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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Flüssen/ macht eine gute Gedächtnus/ und den Schwin-
del zu vertreiben/ siedet man diesen Schwamm/ mit an-
dern Haubtkräutern/ in einer Laugen/ und zwagt das
Haubt damit.

Das Hartz davon wird an statt des Terpentins ge-
braucht/ zwey Loth davon eingenommen/ befördert den
Stulgang/ abstergirt/ treibt/ eröffnet/ heilt zusam-
men/ ziehet an sich/ bekommt den Schwindsüchtigen
wol; wann man offt und viel davon leckt/ erledigt es die
Brust von den faulen Feuchtigkeiten/ reinigt zugleich die
Nieren und die Blasen/ und vertreibt den Stein; mit
Campher vermischet/ stillet es den Saamfluß/ heilet
alle Kretzen und Räudigkeit.

Jm Sommer durchbohren sie diesen Baum mit ei-
nem Näbinger biß zum Marck/ so fliesst ein schönes köst-
liches Hartz heraus/ so an der Farb dem Hönig gleich
ist/ bleibt zähe/ und wird nicht dicke.

[Spaltenumbruch]

Lerchenhartz für sich selbst/ oder mit Hönig/ wie ei-
ne Latwerge/ eingenommen/ ist gut wider die Husten/
und reiniget die Brust von den groben Schleimen.

Jn der Schweitz/ wie Bauhinus bey Tabernae-
montano
bezeuget/ werden Spanbetter daraus ge-
macht/ darinnen sie liegen/ soll gut wider den Aussatz
seyn/ auch sieden sie die frischen Zweige im Bad/ oder
distilliren ein Wasser daraus/ so sie darfür brauchen.
Die Blätter zerstossen und übergelegt/ lindern die ent-
zündeten Wunden; in Essig gesotten/ und die Brühe
warm in dem Munde gehalten/ lindert das Zahn-
wehe.

Die Rinden von diesem Baum/ mit Schuster-
schwärtze zerstossen/ heilet die Schäden/ so weiter um
sich fressen; Jtem die Rinden zerstossen mit Silberglett
und Weyrauch vermischet/ ist denen gut/ so den Wolff
aufgeritten haben/ es heilet auch die Geschwer der Haut/
wann man das Pulver darein streuet.

Cap. XXIX.
Von Eschen- und Birckenbäumen.
[Spaltenumbruch]

ESchenbaum/ Fraxinus, hat schöne gleich gegen-
einander über stehende subtil-ausgekerbte Blät-
ter/ wächset gern auf den Bergen/ und in den
Wäldern/ auch wol an den Wegen und Bächen/ giebt
die besten Stiel in die Hauen und Aexten/ Karst und
Schaufeln. Jst eine Art davon dem gemeinen Eschen-
oder auch dem Escheritzenbaum fast gleich/ deren Früch-
te rothe Traubenweise zusammgestoppelte rothe Beer-
lein sind/ ins gemein Vogelbeer genannt. Tabernae-
montanus
nennet es sorbum sylvestrem; Dodonaeus
Fraxinum aucupariam,
und werden diese Beer ge-
braucht/ den Troscheln/ Amseln und Kranwethsvögeln
auf die Mäschen zu querdern.

Der gemeine Eschenbaum aber wird etwas grösser/
hat eine weisse haarichte Blühe/ die Frucht steckt in klei-
nen langen aufgespitzten Hülsen/ in der Frucht liegt ein
kleiner Kern verschlossen gleich einem Haberkörnlein/ roth/
hart/ scharff und bitter/ in der Apotheken Lingua avis
genannt. Die Wurtzel ist dick/ und breitet sich weit aus
in dem Erdreich. Diß Holtz/ weil es schön gerade auf
wächset/ wird zu Spiessen und Piquen genommen/ ist
einer hitzigen und trockenen Natur/ vertheilet/ abstergi-
ret und reiniget/ macht subtil/ widerstehet dem Gifft/
und ist den Schlangen so gehässig/ daß sie auch seinen
Schatten nicht gedulten können/ darum soll auch der aus
den Blättern gepresste Safft mit Wein getruncken/ gut
für der Vipern und Nattern Biß seyn.

