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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Neuntes Buch/ Mayerhof.
Cap. III.
Gelegenheit des Mayerhofs selbsten/ und herum.
[Spaltenumbruch]

WJe bey allen Gebäuen/ also auch den Mayer-
höfen/ ist die vornehmste Betrachtung/ daß
man gesunde Lufft/ gutes Wasser/ aussen her-
um fruchtbare Gründe/ und genugsame Beholtzung ha-
be. Jn warmen Landen bauet man gegen Mitternacht;
in kalten gegen Mittag; in temperirten aber gegen Mor-
gen und Abend; ist ein Fluß oder Bach vorhanden/
muß der Hof an ein steinichtes festes und erhöhetes Ufer
gebauet/ und mit der facciata abgewendet seyn/ sonder-
lich wo die strengen gewöhnlichen Landwinde herstrei-
chen/ muß der Mayerhof mit desto höherm und stärckern
Gemäuer befestiget und verwahret seyn.

Morast und Lacken (wie schon im ersten Buch ge-
dacht) soll man fliehen/ nicht allein wegen der ungesun-
den Nebel/ und gifftigen Dämpffe und Aufdünstungen/
sondern auch/ daß der davon entstehende feuchte Schim-
mel (wie Columella recht saget) allen Werckzeuge/
Hausrath/ und aufbehaltene Früchte verderbet/ und
vor der Zeit rostig und faulend machet; ohne/ daß viel
gifftige Thier/ Kroten/ Eydexen/ Nattern und Schlan-
gen daselbst Haufenweise wachsen/ die nicht allein die
Wasser/ sondern auch die Früchte und das Gras verder-
ben/ daß daher in Menschen und Viehe verborgene und
offt unheilsame Kranckheiten entstehen.

Wer nun in Thalhafften Orten seinen Mayerhof
[Spaltenumbruch] aufführen muß/ der hebe (nach Columellae Lehr) am
untersten und nidrigsten Ort erstlich an/ denn wo die-
ser Grund erstlich unten her starck angefangen wird/
mag er nicht allein sein Gebäue ertragen/ sondern wird
auch in dem behülflich seyn/ was man darüber bauet/ so
man etwan das Gebäu erweitern wolte/ denn was un-
ten fest gegründet ist/ wird gewaltiglich stehen/ wider
das/ was hernach obenwärts angehängt wird. Fänget
man aber oben an zu bauen/ und dasselbe seine Schwe-
ren und Last überkommt/ was man hernach unten daran
füget/ das reisset und spaltet sich alles/ und weichet der
Bau dem neuen absinckenden nach/ daß es alles/ wo nicht
gar übern hauffen gehet/ dennoch baufällig wird. Die
Berge sind zu dürr und zu windig/ die gar flachen Ort
zu feucht und zu koticht. Die beste Gelegenheit/ nach
aller Alten Meynung/ ist eine gemählich abhangende/
gegen Mittag ligende Anhöhe. Unsere alten Teutschen/
nach Cornelii Taciti Zeugniß/ haben/ wo ihnen etwan
ein Berg/ ein Bronne/ ein Wald oder See gefallen
hat/ ihre Wohnungen aufgerichtet. Die Gelegenheit
der Felder und Wiesen soll nicht ferne seyn/ damit man
desto füglicher alles einbringe/ und das Gehöltze auch
nicht gar zu weit; im übrigen/ was bey Gelegenheit eines
Landguts zu bedencken/ so auch theils hieher zu ziehen/ kan
man in dem ersten Buch genugsame Nachricht finden.

Cap. IV.
Von dem Mayer.
[Spaltenumbruch]

DJe alten Römer haben die ungelehrten Mayer
für die besten gehalten/ wann sie nur einen ge-
meinen Bauren-Verstand/ Wissenschafft mit
dem Viehe/ Gesind und Feldern umzugehen/ und eine
gute Gedächtnis gehabt/ dieselben bringen ihren Herren/
wie Cornelius Celsus bey Columella sagt/ öffter Geld/
als Register und Rechnungen. Und dabey ist des
Palladii Regel zu beobachten: Agri praesulem non ex
dilectis, & tenere educatis servulis pones, quia
fiducia praeteriti amoris, impunitatem culpae prae-
sentis expectant.
Oder wie jener Cavalier de Malta,
Sabba Castiglione ne i ricordi
sagt: A buon Lavo-
ratore bisognano tre Cose, che non sia ladro, non
povero, non poltrone.

