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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. X.
Von den Wiesen.
[Spaltenumbruch]

DJe Alten haben nicht unbillich die Wiesen allem
andern Feldbau vorgezogen/ Zweifels ohne/ weil
sie die Viehzucht viel nöhtiger gehalten/ als den
Ackerbau/ indem von dem ersten die Leute mit Milch/
Käse/ Butter und Fleisch wol leben können/ ohne das
andere; wie in theils Nordischen und Americanischen
Provinzen zu sehen/ da die Leute ohne Brod gelebt;
hingegen aber der Ackerbau ohne Viehzucht schier un-
möglich kan bestellet werden; wie wolten die Menschen
die Felder pflügen und dungen können/ ohn welche das
Anbau schlecht und übel zu verrichten; so dörffen auch
die wolbestellten Wiesen nicht so viel Mühe und Ge-
fahr/ nur daß man das Gras zu rechter Zeit abmähet/
dörret/ heim führet/ und an einem trockenen lufftigen Ort
erhält; da hingegen die Aecker etlichemal müssen gepflü-
get/ geeget/ besäet/ geerndtet seyn/ auch andere unzehli-
che Arbeiten (die doch offt übel lohnen) erfordern/ und
jährlich mit Mühe einmal ihre Frucht abstatten; da die
meisten Wiesen alle Jahr zweymal/ im Sommer und
Herbst/ Heu und Grünmath geben/ davon das grosse
und kleine Viehe zu beständiger Nahrung und Unterhalt
des Menschens gefüttert und ernähret wird/ und diß nicht
allein im Sommer durch das grüne säfftige Grase/ son-
dern auch bey kalter Winter-Witterung einen treulichen
Vorrath/ biß wieder im Früling das Gras zu wachsen
anfänget/ aufbehalten.

Zudem müssen die Korn-Felder Jährlich frischen
Saamen haben/ da hingegen die Wiesen/ wann sie
einmal Grasreich/ guten Grund haben/ oder zu dürren
Zeiten gewässert werden können/ wie ein richtiges Capi-
tal ihr Interesse von Jahr zu Jahr gedoppelt abstatten/
davon ihr Besitzer keine andere Bemühung/ als daß er
die Abzinsung einnimmt/ und für die Wiesen auf das
künfftige Jahr GOtt und die Natur sorgen lässet/ wie
sie folgende Interessen bezahlen können oder wollen.

So haben auch an den meisten Orten die Wiesen
dieses privilegium, daß sie keinen Zehenden geben dörf-
fen; Es wäre dann/ daß man aus Zehendbaren Grün-
den und Aeckern von neuem Wiesen machen wolte/ da
will das Jus Bavaricum Provinciale tit. 27. artic. 15.
daß man auch den Heu-Zehend davon abrichten solle/
welches nicht unbillich scheinet.

Die Lateiner geben ihnen den Nahmen Prata,
quasi parata,
weil sie den gantzen Früling/ Sommer
und Herbst über gleichsam ein zubereiteter Tisch sind/
davon die Viehzucht erhalten/ und von dessen Uberblei-
bungen noch darzu/ den Winter durch/ versorget wird;
wir wollen geschweigen der holdseligen und anmuthigen
Schönheit der Wiesen/ da gleichsam an einem Sma-
ragden-Himmel viel tausend allerhand-färbige Blüm-
lein/ wie die zwitzerenden Sternlein herfür scheinen/ und
die Augen/ Geruch und Hertz der Menschen/ als auch
[Spaltenumbruch] des Viehes Mund und Magen erfreuen/ und wann sie
von kleinen Tamarisken-Sträuchlein begleitet sind/ die
an den durchstreichenden Bächlein stehen/ und durch die
Stimme der lieblichen Nachtigal begleitet werden/ er-
götzen sie auch im Früling das Gehör/ und geben Sei-
tenwärts den angenehmesten Spaziergang/ die Geister
der Menschen aufzumuntern und zu belustigen.