Der aus den zarten Sprößlein gedruckte Safft ist
wider das Gifft eine bewährte Artzney/ wie Durantes
meldet; dienet gleichfalls auch zu der Wassersucht/ und
macht/ eine Zeitlang getruncken/ die übermässig-fette
Leiber rahner und schmähler.

Das gesottene Wasser von der Rinden benimmt
dem Miltz seine Geschwulst und Grösse/ und eröffnet die
Verstopfungen der Leber/ welches auch geschiehet/ wann
man aus einem von solchem Holtz gemachtem Geschirr
trincket/ und es täglich zu seinem Trinckgeschirr brauchet.

D. Weber in seinen curiosen Discursen schreibt:
Wann ein neugebohrnes Kind dreymal nacheinander in
einer Muldern von Eschenholtz gebadet wird/ soll es seine
[Spaltenumbruch] Lebens-Tag von der Frayß befreyet seyn. Wann man
in beeden Händen Stücklein von Eschenholtz hat/ biß sie
erwarmen/ so stellen sie das Blut dermassen/ daß auch
vom Schröpfen kein Tröpflein Blut fliesset/ biß man
solches Holtz wieder hinweg wirfft; diß (sagt er) habe
ein Franciscaner probirt/ und bewährt befunden.

Aus dem Eschenbaum (wie auch aus dem weissen
Elixenbaum) wird das Wundholtz gemacht/ das alle
frische Wunden heilen soll.

Die Zeit betreffende/ wollen etliche/ man soll es
um die erste Stund/ wann die Sonn in den Löwen tritt;
Andere/ wann der Mond in der Jungfrau ist/ um 12
Uhr nach Mitternacht/ fällen/ und diß könne man alle
Monat verrichten/ sey auch genug/ wann man zu An-
fang gemeldter Stund nur einen oder drey Hieb in den
Ast thue/ doch muß er noch selben Tag gefället werden;
Andere wollen/ es soll am Charfreytag; Andere/ am Tag
8. Johannis Baptistae, vor Aufgang der Sonnen ge-
schehen/ dabey doch einige Superstition mit unterzulauf-
fen scheinet.

Viel sind der Meynung/ das Holtz habe die Tu-
gend/ Wunden zu heilen und Blut zu stellen/ von Na-
tur an sich/ und dörfe keiner Tagwehlerey/ wann es nur
im Früling/ wann der Baum voller Blätter/ und im
wachsenden Monden geschehe. Das ist gewiß/ wann
einer verwundet ist/ und man den Schaden alsobald/
weil er noch frisch ist und blutet/ mit diesem Holtz bestrei-
chet; wie auch/ wann mans haben kan/ die Waffen/ da-
mit er beschädigt worden/ oder solches gar in ein solches
Holtz stecket/ so läst es nicht geschweren/ und darff man
den Schaden nur mit frischem Wasser auswaschen/ so
heilet er schön aus.

Auch kan man die Geschwulsten an Menschen und
Viehe mit diesem Holtz bestreichen/ oder Geschwer und
Gewächse/ auch den Rucken der Kinder/ die anfangen
wollen bucklicht zu werden.

Jtem kan man die Blätter von diesem zu rechter
Zeit geschlagenem Holtz ausbrennen/ das ist auch tem-
pore pestis
gut/ ein Löffel voll dieses Wassers täglich
nüchtern eingenommen/ praeservirt auf 24 Stunde.

Das

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Fluͤſſen/ macht eine gute Gedaͤchtnus/ und den Schwin-
del zu vertreiben/ ſiedet man dieſen Schwamm/ mit an-
dern Haubtkraͤutern/ in einer Laugen/ und zwagt das
Haubt damit.

Das Hartz davon wird an ſtatt des Terpentins ge-
braucht/ zwey Loth davon eingenommen/ befoͤrdert den
Stulgang/ abſtergirt/ treibt/ eroͤffnet/ heilt zuſam-
men/ ziehet an ſich/ bekommt den Schwindſuͤchtigen
wol; wann man offt und viel davon leckt/ erledigt es die
Bruſt von den faulen Feuchtigkeiten/ reinigt zugleich die
Nieren und die Blaſen/ und vertreibt den Stein; mit
Campher vermiſchet/ ſtillet es den Saamfluß/ heilet
alle Kretzen und Raͤudigkeit.

