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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
[Spaltenumbruch]

Würde man allein die jenigen Ertragungen examini-
ren/ die in unserm Teutschland auf der Donau/ am
Rhein/ auf der Elb und der Weser erhoben/ und von
den Mäuten eingebracht werden/ würde es warhafftig
ein überaus hohes austragen; weil aber die Meer-
Schifffahrten auszurüsten wieder ein grosses kosten/ offt
durch Schiffbruch/ Meer-Räuber und feindliche Macht
vernichtet/ und an statt des Nutzens Verderb und
Schaden bringen können; wollen wir allein deren Nu-
tzungen gedencken/ die wenig kosten/ und ohne die man
theils gar nicht/ theils aber sehr beschwerlich leben
könnte.

Würden nicht Menschen und Viehe verschmach-
ten müssen? wo würde Wein und Bier bleiben/ wann
das Wasser nicht die Weinreben befeuchteten/ und
mehr als die Helffte zum Bier hergäbe? die Erden
würde ohne Regen kahl und unfruchtbar seyn/ man
würde weder kochen noch waschen/ nichts säubern und
reinigen/ erweichen und lindern/ erquicken und kühlen
können. Wie gering es auch immer anzusehen/ daß auch
jemand/ als er befragt worden/ welches das beste Was-
ser sey? geantwortet habe: Es sey das Regenwasser/ so
von der Sonnen durch einen Rebstock destillirt worden;
dardurch er den Wein verstanden. Und ein anderer
bey Athenaeo, als eben diese Frag entstanden/ gab zur
Antwort: das sey das angenehmste Wasser/ das man
zum Handwaschen reiche/ weil es eine Anzeigung sey/ die
Mahlzeit wäre bereitet.

Wir wollen aber diese durstige und hungerige Brü-
der vorbey gehen/ und bessere Gedancken von dem Was-
ser uns einfallen lassen; und betrachten/ daß auch in
der Christlichen Kirchen das Wasser überaus nützlich/
und die heilige Tauff/ von unserm Heyland und Selig-
macher dem HErrn Christo/ mit Wasser zu verrichten/
ist eingesetzt worden/ dardurch wir durch das rothe Meer/
mit den Kindern Jsrael/ ungehindert passiren/ die feind-
seligen Egyptier und aufsätzige Sünden darinnen er-
säuffen/ und ins gelobte Land des ewigen Lebens/ durch
Christi Blut gewaschen/ und zu GOttes Kindern ange-
nommen/ getrost und freudig eingehen sollen.

Ein gewisser vernünfftiger Araber Avenamar pfleg-
te zu sagen/ das Wassertrincken habe zwey sonderbare
Nutzungen: Erstlich/ daß man dardurch keine Schul-
den mache; und fürs andere/ seinen Verstand nicht ver-
liere.

Sehen wir aber auch das gemeine Leben an/ so ist
das Wasser/ die Mühlen zu treiben/ das allerbequeme-
ste/ dann ob es wol Wind- und Hand-Mühlen giebt/
sind sie doch den Wasser-Mühlen weit nicht zu vergleichen.
Was die Fischerey in den Seen/ Flüssen und Teichen
für ansehnlichen Gewinn bringen/ werden die Herren
Böhmen und Mährer/ so viel die Teiche anlangt/ am
besten davon zeugen können/ weil solche nicht das ge-
ringste Stück ihrer Einkünfften seynd/ wie es Landkün-
[Spaltenumbruch] dig. Will nichts melden von den geringen Flüßlein und
Bächen/ darinnen es nicht allein Krebsen/ Forellen/
Aeschen/ Grundeln/ Kreßling und dergleichen Schna-
belweid giebt; sondern sie werden auch mit grossen
Nutzen/ bey dürrem und heissem Sommer-Wetter/ in
die lechtzende und abgemattete Wiesen geleitet/ deren
Durst sie löschen/ und die grünen Gräslein und Milch-
reiche Blümlein wieder aufrichten/ frisch/ grünend/ und
wie einen Schmaragd gläntzen machen.