Die Wiesen/ wie sie von den Alten getheilt worden/
sind trocken oder feucht/ die trockenen haben gesunders
bessers Gras/ für Kälber/ Schaaf und ander junges
Viehe/ sonderlich wann sie zu bequemer Zeit mögen ge-
wässert werden. Die feuchten sind wieder zweyerley/ et-
liche werden von einem frischen klaren Bächlein durch-
ronnen/ oder haben Bronnen-Adern darinnen/ davon
sie gewässert/ bißweilen auch gar übergossen und ver-
schwemmet werden; da muß man das Heu beyzeiten
salviren und auf die Seiten bringen/ wiewol es offt nicht
seyn kan/ und sind sonderlich die Bäche/ die sandichten
Grund haben/ schädlicher; da hingegen diejenigen/ die
Letten und Schlamm führen/ ob sie schon auf einmal das
Gras verderben/ dennoch mit ihrer kräfftigen Düngung
den Grund also besäfftigen/ daß er das nächste mal den
itzigen Schaden mit doppeltem Wucher wieder ersetzet.
Die schlechtesten Wiesen sind/ die marassigen sümpfich-
ten Grund haben/ gemeinlich die rauhe Kätzlein (wie
sie in Oesterreich genennet werden) und wollichte Kräu-
ter tragen/ davon das Viehe gern die Husten und Lun-
gensucht kriegt/ aufs wenigst bringen sie saures und gro-
bes Futter/ welches das Vieh ungerne frisset/ und den-
noch/ wann man einen Grund zu nichts anders brauchen
kan/ ists besser/ man lasse ihn zur Wiesen liegen/ oder/
wann Bronnenquellen verhanden/ machet man gern
einen Teich daraus/ wiewol die Karpffen in solchem
Wasser schwerlich gut thun.

Wann die Wiesen also ligen/ daß die Wasser
leichtlich können abschiessen/ das ist/ ein wenig abdä-
chicht und Thalhängicht sind/ so ists am besten; wann sie
aber mit Anhöhungen umringet/ und in der Mitten einen
Sack oder Kessel haben/ so ist wenig Gutes daraus zu
gewarten.

Die besten Wiesen sind die gantz flachen/ die zwar
abhangen/ aber so wenig/ daß mans fast nicht mercket/
die/ ob sie schon trocken sind/ das herrlichste und kräff-
tigste Gras/ so allein von dem natürlichen Safft der
Wurtzen ernehret wird/ mittheilen; noch besser sind
sie/ wann eine Bronnquell/ Bach/ oder Teich in der
Nähen/ daraus man den Ort/ wann und so offt man
will/ durch aufgeworffene kleine Wassergräblein be-
feuchten und wässern kan. Es giebt an etlichen Orten
driemättige/ die meisten aber zwiemättige Wiesen/ et-
liche/ die gar an dürren hohen Orten ligen/ kan man nur
einmal mähen.

Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. X.
Von den Wieſen.
[Spaltenumbruch]

DJe Alten haben nicht unbillich die Wieſen allem
andern Feldbau vorgezogen/ Zweifels ohne/ weil
ſie die Viehzucht viel noͤhtiger gehalten/ als den
Ackerbau/ indem von dem erſten die Leute mit Milch/
Kaͤſe/ Butter und Fleiſch wol leben koͤnnen/ ohne das
andere; wie in theils Nordiſchen und Americaniſchen
Provinzen zu ſehen/ da die Leute ohne Brod gelebt;
hingegen aber der Ackerbau ohne Viehzucht ſchier un-
moͤglich kan beſtellet werden; wie wolten die Menſchen
die Felder pfluͤgen und dungen koͤnnen/ ohn welche das
Anbau ſchlecht und uͤbel zu verrichten; ſo doͤrffen auch
die wolbeſtellten Wieſen nicht ſo viel Muͤhe und Ge-
fahr/ nur daß man das Gras zu rechter Zeit abmaͤhet/
doͤrret/ heim fuͤhret/ und an einem trockenen lufftigen Ort
erhaͤlt; da hingegen die Aecker etlichemal muͤſſen gepfluͤ-
get/ geeget/ beſaͤet/ geerndtet ſeyn/ auch andere unzehli-
che Arbeiten (die doch offt uͤbel lohnen) erfordern/ und
jaͤhrlich mit Muͤhe einmal ihre Frucht abſtatten; da die
meiſten Wieſen alle Jahr zweymal/ im Sommer und
Herbſt/ Heu und Gruͤnmath geben/ davon das groſſe
und kleine Viehe zu beſtaͤndiger Nahrung und Unterhalt
des Menſchens gefuͤttert und ernaͤhret wird/ und diß nicht
allein im Sommer durch das gruͤne ſaͤfftige Graſe/ ſon-
dern auch bey kalter Winter-Witterung einen treulichen
Vorrath/ biß wieder im Fruͤling das Gras zu wachſen
anfaͤnget/ aufbehalten.

