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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] sten. Das Laub/ oder die Rinden für sich selbst ge-
braucht/ oder mit Hönigwasser getruncken/ soll den Le-
bersüchtigen gesund seyn; die Rinden mit rothen Wein
oder Wegrichtwasser getruncken/ stillet den Bauchfluß
und treibet den Urin.

Unsere Fiechten scheinen auch eine Art von den Tan-
nen zu seyn/ sie werden an etlichen Orten weisse Tan-
nen genannt/ haben lange Zapffen/ und darinnen ihren
Saamen; wann die Zapffen im Früling erstesmals
sich weissen/ sind sie subtil schön/ klein/ rothfärbig/ und
sehen aus wie die schönste Blühe/ sind aber nichts als
Parvula rudimenta conorum ex iis formandorum.
Der aus den Zapffen ausgemachte Saame hat ein
starckriechendes Oel in sich/ das auch der Zungen räß
und herb ist; und der gantze erst vom Baum abgebro-
chene Zapffen ist voller Hartz/ und eines guten Geruchs/
wächset gern an kalten Orten/ wie Virgilius 2. Georg.
bekennet:

-- -- -- -- Sceleratum exquirere frigus
Difficile est, piceae tantum, Taxiq; nocentes
Interdum, aut hederae pandunt vestigia nigrae.

Diese Bäume hangen ihre Aeste nicht abwärts wie die
Tannen/ sondern strecken sie übersich/ ist ein Baum vol-
ler Hartz und Pech/ so von diesen Bäumen/ in unsern
Landen am allermeisten gesammlet wird/ ist auch ein
schöner langer gerader Stamm/ der gleichesfalls zu al-
lerley Gebäue gebraucht wird/ ist aber nicht so dauer-
hafftig als der Föhrenbaum.

[Spaltenumbruch]

Der Eibenbaum/ Taxus genennet/ ist an Grös-
se und Gestalt den Tannen nicht unähnlich/ wäch-
set gern in den gebürgigen Gegenden/ bekommt kleine
rothe weinsäfftige Blätter/ das Holtz ist gelb/ adricht/
fest und dauerhafftig/ derwegen zu allerley Arbeit zu ge-
brauchen/ ist einer gifftigen Art; wiewol die Vögel sei-
nen Beeren nachtrachten und sie gerne essen; doch wann
sie die Leute essen/ sollen sie den Durchbruch davon
kriegen.

Castor Durantes sagt/ daß die Blätter von den
Kühen gegessen/ selbige zu erwürgen pflegen. Wenn
man unter dieses Baumes Schatten einschläfft/ wird
man kranck/ oder es ertödtet den Menschen gar; der da-
von gemachte Rauch/ tödtet alle Ratzen und Mäuse.
Dem Baum das Gifft zu benehmen/ schlagen etliche ei-
nen kupffernen Nagel hinein.

Wiewol Lobelius und Petrus Pena in ihren Ad-
versariis
melden/ daß in Engelland die Kinder diese
Beer ohn allen Schaden essen/ sollen eines nicht unlieb-
lichen/ doch etwas bitterlichen Geschmackes seyn; die
Schweine fressen sie daselbst wie die Eycheln/ sagt auch/
sie werden in Engelland bey den Kirchen gepflantzt/ und
hören die Leute unter diesem Schatten die Predigten ohn
Empfindung der ringsten Ungelegenheit. Und wiewol
dieses Baums auch oben (wie auch des folgenden) im
fünfften Buch im 76 Capitel allbereit gedacht worden/
hab ich doch auch hier etwas mehrers davon nicht unbil-
lich melden wollen.