Was kan den armen Leuten/ die entweder reisen/
oder im Schnitt und andern Feld-Arbeiten müde und
abgemattet worden/ mehr Labung geben/ als wann ih-
nen ein frischer Trunck aus einem kühlen und schattich-
ten klaren Brönnlein gereichet wird/ dardurch sich alle
Kräfften wieder erholen/ und halte ich nicht/ daß einem
krancken ohnmächtigen Menschen etwas eher die Le-
bens-Geister wieder ermuntern kan/ als wann man sie
mit frischem Bronnenwasser ansprützet. Alles Wild-
pret/ alles Geflügel träncket und badet sich mit und in
den Wassern/ daß sich auch der Heilige Geist bey dem
Königlichen Propheten selbst darüber erlustiret/ wann
Er sagt:

Der Brünnlein Silber-Pfeil' aufquellen in den
Gründen/
durch Au und Wiesen sich mit krummen Bäch-
lein winden/
aus selben rinnen fort auf unterlegtem Kiß
(die Berge zwischen hin) Schiffreiche
Wasserflüß.
Hieher von Hitz und Schweiß/ und Noth-
durffts-Trieb bemühet/
zu freyem Schenckhaus ein das Wild mit Lech-
zen ziehet/
und löschet seinen Durst/ auch wann es müd'
und matt/
erquickt es sich hierinn in kühlem Som-
mer-Bad.

wie bey den Hebräern der 103/ und in Vulgata der 104
Psalm bezeuget.

Welche überflüssige Materia hätte man allein/ wann
man die unterschiedlichen gesund- und warmen Bäder/
die hin und wieder entspringende Sauerbrünnen/ Saltz-
brünnen/ und sonst allerley wundersame Eigenschafften
und Metamorphoses in sich haltende Wasser erzehlen
und anführen/ und daraus den unterschiedlichen Nutzen
herausstreichen wolte.

Die/ ausser der gemeinen Mühlen/ allerhand Gat-
tungen vom Wasser getriebene Papier-Polier- und
Schleiff-Mühlen/ Walch-Stampff- und Hammer-
Mühlen/ und andere mehr; weil aber deren schon im
Ersten Buch gedacht worden/ will ichs hier/ Weit-
läufftigkeit zu vermeiden/ mit Stillschweigen über-
gehen.

Cap. III.
Von Lust und Annehmlichkeit des Wassers.
[Spaltenumbruch]

WAs dort der Poet sagt: Omne tulit punctum,
qui miscuit utile dulci;
möchte man wol (mit
höchster Warheit) auf unsern lieben Himmli-
schen Vatter ziehen können/ Der hat nicht allein dieses
[Spaltenumbruch] gantze Weltgebäue/ den Menschen zur Wohnung/ zur
Speisekammer/ auch endlich zu einem Schlafkämmer-
lein eingegeben; sondern hats gemacht/ wie ein reicher
und wolmögender tapfferer Hausvatter/ der sein Haus

nicht
Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
[Spaltenumbruch]

Wuͤrde man allein die jenigen Ertragungen examini-
ren/ die in unſerm Teutſchland auf der Donau/ am
Rhein/ auf der Elb und der Weſer erhoben/ und von
den Maͤuten eingebracht werden/ wuͤrde es warhafftig
ein uͤberaus hohes austragen; weil aber die Meer-
Schifffahrten auszuruͤſten wieder ein groſſes koſten/ offt
durch Schiffbruch/ Meer-Raͤuber und feindliche Macht
vernichtet/ und an ſtatt des Nutzens Verderb und
Schaden bringen koͤnnen; wollen wir allein deren Nu-
tzungen gedencken/ die wenig koſten/ und ohne die man
theils gar nicht/ theils aber ſehr beſchwerlich leben
koͤnnte.

Wuͤrden nicht Menſchen und Viehe verſchmach-
ten muͤſſen? wo wuͤrde Wein und Bier bleiben/ wann
das Waſſer nicht die Weinreben befeuchteten/ und
mehr als die Helffte zum Bier hergaͤbe? die Erden
wuͤrde ohne Regen kahl und unfruchtbar ſeyn/ man
wuͤrde weder kochen noch waſchen/ nichts ſaͤubern und
reinigen/ erweichen und lindern/ erquicken und kuͤhlen
koͤnnen. Wie gering es auch immer anzuſehen/ daß auch
jemand/ als er befragt worden/ welches das beſte Waſ-
ſer ſey? geantwortet habe: Es ſey das Regenwaſſer/ ſo
von der Sonnen durch einen Rebſtock deſtillirt worden;
dardurch er den Wein verſtanden. Und ein anderer
bey Athenæo, als eben dieſe Frag entſtanden/ gab zur
Antwort: das ſey das angenehmſte Waſſer/ das man
zum Handwaſchen reiche/ weil es eine Anzeigung ſey/ die
Mahlzeit waͤre bereitet.