Zudem muͤſſen die Korn-Felder Jaͤhrlich friſchen
Saamen haben/ da hingegen die Wieſen/ wann ſie
einmal Grasreich/ guten Grund haben/ oder zu duͤrren
Zeiten gewaͤſſert werden koͤnnen/ wie ein richtiges Capi-
tal ihr Intereſſe von Jahr zu Jahr gedoppelt abſtatten/
davon ihr Beſitzer keine andere Bemuͤhung/ als daß er
die Abzinſung einnimmt/ und fuͤr die Wieſen auf das
kuͤnfftige Jahr GOtt und die Natur ſorgen laͤſſet/ wie
ſie folgende Intereſſen bezahlen koͤnnen oder wollen.

So haben auch an den meiſten Orten die Wieſen
dieſes privilegium, daß ſie keinen Zehenden geben doͤrf-
fen; Es waͤre dann/ daß man aus Zehendbaren Gruͤn-
den und Aeckern von neuem Wieſen machen wolte/ da
will das Jus Bavaricum Provinciale tit. 27. artic. 15.
daß man auch den Heu-Zehend davon abrichten ſolle/
welches nicht unbillich ſcheinet.

Die Lateiner geben ihnen den Nahmen Prata,
quaſi parata,
weil ſie den gantzen Fruͤling/ Sommer
und Herbſt uͤber gleichſam ein zubereiteter Tiſch ſind/
davon die Viehzucht erhalten/ und von deſſen Uberblei-
bungen noch darzu/ den Winter durch/ verſorget wird;
wir wollen geſchweigen der holdſeligen und anmuthigen
Schoͤnheit der Wieſen/ da gleichſam an einem Sma-
ragden-Himmel viel tauſend allerhand-faͤrbige Bluͤm-
lein/ wie die zwitzerenden Sternlein herfuͤr ſcheinen/ und
die Augen/ Geruch und Hertz der Menſchen/ als auch
[Spaltenumbruch] des Viehes Mund und Magen erfreuen/ und wann ſie
von kleinen Tamarisken-Straͤuchlein begleitet ſind/ die
an den durchſtreichenden Baͤchlein ſtehen/ und durch die
Stimme der lieblichen Nachtigal begleitet werden/ er-
goͤtzen ſie auch im Fruͤling das Gehoͤr/ und geben Sei-
tenwaͤrts den angenehmeſten Spaziergang/ die Geiſter
der Menſchen aufzumuntern und zu beluſtigen.

Die Wieſen/ wie ſie von den Alten getheilt worden/
ſind trocken oder feucht/ die trockenen haben geſunders
beſſers Gras/ fuͤr Kaͤlber/ Schaaf und ander junges
Viehe/ ſonderlich wann ſie zu bequemer Zeit moͤgen ge-
waͤſſert werden. Die feuchten ſind wieder zweyerley/ et-
liche werden von einem friſchen klaren Baͤchlein durch-
ronnen/ oder haben Bronnen-Adern darinnen/ davon
ſie gewaͤſſert/ bißweilen auch gar uͤbergoſſen und ver-
ſchwemmet werden; da muß man das Heu beyzeiten
ſalviren und auf die Seiten bringen/ wiewol es offt nicht
ſeyn kan/ und ſind ſonderlich die Baͤche/ die ſandichten
Grund haben/ ſchaͤdlicher; da hingegen diejenigen/ die
Letten und Schlamm fuͤhren/ ob ſie ſchon auf einmal das
Gras verderben/ dennoch mit ihrer kraͤfftigen Duͤngung
den Grund alſo beſaͤfftigen/ daß er das naͤchſte mal den
itzigen Schaden mit doppeltem Wucher wieder erſetzet.
Die ſchlechteſten Wieſen ſind/ die maraſſigen ſuͤmpfich-
ten Grund haben/ gemeinlich die rauhe Kaͤtzlein (wie
ſie in Oeſterreich genennet werden) und wollichte Kraͤu-
ter tragen/ davon das Viehe gern die Huſten und Lun-
genſucht kriegt/ aufs wenigſt bringen ſie ſaures und gro-
bes Futter/ welches das Vieh ungerne friſſet/ und den-
noch/ wann man einen Grund zu nichts anders brauchen
kan/ iſts beſſer/ man laſſe ihn zur Wieſen liegen/ oder/
wann Bronnenquellen verhanden/ machet man gern
einen Teich daraus/ wiewol die Karpffen in ſolchem
Waſſer ſchwerlich gut thun.