Cap. XXVIII.
Vom Lerchenbaum.
[Spaltenumbruch]

DEr Lerchenbaum ist in unserm Oesterreich nicht
sehr gemein/ wächst aber gerne in den Steyer-
märckischen Gebürgen/ wird ein grosser Baum/
auch mit Blättern und Gestalt den andern Hartzbäumen
nicht fast ungleich/ hat ein hartes Holtz/ mit dicken Rin-
den/ die inwendig roth sind/ umgeben/ bekommt an sei-
nem Stammen viel Aeste/ welche oben fast schwanck
und zähe sind/ wie die Weiden/ gelber Farbe und nicht
unanmuthigen Geruchs; die an den Aesten herum
wachsende Blätter/ sind dicht/ lang und weich/ die Frucht
ist den Cypreß-Nüssen gleich/ doch etwas weicher; die
junge im Früling herfürsprossende Nüßlein sind Pur-
purfarb und eines guten Geruchs. Dieser Baum
wächset allein an kalten Orten/ darum ist er den
Griechen unbekannt gewesen/ wie Lobelius oder Pena
in Adversariis
bezeugen. Verliert seine Blätter im
Winter zuzeiten/ sie hangen an den Aesten gleich wie
Fasen an einem Knopf/ so gegen dem Winter bleich
werden/ meistens abfallen und verdorren/ sein Holtz
ist sehr fest/ sonderlich der Kern/ hat eine röthlichte Far-
be/ ist unter allen Hartzbäumen zu den Gebäuen am
bequemsten.

Denckwürdig ist/ was Plinius lib. 16. cap. 10. von
dieses Baums Holtz schreibet/ daß es weder brenne/
noch zu einer Kohlen werde; und so wenig als ein Stein
kan von des Feuers Gewalt verzehret werden; welches
auch Vitruvius lib. 2. c. 9. bestättiget/ und Palladius
lib 12. t.
15. sagt: Larix utiliffima, ex qua si tubulos
suffigas tegulis in fronte atque extremitate Tecto-
rum, praesidium contra Incendia contulisti. Neque
[Spaltenumbruch] enim flammam recipiunt, aut carbones creare pos-
sunt
. Wiewol es hart zu glauben/ weil etliche das
Widerspiel aus der Erfahrung bejahen. Jch hab es al-
lein hier melden/ und dem günstigen Leser die Proba und
den Ausspruch überlassen wollen.

An diesen Bäumen/ sonderlich wann sie anfangen
zu veralten/ wächset ein weisser/ lucker und weicher
Schwammen/ der in den Apotheken Agaricum ge-
nannt/ und sehr in der Artzney gebraucht wird; zum
Purgiren eingenommen/ ist er wider das Grimmen eine
köstliche Artzney/ ist warm im ersten/ und trocken im an-
dern Grad/ löset ab/ eröffnet die Verstopffung/ zer-
trennet und purgirt/ treibt den groben/ zähen/ kalten
Schleim durch den Stulgang/ treibet auch die Gallen
aus/ sonderlich führt er aus die bösen Feuchtigkeiten/
die sich um den Magen/ Leber/ Miltz/ in der Mutter
und Brust versammlet haben/ dergleichen auch den Un-
rath/ so in den Därmern und im Mesenterio gefunden
wird/ wie Tabernaemontanus bezeuget. Jst eine sichere
Artzney/ und purgirt sänfftiglich/ und nicht zu starck/
darum wird ihm meistentheils Sal gemmae auf andert-
halb Quintel/ Agarici ein Scrupel zugesetzt; Es wer-
den auch in der Apotheken Pillulen davon und Trochisci
zubereitet; der schwartze Lerchenschwamm wird das
Männlein/ und der weisse das Weiblein genannt/ das
für besser gehalten wird.

Der Lerchenschwamm für sich selbst (wie Duran-
tes
bezeuget) zum Mund eingenommen/ erlediget den
Leib von allen Würmern und andern schädlichen Sa-
chen/ stärckt das Hirn/ reinigt das Haubt von allen

Flüssen/
E e e e ij

Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] ſten. Das Laub/ oder die Rinden fuͤr ſich ſelbſt ge-
braucht/ oder mit Hoͤnigwaſſer getruncken/ ſoll den Le-
berſuͤchtigen geſund ſeyn; die Rinden mit rothen Wein
oder Wegrichtwaſſer getruncken/ ſtillet den Bauchfluß
und treibet den Urin.

