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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Spaltenumbruch] drang/ und müssen die Seulen in der Mitten mit glattem
Blech umgeben werden/ dem Ungeziefer den Paß abzu-
schneiden.

Die Nester inwendig werden von Hafner-Erden/
Stein oder Holtz gemacht/ im Holtz wächset das Unge-
ziefer sehr leichtlich/ worvon die Tauben sehr belästiget
sind; die von Erden sind kühl/ müssen aber zimlich groß
seyn/ damit die zwey Tauben samt ihren Jungen genug
Platz darinnen/ und ihre raumliche Umkehr haben mö-
gen; Etliche machen ihnen Körbe aus Weiden oder
Stroh gefiochten/ die man an der Wand umher/ an
darzu eingeschlagene starcke Nägel anhängen/ und wann
man will/ herab nehmen und wieder aussäubern kan;
weil man aber am hinauf-hangen bald irren/ und eines
an des andern Platz hängen kan/ werden dardurch die
Tauben irr gemacht/ zudem währen solche auch nicht
lang/ und zerreissen oder brechen bald/ also daß man
stets etwas zu flicken hat; die von Laden sind darum
nicht gut/ weil man sie nie so genau kan zusammen
fügen/ daß es nicht Klumsen habe/ dardurch den Mäu-
sen der Paß geöffnet und angeleitet wird; die aus Haf-
ner-Erde aber sind dicht beysammen und fast die beste
Art zu Nestern.

Die erste Reyhe der Nester soll von der Erden drey
oder vier Schuch hoch seyn/ damit man darunter sau-
ber auskehren/ und allen Unflat ausreinigen möge;
so mögen auch die Mäuse nicht so leichtlich von der Er-
den hinauf in die Tauben-Nester kommen; das
Mäuerlein/ darauf die ersten Nester stehen/ wird von
einer Mauer zur andern gewölbt/ und der Bogen un-
tersich aussenher mit abwärts gestülpten Leisten/ wie
mit einem Canal/ versichert/ daß wann schon die Mäu-
se biß an den Bogen klettern/ wegen seiner Krümme
weiter hinauf zu den Nestern nicht gelangen mögen;
es muß aber dieser Canal von glattem Zeuge seyn/
daran sich weder Ratzen noch Mäuse halten mögen;
Jst aber der Kobel von Holtz/ muß man die unterste
Bretter mit scharffem eisernem abwärts-gehendem
Blech beschlagen/ so ist es gleich so gut; auf diese er-
ste Reyhe werden mehr Nester gesetzt/ biß auf zwey
[Spaltenumbruch] oder drey Schuch vom obersten Gewölbe; auf der
höchsten Reyh der Nester ligen Läden/ die einen Schuch
über die Nester heraus gehen/ und glatt gehobelt und
aussen geschärfft sind/ daß sich auch von obenher kein Un-
ziefer einschleiffen möge.

Die Reyhen der Nester soll man nicht gleich
Schnur-gerad eines auf das andere/ sondern also se-
tzen/ daß in der andern Reyhe allzeit eines davon zwi-
schen zweyen Nestern auf die erste Reyhe/ wie in einem
Triangel/ eingesetzt/ und also fort und fort continuirt
werde. Der Boden soll mit gutem Estricht geschla-
gen/ oder gar mit Steinen gepflastert seyn; ein jedes
Nest soll ein Sitzstänglein heraus ragend haben/ dar-
auf die Tauben desto bequemlicher aus- und eingehen
können; etliche machen nur vor jedes Nest ein Bret/
wie ein Vorhaus/ zu eben diesem Ende. Vor diesen
Läden oder Brettern sind um und um gleich vor den
Nestern höltzerne Drämme eingemauret/ darauf
man/ wann man zu den Nestern sehen will/ die Lai-
tern oder Stieglein anlehnen kan/ damit die Nester
dardurch nicht bewegt und gerüttelt werden; Die
Laitern oder Stiegen zur Thür/ die vom Hof hinauf
gehet/ bleibt an etlichen Taubenhäusern nicht stets/
sondern wird allein angelehnet/ wann man hinauf will/
sonst wird sie an einem andern Ort unter dem Dach
verwahret.

Die Figur des Taubenhauses in einem steinernen
Thurn/ hat mir Herr Graf Perchtold zugesendet/ wie
er solchen bey seiner Herrschafft Ungerschütz in Mär-
hern mitten im Mayerhof hat; das ander Gebäue a-
ber hat der Kupfferstecher nach seiner Fantasia beyge-
fügt.

Jch hälte etwan noch in diesem Buch auch von
den Meerschweinlein oder Meerfercklein/ welche an
Fruchtbarkeit den Königlein (deren Art sie auch sind)
nichts nachgeben/ allhier reden können/ weil sie alles
fressen/ was man den Königlein giebt; weil sie aber ohne
diß schon überall bekannt/ habe ich solches eines Haus-
vatters Belieben heimstellen/ und hiemit dieses Neundte
Buch beschliessen wollen.



PRO-
Y y

Neuntes Buch/ Mayerhof.
[Spaltenumbruch] drang/ und muͤſſen die Seulen in der Mitten mit glattem
Blech umgeben werden/ dem Ungeziefer den Paß abzu-
ſchneiden.