Wann die Wieſen alſo ligen/ daß die Waſſer
leichtlich koͤnnen abſchieſſen/ das iſt/ ein wenig abdaͤ-
chicht und Thalhaͤngicht ſind/ ſo iſts am beſten; wann ſie
aber mit Anhoͤhungen umringet/ und in der Mitten einen
Sack oder Keſſel haben/ ſo iſt wenig Gutes daraus zu
gewarten.

Die beſten Wieſen ſind die gantz flachen/ die zwar
abhangen/ aber ſo wenig/ daß mans faſt nicht mercket/
die/ ob ſie ſchon trocken ſind/ das herꝛlichſte und kraͤff-
tigſte Gras/ ſo allein von dem natuͤrlichen Safft der
Wurtzen ernehret wird/ mittheilen; noch beſſer ſind
ſie/ wann eine Bronnquell/ Bach/ oder Teich in der
Naͤhen/ daraus man den Ort/ wann und ſo offt man
will/ durch aufgeworffene kleine Waſſergraͤblein be-
feuchten und waͤſſern kan. Es giebt an etlichen Orten
driemaͤttige/ die meiſten aber zwiemaͤttige Wieſen/ et-
liche/ die gar an duͤrren hohen Orten ligen/ kan man nur
einmal maͤhen.