Unſere Fiechten ſcheinen auch eine Art von den Tan-
nen zu ſeyn/ ſie werden an etlichen Orten weiſſe Tan-
nen genannt/ haben lange Zapffen/ und darinnen ihren
Saamen; wann die Zapffen im Fruͤling erſtesmals
ſich weiſſen/ ſind ſie ſubtil ſchoͤn/ klein/ rothfaͤrbig/ und
ſehen aus wie die ſchoͤnſte Bluͤhe/ ſind aber nichts als
Parvula rudimenta conorum ex iis formandorum.
Der aus den Zapffen ausgemachte Saame hat ein
ſtarckriechendes Oel in ſich/ das auch der Zungen raͤß
und herb iſt; und der gantze erſt vom Baum abgebro-
chene Zapffen iſt voller Hartz/ und eines guten Geruchs/
waͤchſet gern an kalten Orten/ wie Virgilius 2. Georg.
bekennet:

— — — — Sceleratum exquirere frigus
Difficile eſt, piceæ tantum, Taxiq́; nocentes
Interdum, aut hederæ pandunt veſtigia nigræ.

Dieſe Baͤume hangen ihre Aeſte nicht abwaͤrts wie die
Tannen/ ſondern ſtrecken ſie uͤberſich/ iſt ein Baum vol-
ler Hartz und Pech/ ſo von dieſen Baͤumen/ in unſern
Landen am allermeiſten geſammlet wird/ iſt auch ein
ſchoͤner langer gerader Stamm/ der gleichesfalls zu al-
lerley Gebaͤue gebraucht wird/ iſt aber nicht ſo dauer-
hafftig als der Foͤhrenbaum.

[Spaltenumbruch]

Der Eibenbaum/ Taxus genennet/ iſt an Groͤſ-
ſe und Geſtalt den Tannen nicht unaͤhnlich/ waͤch-
ſet gern in den gebuͤrgigen Gegenden/ bekommt kleine
rothe weinſaͤfftige Blaͤtter/ das Holtz iſt gelb/ adricht/
feſt und dauerhafftig/ derwegen zu allerley Arbeit zu ge-
brauchen/ iſt einer gifftigen Art; wiewol die Voͤgel ſei-
nen Beeren nachtrachten und ſie gerne eſſen; doch wann
ſie die Leute eſſen/ ſollen ſie den Durchbruch davon
kriegen.

Caſtor Durantes ſagt/ daß die Blaͤtter von den
Kuͤhen gegeſſen/ ſelbige zu erwuͤrgen pflegen. Wenn
man unter dieſes Baumes Schatten einſchlaͤfft/ wird
man kranck/ oder es ertoͤdtet den Menſchen gar; der da-
von gemachte Rauch/ toͤdtet alle Ratzen und Maͤuſe.
Dem Baum das Gifft zu benehmen/ ſchlagen etliche ei-
nen kupffernen Nagel hinein.

Wiewol Lobelius und Petrus Pena in ihren Ad-
verſariis
melden/ daß in Engelland die Kinder dieſe
Beer ohn allen Schaden eſſen/ ſollen eines nicht unlieb-
lichen/ doch etwas bitterlichen Geſchmackes ſeyn; die
Schweine freſſen ſie daſelbſt wie die Eycheln/ ſagt auch/
ſie werden in Engelland bey den Kirchen gepflantzt/ und
hoͤren die Leute unter dieſem Schatten die Predigten ohn
Empfindung der ringſten Ungelegenheit. Und wiewol
dieſes Baums auch oben (wie auch des folgenden) im
fuͤnfften Buch im 76 Capitel allbereit gedacht worden/
hab ich doch auch hier etwas mehrers davon nicht unbil-
lich melden wollen.

Cap. XXVIII.
Vom Lerchenbaum.
[Spaltenumbruch]