Jm Sommer durchbohren ſie dieſen Baum mit ei-
nem Naͤbinger biß zum Marck/ ſo flieſſt ein ſchoͤnes koͤſt-
liches Hartz heraus/ ſo an der Farb dem Hoͤnig gleich
iſt/ bleibt zaͤhe/ und wird nicht dicke.

[Spaltenumbruch]

Lerchenhartz fuͤr ſich ſelbſt/ oder mit Hoͤnig/ wie ei-
ne Latwerge/ eingenommen/ iſt gut wider die Huſten/
und reiniget die Bruſt von den groben Schleimen.

Jn der Schweitz/ wie Bauhinus bey Tabernæ-
montano
bezeuget/ werden Spanbetter daraus ge-
macht/ darinnen ſie liegen/ ſoll gut wider den Ausſatz
ſeyn/ auch ſieden ſie die friſchen Zweige im Bad/ oder
diſtilliren ein Waſſer daraus/ ſo ſie darfuͤr brauchen.
Die Blaͤtter zerſtoſſen und uͤbergelegt/ lindern die ent-
zuͤndeten Wunden; in Eſſig geſotten/ und die Bruͤhe
warm in dem Munde gehalten/ lindert das Zahn-
wehe.

Die Rinden von dieſem Baum/ mit Schuſter-
ſchwaͤrtze zerſtoſſen/ heilet die Schaͤden/ ſo weiter um
ſich freſſen; Jtem die Rinden zerſtoſſen mit Silberglett
und Weyrauch vermiſchet/ iſt denen gut/ ſo den Wolff
aufgeritten haben/ es heilet auch die Geſchwer der Haut/
wann man das Pulver darein ſtreuet.

Cap. XXIX.
Von Eſchen- und Birckenbaͤumen.
[Spaltenumbruch]

ESchenbaum/ Fraxinus, hat ſchoͤne gleich gegen-
einander uͤber ſtehende ſubtil-ausgekerbte Blaͤt-
ter/ waͤchſet gern auf den Bergen/ und in den
Waͤldern/ auch wol an den Wegen und Baͤchen/ giebt
die beſten Stiel in die Hauen und Aexten/ Karſt und
Schaufeln. Jſt eine Art davon dem gemeinen Eſchen-
oder auch dem Eſcheritzenbaum faſt gleich/ deren Fruͤch-
te rothe Traubenweiſe zuſammgeſtoppelte rothe Beer-
lein ſind/ ins gemein Vogelbeer genannt. Tabernæ-
montanus
nennet es ſorbum ſylveſtrem; Dodonæus
Fraxinum aucupariam,
und werden dieſe Beer ge-
braucht/ den Troſcheln/ Amſeln und Kranwethsvoͤgeln
auf die Maͤſchen zu querdern.

Der gemeine Eſchenbaum aber wird etwas groͤſſer/
hat eine weiſſe haarichte Bluͤhe/ die Frucht ſteckt in klei-
nen langen aufgeſpitzten Huͤlſen/ in der Frucht liegt ein
kleiner Kern veꝛſchloſſen gleich einem Haberkoͤrnlein/ roth/
hart/ ſcharff und bitter/ in der Apotheken Lingua avis
genannt. Die Wurtzel iſt dick/ und breitet ſich weit aus
in dem Erdreich. Diß Holtz/ weil es ſchoͤn gerade auf
waͤchſet/ wird zu Spieſſen und Piquen genommen/ iſt
einer hitzigen und trockenen Natur/ vertheilet/ abſtergi-
ret und reiniget/ macht ſubtil/ widerſtehet dem Gifft/
und iſt den Schlangen ſo gehaͤſſig/ daß ſie auch ſeinen
Schatten nicht gedulten koͤnnen/ darum ſoll auch der aus
den Blaͤttern gepreſſte Safft mit Wein getruncken/ gut
fuͤr der Vipern und Nattern Biß ſeyn.