Cap.
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[254/0272] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. X. Von den Wieſen. DJe Alten haben nicht unbillich die Wieſen allem andern Feldbau vorgezogen/ Zweifels ohne/ weil ſie die Viehzucht viel noͤhtiger gehalten/ als den Ackerbau/ indem von dem erſten die Leute mit Milch/ Kaͤſe/ Butter und Fleiſch wol leben koͤnnen/ ohne das andere; wie in theils Nordiſchen und Americaniſchen Provinzen zu ſehen/ da die Leute ohne Brod gelebt; hingegen aber der Ackerbau ohne Viehzucht ſchier un- moͤglich kan beſtellet werden; wie wolten die Menſchen die Felder pfluͤgen und dungen koͤnnen/ ohn welche das Anbau ſchlecht und uͤbel zu verrichten; ſo doͤrffen auch die wolbeſtellten Wieſen nicht ſo viel Muͤhe und Ge- fahr/ nur daß man das Gras zu rechter Zeit abmaͤhet/ doͤrret/ heim fuͤhret/ und an einem trockenen lufftigen Ort erhaͤlt; da hingegen die Aecker etlichemal muͤſſen gepfluͤ- get/ geeget/ beſaͤet/ geerndtet ſeyn/ auch andere unzehli- che Arbeiten (die doch offt uͤbel lohnen) erfordern/ und jaͤhrlich mit Muͤhe einmal ihre Frucht abſtatten; da die meiſten Wieſen alle Jahr zweymal/ im Sommer und Herbſt/ Heu und Gruͤnmath geben/ davon das groſſe und kleine Viehe zu beſtaͤndiger Nahrung und Unterhalt des Menſchens gefuͤttert und ernaͤhret wird/ und diß nicht allein im Sommer durch das gruͤne ſaͤfftige Graſe/ ſon- dern auch bey kalter Winter-Witterung einen treulichen Vorrath/ biß wieder im Fruͤling das Gras zu wachſen anfaͤnget/ aufbehalten. Zudem muͤſſen die Korn-Felder Jaͤhrlich friſchen Saamen haben/ da hingegen die Wieſen/ wann ſie einmal Grasreich/ guten Grund haben/ oder zu duͤrren Zeiten gewaͤſſert werden koͤnnen/ wie ein richtiges Capi- tal ihr Intereſſe von Jahr zu Jahr gedoppelt abſtatten/ davon ihr Beſitzer keine andere Bemuͤhung/ als daß er die Abzinſung einnimmt/ und fuͤr die Wieſen auf das kuͤnfftige Jahr GOtt und die Natur ſorgen laͤſſet/ wie ſie folgende Intereſſen bezahlen koͤnnen oder wollen. So haben auch an den meiſten Orten die Wieſen dieſes privilegium, daß ſie keinen Zehenden geben doͤrf- fen; Es waͤre dann/ daß man aus Zehendbaren Gruͤn- den und Aeckern von neuem Wieſen machen wolte/ da will das Jus Bavaricum Provinciale tit. 27. artic. 15. daß man auch den Heu-Zehend davon abrichten ſolle/ welches nicht unbillich ſcheinet. Die Lateiner geben ihnen den Nahmen Prata, quaſi parata, weil ſie den gantzen Fruͤling/ Sommer und Herbſt uͤber gleichſam ein zubereiteter Tiſch ſind/ davon die Viehzucht erhalten/ und von deſſen Uberblei- bungen noch darzu/ den Winter durch/ verſorget wird; wir wollen geſchweigen der holdſeligen und anmuthigen Schoͤnheit der Wieſen/ da gleichſam an einem Sma- ragden-Himmel viel tauſend allerhand-faͤrbige Bluͤm- lein/ wie die zwitzerenden Sternlein herfuͤr ſcheinen/ und die Augen/ Geruch und Hertz der Menſchen/ als auch des Viehes Mund und Magen erfreuen/ und wann ſie von kleinen Tamarisken-Straͤuchlein begleitet ſind/ die an den durchſtreichenden Baͤchlein ſtehen/ und durch die Stimme der lieblichen Nachtigal begleitet werden/ er- goͤtzen ſie auch im Fruͤling das Gehoͤr/ und geben Sei- tenwaͤrts den angenehmeſten Spaziergang/ die Geiſter der Menſchen aufzumuntern und zu beluſtigen. Die Wieſen/ wie ſie von den Alten getheilt worden/ ſind trocken oder feucht/ die trockenen haben geſunders beſſers Gras/ fuͤr Kaͤlber/ Schaaf und ander junges Viehe/ ſonderlich wann ſie zu bequemer Zeit moͤgen ge- waͤſſert werden. Die feuchten ſind wieder zweyerley/ et- liche werden von einem friſchen klaren Baͤchlein durch- ronnen/ oder haben Bronnen-Adern darinnen/ davon ſie gewaͤſſert/ bißweilen auch gar uͤbergoſſen und ver- ſchwemmet werden; da muß man das Heu beyzeiten ſalviren und auf die Seiten bringen/ wiewol es offt nicht ſeyn kan/ und ſind ſonderlich die Baͤche/ die ſandichten Grund haben/ ſchaͤdlicher; da hingegen diejenigen/ die Letten und Schlamm fuͤhren/ ob ſie ſchon auf einmal das Gras verderben/ dennoch mit ihrer kraͤfftigen Duͤngung den Grund alſo beſaͤfftigen/ daß er das naͤchſte mal den itzigen Schaden mit doppeltem Wucher wieder erſetzet. Die ſchlechteſten Wieſen ſind/ die maraſſigen ſuͤmpfich- ten Grund haben/ gemeinlich die rauhe Kaͤtzlein (wie ſie in Oeſterreich genennet werden) und wollichte Kraͤu- ter tragen/ davon das Viehe gern die Huſten und Lun- genſucht kriegt/ aufs wenigſt bringen ſie ſaures und gro- bes Futter/ welches das Vieh ungerne friſſet/ und den- noch/ wann man einen Grund zu nichts anders brauchen kan/ iſts beſſer/ man laſſe ihn zur Wieſen liegen/ oder/ wann Bronnenquellen verhanden/ machet man gern einen Teich daraus/ wiewol die Karpffen in ſolchem Waſſer ſchwerlich gut thun. Wann die Wieſen alſo ligen/ daß die Waſſer leichtlich koͤnnen abſchieſſen/ das iſt/ ein wenig abdaͤ- chicht und Thalhaͤngicht ſind/ ſo iſts am beſten; wann ſie aber mit Anhoͤhungen umringet/ und in der Mitten einen Sack oder Keſſel haben/ ſo iſt wenig Gutes daraus zu gewarten. Die beſten Wieſen ſind die gantz flachen/ die zwar abhangen/ aber ſo wenig/ daß mans faſt nicht mercket/ die/ ob ſie ſchon trocken ſind/ das herꝛlichſte und kraͤff- tigſte Gras/ ſo allein von dem natuͤrlichen Safft der Wurtzen ernehret wird/ mittheilen; noch beſſer ſind ſie/ wann eine Bronnquell/ Bach/ oder Teich in der Naͤhen/ daraus man den Ort/ wann und ſo offt man will/ durch aufgeworffene kleine Waſſergraͤblein be- feuchten und waͤſſern kan. Es giebt an etlichen Orten driemaͤttige/ die meiſten aber zwiemaͤttige Wieſen/ et- liche/ die gar an duͤrren hohen Orten ligen/ kan man nur einmal maͤhen. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/272>, abgerufen am 25.11.2024.