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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Neuntes Buch/ Mayerhof.
Cap. LII.
Von der Nutzung der Schaafe.
[Spaltenumbruch]

ES ist ein Schäflein eines unter den holdseligsten
nutzbarlichsten Thieren/ die GOtt der Allweise-
ste Weltschöpffer dem Menschen unterthänig ge-
macht hat/ darum sie billich bey den Alten in hohen
Würden gehalten worden/ daß auch die Patriarchen
des Alten Testaments ihr Leben mit dieser Viehzucht
zugebracht/ ja sie haben/ in dem sie auf der Grasreichen
Erden ihre Schäflein geweidet/ mit ihren Gedancken
und Betrachtungen in dem angenehmen Prospect des
Himmels/ und des anmuthigen Gestirnes/ ihre Weide
genommen/ allerley nützliche Künste/ des Himmels Lauff/
des Gewitters Beschaffenheit und dergleichen erfunden/
Ja/ wie etliche wollen/ habe ein Schäfer indem er sei-
nes weidenden Schäfleins Schatten am Sonnenschein
mit dem Schäferstab im Sand abgerissen/ auch die er-
sten Fundament der Mahlerey gelegt. Wir wollen
erstlich nur die Nutzungen der lebendigen Schäflein/
deren man jährlich geniesset/ erzehlen; da ist die Milch/
die man zu essen und trincken gebrauchet; da ist die
Butter oder Schmaltz zum Kochen; da ist die Butter-
milch zum trincken; da sind die guten fetten Schaaf-
Käse/ zur Speise und zum Verkauffen; da ist die Wol-
le/ Geld zu machen/ sich selbst und sein Gesinde zu klei-
den; da ist auch endlich die Dunge/ das Baufeld zu
bessern und fruchtbar zu machen.

Herr Colerus reitet ohngefähr den Nutzen von ei-
nem Schaaf 12 gr. oder 36 kr.; das brächte von 100
Schaafen des Jahrs 60 fl. von tausend 600 fl.

Herr Wegener rechnet es also aus: Ein Schaaf
gibt jährlich 2 Pfund Wolle/ zu 10 Kreutzern ein Pfund
gerechnet/ bringt es 20 kr./ da es doch allzeit mehr gilt/
ich schlage aber/ sagt er/ das Pfund nur zu 10 Kreutzer
an/ wegen der Unkosten/ so auf die Schaafe gehen/ daß
also die Nutzung für sich gantz verbleibe; item vor die
Milch von einem Stuck 10 kr. thut von 1000 Mutter-
schaafen allein vor Woll und Milch 500 fl. jährlich von
diesen 1000 Mutterschaafen fallen 1000 Lämmer/ da
doch von manchem Schaafe zu zweyen fallen/ rechne
aber durchgehend nur eines/ davon man ebenfalls die
Wolle zweymal nimmt; Jtem unter den 1000 Läm-
mern sind die Helffte nemlich 500 Schepsen/ welche in
2 oder 3 Jahren zu Thalern verkaufft werden/ davon
man doch jährlich die Wolle zweymal hat. Alle diese
Nutzung (fähret er fort) rechne ich nur halb gegen die
Dunge/ dann wann ich nur jährlich mit 1000 Schaa-
fen ein Feld dungen kan/ darauf 50 Strich Waitzen
[Spaltenumbruch] gesäet wird/ davon mir jeder Strich jährlich 5 wieder
einbringt/ so ists ja ein grosses Interesse vier von einem;
und da wir es auch auf Oesterreichischen Brauch auf
das einfältigste ausrechnen/ so kostet zu kauffen gemei-
niglich ein Schaaf 1 fl. 15 kr. oder wol nur einen Gul-
den/ bringen also nur aufs höchste gerechnet 125 fl. hin-
gegen nimm ich von hundert Schaafen Nutzung vor
Woll und Milch Bestand 50 fl. und wann schon 20 fl.
wegen Heu und Streu Unkosten solten defalcirt wer-
den/ so bleiben doch von 125 fl. gewisses Interesse 30 fl.
welche eine hohe/ nutzbare/ und mehr als Jüdische
(dem Nutzen nach) doch Christliche wolerworbene
und vor GOtt verantwortliche Verzinsung ist/ die
ein jeder Christ mit gutem Gewissen haben und nehmen
kan.

