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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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"Heute, zum Feierabend, mit obrigkeitlicher
Bewilligung, bei'm Wirthshause im Oberdorfe,
wird die Schauspieler-Truppe des großen Samuel
aufführen zum allererstenmale das Leben und un-
schuldige Leiden der Pfalzgräfin Genoveva; ein
schönes auferbauliches Schaustück; keine Puppen,
lauter lebendige Menschen. Der Anfang ist um
acht Uhr. Männer bezahlen einen Groschen, Wei-
ber einen halben, Kinder drei Pfennige, ganz kleine
Kinder bringen ein Ei. Es wird niemanden nicht
gereuen, denn so was Schönes hat er noch niemalen
gesehen und wird es nicht sehen, so lange das Dorf
steht. Jmmer heran, ihr Leute, wem's nicht gefällt,
kriegt sein Geld retur!"

Der Ton dieser Stimme kam Anton bekannt vor;
er hatte ihn gehört und wußte doch nicht, von wem?
Er trat an's Fenster. Er sah den Trommelschläger,
wie er gerade auf's Neue wirbelnd weiter zog. Möcht'
ich doch schwören, sprach er kopfschüttelnd, das sei der
schwarze Wolfgang? Doch wie käme der unter die
Komödianten? Aber nun muß ich auf jeden Fall
hingehen und zuschauen.

Und er ging. --

Jch habe die Aufführung, von welcher hier die

„Heute, zum Feierabend, mit obrigkeitlicher
Bewilligung, bei’m Wirthshauſe im Oberdorfe,
wird die Schauſpieler-Truppe des großen Samuel
auffuͤhren zum allererſtenmale das Leben und un-
ſchuldige Leiden der Pfalzgraͤfin Genoveva; ein
ſchoͤnes auferbauliches Schauſtuͤck; keine Puppen,
lauter lebendige Menſchen. Der Anfang iſt um
acht Uhr. Maͤnner bezahlen einen Groſchen, Wei-
ber einen halben, Kinder drei Pfennige, ganz kleine
Kinder bringen ein Ei. Es wird niemanden nicht
gereuen, denn ſo was Schoͤnes hat er noch niemalen
geſehen und wird es nicht ſehen, ſo lange das Dorf
ſteht. Jmmer heran, ihr Leute, wem’s nicht gefaͤllt,
kriegt ſein Geld retur!“

Der Ton dieſer Stimme kam Anton bekannt vor;
er hatte ihn gehoͤrt und wußte doch nicht, von wem?
Er trat an’s Fenſter. Er ſah den Trommelſchlaͤger,
wie er gerade auf’s Neue wirbelnd weiter zog. Moͤcht’
ich doch ſchwoͤren, ſprach er kopfſchuͤttelnd, das ſei der
ſchwarze Wolfgang? Doch wie kaͤme der unter die
Komoͤdianten? Aber nun muß ich auf jeden Fall
hingehen und zuſchauen.

Und er ging. —

Jch habe die Auffuͤhrung, von welcher hier die

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[101/0117] „Heute, zum Feierabend, mit obrigkeitlicher Bewilligung, bei’m Wirthshauſe im Oberdorfe, wird die Schauſpieler-Truppe des großen Samuel auffuͤhren zum allererſtenmale das Leben und un- ſchuldige Leiden der Pfalzgraͤfin Genoveva; ein ſchoͤnes auferbauliches Schauſtuͤck; keine Puppen, lauter lebendige Menſchen. Der Anfang iſt um acht Uhr. Maͤnner bezahlen einen Groſchen, Wei- ber einen halben, Kinder drei Pfennige, ganz kleine Kinder bringen ein Ei. Es wird niemanden nicht gereuen, denn ſo was Schoͤnes hat er noch niemalen geſehen und wird es nicht ſehen, ſo lange das Dorf ſteht. Jmmer heran, ihr Leute, wem’s nicht gefaͤllt, kriegt ſein Geld retur!“ Der Ton dieſer Stimme kam Anton bekannt vor; er hatte ihn gehoͤrt und wußte doch nicht, von wem? Er trat an’s Fenſter. Er ſah den Trommelſchlaͤger, wie er gerade auf’s Neue wirbelnd weiter zog. Moͤcht’ ich doch ſchwoͤren, ſprach er kopfſchuͤttelnd, das ſei der ſchwarze Wolfgang? Doch wie kaͤme der unter die Komoͤdianten? Aber nun muß ich auf jeden Fall hingehen und zuſchauen. Und er ging. — Jch habe die Auffuͤhrung, von welcher hier die

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/117>, abgerufen am 22.11.2024.