Der aus den zarten Sproͤßlein gedruckte Safft iſt
wider das Gifft eine bewaͤhrte Artzney/ wie Durantes
meldet; dienet gleichfalls auch zu der Waſſerſucht/ und
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Leiber rahner und ſchmaͤhler.

Das geſottene Waſſer von der Rinden benimmt
dem Miltz ſeine Geſchwulſt und Groͤſſe/ und eroͤffnet die
Verſtopfungen der Leber/ welches auch geſchiehet/ wann
man aus einem von ſolchem Holtz gemachtem Geſchirr
trincket/ und es taͤglich zu ſeinem Trinckgeſchirr brauchet.

D. Weber in ſeinen curioſen Diſcurſen ſchreibt:
Wann ein neugebohrnes Kind dreymal nacheinander in
einer Muldern von Eſchenholtz gebadet wird/ ſoll es ſeine
[Spaltenumbruch] Lebens-Tag von der Frayß befreyet ſeyn. Wann man
in beeden Haͤnden Stuͤcklein von Eſchenholtz hat/ biß ſie
erwarmen/ ſo ſtellen ſie das Blut dermaſſen/ daß auch
vom Schroͤpfen kein Troͤpflein Blut flieſſet/ biß man
ſolches Holtz wieder hinweg wirfft; diß (ſagt er) habe
ein Franciſcaner probirt/ und bewaͤhrt befunden.

Aus dem Eſchenbaum (wie auch aus dem weiſſen
Elixenbaum) wird das Wundholtz gemacht/ das alle
friſche Wunden heilen ſoll.

Die Zeit betreffende/ wollen etliche/ man ſoll es
um die erſte Stund/ wann die Sonn in den Loͤwen tritt;
Andere/ wann der Mond in der Jungfrau iſt/ um 12
Uhr nach Mitternacht/ faͤllen/ und diß koͤnne man alle
Monat verrichten/ ſey auch genug/ wann man zu An-
fang gemeldter Stund nur einen oder drey Hieb in den
Aſt thue/ doch muß er noch ſelben Tag gefaͤllet werden;
Andere wollen/ es ſoll am Charfreytag; Andere/ am Tag
8. Johannis Baptiſtæ, vor Aufgang der Sonnen ge-
ſchehen/ dabey doch einige Superſtition mit unterzulauf-
fen ſcheinet.

Viel ſind der Meynung/ das Holtz habe die Tu-
gend/ Wunden zu heilen und Blut zu ſtellen/ von Na-
tur an ſich/ und doͤrfe keiner Tagwehlerey/ wann es nur
im Fruͤling/ wann der Baum voller Blaͤtter/ und im
wachſenden Monden geſchehe. Das iſt gewiß/ wann
einer verwundet iſt/ und man den Schaden alſobald/
weil er noch friſch iſt und blutet/ mit dieſem Holtz beſtrei-
chet; wie auch/ wann mans haben kan/ die Waffen/ da-
mit er beſchaͤdigt worden/ oder ſolches gar in ein ſolches
Holtz ſtecket/ ſo laͤſt es nicht geſchweren/ und darff man
den Schaden nur mit friſchem Waſſer auswaſchen/ ſo
heilet er ſchoͤn aus.

Auch kan man die Geſchwulſten an Menſchen und
Viehe mit dieſem Holtz beſtreichen/ oder Geſchwer und
Gewaͤchſe/ auch den Rucken der Kinder/ die anfangen
wollen bucklicht zu werden.

Jtem kan man die Blaͤtter von dieſem zu rechter
Zeit geſchlagenem Holtz ausbrennen/ das iſt auch tem-
pore peſtis
gut/ ein Loͤffel voll dieſes Waſſers taͤglich
nuͤchtern eingenommen/ præſervirt auf 24 Stunde.