Dabey ist noch die Dung ungerechnet/ welche das
Futter allein schier bezahlen solle. Wo sind die jungen
Lämmer und fetten Schepsen/ die neben-bey unsere
Kuchen und Tafel zieren und bereichern. Welcher Nu-
tzen zwar unter die Nutzung gehöret/ die wir nach der
Schaafe todt zu gewarten haben/ da ist das gute wol-
geschmacke Fleisch/ von Schaafen/ Lämmern und
Schepsen; da sind die Fell und Schaafhäute/ die man/
entweder zu Kleidern/ oder Pergament darauf zu schrei-
ben/ bereiten kan. Da sind die wolklingenden Seiten/
die zur Menschlichen Freude/ und förderst zu GOttes
Lob/ zur Lust/ Anmuth und Andacht gebraucht werden.
Da sind die Beinlein/ mit welchen man die Grotten/
Sale terrene, Lusthäuser und andere Gärtengänge
künstlich und sauber pflastert.

Zum Uberfluß sind noch zwey nutzbare Sachen da-
von zu haben/ die ihnen zwar mit anderm Viehe gemein
ist/ als daß man Klauen-Fett von ihnen sammlet/ in
den Lampen zu brennen/ und Leim von den Schaafen
zu machen pflegt/ welchen alle Schreiner/ Drechsler/
Holtz- und Bein-Arbeiter zu brauchen pflegen. Das
allernutzlichste ist/ daß uns dieses Thierlein eine heilsa-
me Erinnerung gibt/ des Lamms GOttes/ unsers
HErrn und Heylandes JEsu Christi/ welcher unsere
und der gantzen Welt Sünde trägt; der sich auch einen
Hirten und seine liebe Kirchen einen Schaafstall mit
einer holdseeligen Parabola selbst verglichen hat. Was
schließlich die Stück und Mittel von dem Schaafvieh
anlanget/ so zur Artzney gehören/ soll bald davon abson-
derlicher Bericht gegeben werden.

Cap. LIII.
Vom Schaafscheeren und der Wolle.
[Spaltenumbruch]

WEil die Wolle eine von denen erträglichsten/
jährlich widerholten/ und an dem Leben dieses
Thierleins unschädlichen Nutzungen ist/ so hat
billich auch ein Hausvatter grossen Fleiß anzuwenden/
mit dieser ergäbigen Wirthschafft vernünfftig und wol
umzugehen/ damit die jenigen Handwercker/ die solche
[Spaltenumbruch] erkauffen und verarbeiten/ nicht betrogen/ mit böser
Wahr überführet/ von fernerer Handlung abgeschre-
cket/ und also ihm seine gute und gewisse Einkünfften ver-
hindert und zweiffelhafft gemacht werden. Wann die
Wolle unsauber/ bund und gescheckicht untereinander
verwirret/ oder feucht und erfault ist/ wie es durch un-

ordent-
Neuntes Buch/ Mayerhof.
Cap. LII.
Von der Nutzung der Schaafe.
[Spaltenumbruch]

ES iſt ein Schaͤflein eines unter den holdſeligſten
nutzbarlichſten Thieren/ die GOtt der Allweiſe-
ſte Weltſchoͤpffer dem Menſchen unterthaͤnig ge-
macht hat/ darum ſie billich bey den Alten in hohen
Wuͤrden gehalten worden/ daß auch die Patriarchen
des Alten Teſtaments ihr Leben mit dieſer Viehzucht
zugebracht/ ja ſie haben/ in dem ſie auf der Grasreichen
Erden ihre Schaͤflein geweidet/ mit ihren Gedancken
und Betrachtungen in dem angenehmen Proſpect des
Himmels/ und des anmuthigen Geſtirnes/ ihre Weide
genommen/ allerley nuͤtzliche Kuͤnſte/ des Himmels Lauff/
des Gewitters Beſchaffenheit und dergleichen erfunden/
Ja/ wie etliche wollen/ habe ein Schaͤfer indem er ſei-
nes weidenden Schaͤfleins Schatten am Sonnenſchein
mit dem Schaͤferſtab im Sand abgeriſſen/ auch die er-
ſten Fundament der Mahlerey gelegt. Wir wollen
erſtlich nur die Nutzungen der lebendigen Schaͤflein/
deren man jaͤhrlich genieſſet/ erzehlen; da iſt die Milch/
die man zu eſſen und trincken gebrauchet; da iſt die
Butter oder Schmaltz zum Kochen; da iſt die Butter-
milch zum trincken; da ſind die guten fetten Schaaf-
Kaͤſe/ zur Speiſe und zum Verkauffen; da iſt die Wol-
le/ Geld zu machen/ ſich ſelbſt und ſein Geſinde zu klei-
den; da iſt auch endlich die Dunge/ das Baufeld zu
beſſern und fruchtbar zu machen.