Wir wollen aber dieſe durſtige und hungerige Bruͤ-
der vorbey gehen/ und beſſere Gedancken von dem Waſ-
ſer uns einfallen laſſen; und betrachten/ daß auch in
der Chriſtlichen Kirchen das Waſſer uͤberaus nuͤtzlich/
und die heilige Tauff/ von unſerm Heyland und Selig-
macher dem HErrn Chriſto/ mit Waſſer zu verrichten/
iſt eingeſetzt worden/ dardurch wir durch das rothe Meer/
mit den Kindern Jſrael/ ungehindert paſſiren/ die feind-
ſeligen Egyptier und aufſaͤtzige Suͤnden darinnen er-
ſaͤuffen/ und ins gelobte Land des ewigen Lebens/ durch
Chriſti Blut gewaſchen/ und zu GOttes Kindern ange-
nommen/ getroſt und freudig eingehen ſollen.

Ein gewiſſer vernuͤnfftiger Araber Avenamar pfleg-
te zu ſagen/ das Waſſertrincken habe zwey ſonderbare
Nutzungen: Erſtlich/ daß man dardurch keine Schul-
den mache; und fuͤrs andere/ ſeinen Verſtand nicht ver-
liere.

Sehen wir aber auch das gemeine Leben an/ ſo iſt
das Waſſer/ die Muͤhlen zu treiben/ das allerbequeme-
ſte/ dann ob es wol Wind- und Hand-Muͤhlen giebt/
ſind ſie doch den Waſſer-Muͤhlen weit nicht zu vergleichẽ.
Was die Fiſcherey in den Seen/ Fluͤſſen und Teichen
fuͤr anſehnlichen Gewinn bringen/ werden die Herren
Boͤhmen und Maͤhrer/ ſo viel die Teiche anlangt/ am
beſten davon zeugen koͤnnen/ weil ſolche nicht das ge-
ringſte Stuͤck ihrer Einkuͤnfften ſeynd/ wie es Landkuͤn-
[Spaltenumbruch] dig. Will nichts melden von den geringen Fluͤßlein und
Baͤchen/ darinnen es nicht allein Krebſen/ Forellen/
Aeſchen/ Grundeln/ Kreßling und dergleichen Schna-
belweid giebt; ſondern ſie werden auch mit groſſen
Nutzen/ bey duͤrrem und heiſſem Sommer-Wetter/ in
die lechtzende und abgemattete Wieſen geleitet/ deren
Durſt ſie loͤſchen/ und die gruͤnen Graͤslein und Milch-
reiche Bluͤmlein wieder aufrichten/ friſch/ gruͤnend/ und
wie einen Schmaragd glaͤntzen machen.

Was kan den armen Leuten/ die entweder reiſen/
oder im Schnitt und andern Feld-Arbeiten muͤde und
abgemattet worden/ mehr Labung geben/ als wann ih-
nen ein friſcher Trunck aus einem kuͤhlen und ſchattich-
ten klaren Broͤnnlein gereichet wird/ dardurch ſich alle
Kraͤfften wieder erholen/ und halte ich nicht/ daß einem
krancken ohnmaͤchtigen Menſchen etwas eher die Le-
bens-Geiſter wieder ermuntern kan/ als wann man ſie
mit friſchem Bronnenwaſſer anſpruͤtzet. Alles Wild-
pret/ alles Gefluͤgel traͤncket und badet ſich mit und in
den Waſſern/ daß ſich auch der Heilige Geiſt bey dem
Koͤniglichen Propheten ſelbſt daruͤber erluſtiret/ wann
Er ſagt:

Der Bruͤnnlein Silber-Pfeil’ aufquellen in den
Gruͤnden/
durch Au und Wieſen ſich mit krummen Baͤch-
lein winden/
aus ſelben rinnen fort auf unterlegtem Kiß
(die Berge zwiſchen hin) Schiffreiche
Waſſerfluͤß.
Hieher von Hitz und Schweiß/ und Noth-
durffts-Trieb bemuͤhet/
zu freyem Schenckhaus ein das Wild mit Lech-
zen ziehet/
und loͤſchet ſeinen Durſt/ auch wann es muͤd’
und matt/
erquickt es ſich hierinn in kuͤhlem Som-
mer-Bad.

wie bey den Hebraͤern der 103/ und in Vulgatâ der 104
Pſalm bezeuget.

Welche uͤberfluͤſſige Materia haͤtte man allein/ wann
man die unterſchiedlichen geſund- und warmen Baͤder/
die hin und wieder entſpringende Sauerbruͤnnen/ Saltz-
bruͤnnen/ und ſonſt allerley wunderſame Eigenſchafften
und Metamorphoſes in ſich haltende Waſſer erzehlen
und anfuͤhren/ und daraus den unterſchiedlichen Nutzen
herausſtreichen wolte.