Die Neſter inwendig werden von Hafner-Erden/
Stein oder Holtz gemacht/ im Holtz waͤchſet das Unge-
ziefer ſehr leichtlich/ worvon die Tauben ſehr belaͤſtiget
ſind; die von Erden ſind kuͤhl/ muͤſſen aber zimlich groß
ſeyn/ damit die zwey Tauben ſamt ihren Jungen genug
Platz darinnen/ und ihre raumliche Umkehr haben moͤ-
gen; Etliche machen ihnen Koͤrbe aus Weiden oder
Stroh gefiochten/ die man an der Wand umher/ an
darzu eingeſchlagene ſtarcke Naͤgel anhaͤngen/ und wann
man will/ herab nehmen und wieder ausſaͤubern kan;
weil man aber am hinauf-hangen bald irren/ und eines
an des andern Platz haͤngen kan/ werden dardurch die
Tauben irr gemacht/ zudem waͤhren ſolche auch nicht
lang/ und zerreiſſen oder brechen bald/ alſo daß man
ſtets etwas zu flicken hat; die von Laden ſind darum
nicht gut/ weil man ſie nie ſo genau kan zuſammen
fuͤgen/ daß es nicht Klumſen habe/ dardurch den Maͤu-
ſen der Paß geoͤffnet und angeleitet wird; die aus Haf-
ner-Erde aber ſind dicht beyſammen und faſt die beſte
Art zu Neſtern.

Die erſte Reyhe der Neſter ſoll von der Erden drey
oder vier Schuch hoch ſeyn/ damit man darunter ſau-
ber auskehren/ und allen Unflat ausreinigen moͤge;
ſo moͤgen auch die Maͤuſe nicht ſo leichtlich von der Er-
den hinauf in die Tauben-Neſter kommen; das
Maͤuerlein/ darauf die erſten Neſter ſtehen/ wird von
einer Mauer zur andern gewoͤlbt/ und der Bogen un-
terſich auſſenher mit abwaͤrts geſtuͤlpten Leiſten/ wie
mit einem Canal/ verſichert/ daß wann ſchon die Maͤu-
ſe biß an den Bogen klettern/ wegen ſeiner Kruͤmme
weiter hinauf zu den Neſtern nicht gelangen moͤgen;
es muß aber dieſer Canal von glattem Zeuge ſeyn/
daran ſich weder Ratzen noch Maͤuſe halten moͤgen;
Jſt aber der Kobel von Holtz/ muß man die unterſte
Bretter mit ſcharffem eiſernem abwaͤrts-gehendem
Blech beſchlagen/ ſo iſt es gleich ſo gut; auf dieſe er-
ſte Reyhe werden mehr Neſter geſetzt/ biß auf zwey
[Spaltenumbruch] oder drey Schuch vom oberſten Gewoͤlbe; auf der
hoͤchſten Reyh der Neſter ligen Laͤden/ die einen Schuch
uͤber die Neſter heraus gehen/ und glatt gehobelt und
auſſen geſchaͤrfft ſind/ daß ſich auch von obenher kein Un-
ziefer einſchleiffen moͤge.

Die Reyhen der Neſter ſoll man nicht gleich
Schnur-gerad eines auf das andere/ ſondern alſo ſe-
tzen/ daß in der andern Reyhe allzeit eines davon zwi-
ſchen zweyen Neſtern auf die erſte Reyhe/ wie in einem
Triangel/ eingeſetzt/ und alſo fort und fort continuirt
werde. Der Boden ſoll mit gutem Eſtricht geſchla-
gen/ oder gar mit Steinen gepflaſtert ſeyn; ein jedes
Neſt ſoll ein Sitzſtaͤnglein heraus ragend haben/ dar-
auf die Tauben deſto bequemlicher aus- und eingehen
koͤnnen; etliche machen nur vor jedes Neſt ein Bret/
wie ein Vorhaus/ zu eben dieſem Ende. Vor dieſen
Laͤden oder Brettern ſind um und um gleich vor den
Neſtern hoͤltzerne Draͤmme eingemauret/ darauf
man/ wann man zu den Neſtern ſehen will/ die Lai-
tern oder Stieglein anlehnen kan/ damit die Neſter
dardurch nicht bewegt und geruͤttelt werden; Die
Laitern oder Stiegen zur Thuͤr/ die vom Hof hinauf
gehet/ bleibt an etlichen Taubenhaͤuſern nicht ſtets/
ſondern wird allein angelehnet/ wann man hinauf will/
ſonſt wird ſie an einem andern Ort unter dem Dach
verwahret.

Die Figur des Taubenhauſes in einem ſteinernen
Thurn/ hat mir Herꝛ Graf Perchtold zugeſendet/ wie
er ſolchen bey ſeiner Herꝛſchafft Ungerſchuͤtz in Maͤr-
hern mitten im Mayerhof hat; das ander Gebaͤue a-
ber hat der Kupfferſtecher nach ſeiner Fantaſia beyge-
fuͤgt.

Jch haͤlte etwan noch in dieſem Buch auch von
den Meerſchweinlein oder Meerfercklein/ welche an
Fruchtbarkeit den Koͤniglein (deren Art ſie auch ſind)
nichts nachgeben/ allhier reden koͤnnen/ weil ſie alles
freſſen/ was man den Koͤniglein giebt; weil ſie aber ohne
diß ſchon uͤberall bekannt/ habe ich ſolches eines Haus-
vatters Belieben heimſtellen/ und hiemit dieſes Neundte
Buch beſchlieſſen wollen.



PRO-
❁ Y y
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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/371>, abgerufen am 22.11.2024.