Herꝛ Colerus reitet ohngefaͤhr den Nutzen von ei-
nem Schaaf 12 gr. oder 36 kr.; das braͤchte von 100
Schaafen des Jahrs 60 fl. von tauſend 600 fl.

Herꝛ Wegener rechnet es alſo aus: Ein Schaaf
gibt jaͤhrlich 2 Pfund Wolle/ zu 10 Kreutzern ein Pfund
gerechnet/ bringt es 20 kr./ da es doch allzeit mehr gilt/
ich ſchlage aber/ ſagt er/ das Pfund nur zu 10 Kreutzer
an/ wegen der Unkoſten/ ſo auf die Schaafe gehen/ daß
alſo die Nutzung fuͤr ſich gantz verbleibe; item vor die
Milch von einem Stuck 10 kr. thut von 1000 Mutter-
ſchaafen allein vor Woll und Milch 500 fl. jaͤhrlich von
dieſen 1000 Mutterſchaafen fallen 1000 Laͤmmer/ da
doch von manchem Schaafe zu zweyen fallen/ rechne
aber durchgehend nur eines/ davon man ebenfalls die
Wolle zweymal nimmt; Jtem unter den 1000 Laͤm-
mern ſind die Helffte nemlich 500 Schepſen/ welche in
2 oder 3 Jahren zu Thalern verkaufft werden/ davon
man doch jaͤhrlich die Wolle zweymal hat. Alle dieſe
Nutzung (faͤhret er fort) rechne ich nur halb gegen die
Dunge/ dann wann ich nur jaͤhrlich mit 1000 Schaa-
fen ein Feld dungen kan/ darauf 50 Strich Waitzen
[Spaltenumbruch] geſaͤet wird/ davon mir jeder Strich jaͤhrlich 5 wieder
einbringt/ ſo iſts ja ein groſſes Intereſſe vier von einem;
und da wir es auch auf Oeſterreichiſchen Brauch auf
das einfaͤltigſte ausrechnen/ ſo koſtet zu kauffen gemei-
niglich ein Schaaf 1 fl. 15 kr. oder wol nur einen Gul-
den/ bringen alſo nur aufs hoͤchſte gerechnet 125 fl. hin-
gegen nimm ich von hundert Schaafen Nutzung vor
Woll und Milch Beſtand 50 fl. und wann ſchon 20 fl.
wegen Heu und Streu Unkoſten ſolten defalcirt wer-
den/ ſo bleiben doch von 125 fl. gewiſſes Intereſſe 30 fl.
welche eine hohe/ nutzbare/ und mehr als Juͤdiſche
(dem Nutzen nach) doch Chriſtliche wolerworbene
und vor GOtt verantwortliche Verzinſung iſt/ die
ein jeder Chriſt mit gutem Gewiſſen haben und nehmen
kan.

Dabey iſt noch die Dung ungerechnet/ welche das
Futter allein ſchier bezahlen ſolle. Wo ſind die jungen
Laͤmmer und fetten Schepſen/ die neben-bey unſere
Kuchen und Tafel zieren und bereichern. Welcher Nu-
tzen zwar unter die Nutzung gehoͤret/ die wir nach der
Schaafe todt zu gewarten haben/ da iſt das gute wol-
geſchmacke Fleiſch/ von Schaafen/ Laͤmmern und
Schepſen; da ſind die Fell und Schaafhaͤute/ die man/
entweder zu Kleidern/ oder Pergament darauf zu ſchrei-
ben/ bereiten kan. Da ſind die wolklingenden Seiten/
die zur Menſchlichen Freude/ und foͤrderſt zu GOttes
Lob/ zur Luſt/ Anmuth und Andacht gebraucht werden.
Da ſind die Beinlein/ mit welchen man die Grotten/
Sale terrene, Luſthaͤuſer und andere Gaͤrtengaͤnge
kuͤnſtlich und ſauber pflaſtert.

Zum Uberfluß ſind noch zwey nutzbare Sachen da-
von zu haben/ die ihnen zwar mit anderm Viehe gemein
iſt/ als daß man Klauen-Fett von ihnen ſammlet/ in
den Lampen zu brennen/ und Leim von den Schaafen
zu machen pflegt/ welchen alle Schreiner/ Drechsler/
Holtz- und Bein-Arbeiter zu brauchen pflegen. Das
allernutzlichſte iſt/ daß uns dieſes Thierlein eine heilſa-
me Erinnerung gibt/ des Lamms GOttes/ unſers
HErꝛn und Heylandes JEſu Chriſti/ welcher unſere
und der gantzen Welt Suͤnde traͤgt; der ſich auch einen
Hirten und ſeine liebe Kirchen einen Schaafſtall mit
einer holdſeeligen Parabola ſelbſt verglichen hat. Was
ſchließlich die Stuͤck und Mittel von dem Schaafvieh
anlanget/ ſo zur Artzney gehoͤren/ ſoll bald davon abſon-
derlicher Bericht gegeben werden.

