Die Schlange ist ihr Feind/ und soll sich das Wisel wider derselben Gifft und Biß mit Rauten verwahren; sein Bälglein/ sonderlich der weissen/ wird für ein son- derbares Amuletum gebraucht; die Geschwulst/ so von ihrem Hauchen und Anblasen herkommt/ wieder zu legen/ wann mans damit bestreicht/ oder mit einem Bißlein davon beräuchert.
Das Blut/ wann es also frisch von dem Wisel auf- gefangen/ und zween Unzen schwer einem/ der die hin- fallende Kranckheit hat/ gegeben wird/ soll ein herrliches bewährtes Mittel darwider seyn/ und sagt Horatius Augenius in suis Consultationibus de Epilepsia cu- randa: Er habe einen Menschen von dieser Kranckheit curirt gesehen/ der es schon 25 Jahr gehabt hat; dafür soll auch sein Aschen/ wann es gebrannt wird/ gut seyn; ein Hauswisel ausgeweidnet/ besenget/ eingesaltzen/ und im Schatten gedörrt/ hernach gepulvert/ und dessen zwey Quintel im Wein getruncken/ ist dienlich für aller- ley Schlangen-Gifft/ sonderlich/ wann es mit Rauten- Safft vermischt wird; sein Hirn gedörrt/ und in Essig getruncken/ vertreibt die Frayß/ das soll auch leisten seine Leber/ die Gall davon gethan/ und nüchtern drey Tage nacheinander in convenienti vehiculo gebraucht/ man muß es stracks/ wann er merckt/ daß der Paroxysmus kommen will/ einnehmen; die Lung soll für alle Zustän- de der Lungen tauglich seyn.
Jhr Koth riecht ein wenig nach Biesem; Hollerius sagt: Genitale Viverrae, quadam proprietate sua juvat difficulter mingentes; welches aber von den Jl- tissen zu verstehen.
Das Wisel in einem irrdenen Geschirr zu Aschen gebrannt/ mit Essig angestrichen/ soll gut seyn zum Po- dagra/ wie Gesnerus bezeuget.
Der Jgeln giebt es zweyerley Gattungen/ Hunds- Jgel und Säu-Jgel/ welche eine spitzigere Goschen haben/ sie haben die Gailen inwendig im Leib/ concum- bunt corpore in altum erecto, & ventribus invicem applicatis, sie werden gar feist/ und sagt Aristoteles, [Spaltenumbruch]
daß sie ein Jahr lang ohne Speise leben mögen/ sonder- lich den Winter durch/ machen sie ihnen in ihre Hölen Better/ und schlaffen daselbst; die Oeffnungen macht er gegen den Nord- und Südwind/ und braucht sich des ersten im Sommer/ und des andern im Winter/ sie fressen allerley Obst/ werden leichtlich zahm/ und trin- cken gern Milch/ essen auch Fleisch/ Brod/ und was man ihnen fürgiebt.
Wann er sich fürchtet/ macht er sich zusamm in eine stachlichte Kugel/ daß man weder Kopf/ Bauch/ noch Füsse sihet/ und wann man ihn angreifft/ so bewegt er die Stacheln mit einem Pfnauß/ den angreiffenden zu verletzen/ aufs wenigst mag ihm kein Hund beykom- men; der Fuchs aber besprengt ihn mit seinem stincken- den Harm/ daß er sich aufthun/ und ihm zum Raub und Speise dienen muß; er wohnet gern in dicken Ge- hägen/ Zäunen und Weingärten/ im Winter schlieft er in hohle Bäume/ thut in den Weinbergen grossen Schaden an den Trauben/ die er seinen Jungen zuträgt; sie wissen auch vorher/ wann Ungewitter kommen will/ und verbergen sich; soll auch eine sonderbare Feindschafft mit der Schlangen haben/ die/ wann sie ihn umschlingt/ durch seine Stacheln todt gestochen wird.
