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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zehenden Buchs Erster Theil/ Bienenhütten.
[Spaltenumbruch] Mann dort den faulen Menschen zur Ameisen weiset/
die zwar arbeitsam/ geschäfftig und unverdrossen/ den-
noch nur ihr selbst/ und nicht den Menschen zu gut ar-
beitet/ ich wol billiger unser Bienlein zu einem Bey-
spiel der arbeitsamen Jugend auf das Theatrum füh-
ren könte/ das nicht allein ihm/ seinem König und Mit-
Burgern/ sondern auch dem Menschen zu guten/ seine
Mühewaltung so löblich und embsig anstellet/ daß man
wol billich ausruffen kan:

Sic vos, non vobis mellificatis Apes.

Der König Amasis in Egypten/ hat von den Bien-
lein erlernet/ das müssige faule Gesindlein jährlich aus
seinem Lande zu mustern; welchem auch der weise So-
lon
nachgefolget. Und die dapffern und streitbaren alten
Romaner haben von diesem Thierlein ihre Colonias
auszuschicken begriffen; welches auch die alten Gothen
und Cimbri, auch unsere Teutschen/ nicht ohne Nutzen
practicirt haben.

Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar-
auf sie stehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver-
gönnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/
mit so reichem Wucher und überflüssiger Verzinsung
abzustatten/ daß sie wol mehr als dreyfachen Zehnden
darfür reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die-
sen kleinen Arbeiter und Taglöhner selbst/ oder die
Weise zu arbeiten/ oder den Zeug und die Materia, dar-
aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit selbst ansehen/
finden wir alles und jedes verwundersam Betrachtungs-
würdig/ ja unnachthulich. Dann welcher Conditor
und der Einmachungs-Kunst Erfahrner würde aus
[Spaltenumbruch] den frischen wolriechenden Blumen/ aus den edlen
Kräutern und Gewächsen/ einen so köstlichen edlen und
bleiblichen Safft formiren/ als das Hönig; ein so zar-
tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her-
aus ziehen können/ welcher Alchimist/ wann er schon mit
seinem Lapide, mit seinem Menstruis Philosophicis,
mit seinem coaguliren/ sublimiren/ praecipitiren/ und
destilliren/ den höchsten und besten Fleiß anlegte/ wür-
de aus Blumen/ aus Kräutern und dergleichen Vege-
tabilibus
eine so köstliche und edle Quinta essenza zuwe-
gen bringen. Zugeschweigen der überaus künstlich und
holdseligen Architectonica, da die Justitia distributiva
so eigentlich/ so zierlich und künstlich beobachtet wird/
daß allein ihrem König/ Weisel und Heerführer/ ein
mercklicher/ und seinem Stand und Amt gemässer Vor-
zug gegönnet wird/ die übrigen alle einerley von Gestalt/
Art und Grösse/ gleiche Häuser haben/ nicht allein
darinnen zu wohnen/ sondern auch wie die embsigen
Hausmütter/ ihre Speis-Gewölbe/ und Vorraths-
Kammer darneben haben und anfüllen können; und
welcher Vitruvius, und allergeschickteste erfahrneste
Baumeister würde mit Zirckeln so eine ordentliche Aus-
theilung unterscheiden/ die Gassen also beederseits mit
aneinander benachbarten und angräntzenden Häusern
versehen/ so artlich eintheilen/ und so sauber und reinlich
erhalten. Daraus wir ab sonderlich des grossen Welt-
schöpffers gütige Vorsorg erkennen und preisen sollen/
daß er aus so kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch
dem Menschen so grosse und danckwürdige Wolthaten
erweisen/ und so vortreffliche Vorspiel und Meisterstucke
vorstellen kan.