Die/ auſſer der gemeinen Muͤhlen/ allerhand Gat-
tungen vom Waſſer getriebene Papier-Polier- und
Schleiff-Muͤhlen/ Walch-Stampff- und Hammer-
Muͤhlen/ und andere mehr; weil aber deren ſchon im
Erſten Buch gedacht worden/ will ichs hier/ Weit-
laͤufftigkeit zu vermeiden/ mit Stillſchweigen uͤber-
gehen.

Cap. III.
Von Luſt und Annehmlichkeit des Waſſers.
[Spaltenumbruch]

WAs dort der Poet ſagt: Omne tulit punctum,
qui miſcuit utile dulci;
moͤchte man wol (mit
hoͤchſter Warheit) auf unſern lieben Himmli-
ſchen Vatter ziehen koͤnnen/ Der hat nicht allein dieſes
[Spaltenumbruch] gantze Weltgebaͤue/ den Menſchen zur Wohnung/ zur
Speiſekammer/ auch endlich zu einem Schlafkaͤmmer-
lein eingegeben; ſondern hats gemacht/ wie ein reicher
und wolmoͤgender tapfferer Hausvatter/ der ſein Haus

nicht
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[447/0465] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. Wuͤrde man allein die jenigen Ertragungen examini- ren/ die in unſerm Teutſchland auf der Donau/ am Rhein/ auf der Elb und der Weſer erhoben/ und von den Maͤuten eingebracht werden/ wuͤrde es warhafftig ein uͤberaus hohes austragen; weil aber die Meer- Schifffahrten auszuruͤſten wieder ein groſſes koſten/ offt durch Schiffbruch/ Meer-Raͤuber und feindliche Macht vernichtet/ und an ſtatt des Nutzens Verderb und Schaden bringen koͤnnen; wollen wir allein deren Nu- tzungen gedencken/ die wenig koſten/ und ohne die man theils gar nicht/ theils aber ſehr beſchwerlich leben koͤnnte. Wuͤrden nicht Menſchen und Viehe verſchmach- ten muͤſſen? wo wuͤrde Wein und Bier bleiben/ wann das Waſſer nicht die Weinreben befeuchteten/ und mehr als die Helffte zum Bier hergaͤbe? die Erden wuͤrde ohne Regen kahl und unfruchtbar ſeyn/ man wuͤrde weder kochen noch waſchen/ nichts ſaͤubern und reinigen/ erweichen und lindern/ erquicken und kuͤhlen koͤnnen. Wie gering es auch immer anzuſehen/ daß auch jemand/ als er befragt worden/ welches das beſte Waſ- ſer ſey? geantwortet habe: Es ſey das Regenwaſſer/ ſo von der Sonnen durch einen Rebſtock deſtillirt worden; dardurch er den Wein verſtanden. Und ein anderer bey Athenæo, als eben dieſe Frag entſtanden/ gab zur Antwort: das ſey das angenehmſte Waſſer/ das man zum Handwaſchen reiche/ weil es eine Anzeigung ſey/ die Mahlzeit waͤre bereitet. Wir wollen aber dieſe durſtige und hungerige Bruͤ- der vorbey gehen/ und beſſere Gedancken von dem Waſ- ſer uns einfallen laſſen; und betrachten/ daß auch in der Chriſtlichen Kirchen das Waſſer uͤberaus nuͤtzlich/ und die heilige Tauff/ von unſerm Heyland und Selig- macher dem HErrn Chriſto/ mit Waſſer zu verrichten/ iſt eingeſetzt worden/ dardurch wir durch das rothe Meer/ mit den Kindern Jſrael/ ungehindert paſſiren/ die feind- ſeligen Egyptier und aufſaͤtzige Suͤnden darinnen er- ſaͤuffen/ und ins gelobte Land des ewigen Lebens/ durch Chriſti Blut gewaſchen/ und zu GOttes Kindern ange- nommen/ getroſt und freudig eingehen ſollen. Ein gewiſſer vernuͤnfftiger Araber Avenamar pfleg- te zu ſagen/ das Waſſertrincken habe zwey ſonderbare Nutzungen: Erſtlich/ daß man dardurch keine Schul- den mache; und fuͤrs andere/ ſeinen Verſtand nicht ver- liere. Sehen wir aber auch das gemeine Leben an/ ſo iſt das Waſſer/ die