23.11.2024.
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