DEr Lerchenbaum iſt in unſerm Oeſterreich nicht
ſehr gemein/ waͤchſt aber gerne in den Steyer-
maͤrckiſchen Gebuͤrgen/ wird ein groſſer Baum/
auch mit Blaͤttern und Geſtalt den andern Hartzbaͤumen
nicht faſt ungleich/ hat ein hartes Holtz/ mit dicken Rin-
den/ die inwendig roth ſind/ umgeben/ bekommt an ſei-
nem Stammen viel Aeſte/ welche oben faſt ſchwanck
und zaͤhe ſind/ wie die Weiden/ gelber Farbe und nicht
unanmuthigen Geruchs; die an den Aeſten herum
wachſende Blaͤtter/ ſind dicht/ lang und weich/ die Frucht
iſt den Cypreß-Nuͤſſen gleich/ doch etwas weicher; die
junge im Fruͤling herfuͤrſproſſende Nuͤßlein ſind Pur-
purfarb und eines guten Geruchs. Dieſer Baum
waͤchſet allein an kalten Orten/ darum iſt er den
Griechen unbekannt geweſen/ wie Lobelius oder Pena
in Adverſariis
bezeugen. Verliert ſeine Blaͤtter im
Winter zuzeiten/ ſie hangen an den Aeſten gleich wie
Faſen an einem Knopf/ ſo gegen dem Winter bleich
werden/ meiſtens abfallen und verdorren/ ſein Holtz
iſt ſehr feſt/ ſonderlich der Kern/ hat eine roͤthlichte Far-
be/ iſt unter allen Hartzbaͤumen zu den Gebaͤuen am
bequemſten.

Denckwuͤrdig iſt/ was Plinius lib. 16. cap. 10. von
dieſes Baums Holtz ſchreibet/ daß es weder brenne/
noch zu einer Kohlen werde; und ſo wenig als ein Stein
kan von des Feuers Gewalt verzehret werden; welches
auch Vitruvius lib. 2. c. 9. beſtaͤttiget/ und Palladius
lib 12. t.
15. ſagt: Larix utiliffima, ex quâ ſi tubulos
ſuffigas tegulis in fronte atq́ue extremitate Tecto-
rum, præſidium contra Incendiâ contuliſti. Neq́ue
[Spaltenumbruch] enim flammam recipiunt, aut carbones creare poſ-
ſunt
. Wiewol es hart zu glauben/ weil etliche das
Widerſpiel aus der Erfahrung bejahen. Jch hab es al-
lein hier melden/ und dem guͤnſtigen Leſer die Proba und
den Ausſpruch uͤberlaſſen wollen.

An dieſen Baͤumen/ ſonderlich wann ſie anfangen
zu veralten/ waͤchſet ein weiſſer/ lucker und weicher
Schwammen/ der in den Apotheken Agaricum ge-
nannt/ und ſehr in der Artzney gebraucht wird; zum
Purgiren eingenommen/ iſt er wider das Grimmen eine
koͤſtliche Artzney/ iſt warm im erſten/ und trocken im an-
dern Grad/ loͤſet ab/ eroͤffnet die Verſtopffung/ zer-
trennet und purgirt/ treibt den groben/ zaͤhen/ kalten
Schleim durch den Stulgang/ treibet auch die Gallen
aus/ ſonderlich fuͤhrt er aus die boͤſen Feuchtigkeiten/
die ſich um den Magen/ Leber/ Miltz/ in der Mutter
und Bruſt verſammlet haben/ dergleichen auch den Un-
rath/ ſo in den Daͤrmern und im Meſenterio gefunden
wird/ wie Tabernæmontanus bezeuget. Jſt eine ſichere
Artzney/ und purgirt ſaͤnfftiglich/ und nicht zu ſtarck/
darum wird ihm meiſtentheils Sal gemmæ auf andert-
halb Quintel/ Agarici ein Scrupel zugeſetzt; Es wer-
den auch in der Apotheken Pillulen davon und Trochiſci
zubereitet; der ſchwartze Lerchenſchwamm wird das
Maͤnnlein/ und der weiſſe das Weiblein genannt/ das
fuͤr beſſer gehalten wird.