Den Jgel zu Aschen gebrannt/ ist gut für die wüsten alten Schäden/ und lässet kein wildes Fleisch wachsen/ soll auch gut für die Fisteln seyn; seine Galle vertreibt die Wartzen; sein Miltz gedörrt und gepulvert/ ist bewährt denen/ die am Miltz leiden.
Die Haut zu Pulver gebrannt/ und der Aschen da- von getruncken/ ist denen heilsam/ die nur Tröpfelwei- se zu harnen/ von der Dysuria geplagt werden/ wie Loys Guyon, Sieur de la Nauche en ses diverses Le- cons. lib. 3. chap. 6. bezeuget: Decoctum carnis Echi- ni seu Erinacei Hydropicis est utilissimum, urinam enim pellit. Frequens id esse in Scania remedii ge- nus, & certa experientia probatum, schreibt D. Thom. Barthelin. in Actis Hafniensibus, Volum. 1. Observ. 20.
Cap. LXXVIII. Von den Bären.
[Spaltenumbruch]
DJe Alten haben vorgegeben/ der Bär habe/ an statt der Jungen/ nur ein unformliches Stuck Fleisch/ das belecke er erstlich mit seiner Zungen/ biß die Glieder eine Gestalt gewinnen/ wie auch Ovidius be- zeuget:
Nec catulus partu, quem reddidit. Ursa recenti; Sed male viva caro est, Lambendo Mater in ar- tus Fingit, & in formam, quantam cupit, ipsa re- ducit.
Da doch Jacobus Dalechampius durch die Erfahrung/ indem er eine gejagte todte Bärin aufgeschnitten/ und ihre Jungen mit vollkommenen Gliedmassen darinnen gefunden/ das Widerspiel erwiesen; und so ein grim- miges böses Thier es ist/ wann es alt worden/ so hold- selig/ geschertzig und artlich sind die Jungen/ wann sie erst etliche Wochen alt sind. Jhre Speise ist allerhand Obst/ allerley Zugemüß/ Hönig/ Ameissen/ Würmer/ frisches und stinckendes Fleisch/ auch Fisch und Kreb- sen; Es ist ein geiles Thier/ daß man auch Exempel [Spaltenumbruch]
hat/ daß sie mit Weibsbildern zugehalten. Jhre Brunst ist im December/ währet 14 Tage/ coeunt more hu- mano, wann sie tragend worden/ verstecken sie sich; Jonston schreibt/ sie tragen nicht mehr als 30 Tag/ und gebären eins/ zween/ und aufs meiste fünffe. Sie ha- ben die Musica lieb; der Bär gehet mit dem Rucken voran in seine Höle/ daß man glauben solle/ er sey her- aus und nicht hinein gegangen; sie schlaffen eine lange Zeit in ihren Löchern/ und wo ihnen diese mangeln/ ma- chen sie aus allerhand Baum-Aesten und Laubwerck ein solches wolbewahrtes und verdecktes Nest/ daß we- der Kälte noch Wind hinein dringen kan.
Denckwürdig ist/ was der Author der neuesten Beschreibung von alt- und neuen Groenland fol. 81. schreibet/ daß die weissen Bären in denselbigen kalten Ländern/ sowol im Wasser/ als auf dem Land leben/ und also unter die Amphibia zu rechnen sind/ und sagt/ es seyen derer vielmehr/ die sich im Wasser/ als auf dem Lande aufhalten/ man sehe sie offt in voller See dahin schwimmen/ und auf die grossen Eysschollen klettern;
Jtem
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Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch]
Die Schlange iſt ihr Feind/ und ſoll ſich das Wiſel wider derſelben Gifft und Biß mit Rauten verwahren; ſein Baͤlglein/ ſonderlich der weiſſen/ wird fuͤr ein ſon- derbares Amuletum gebraucht; die Geſchwulſt/ ſo von ihrem Hauchen und Anblaſen herkommt/ wieder zu legen/ wann mans damit beſtreicht/ oder mit einem Bißlein davon beraͤuchert.