Cap. II.
Von der Bienen Art und Natur.
[Spaltenumbruch]

JCh halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe-
griff sich befindende Policey und gemeines We-
sen unter den Menschen anzutreffen sey/ darin-
nen eine bessere und lobwürdigere Politica geführt/ ei-
nem jeden das seine so billichmässig zugetheilt/ die Obrig-
keit so hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un-
terthanen mit so unverdrossenem und stets wirckendem
Fleiß in ihrer Arbeit geübet/ die Aemter mit so tüchtigen
Subjecten versehen/ mit so artlicher Geradigkeit verrich-
tet/ mit so löblicher Ordnung anbefohlen und geschlich-
tet/ und das gemeine Wesen so treulich betrachtet/ al-
ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber
vermiden bleibe/ als eben bey den holdseligen und wei-
sen Bienlein; der König hat die Schönheit/ Majestät
und Weißheit/ an statt der Waffen/ die Unterthanen
nicht mit dem Stachel der Tyranney/ sondern mit Lieb
und Vorsorge zu regieren/ alle seine Mandata und Be-
fehl sind eitel Hönig/ die mit Affection befohlen/ und mit
Lust verrichtet werden. Hingegen sind alle Zeughäuser
und Arsenalia wolbestellt/ daraus die Bienlein mit ih-
ren scharffen und brennenden Stacheln gewaffnet sind/
für ihren König und den gemeinen Nutzen mit Eifer und
Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß sie
den Menschen/ ihren Wolthätern/ zu gut/ sich an ihre
Feinde gemacht/ und dieselbigen angefallen haben.
Denckwürdig ist/ was Herr Michael de Montaigne
aux Essais Lib. 2. cap.
12. erzehlet/ daß kurtz vor seiner
[Spaltenumbruch] Zeit/ als die Portuguesen die Stadt Tamly in der Land-
schafft Xiatine belägerten/ haben selbige Jnwohner viel
Bienenstöcke (deren sie eine grosse Anzahl in der Stadt
gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und
Rauch die Bienen so hefftig unter die Feinde getrieben/
daß sie durch ihr Stechen und Beissen von der Beläge-
rung ablassen müssen.

Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen
die wenigsten/ daß sie ex concubitu conjugali, wie an-
dere Thiere erzeugt/ sondern im Früling aus den Blumen
und Kräutern gesogen/ wie ein weisses Ameis-Ey for-
mirt in ihre Hütlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus-
gebrutet werden; wie man denn nie sehen solle/ daß die
Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und Insecta einan-
der besteigen/ und also die Generation verrichten/ son-
dern man sihet im Auswärts/ daß sie erstgesagte weiß-
lichte Brut von dem Feld einführen/ werden auch allzeit
die Brut noch/ ehe sie anfangen ihr Hönig-Arbeit zu
beginnen/ vorher eintragen.

M. Höffler/ in seinem Bienen-Büchlein schreibt/
daß sie die Brut aus den Mistpfühlen und Lacken samm-
len; so doch der Author des neuen Bienen-Büchleins
widerspricht/ und sagt/ sie zeugen und setzen sie aus ihrem
Wesen/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die-
ses (sagt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha-
be schwache junge Stöcke um Weyhnachten in ein
Sommerlaulicht Stüblein (darein die Wärme von

der
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Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten.
[Spaltenumbruch] Mann dort den faulen Menſchen zur Ameiſen weiſet/
die zwar arbeitſam/ geſchaͤfftig und unverdroſſen/ den-
noch nur ihr ſelbſt/ und nicht den Menſchen zu gut ar-
beitet/ ich wol billiger unſer Bienlein zu einem Bey-
ſpiel der arbeitſamen Jugend auf das Theatrum fuͤh-
ren koͤnte/ das nicht allein ihm/ ſeinem Koͤnig und Mit-
Burgern/ ſondern auch dem Menſchen zu guten/ ſeine
Muͤhewaltung ſo loͤblich und embſig anſtellet/ daß man
wol billich ausruffen kan:

Sic vos, non vobis mellificatis Apes.

