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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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kauft werden. Versuchen Sie das einmal! Es soll
Jhnen schwer fallen.

Es hilft Jhnen nichts mehr; wird mein Buch scharf
getadelt, Sie müssen ihn tragen helfen, den Tadel.

Wie streng' aber die Kritik damit verfahre, Eines
kann sie ihm nicht abstreiten: die Wahrheit; die innere
Wahrheit der Charaktere, wie die äußere der Begeben-
heiten. Diese ist vorhanden, weil kein Mensch im
Romane auftritt, den ich nicht gekannt, beobachtet habe;
kein Ereigniß geschieht, welches nicht ein erlebtes wäre.
Ob Namen verändert, oder entstellt? Ob Städte und
Dörfer absichtlich falsch bezeichnet sind? Darauf kommt
es nicht an. Wenn nur die Personen für lebendige
Wesen mit Fleisch und Blut gelten. Wenn der Ver-
fasser nur selbst an sie glaubte, da er sie in Bewegung
setzte! Und das that ich. Das thu' ich noch. Von
dieser Seite fürcht' ich nichts.

Eben so wenig fürcht' ich die Kritik, wenn sie mich
von Oben herab über die Wahl des Stoffes hart anlas-
sen will. Gegen diese Vorwürfe bin ich gewaffnet;
mein Schild ist des Buches Titel. Wer die "Vaga-
bunden" von mir geschrieben in die Hand nimmt,
muß wissen, was er zu erwarten hat. Um den Stab
darüber zu brechen, braucht man es gar nicht erst zu

kauft werden. Verſuchen Sie das einmal! Es ſoll
Jhnen ſchwer fallen.

Es hilft Jhnen nichts mehr; wird mein Buch ſcharf
getadelt, Sie müſſen ihn tragen helfen, den Tadel.

Wie ſtreng’ aber die Kritik damit verfahre, Eines
kann ſie ihm nicht abſtreiten: die Wahrheit; die innere
Wahrheit der Charaktere, wie die äußere der Begeben-
heiten. Dieſe iſt vorhanden, weil kein Menſch im
Romane auftritt, den ich nicht gekannt, beobachtet habe;
kein Ereigniß geſchieht, welches nicht ein erlebtes wäre.
Ob Namen verändert, oder entſtellt? Ob Städte und
Dörfer abſichtlich falſch bezeichnet ſind? Darauf kommt
es nicht an. Wenn nur die Perſonen für lebendige
Weſen mit Fleiſch und Blut gelten. Wenn der Ver-
faſſer nur ſelbſt an ſie glaubte, da er ſie in Bewegung
ſetzte! Und das that ich. Das thu’ ich noch. Von
dieſer Seite fürcht’ ich nichts.

Eben ſo wenig fürcht’ ich die Kritik, wenn ſie mich
von Oben herab über die Wahl des Stoffes hart anlaſ-
ſen will. Gegen dieſe Vorwürfe bin ich gewaffnet;
mein Schild iſt des Buches Titel. Wer die „Vaga-
bunden“ von mir geſchrieben in die Hand nimmt,
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[XI/0011] kauft werden. Verſuchen Sie das einmal! Es ſoll Jhnen ſchwer fallen. Es hilft Jhnen nichts mehr; wird mein Buch ſcharf getadelt, Sie müſſen ihn tragen helfen, den Tadel. Wie ſtreng’ aber die Kritik damit verfahre, Eines kann ſie ihm nicht abſtreiten: die Wahrheit; die innere Wahrheit der Charaktere, wie die äußere der Begeben- heiten. Dieſe iſt vorhanden, weil kein Menſch im Romane auftritt, den ich nicht gekannt, beobachtet habe; kein Ereigniß geſchieht, welches nicht ein erlebtes wäre. Ob Namen verändert, oder entſtellt? Ob Städte und Dörfer abſichtlich falſch bezeichnet ſind? Darauf kommt es nicht an. Wenn nur die Perſonen für lebendige Weſen mit Fleiſch und Blut gelten. Wenn der Ver- faſſer nur ſelbſt an ſie glaubte, da er ſie in Bewegung ſetzte! Und das that ich. Das thu’ ich noch. Von dieſer Seite fürcht’ ich nichts. Eben ſo wenig fürcht’ ich die Kritik, wenn ſie mich von Oben herab über die Wahl des Stoffes hart anlaſ- ſen will. Gegen dieſe Vorwürfe bin ich gewaffnet; mein Schild iſt des Buches Titel. Wer die „Vaga- bunden“ von mir geſchrieben in die Hand nimmt, muß wiſſen, was er zu erwarten hat. Um den Stab darüber zu brechen, braucht man es gar nicht erſt zu

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/11>, abgerufen am 29.03.2024.