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[588/0606] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Fluͤſſen/ macht eine gute Gedaͤchtnus/ und den Schwin- del zu vertreiben/ ſiedet man dieſen Schwamm/ mit an- dern Haubtkraͤutern/ in einer Laugen/ und zwagt das Haubt damit. Das Hartz davon wird an ſtatt des Terpentins ge- braucht/ zwey Loth davon eingenommen/ befoͤrdert den Stulgang/ abſtergirt/ treibt/ eroͤffnet/ heilt zuſam- men/ ziehet an ſich/ bekommt den Schwindſuͤchtigen wol; wann man offt und viel davon leckt/ erledigt es die Bruſt von den faulen Feuchtigkeiten/ reinigt zugleich die Nieren und die Blaſen/ und vertreibt den Stein; mit Campher vermiſchet/ ſtillet es den Saamfluß/ heilet alle Kretzen und Raͤudigkeit. Jm Sommer durchbohren ſie dieſen Baum mit ei- nem Naͤbinger biß zum Marck/ ſo flieſſt ein ſchoͤnes koͤſt- liches Hartz heraus/ ſo an der Farb dem Hoͤnig gleich iſt/ bleibt zaͤhe/ und wird nicht dicke. Lerchenhartz fuͤr ſich ſelbſt/ oder mit Hoͤnig/ wie ei- ne Latwerge/ eingenommen/ iſt gut wider die Huſten/ und reiniget die Bruſt von den groben Schleimen. Jn der Schweitz/ wie Bauhinus bey Tabernæ- montano bezeuget/ werden Spanbetter daraus ge- macht/ darinnen ſie liegen/ ſoll gut wider den Ausſatz ſeyn/ auch ſieden ſie die friſchen Zweige im Bad/ oder diſtilliren ein Waſſer daraus/ ſo ſie darfuͤr brauchen. Die Blaͤtter zerſtoſſen und uͤbergelegt/ lindern die ent- zuͤndeten Wunden; in Eſſig geſotten/ und die Bruͤhe warm in dem Munde gehalten/ lindert das Zahn- wehe. Die Rinden von dieſem Baum/ mit Schuſter- ſchwaͤrtze zerſtoſſen/ heilet die Schaͤden/ ſo weiter um ſich freſſen; Jtem die Rinden zerſtoſſen mit Silberglett und Weyrauch vermiſchet/ iſt denen gut/ ſo den Wolff aufgeritten haben/ es heilet auch die Geſchwer der Haut/ wann man das Pulver darein ſtreuet. Cap. XXIX. Von Eſchen- und Birckenbaͤumen. ESchenbaum/ Fraxinus, hat ſchoͤne gleich gegen- einander uͤber ſtehende ſubtil-ausgekerbte Blaͤt- ter/ waͤchſet gern auf den Bergen/ und in den Waͤldern/ auch wol an den Wegen und Baͤchen/ giebt die beſten Stiel in die Hauen und Aexten/ Karſt und Schaufeln. Jſt eine Art davon dem gemeinen Eſchen- oder auch dem Eſcheritzenbaum faſt gleich/ deren Fruͤch- te rothe Traubenweiſe zuſammgeſtoppelte rothe Beer- lein ſind/ ins gemein Vogelbeer genannt. Tabernæ- montanus nennet es ſorbum ſylveſtrem; Dodonæus Fraxinum aucupariam, und werden dieſe Beer ge- braucht/ den Troſcheln/ Amſeln und Kranwethsvoͤgeln auf die Maͤſchen zu querdern. Der gemeine Eſchenbaum aber wird etwas groͤſſer/ hat eine weiſſe haarichte Bluͤhe/ die Frucht ſteckt in klei- nen langen aufgeſpitzten Huͤlſen/ in der Frucht liegt ein kleiner Kern veꝛſchloſſen gleich einem Haberkoͤrnlein/ roth/ hart/ ſcharff und bitter/ in der Apotheken Lingua avis genannt. Die Wurtzel iſt dick/ und breitet ſich weit aus in dem Erdreich. Diß Holtz/ weil es ſchoͤn gerade auf waͤchſet/ wird zu Spieſſen und Piquen genommen/ iſt einer hitzigen und trockenen Natur/ vertheilet/ abſtergi- ret