Der Koͤnig Amaſis in Egypten/ hat von den Bien-
lein erlernet/ das muͤſſige faule Geſindlein jaͤhrlich aus
ſeinem Lande zu muſtern; welchem auch der weiſe So-
lon
nachgefolget. Und die dapffern und ſtreitbaren alten
Romaner haben von dieſem Thierlein ihre Colonias
auszuſchicken begriffen; welches auch die alten Gothen
und Cimbri, auch unſere Teutſchen/ nicht ohne Nutzen
practicirt haben.

Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar-
auf ſie ſtehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver-
goͤnnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/
mit ſo reichem Wucher und uͤberfluͤſſiger Verzinſung
abzuſtatten/ daß ſie wol mehr als dreyfachen Zehnden
darfuͤr reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die-
ſen kleinen Arbeiter und Tagloͤhner ſelbſt/ oder die
Weiſe zu arbeiten/ oder den Zeug und die Materia, dar-
aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit ſelbſt anſehen/
finden wir alles und jedes verwunderſam Betrachtungs-
wuͤrdig/ ja unnachthulich. Dann welcher Conditor
und der Einmachungs-Kunſt Erfahrner wuͤrde aus
[Spaltenumbruch] den friſchen wolriechenden Blumen/ aus den edlen
Kraͤutern und Gewaͤchſen/ einen ſo koͤſtlichen edlen und
bleiblichen Safft formiren/ als das Hoͤnig; ein ſo zar-
tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her-
aus ziehen koͤnnen/ welcher Alchimiſt/ wann er ſchon mit
ſeinem Lapide, mit ſeinem Menſtruis Philoſophicis,
mit ſeinem coaguliren/ ſublimiren/ præcipitiren/ und
deſtilliren/ den hoͤchſten und beſten Fleiß anlegte/ wuͤr-
de aus Blumen/ aus Kraͤutern und dergleichen Vege-
tabilibus
eine ſo koͤſtliche und edle Quinta eſſenza zuwe-
gen bringen. Zugeſchweigen der uͤberaus kuͤnſtlich und
holdſeligen Architectonica, da die Juſtitia diſtributiva
ſo eigentlich/ ſo zierlich und kuͤnſtlich beobachtet wird/
daß allein ihrem Koͤnig/ Weiſel und Heerfuͤhrer/ ein
mercklicher/ und ſeinem Stand und Amt gemaͤſſer Vor-
zug gegoͤnnet wird/ die uͤbrigen alle einerley von Geſtalt/
Art und Groͤſſe/ gleiche Haͤuſer haben/ nicht allein
darinnen zu wohnen/ ſondern auch wie die embſigen
Hausmuͤtter/ ihre Speis-Gewoͤlbe/ und Vorraths-
Kammer darneben haben und anfuͤllen koͤnnen; und
welcher Vitruvius, und allergeſchickteſte erfahrneſte
Baumeiſter wuͤrde mit Zirckeln ſo eine ordentliche Aus-
theilung unterſcheiden/ die Gaſſen alſo beederſeits mit
aneinander benachbarten und angraͤntzenden Haͤuſern
verſehen/ ſo artlich eintheilen/ und ſo ſauber und reinlich
erhalten. Daraus wir ab ſonderlich des groſſen Welt-
ſchoͤpffers guͤtige Vorſorg erkennen und preiſen ſollen/
daß er aus ſo kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch
dem Menſchen ſo groſſe und danckwuͤrdige Wolthaten
erweiſen/ und ſo vortreffliche Vorſpiel und Meiſterſtucke
vorſtellen kan.