Cap. LIII.
Vom Schaafſcheeren und der Wolle.
[Spaltenumbruch]

WEil die Wolle eine von denen ertraͤglichſten/
jaͤhrlich widerholten/ und an dem Leben dieſes
Thierleins unſchaͤdlichen Nutzungen iſt/ ſo hat
billich auch ein Hausvatter groſſen Fleiß anzuwenden/
mit dieſer ergaͤbigen Wirthſchafft vernuͤnfftig und wol
umzugehen/ damit die jenigen Handwercker/ die ſolche
[Spaltenumbruch] erkauffen und verarbeiten/ nicht betrogen/ mit boͤſer
Wahr uͤberfuͤhret/ von fernerer Handlung abgeſchre-
cket/ und alſo ihm ſeine gute und gewiſſe Einkuͤnfften ver-
hindert und zweiffelhafft gemacht werden. Wann die
Wolle unſauber/ bund und geſcheckicht untereinander
verwirret/ oder feucht und erfault iſt/ wie es durch un-

ordent-
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[295/0313] Neuntes Buch/ Mayerhof. Cap. LII. Von der Nutzung der Schaafe. ES iſt ein Schaͤflein eines unter den holdſeligſten nutzbarlichſten Thieren/ die GOtt der Allweiſe- ſte Weltſchoͤpffer dem Menſchen unterthaͤnig ge- macht hat/ darum ſie billich bey den Alten in hohen Wuͤrden gehalten worden/ daß auch die Patriarchen des Alten Teſtaments ihr Leben mit dieſer Viehzucht zugebracht/ ja ſie haben/ in dem ſie auf der Grasreichen Erden ihre Schaͤflein geweidet/ mit ihren Gedancken und Betrachtungen in dem angenehmen Proſpect des Himmels/ und des anmuthigen Geſtirnes/ ihre Weide genommen/ allerley nuͤtzliche Kuͤnſte/ des Himmels Lauff/ des Gewitters Beſchaffenheit und dergleichen erfunden/ Ja/ wie etliche wollen/ habe ein Schaͤfer indem er ſei- nes weidenden Schaͤfleins Schatten am Sonnenſchein mit dem Schaͤferſtab im Sand abgeriſſen/ auch die er- ſten Fundament der Mahlerey gelegt. Wir wollen erſtlich nur die Nutzungen der lebendigen Schaͤflein/ deren man jaͤhrlich genieſſet/ erzehlen; da iſt die Milch/ die man zu eſſen und trincken gebrauchet; da iſt die Butter oder Schmaltz zum Kochen; da iſt die Butter- milch zum trincken; da ſind die guten fetten Schaaf- Kaͤſe/ zur Speiſe und zum Verkauffen; da iſt die Wol- le/ Geld zu machen/ ſich ſelbſt und ſein Geſinde zu klei- den; da iſt auch endlich die Dunge/ das Baufeld zu beſſern und fruchtbar zu machen. Herꝛ Colerus reitet ohngefaͤhr den Nutzen von ei- nem Schaaf 12 gr. oder 36 kr.; das braͤchte von 100 Schaafen des Jahrs 60 fl. von tauſend 600 fl. Herꝛ Wegener rechnet es alſo aus: Ein Schaaf gibt jaͤhrlich 2 Pfund Wolle/ zu 10 Kreutzern ein Pfund gerechnet/ bringt es 20 kr./ da es doch allzeit mehr gilt/ ich ſchlage aber/ ſagt er/ das Pfund nur zu 10 Kreutzer an/ wegen der Unkoſten/ ſo auf die Schaafe gehen/ daß alſo die Nutzung fuͤr ſich gantz verbleibe; item vor die Milch von einem Stuck 10 kr. thut von 1000 Mutter- ſchaafen allein vor Woll und Milch 500 fl. jaͤhrlich von dieſen 1000 Mutterſchaafen fallen 1000 Laͤmmer/ da doch von manchem Schaafe zu zweyen fallen/ rechne aber durchgehend nur eines/ davon man ebenfalls die Wolle zweymal nimmt; Jtem unter den 1000 Laͤm- mern ſind die Helffte nemlich 500 Schepſen/ welche in 2 oder 3 Jahren zu Thalern verkaufft werden/ davon man doch jaͤhrlich die Wolle zweymal hat. Alle dieſe Nutzung (faͤhret er fort) rechne ich nur halb gegen die Dunge/ dann wann ich nur jaͤhrlich mit 1000 Schaa- fen ein Feld dungen kan/ darauf 50 Strich Waitzen geſaͤet wird/ davon mir jeder Strich jaͤhrlich 5 wieder einbringt/ ſo iſts ja ein groſſes Intereſſe vier von einem; und da wir es auch auf Oeſterreichiſchen Brauch auf das einfaͤltigſte ausrechnen/ ſo koſtet zu kauffen gemei- niglich ein Schaaf 1 fl. 15 kr. oder wol nur einen Gul- den/ bringen alſo nur aufs hoͤchſte gerechnet 125 fl. hin- gegen nimm ich von hundert Schaafen Nutzung vor Woll und Milch Beſtand 50 fl. und wann ſchon 20 fl. wegen Heu und Streu Unkoſten ſolten defalcirt wer- den/ ſo bleiben doch von 125 fl. gewiſſes Intereſſe 30 fl. welche eine hohe/ nutzbare/ und mehr als Juͤdiſche (dem Nutzen nach) doch Chriſtliche wolerworbene und vor GOtt verantwortliche Verzinſung iſt/ die ein jeder Chriſt mit gutem Gewiſſen haben und nehmen kan. Dabey iſt noch die Dung ungerechnet/ welche das Futter allein ſchier bezahlen ſolle. Wo ſind die jungen Laͤmmer und fetten Schepſen/ die neben-bey unſere Kuchen und Tafel zieren und bereichern. Welcher Nu- tzen zwar unter die Nutzung gehoͤret/ die wir nach der Schaafe todt zu gewarten haben/ da iſt das gute wol- geſchmacke Fleiſch/ von Schaafen/ Laͤmmern und Schepſen; da ſind die Fell und Schaafhaͤute/ die man/ entweder zu Kleidern/ oder Pergament darauf zu ſchrei- ben/ bereiten kan. Da ſind die wolklingenden Seiten/ die zur Menſchlichen Freude/ und foͤrderſt zu GOttes Lob/ zur Luſt/ Anmuth und Andacht gebraucht werden. Da ſind die Beinlein/ mit welchen man die Grotten/ Sale terrene, Luſthaͤuſer und andere Gaͤrtengaͤnge kuͤnſtlich und ſauber pflaſtert. Zum Uberfluß ſind noch zwey nutzbare Sachen da- von zu haben/ die ihnen zwar mit anderm Viehe gemein iſt/ als daß man Klauen-Fett von ihnen ſammlet/ in den Lampen zu brennen/ und Leim von den Schaafen zu machen pflegt/ welchen alle Schreiner/ Drechsler/ Holtz- und Bein-Arbeiter zu brauchen pflegen. Das allernutzlichſte iſt/ daß uns dieſes Thierlein eine heilſa- me Erinnerung gibt/ des Lamms GOttes/ unſers HErꝛn und Heylandes JEſu Chriſti/ welcher unſere und der gantzen Welt Suͤnde traͤgt; der ſich auch einen Hirten und ſeine liebe Kirchen einen Schaafſtall mit einer holdſeeligen Parabola ſelbſt verglichen hat. Was ſchließlich die Stuͤck und Mittel von dem Schaafvieh anlanget/ ſo zur Artzney gehoͤren/ ſoll bald davon abſon- derlicher Bericht gegeben werden. Cap. LIII. Vom Schaafſcheeren und der Wolle. WEil die Wolle eine von denen ertraͤglichſten/ jaͤhrlich widerholten/ und an dem Leben dieſes Thierleins unſchaͤdlichen Nutzungen iſt/ ſo hat billich auch ein Hausvatter groſſen Fleiß anzuwenden/ mit dieſer ergaͤbigen Wirthſchafft vernuͤnfftig und wol umzugehen/ damit die jenigen Handwercker/ die ſolche erkauffen und verarbeiten/ nicht betrogen/ mit boͤſer Wahr uͤberfuͤhret/ von fernerer Handlung abgeſchre- cket/ und alſo ihm ſeine gute und gewiſſe Einkuͤnfften ver- hindert und zweiffelhafft gemacht werden. Wann die Wolle unſauber/ bund und geſcheckicht untereinander verwirret/ oder feucht und erfault iſt/ wie es durch un- ordent-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/313>, abgerufen am 23.11.2024.