Das Blut/ wann es alſo friſch von dem Wiſel auf- gefangen/ und zween Unzen ſchwer einem/ der die hin- fallende Kranckheit hat/ gegeben wird/ ſoll ein herrliches bewaͤhrtes Mittel darwider ſeyn/ und ſagt Horatius Augenius in ſuis Conſultationibus de Epilepſiâ cu- randâ: Er habe einen Menſchen von dieſer Kranckheit curirt geſehen/ der es ſchon 25 Jahr gehabt hat; dafuͤr ſoll auch ſein Aſchen/ wann es gebrannt wird/ gut ſeyn; ein Hauswiſel ausgeweidnet/ beſenget/ eingeſaltzen/ und im Schatten gedoͤrrt/ hernach gepulvert/ und deſſen zwey Quintel im Wein getruncken/ iſt dienlich fuͤr aller- ley Schlangen-Gifft/ ſonderlich/ wann es mit Rauten- Safft vermiſcht wird; ſein Hirn gedoͤrrt/ und in Eſſig getruncken/ vertreibt die Frayß/ das ſoll auch leiſten ſeine Leber/ die Gall davon gethan/ und nuͤchtern drey Tage nacheinander in convenienti vehiculo gebraucht/ man muß es ſtracks/ wann er merckt/ daß der Paroxyſmus kommen will/ einnehmen; die Lung ſoll fuͤr alle Zuſtaͤn- de der Lungen tauglich ſeyn.
Jhr Koth riecht ein wenig nach Bieſem; Hollerius ſagt: Genitale Viverræ, quâdam proprietate ſuâ juvat difficulter mingentes; welches aber von den Jl- tiſſen zu verſtehen.
Das Wiſel in einem irrdenen Geſchirr zu Aſchen gebrannt/ mit Eſſig angeſtrichen/ ſoll gut ſeyn zum Po- dagra/ wie Geſnerus bezeuget.
Der Jgeln giebt es zweyerley Gattungen/ Hunds- Jgel und Saͤu-Jgel/ welche eine ſpitzigere Goſchen haben/ ſie haben die Gailen inwendig im Leib/ concum- bunt corpore in altum erecto, & ventribus invicem applicatis, ſie werden gar feiſt/ und ſagt Ariſtoteles, [Spaltenumbruch]
daß ſie ein Jahr lang ohne Speiſe leben moͤgen/ ſonder- lich den Winter durch/ machen ſie ihnen in ihre Hoͤlen Better/ und ſchlaffen daſelbſt; die Oeffnungen macht er gegen den Nord- und Suͤdwind/ und braucht ſich des erſten im Sommer/ und des andern im Winter/ ſie freſſen allerley Obſt/ werden leichtlich zahm/ und trin- cken gern Milch/ eſſen auch Fleiſch/ Brod/ und was man ihnen fuͤrgiebt.
Wann er ſich fuͤrchtet/ macht er ſich zuſamm in eine ſtachlichte Kugel/ daß man weder Kopf/ Bauch/ noch Fuͤſſe ſihet/ und wann man ihn angreifft/ ſo bewegt er die Stacheln mit einem Pfnauß/ den angreiffenden zu verletzen/ aufs wenigſt mag ihm kein Hund beykom- men; der Fuchs aber beſprengt ihn mit ſeinem ſtincken- den Harm/ daß er ſich aufthun/ und ihm zum Raub und Speiſe dienen muß; er wohnet gern in dicken Ge- haͤgen/ Zaͤunen und Weingaͤrten/ im Winter ſchlieft er in hohle Baͤume/ thut in den Weinbergen groſſen Schaden an den Trauben/ die er ſeinen Jungen zutraͤgt; ſie wiſſen auch vorher/ wann Ungewitter kommen will/ und verbergen ſich; ſoll auch eine ſonderbare Feindſchafft mit der Schlangen haben/ die/ wann ſie ihn umſchlingt/ durch ſeine Stacheln todt geſtochen wird.