Cap. II.
Von der Bienen Art und Natur.
[Spaltenumbruch]

JCh halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe-
griff ſich befindende Policey und gemeines We-
ſen unter den Menſchen anzutreffen ſey/ darin-
nen eine beſſere und lobwuͤrdigere Politica gefuͤhrt/ ei-
nem jeden das ſeine ſo billichmaͤſſig zugetheilt/ die Obrig-
keit ſo hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un-
terthanen mit ſo unverdroſſenem und ſtets wirckendem
Fleiß in ihrer Arbeit geuͤbet/ die Aemter mit ſo tuͤchtigen
Subjecten verſehen/ mit ſo artlicher Geradigkeit verrich-
tet/ mit ſo loͤblicher Ordnung anbefohlen und geſchlich-
tet/ und das gemeine Weſen ſo treulich betrachtet/ al-
ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber
vermiden bleibe/ als eben bey den holdſeligen und wei-
ſen Bienlein; der Koͤnig hat die Schoͤnheit/ Majeſtaͤt
und Weißheit/ an ſtatt der Waffen/ die Unterthanen
nicht mit dem Stachel der Tyranney/ ſondern mit Lieb
und Vorſorge zu regieren/ alle ſeine Mandata und Be-
fehl ſind eitel Hoͤnig/ die mit Affection befohlen/ und mit
Luſt verrichtet werden. Hingegen ſind alle Zeughaͤuſer
und Arſenalia wolbeſtellt/ daraus die Bienlein mit ih-
ren ſcharffen und brennenden Stacheln gewaffnet ſind/
fuͤr ihren Koͤnig und den gemeinen Nutzen mit Eifer und
Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß ſie
den Menſchen/ ihren Wolthaͤtern/ zu gut/ ſich an ihre
Feinde gemacht/ und dieſelbigen angefallen haben.
Denckwuͤrdig iſt/ was Herꝛ Michael de Montaigne
aux Eſſais Lib. 2. cap.
12. erzehlet/ daß kurtz vor ſeiner
[Spaltenumbruch] Zeit/ als die Portugueſen die Stadt Tamly in der Land-
ſchafft Xiatine belaͤgerten/ haben ſelbige Jnwohner viel
Bienenſtoͤcke (deren ſie eine groſſe Anzahl in der Stadt
gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und
Rauch die Bienen ſo hefftig unter die Feinde getrieben/
daß ſie durch ihr Stechen und Beiſſen von der Belaͤge-
rung ablaſſen muͤſſen.

Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen
die wenigſten/ daß ſie ex concubitu conjugali, wie an-
dere Thiere erzeugt/ ſondern im Fruͤling aus den Blumen
und Kraͤutern geſogen/ wie ein weiſſes Ameis-Ey for-
mirt in ihre Huͤtlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus-
gebrutet werden; wie man denn nie ſehen ſolle/ daß die
Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und Inſecta einan-
der beſteigen/ und alſo die Generation verrichten/ ſon-
dern man ſihet im Auswaͤrts/ daß ſie erſtgeſagte weiß-
lichte Brut von dem Feld einfuͤhren/ werden auch allzeit
die Brut noch/ ehe ſie anfangen ihr Hoͤnig-Arbeit zu
beginnen/ vorher eintragen.

M. Hoͤffler/ in ſeinem Bienen-Buͤchlein ſchreibt/
daß ſie die Brut aus den Miſtpfuͤhlen und Lacken ſam̃-
len; ſo doch der Author des neuen Bienen-Buͤchleins
widerſpricht/ und ſagt/ ſie zeugen und ſetzen ſie aus ihrem
Weſen/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die-
ſes (ſagt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha-
be ſchwache junge Stoͤcke um Weyhnachten in ein
Sommerlaulicht Stuͤblein (darein die Waͤrme von