Der Lerchenſchwamm fuͤr ſich ſelbſt (wie Duran-
tes
bezeuget) zum Mund eingenommen/ erlediget den
Leib von allen Wuͤrmern und andern ſchaͤdlichen Sa-
chen/ ſtaͤrckt das Hirn/ reinigt das Haubt von allen

Fluͤſſen/
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[587/0605] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. ſten. Das Laub/ oder die Rinden fuͤr ſich ſelbſt ge- braucht/ oder mit Hoͤnigwaſſer getruncken/ ſoll den Le- berſuͤchtigen geſund ſeyn; die Rinden mit rothen Wein oder Wegrichtwaſſer getruncken/ ſtillet den Bauchfluß und treibet den Urin. Unſere Fiechten ſcheinen auch eine Art von den Tan- nen zu ſeyn/ ſie werden an etlichen Orten weiſſe Tan- nen genannt/ haben lange Zapffen/ und darinnen ihren Saamen; wann die Zapffen im Fruͤling erſtesmals ſich weiſſen/ ſind ſie ſubtil ſchoͤn/ klein/ rothfaͤrbig/ und ſehen aus wie die ſchoͤnſte Bluͤhe/ ſind aber nichts als Parvula rudimenta conorum ex iis formandorum. Der aus den Zapffen ausgemachte Saame hat ein ſtarckriechendes Oel in ſich/ das auch der Zungen raͤß und herb iſt; und der gantze erſt vom Baum abgebro- chene Zapffen iſt voller Hartz/ und eines guten Geruchs/ waͤchſet gern an kalten Orten/ wie Virgilius 2. Georg. bekennet: — — — — Sceleratum exquirere frigus Difficile eſt, piceæ tantum, Taxiq́; nocentes Interdum, aut hederæ pandunt veſtigia nigræ. Dieſe Baͤume hangen ihre Aeſte nicht abwaͤrts wie die Tannen/ ſondern ſtrecken ſie uͤberſich/ iſt ein Baum vol- ler Hartz und Pech/ ſo von dieſen Baͤumen/ in unſern Landen am allermeiſten geſammlet wird/ iſt auch ein ſchoͤner langer gerader Stamm/ der gleichesfalls zu al- lerley Gebaͤue gebraucht wird/ iſt aber nicht ſo dauer- hafftig als der Foͤhrenbaum. Der Eibenbaum/ Taxus genennet/ iſt an Groͤſ- ſe und Geſtalt den Tannen nicht unaͤhnlich/ waͤch- ſet gern in den gebuͤrgigen Gegenden/ bekommt kleine rothe weinſaͤfftige Blaͤtter/ das Holtz iſt gelb/ adricht/ feſt und dauerhafftig/ derwegen zu allerley Arbeit zu ge- brauchen/ iſt einer gifftigen Art; wiewol die Voͤgel ſei- nen Beeren nachtrachten und ſie gerne eſſen; doch wann ſie die Leute eſſen/ ſollen ſie den Durchbruch davon kriegen. Caſtor Durantes ſagt/ daß die Blaͤtter von den Kuͤhen gegeſſen/ ſelbige zu erwuͤrgen pflegen. Wenn man unter dieſes Baumes Schatten einſchlaͤfft/ wird man kranck/ oder es ertoͤdtet den Menſchen gar; der da- von gemachte Rauch/ toͤdtet alle Ratzen und Maͤuſe. Dem Baum das Gifft zu benehmen/ ſchlagen etliche ei- nen kupffernen Nagel hinein. Wiewol Lobelius und Petrus Pena in ihren Ad- verſariis melden/ daß in Engelland die Kinder dieſe Beer ohn allen Schaden eſſen/ ſollen eines nicht unlieb- lichen/ doch etwas bitterlichen Geſchmackes ſeyn; die Schweine freſſen ſie daſelbſt wie die Eycheln/ ſagt auch/ ſie werden in Engelland bey den Kirchen gepflantzt/ und hoͤren die Leute unter dieſem Schatten die Predigten ohn Empfindung der ringſten Ungelegenheit. Und wiewol dieſes Baums auch oben (wie auch des folgenden) im fuͤnfften Buch im 76 Capitel allbereit gedacht worden/ hab ich doch auch hier etwas mehrers davon nicht unbil- lich melden wollen. Cap. XXVIII. Vom Lerchenbaum. DEr Lerchenbaum iſt