Den Jgel zu Aſchen gebrannt/ iſt gut fuͤr die wuͤſten alten Schaͤden/ und laͤſſet kein wildes Fleiſch wachſen/ ſoll auch gut fuͤr die Fiſteln ſeyn; ſeine Galle vertreibt die Wartzen; ſein Miltz gedoͤrrt und gepulvert/ iſt bewaͤhrt denen/ die am Miltz leiden.
Die Haut zu Pulver gebrannt/ und der Aſchen da- von getruncken/ iſt denen heilſam/ die nur Troͤpfelwei- ſe zu harnen/ von der Dyſuriâ geplagt werden/ wie Loys Guyon, Sieur de la Nauche en ſes diverſes Le- çons. lib. 3. chap. 6. bezeuget: Decoctum carnis Echi- ni ſeu Erinacei Hydropicis eſt utilisſimum, urinam enim pellit. Frequens id eſſe in Scania remedii ge- nus, & certâ experientiâ probatum, ſchreibt D. Thom. Barthelin. in Actis Hafnienſibus, Volum. 1. Obſerv. 20.
Cap. LXXVIII. Von den Baͤren.
[Spaltenumbruch]
DJe Alten haben voꝛgegeben/ deꝛ Baͤr habe/ an ſtatt der Jungen/ nur ein unformliches Stuck Fleiſch/ das belecke er erſtlich mit ſeiner Zungen/ biß die Glieder eine Geſtalt gewinnen/ wie auch Ovidius be- zeuget:
Nec catulus partu, quem reddidit. Urſa recenti; Sed malè viva caro eſt, Lambendo Mater in ar- tus Fingit, & in formam, quantam cupit, ipſa re- ducit.
Da doch Jacobus Dalechampius durch die Erfahrung/ indem er eine gejagte todte Baͤrin aufgeſchnitten/ und ihre Jungen mit vollkommenen Gliedmaſſen darinnen gefunden/ das Widerſpiel erwieſen; und ſo ein grim- miges boͤſes Thier es iſt/ wann es alt worden/ ſo hold- ſelig/ geſchertzig und artlich ſind die Jungen/ wann ſie erſt etliche Wochen alt ſind. Jhre Speiſe iſt allerhand Obſt/ allerley Zugemuͤß/ Hoͤnig/ Ameiſſen/ Wuͤrmer/ friſches und ſtinckendes Fleiſch/ auch Fiſch und Kreb- ſen; Es iſt ein geiles Thier/ daß man auch Exempel [Spaltenumbruch]
hat/ daß ſie mit Weibsbildern zugehalten. Jhre Brunſt iſt im December/ waͤhret 14 Tage/ coëunt more hu- mano, wann ſie tragend worden/ verſtecken ſie ſich; Jonſton ſchreibt/ ſie tragen nicht mehr als 30 Tag/ und gebaͤren eins/ zween/ und aufs meiſte fuͤnffe. Sie ha- ben die Muſica lieb; der Baͤr gehet mit dem Rucken voran in ſeine Hoͤle/ daß man glauben ſolle/ er ſey her- aus und nicht hinein gegangen; ſie ſchlaffen eine lange Zeit in ihren Loͤchern/ und wo ihnen dieſe mangeln/ ma- chen ſie aus allerhand Baum-Aeſten und Laubwerck ein ſolches wolbewahrtes und verdecktes Neſt/ daß we- der Kaͤlte noch Wind hinein dringen kan.
Denckwuͤrdig iſt/ was der Author der neueſten Beſchreibung von alt- und neuen Groenland fol. 81. ſchreibet/ daß die weiſſen Baͤren in denſelbigen kalten Laͤndern/ ſowol im Waſſer/ als auf dem Land leben/ und alſo unter die Amphibia zu rechnen ſind/ und ſagt/ es ſeyen derer vielmehr/ die ſich im Waſſer/ als auf dem Lande aufhalten/ man ſehe ſie offt in voller See dahin ſchwimmen/ und auf die groſſen Eysſchollen klettern;
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[641/0659]
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Die Schlange iſt ihr Feind/ und ſoll ſich das Wiſel
wider derſelben Gifft und Biß mit Rauten verwahren;
ſein Baͤlglein/ ſonderlich der weiſſen/ wird fuͤr ein ſon-
derbares Amuletum gebraucht; die Geſchwulſt/ ſo
von ihrem Hauchen und Anblaſen herkommt/ wieder zu
legen/ wann mans damit beſtreicht/ oder mit einem
Bißlein davon beraͤuchert.