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[361/0379] Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten. Mann dort den faulen Menſchen zur Ameiſen weiſet/ die zwar arbeitſam/ geſchaͤfftig und unverdroſſen/ den- noch nur ihr ſelbſt/ und nicht den Menſchen zu gut ar- beitet/ ich wol billiger unſer Bienlein zu einem Bey- ſpiel der arbeitſamen Jugend auf das Theatrum fuͤh- ren koͤnte/ das nicht allein ihm/ ſeinem Koͤnig und Mit- Burgern/ ſondern auch dem Menſchen zu guten/ ſeine Muͤhewaltung ſo loͤblich und embſig anſtellet/ daß man wol billich ausruffen kan: Sic vos, non vobis mellificatis Apes. Der Koͤnig Amaſis in Egypten/ hat von den Bien- lein erlernet/ das muͤſſige faule Geſindlein jaͤhrlich aus ſeinem Lande zu muſtern; welchem auch der weiſe So- lon nachgefolget. Und die dapffern und ſtreitbaren alten Romaner haben von dieſem Thierlein ihre Colonias auszuſchicken begriffen; welches auch die alten Gothen und Cimbri, auch unſere Teutſchen/ nicht ohne Nutzen practicirt haben. Die Bienen pflegen uns das kleine Oertlein/ dar- auf ſie ſtehen/ die geringe Herberge/ die wir ihnen ver- goͤnnen/ den wenigen Fleiß/ den wir darauf wenden/ mit ſo reichem Wucher und uͤberfluͤſſiger Verzinſung abzuſtatten/ daß ſie wol mehr als dreyfachen Zehnden darfuͤr reichen. Und gewiß/ wann wir entweder die- ſen kleinen Arbeiter und Tagloͤhner ſelbſt/ oder die Weiſe zu arbeiten/ oder den Zeug und die Materia, dar- aus er arbeitet/ oder endlich die Arbeit ſelbſt anſehen/ finden wir alles und jedes verwunderſam Betrachtungs- wuͤrdig/ ja unnachthulich. Dann welcher Conditor und der Einmachungs-Kunſt Erfahrner wuͤrde aus den friſchen wolriechenden Blumen/ aus den edlen Kraͤutern und Gewaͤchſen/ einen ſo koͤſtlichen edlen und bleiblichen Safft formiren/ als das Hoͤnig; ein ſo zar- tes und lieblich-lufften des Gummi/ als das Wachs/ her- aus ziehen koͤnnen/ welcher Alchimiſt/ wann er ſchon mit ſeinem Lapide, mit ſeinem Menſtruis Philoſophicis, mit ſeinem coaguliren/ ſublimiren/ præcipitiren/ und deſtilliren/ den hoͤchſten und beſten Fleiß anlegte/ wuͤr- de aus Blumen/ aus Kraͤutern und dergleichen Vege- tabilibus eine ſo koͤſtliche und edle Quinta eſſenza zuwe- gen bringen. Zugeſchweigen der uͤberaus kuͤnſtlich und holdſeligen Architectonica, da die Juſtitia diſtributiva ſo eigentlich/ ſo zierlich und kuͤnſtlich beobachtet wird/ daß allein ihrem Koͤnig/ Weiſel und Heerfuͤhrer/ ein mercklicher/ und ſeinem Stand und Amt gemaͤſſer Vor- zug gegoͤnnet wird/ die uͤbrigen alle einerley von Geſtalt/ Art und Groͤſſe/ gleiche Haͤuſer haben/ nicht allein darinnen zu wohnen/ ſondern auch wie die embſigen Hausmuͤtter/ ihre Speis-Gewoͤlbe/ und Vorraths- Kammer darneben haben und anfuͤllen koͤnnen; und welcher Vitruvius, und allergeſchickteſte erfahrneſte Baumeiſter wuͤrde mit Zirckeln ſo eine ordentliche Aus- theilung unterſcheiden/ die Gaſſen alſo beederſeits mit aneinander benachbarten und angraͤntzenden Haͤuſern verſehen/ ſo artlich eintheilen/ und ſo ſauber und reinlich erhalten. Daraus wir ab ſonderlich des groſſen Welt- ſchoͤpffers guͤtige Vorſorg erkennen und preiſen ſollen/ daß er aus ſo kleinen und unachtbaren