und reiniget/ macht ſubtil/ widerſtehet dem Gifft/ und iſt den Schlangen ſo gehaͤſſig/ daß ſie auch ſeinen Schatten nicht gedulten koͤnnen/ darum ſoll auch der aus den Blaͤttern gepreſſte Safft mit Wein getruncken/ gut fuͤr der Vipern und Nattern Biß ſeyn. Der aus den zarten Sproͤßlein gedruckte Safft iſt wider das Gifft eine bewaͤhrte Artzney/ wie Durantes meldet; dienet gleichfalls auch zu der Waſſerſucht/ und macht/ eine Zeitlang getruncken/ die uͤbermaͤſſig-fette Leiber rahner und ſchmaͤhler. Das geſottene Waſſer von der Rinden benimmt dem Miltz ſeine Geſchwulſt und Groͤſſe/ und eroͤffnet die Verſtopfungen der Leber/ welches auch geſchiehet/ wann man aus einem von ſolchem Holtz gemachtem Geſchirr trincket/ und es taͤglich zu ſeinem Trinckgeſchirr brauchet. D. Weber in ſeinen curioſen Diſcurſen ſchreibt: Wann ein neugebohrnes Kind dreymal nacheinander in einer Muldern von Eſchenholtz gebadet wird/ ſoll es ſeine Lebens-Tag von der Frayß befreyet ſeyn. Wann man in beeden Haͤnden Stuͤcklein von Eſchenholtz hat/ biß ſie erwarmen/ ſo ſtellen ſie das Blut dermaſſen/ daß auch vom Schroͤpfen kein Troͤpflein Blut flieſſet/ biß man ſolches Holtz wieder hinweg wirfft; diß (ſagt er) habe ein Franciſcaner probirt/ und bewaͤhrt befunden. Aus dem Eſchenbaum (wie auch aus dem weiſſen Elixenbaum) wird das Wundholtz gemacht/ das alle friſche Wunden heilen ſoll. Die Zeit betreffende/ wollen etliche/ man ſoll es um die erſte Stund/ wann die Sonn in den Loͤwen tritt; Andere/ wann der Mond in der Jungfrau iſt/ um 12 Uhr nach Mitternacht/ faͤllen/ und diß koͤnne man alle Monat verrichten/ ſey auch genug/ wann man zu An- fang gemeldter Stund nur einen oder drey Hieb in den Aſt thue/ doch muß er noch ſelben Tag gefaͤllet werden; Andere wollen/ es ſoll am Charfreytag; Andere/ am Tag 8. Johannis Baptiſtæ, vor Aufgang der Sonnen ge- ſchehen/ dabey doch einige Superſtition mit unterzulauf- fen ſcheinet. Viel ſind der Meynung/ das Holtz habe die Tu- gend/ Wunden zu heilen und Blut zu ſtellen/ von Na- tur an ſich/ und doͤrfe keiner Tagwehlerey/ wann es nur im Fruͤling/ wann der Baum voller Blaͤtter/ und im wachſenden Monden geſchehe. Das iſt gewiß/ wann einer verwundet iſt/ und man den Schaden alſobald/ weil er noch friſch iſt und blutet/ mit dieſem Holtz beſtrei- chet; wie auch/ wann mans haben kan/ die Waffen/ da- mit er beſchaͤdigt worden/ oder ſolches gar in ein ſolches Holtz ſtecket/ ſo laͤſt es nicht geſchweren/ und darff man den Schaden nur mit friſchem Waſſer auswaſchen/ ſo heilet er ſchoͤn aus. Auch kan man die Geſchwulſten an Menſchen und Viehe mit dieſem Holtz beſtreichen/ oder Geſchwer und Gewaͤchſe/ auch den Rucken der Kinder/ die anfangen wollen bucklicht zu werden. Jtem kan man die Blaͤtter von dieſem zu rechter Zeit geſchlagenem Holtz ausbrennen/ das iſt auch tem- pore peſtis gut/ ein Loͤffel voll dieſes Waſſers taͤglich nuͤchtern eingenommen/ præſervirt auf 24 Stunde. Das

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/606>, abgerufen am 28.11.2024.