in unſerm Oeſterreich nicht ſehr gemein/ waͤchſt aber gerne in den Steyer- maͤrckiſchen Gebuͤrgen/ wird ein groſſer Baum/ auch mit Blaͤttern und Geſtalt den andern Hartzbaͤumen nicht faſt ungleich/ hat ein hartes Holtz/ mit dicken Rin- den/ die inwendig roth ſind/ umgeben/ bekommt an ſei- nem Stammen viel Aeſte/ welche oben faſt ſchwanck und zaͤhe ſind/ wie die Weiden/ gelber Farbe und nicht unanmuthigen Geruchs; die an den Aeſten herum wachſende Blaͤtter/ ſind dicht/ lang und weich/ die Frucht iſt den Cypreß-Nuͤſſen gleich/ doch etwas weicher; die junge im Fruͤling herfuͤrſproſſende Nuͤßlein ſind Pur- purfarb und eines guten Geruchs. Dieſer Baum waͤchſet allein an kalten Orten/ darum iſt er den Griechen unbekannt geweſen/ wie Lobelius oder Pena in Adverſariis bezeugen. Verliert ſeine Blaͤtter im Winter zuzeiten/ ſie hangen an den Aeſten gleich wie Faſen an einem Knopf/ ſo gegen dem Winter bleich werden/ meiſtens abfallen und verdorren/ ſein Holtz iſt ſehr feſt/ ſonderlich der Kern/ hat eine roͤthlichte Far- be/ iſt unter allen Hartzbaͤumen zu den Gebaͤuen am bequemſten. Denckwuͤrdig iſt/ was Plinius lib. 16. cap. 10. von dieſes Baums Holtz ſchreibet/ daß es weder brenne/ noch zu einer Kohlen werde; und ſo wenig als ein Stein kan von des Feuers Gewalt verzehret werden; welches auch Vitruvius lib. 2. c. 9. beſtaͤttiget/ und Palladius lib 12. t. 15. ſagt: Larix utiliffima, ex quâ ſi tubulos ſuffigas tegulis in fronte atq́ue extremitate Tecto- rum, præſidium contra Incendiâ contuliſti. Neq́ue enim flammam recipiunt, aut carbones creare poſ- ſunt. Wiewol es hart zu glauben/ weil etliche das Widerſpiel aus der Erfahrung bejahen. Jch hab es al- lein hier melden/ und dem guͤnſtigen Leſer die Proba und den Ausſpruch uͤberlaſſen wollen. An dieſen Baͤumen/ ſonderlich wann ſie anfangen zu veralten/ waͤchſet ein weiſſer/ lucker und weicher Schwammen/ der in den Apotheken Agaricum ge- nannt/ und ſehr in der Artzney gebraucht wird; zum Purgiren eingenommen/ iſt er wider das Grimmen eine koͤſtliche Artzney/ iſt warm im erſten/ und trocken im an- dern Grad/ loͤſet ab/ eroͤffnet die Verſtopffung/ zer- trennet und purgirt/ treibt den groben/ zaͤhen/ kalten Schleim durch den Stulgang/ treibet auch die Gallen aus/ ſonderlich fuͤhrt er aus die boͤſen Feuchtigkeiten/ die ſich um den Magen/ Leber/ Miltz/ in der Mutter und Bruſt verſammlet haben/ dergleichen auch den Un- rath/ ſo in den Daͤrmern und im Meſenterio gefunden wird/ wie Tabernæmontanus bezeuget. Jſt eine ſichere Artzney/ und purgirt ſaͤnfftiglich/ und nicht zu ſtarck/ darum wird ihm meiſtentheils Sal gemmæ auf andert- halb Quintel/ Agarici ein Scrupel zugeſetzt; Es wer- den auch in der Apotheken Pillulen davon und Trochiſci zubereitet; der ſchwartze Lerchenſchwamm wird das Maͤnnlein/ und der weiſſe das Weiblein genannt/ das fuͤr beſſer gehalten wird. Der Lerchenſchwamm fuͤr ſich ſelbſt (wie Duran- tes bezeuget) zum Mund eingenommen/ erlediget den Leib von allen Wuͤrmern und andern ſchaͤdlichen Sa- chen/ ſtaͤrckt das Hirn/ reinigt das Haubt von allen Fluͤſſen/ ❁ E e e e ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/605>, abgerufen am 27.11.2024.