Thierlein dennoch dem Menſchen ſo groſſe und danckwuͤrdige Wolthaten erweiſen/ und ſo vortreffliche Vorſpiel und Meiſterſtucke vorſtellen kan. Cap. II. Von der Bienen Art und Natur. JCh halte nicht/ daß einige in der Welt Jnnbe- griff ſich befindende Policey und gemeines We- ſen unter den Menſchen anzutreffen ſey/ darin- nen eine beſſere und lobwuͤrdigere Politica gefuͤhrt/ ei- nem jeden das ſeine ſo billichmaͤſſig zugetheilt/ die Obrig- keit ſo hertzlich und treulich geehret und geliebet/ die Un- terthanen mit ſo unverdroſſenem und ſtets wirckendem Fleiß in ihrer Arbeit geuͤbet/ die Aemter mit ſo tuͤchtigen Subjecten verſehen/ mit ſo artlicher Geradigkeit verrich- tet/ mit ſo loͤblicher Ordnung anbefohlen und geſchlich- tet/ und das gemeine Weſen ſo treulich betrachtet/ al- ler eigene Nutzen/ Vortheilhafftigkeit und Untreu aber vermiden bleibe/ als eben bey den holdſeligen und wei- ſen Bienlein; der Koͤnig hat die Schoͤnheit/ Majeſtaͤt und Weißheit/ an ſtatt der Waffen/ die Unterthanen nicht mit dem Stachel der Tyranney/ ſondern mit Lieb und Vorſorge zu regieren/ alle ſeine Mandata und Be- fehl ſind eitel Hoͤnig/ die mit Affection befohlen/ und mit Luſt verrichtet werden. Hingegen ſind alle Zeughaͤuſer und Arſenalia wolbeſtellt/ daraus die Bienlein mit ih- ren ſcharffen und brennenden Stacheln gewaffnet ſind/ fuͤr ihren Koͤnig und den gemeinen Nutzen mit Eifer und Treu zu fechten. Ja man hat auch Exempel/ daß ſie den Menſchen/ ihren Wolthaͤtern/ zu gut/ ſich an ihre Feinde gemacht/ und dieſelbigen angefallen haben. Denckwuͤrdig iſt/ was Herꝛ Michael de Montaigne aux Eſſais Lib. 2. cap. 12. erzehlet/ daß kurtz vor ſeiner Zeit/ als die Portugueſen die Stadt Tamly in der Land- ſchafft Xiatine belaͤgerten/ haben ſelbige Jnwohner viel Bienenſtoͤcke (deren ſie eine groſſe Anzahl in der Stadt gehabt) auf die Mauren gebracht/ und mit Feuer und Rauch die Bienen ſo hefftig unter die Feinde getrieben/ daß ſie durch ihr Stechen und Beiſſen von der Belaͤge- rung ablaſſen muͤſſen. Was ihre Ankunfft und Geburt anbetrifft/ wollen die wenigſten/ daß ſie ex concubitu conjugali, wie an- dere Thiere erzeugt/ ſondern im Fruͤling aus den Blumen und Kraͤutern geſogen/ wie ein weiſſes Ameis-Ey for- mirt in ihre Huͤtlein eingelegt/ und hernach von ihnen aus- gebrutet werden; wie man denn nie ſehen ſolle/ daß die Bienen/ wie andere Fliegen/ Kefer und Inſecta einan- der beſteigen/ und alſo die Generation verrichten/ ſon- dern man ſihet im Auswaͤrts/ daß ſie erſtgeſagte weiß- lichte Brut von dem Feld einfuͤhren/ werden auch allzeit die Brut noch/ ehe ſie anfangen ihr Hoͤnig-Arbeit zu beginnen/ vorher eintragen. M. Hoͤffler/ in ſeinem Bienen-Buͤchlein ſchreibt/ daß ſie die Brut aus den Miſtpfuͤhlen und Lacken ſam̃- len; ſo doch der Author des neuen Bienen-Buͤchleins widerſpricht/ und ſagt/ ſie zeugen und ſetzen ſie aus ihrem Weſen/ gleichwie andere Creaturen GOttes/ und die- ſes (ſagt er) hab ich aus Erfahrung gelernet: Jch ha- be ſchwache junge Stoͤcke um Weyhnachten in ein Sommerlaulicht Stuͤblein (darein die Waͤrme von der ❁ Z z

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/379>, abgerufen am 23.11.2024.