Muͤhlen zu treiben/ das allerbequeme- ſte/ dann ob es wol Wind- und Hand-Muͤhlen giebt/ ſind ſie doch den Waſſer-Muͤhlen weit nicht zu vergleichẽ. Was die Fiſcherey in den Seen/ Fluͤſſen und Teichen fuͤr anſehnlichen Gewinn bringen/ werden die Herren Boͤhmen und Maͤhrer/ ſo viel die Teiche anlangt/ am beſten davon zeugen koͤnnen/ weil ſolche nicht das ge- ringſte Stuͤck ihrer Einkuͤnfften ſeynd/ wie es Landkuͤn- dig. Will nichts melden von den geringen Fluͤßlein und Baͤchen/ darinnen es nicht allein Krebſen/ Forellen/ Aeſchen/ Grundeln/ Kreßling und dergleichen Schna- belweid giebt; ſondern ſie werden auch mit groſſen Nutzen/ bey duͤrrem und heiſſem Sommer-Wetter/ in die lechtzende und abgemattete Wieſen geleitet/ deren Durſt ſie loͤſchen/ und die gruͤnen Graͤslein und Milch- reiche Bluͤmlein wieder aufrichten/ friſch/ gruͤnend/ und wie einen Schmaragd glaͤntzen machen. Was kan den armen Leuten/ die entweder reiſen/ oder im Schnitt und andern Feld-Arbeiten muͤde und abgemattet worden/ mehr Labung geben/ als wann ih- nen ein friſcher Trunck aus einem kuͤhlen und ſchattich- ten klaren Broͤnnlein gereichet wird/ dardurch ſich alle Kraͤfften wieder erholen/ und halte ich nicht/ daß einem krancken ohnmaͤchtigen Menſchen etwas eher die Le- bens-Geiſter wieder ermuntern kan/ als wann man ſie mit friſchem Bronnenwaſſer anſpruͤtzet. Alles Wild- pret/ alles Gefluͤgel traͤncket und badet ſich mit und in den Waſſern/ daß ſich auch der Heilige Geiſt bey dem Koͤniglichen Propheten ſelbſt daruͤber erluſtiret/ wann Er ſagt: Der Bruͤnnlein Silber-Pfeil’ aufquellen in den Gruͤnden/ durch Au und Wieſen ſich mit krummen Baͤch- lein winden/ aus ſelben rinnen fort auf unterlegtem Kiß (die Berge zwiſchen hin) Schiffreiche Waſſerfluͤß. Hieher von Hitz und Schweiß/ und Noth- durffts-Trieb bemuͤhet/ zu freyem Schenckhaus ein das Wild mit Lech- zen ziehet/ und loͤſchet ſeinen Durſt/ auch wann es muͤd’ und matt/ erquickt es ſich hierinn in kuͤhlem Som- mer-Bad. wie bey den Hebraͤern der 103/ und in Vulgatâ der 104 Pſalm bezeuget. Welche uͤberfluͤſſige Materia haͤtte man allein/ wann man die unterſchiedlichen geſund- und warmen Baͤder/ die hin und wieder entſpringende Sauerbruͤnnen/ Saltz- bruͤnnen/ und ſonſt allerley wunderſame Eigenſchafften und Metamorphoſes in ſich haltende Waſſer erzehlen und anfuͤhren/ und daraus den unterſchiedlichen Nutzen herausſtreichen wolte. Die/ auſſer der gemeinen Muͤhlen/ allerhand Gat- tungen vom Waſſer getriebene Papier-Polier- und Schleiff-Muͤhlen/ Walch-Stampff- und Hammer- Muͤhlen/ und andere mehr; weil aber deren ſchon im Erſten Buch gedacht worden/ will ichs hier/ Weit- laͤufftigkeit zu vermeiden/ mit Stillſchweigen uͤber- gehen. Cap. III. Von Luſt und Annehmlichkeit des Waſſers. WAs dort der Poet ſagt: Omne tulit punctum, qui miſcuit utile dulci; moͤchte man wol (mit hoͤchſter Warheit) auf unſern lieben Himmli- ſchen Vatter ziehen koͤnnen/ Der hat nicht allein dieſes gantze Weltgebaͤue/ den Menſchen zur Wohnung/ zur Speiſekammer/ auch endlich zu einem Schlafkaͤmmer- lein eingegeben; ſondern hats gemacht/ wie ein reicher und wolmoͤgender tapfferer Hausvatter/ der ſein Haus nicht

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/465>, abgerufen am 22.11.2024.