Das Blut/ wann es alſo friſch von dem Wiſel auf-
gefangen/ und zween Unzen ſchwer einem/ der die hin-
fallende Kranckheit hat/ gegeben wird/ ſoll ein herrliches
bewaͤhrtes Mittel darwider ſeyn/ und ſagt Horatius
Augenius in ſuis Conſultationibus de Epilepſiâ cu-
randâ: Er habe einen Menſchen von dieſer Kranckheit
curirt geſehen/ der es ſchon 25 Jahr gehabt hat; dafuͤr
ſoll auch ſein Aſchen/ wann es gebrannt wird/ gut ſeyn;
ein Hauswiſel ausgeweidnet/ beſenget/ eingeſaltzen/
und im Schatten gedoͤrrt/ hernach gepulvert/ und deſſen
zwey Quintel im Wein getruncken/ iſt dienlich fuͤr aller-
ley Schlangen-Gifft/ ſonderlich/ wann es mit Rauten-
Safft vermiſcht wird; ſein Hirn gedoͤrrt/ und in Eſſig
getruncken/ vertreibt die Frayß/ das ſoll auch leiſten ſeine
Leber/ die Gall davon gethan/ und nuͤchtern drey Tage
nacheinander in convenienti vehiculo gebraucht/ man
muß es ſtracks/ wann er merckt/ daß der Paroxyſmus
kommen will/ einnehmen; die Lung ſoll fuͤr alle Zuſtaͤn-
de der Lungen tauglich ſeyn.
Jhr Koth riecht ein wenig nach Bieſem; Hollerius
ſagt: Genitale Viverræ, quâdam proprietate ſuâ
juvat difficulter mingentes; welches aber von den Jl-
tiſſen zu verſtehen.
Das Wiſel in einem irrdenen Geſchirr zu Aſchen
gebrannt/ mit Eſſig angeſtrichen/ ſoll gut ſeyn zum Po-
dagra/ wie Geſnerus bezeuget.
Der Jgeln giebt es zweyerley Gattungen/ Hunds-
Jgel und Saͤu-Jgel/ welche eine ſpitzigere Goſchen
haben/ ſie haben die Gailen inwendig im Leib/ concum-
bunt corpore in altum erecto, & ventribus invicem
applicatis, ſie werden gar feiſt/ und ſagt Ariſtoteles,
daß ſie ein Jahr lang ohne Speiſe leben moͤgen/ ſonder-
lich den Winter durch/ machen ſie ihnen in ihre Hoͤlen
Better/ und ſchlaffen daſelbſt; die Oeffnungen macht
er gegen den Nord- und Suͤdwind/ und braucht ſich des
erſten im Sommer/ und des andern im Winter/ ſie
freſſen allerley Obſt/ werden leichtlich zahm/ und trin-
cken gern Milch/ eſſen auch Fleiſch/ Brod/ und was man
ihnen fuͤrgiebt.
Wann er ſich fuͤrchtet/ macht er ſich zuſamm in eine
ſtachlichte Kugel/ daß man weder Kopf/ Bauch/ noch
Fuͤſſe ſihet/ und wann man ihn angreifft/ ſo bewegt er
die Stacheln mit einem Pfnauß/ den angreiffenden zu
verletzen/ aufs wenigſt mag ihm kein Hund beykom-
men; der Fuchs aber beſprengt ihn mit ſeinem ſtincken-
den Harm/ daß er ſich aufthun/ und ihm zum Raub
und Speiſe dienen muß; er wohnet gern in dicken Ge-
haͤgen/ Zaͤunen und Weingaͤrten/ im Winter ſchlieft
er in hohle Baͤume/ thut in den Weinbergen groſſen
Schaden an den Trauben/ die er ſeinen Jungen zutraͤgt;
ſie wiſſen auch vorher/ wann Ungewitter kommen will/
und verbergen ſich; ſoll auch eine ſonderbare Feindſchafft
mit der Schlangen haben/ die/ wann ſie ihn umſchlingt/
durch ſeine Stacheln todt geſtochen wird.
