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Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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V.

Mehr als fünfundzwanzig Jahre sind vergangen. Vater Tiesel und Mutter Grittel modern längst neben Muhme Wawerle. Magdalene ist im Wochenbett gestorben, und wo Friederike, die mit einem Abenteurer davonlief, ihr Ende genommen, hat Niemand genau erfahren.

In G. aber lebt als Professor an der Hochschule ein sehr geachteter Sprachforscher und Literarhistoriker mit Namen Gustav Tiesel.

Sollte dieser wohl Wawerle's lieber Gustel sein? Das Alter trifft ebenfalls zu, denn er hat jetzt im Jahre Achtzehnhunderteinundvierzig sein zweiundvierzigstes Jahr zurückgelegt. Er ist verheirathet mit einer stillen, leidenden Frau, die ihn anbetet und von ihm liebevoll behandelt wird. Sie haben nur Ein Kind, eine Tochter. Babet heißt dieses junge, freundliche Mädchen. Wenn der Professor am zärtlichsten mit ihr ist, ruft er sie Wawerle.

Die guten Leute leben eingeschränkt. Er hat sich mit all' seinem Wissen lange als Privatdocent, noch länger als außerordentlicher Professor herumquälen müssen. Erst vor einigen Jahren ist es ihm gelungen, den Ruf als Ordinarius nach G. zu erlangen; aber mit mehr als mäßiger Einnahme. Und Collegiengelder, welche der Tochter Ausstattung decken sollten, mangeln gänzlich. Die Herren Commilitonen haben

V.

Mehr als fünfundzwanzig Jahre sind vergangen. Vater Tiesel und Mutter Grittel modern längst neben Muhme Wawerle. Magdalene ist im Wochenbett gestorben, und wo Friederike, die mit einem Abenteurer davonlief, ihr Ende genommen, hat Niemand genau erfahren.

In G. aber lebt als Professor an der Hochschule ein sehr geachteter Sprachforscher und Literarhistoriker mit Namen Gustav Tiesel.

Sollte dieser wohl Wawerle's lieber Gustel sein? Das Alter trifft ebenfalls zu, denn er hat jetzt im Jahre Achtzehnhunderteinundvierzig sein zweiundvierzigstes Jahr zurückgelegt. Er ist verheirathet mit einer stillen, leidenden Frau, die ihn anbetet und von ihm liebevoll behandelt wird. Sie haben nur Ein Kind, eine Tochter. Babet heißt dieses junge, freundliche Mädchen. Wenn der Professor am zärtlichsten mit ihr ist, ruft er sie Wawerle.

Die guten Leute leben eingeschränkt. Er hat sich mit all' seinem Wissen lange als Privatdocent, noch länger als außerordentlicher Professor herumquälen müssen. Erst vor einigen Jahren ist es ihm gelungen, den Ruf als Ordinarius nach G. zu erlangen; aber mit mehr als mäßiger Einnahme. Und Collegiengelder, welche der Tochter Ausstattung decken sollten, mangeln gänzlich. Die Herren Commilitonen haben

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[0035] V. Mehr als fünfundzwanzig Jahre sind vergangen. Vater Tiesel und Mutter Grittel modern längst neben Muhme Wawerle. Magdalene ist im Wochenbett gestorben, und wo Friederike, die mit einem Abenteurer davonlief, ihr Ende genommen, hat Niemand genau erfahren. In G. aber lebt als Professor an der Hochschule ein sehr geachteter Sprachforscher und Literarhistoriker mit Namen Gustav Tiesel. Sollte dieser wohl Wawerle's lieber Gustel sein? Das Alter trifft ebenfalls zu, denn er hat jetzt im Jahre Achtzehnhunderteinundvierzig sein zweiundvierzigstes Jahr zurückgelegt. Er ist verheirathet mit einer stillen, leidenden Frau, die ihn anbetet und von ihm liebevoll behandelt wird. Sie haben nur Ein Kind, eine Tochter. Babet heißt dieses junge, freundliche Mädchen. Wenn der Professor am zärtlichsten mit ihr ist, ruft er sie Wawerle. Die guten Leute leben eingeschränkt. Er hat sich mit all' seinem Wissen lange als Privatdocent, noch länger als außerordentlicher Professor herumquälen müssen. Erst vor einigen Jahren ist es ihm gelungen, den Ruf als Ordinarius nach G. zu erlangen; aber mit mehr als mäßiger Einnahme. Und Collegiengelder, welche der Tochter Ausstattung decken sollten, mangeln gänzlich. Die Herren Commilitonen haben

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:49:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_saloppel_1910/35>, abgerufen am 24.11.2024.