Den Jgel zu Aſchen gebrannt/ iſt gut fuͤr die wuͤſten
alten Schaͤden/ und laͤſſet kein wildes Fleiſch wachſen/
ſoll auch gut fuͤr die Fiſteln ſeyn; ſeine Galle vertreibt die
Wartzen; ſein Miltz gedoͤrrt und gepulvert/ iſt bewaͤhrt
denen/ die am Miltz leiden.
Die Haut zu Pulver gebrannt/ und der Aſchen da-
von getruncken/ iſt denen heilſam/ die nur Troͤpfelwei-
ſe zu harnen/ von der Dyſuriâ geplagt werden/ wie
Loys Guyon, Sieur de la Nauche en ſes diverſes Le-
çons. lib. 3. chap. 6. bezeuget: Decoctum carnis Echi-
ni ſeu Erinacei Hydropicis eſt utilisſimum, urinam
enim pellit. Frequens id eſſe in Scania remedii ge-
nus, & certâ experientiâ probatum, ſchreibt D.
Thom. Barthelin. in Actis Hafnienſibus, Volum. 1.
Obſerv. 20.
Cap. LXXVIII.
Von den Baͤren.
DJe Alten haben voꝛgegeben/ deꝛ Baͤr habe/ an ſtatt
der Jungen/ nur ein unformliches Stuck Fleiſch/
das belecke er erſtlich mit ſeiner Zungen/ biß die
Glieder eine Geſtalt gewinnen/ wie auch Ovidius be-
zeuget:
Nec catulus partu, quem reddidit. Urſa recenti;
Sed malè viva caro eſt, Lambendo Mater in ar-
tus
Fingit, & in formam, quantam cupit, ipſa re-
ducit.
Da doch Jacobus Dalechampius durch die Erfahrung/
indem er eine gejagte todte Baͤrin aufgeſchnitten/ und
ihre Jungen mit vollkommenen Gliedmaſſen darinnen
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miges boͤſes Thier es iſt/ wann es alt worden/ ſo hold-
ſelig/ geſchertzig und artlich ſind die Jungen/ wann ſie
erſt etliche Wochen alt ſind. Jhre Speiſe iſt allerhand
Obſt/ allerley Zugemuͤß/ Hoͤnig/ Ameiſſen/ Wuͤrmer/
friſches und ſtinckendes Fleiſch/ auch Fiſch und Kreb-
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iſt im December/ waͤhret 14 Tage/ coëunt more hu-
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Jonſton ſchreibt/ ſie tragen nicht mehr als 30 Tag/ und
gebaͤren eins/ zween/ und aufs meiſte fuͤnffe. Sie ha-
ben die Muſica lieb; der Baͤr gehet mit dem Rucken
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aus und nicht hinein gegangen; ſie ſchlaffen eine lange
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chen ſie aus allerhand Baum-Aeſten und Laubwerck
ein ſolches wolbewahrtes und verdecktes Neſt/ daß we-
der Kaͤlte noch Wind hinein dringen kan.
Denckwuͤrdig iſt/ was der Author der neueſten
Beſchreibung von alt- und neuen Groenland fol. 81.
ſchreibet/ daß die weiſſen Baͤren in denſelbigen kalten
Laͤndern/ ſowol im Waſſer/ als auf dem Land leben/
und alſo unter die Amphibia zu rechnen ſind/ und ſagt/
es ſeyen derer vielmehr/ die ſich im Waſſer/ als auf dem
Lande aufhalten/ man ſehe ſie offt in voller See dahin
ſchwimmen/ und auf die groſſen Eysſchollen klettern;
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/659>, abgerufen am 16.07.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.