Vor allen Dingen wird an einem Mayer erfordert/
daß er seine Gebühr wol verstehe/ treu/ fleissig und embsig
seye/ denen Untergebenen mit seinem Exempel weise/
was sie thun oder lassen sollen/ daß er des Herrn In-
struction
in allem fleissig nachlebe/ auch dem untergege-
benen Gesind mit Ernst vorgestellet seye/ damit sie wis-
sen/ daß sie seinem Befehl nach kommen müssen/ und er/
wo sie widerspenstig wären/ im Abwesen der Herrschafft
Macht habe/ sie abzustraffen/ und mit Schärffe zur Ge-
bühr anzuhalten.

Am besten ist freylich wol/ wann die Herrschafft
selbsten verstehet/ was mit dem Viehe und andern
Wirthschafften jederzeit zu thun/ damit man nicht in al-
len den Mayer allein fragen/ und desselben Rath ge-
[Spaltenumbruch] zwungen/ und offt unglückhafftig folgen müsse; Weil
aber zu diesen unseren Zeiten solches schwerlich zu hoffen/
muß man treue und verständige Leute desto wehrter ach-
ten/ kleine Mängel und Gebrechen nicht so haarklein
durch die Hechel ziehen/ sondern (weil nie alles bey-
sammen seyn kan) offtermals fünffe gerad seyn lassen/
woferne nur Treu und Fleiß nicht mangelt/ und nicht
so leichtlich umwechseln/ weil dem Viehe nicht wol da-
mit gedienet ist/ und ehe etwas ärgers/ denn etwas bes-
sers folget.

Der alte fast vor 100 Jahren abgeleibte Herr Conrad
Heresbach/ der Hertzogen von Jülich/ Cleve und Ber-
gen Hofrath/ in seinen schönen Büchern vom Bauren-
Leben/ erfordert von einem Mayer vier Stuck: Daß
er seiner Herrschafft wol gewogen/ das ist/ getreu sey/
sie lieb und wehrt halte/ auch ihren Schaden verhüte/
und ihren Nutzen befördere. 2. Daß er nicht faul/
vergessen/ nachlässig/ sondern embsig und fleissig seinen
Dienst verrichte. 3. Daß er die Sache/ die ihm un-
tergeben wird/ recht und gründlich verstehe/ die rechte
Art/ Zeit/ Gelegenheit und Vortheil wisse/ eines und
das andere anzugreiffen/ und auch das Gesind darzu ge-
schicklich anzuhalten. 4. Daß er billich/ gerecht und
Gottsförchtig sey/ sich vor Trunckenheit hüte/ einen
nüchternen und erbaren Wandel führe; Und in Warheit/
er muß von Jugend auf/ bey dieser Arbeit auferzogen
worden seyn/ nicht aus Büchern/ sondern aus Erfahren-
heit wissen/ was/ und wann alles zu thun oder zu unter-

lassen
J i
Neuntes Buch/ Mayerhof.
Cap. III.
Gelegenheit des Mayerhofs ſelbſten/ und herum.
[Spaltenumbruch]

WJe bey allen Gebaͤuen/ alſo auch den Mayer-
hoͤfen/ iſt die vornehmſte Betrachtung/ daß
man geſunde Lufft/ gutes Waſſer/ auſſen her-
um fruchtbare Gruͤnde/ und genugſame Beholtzung ha-
be. Jn warmen Landen bauet man gegen Mitternacht;
in kalten gegen Mittag; in temperirten aber gegen Mor-
gen und Abend; iſt ein Fluß oder Bach vorhanden/
muß der Hof an ein ſteinichtes feſtes und erhoͤhetes Ufer
gebauet/ und mit der facciata abgewendet ſeyn/ ſonder-
lich wo die ſtrengen gewoͤhnlichen Landwinde herſtrei-
chen/ muß der Mayerhof mit deſto hoͤherm und ſtaͤrckern
Gemaͤuer befeſtiget und verwahret ſeyn.

Moraſt und Lacken (wie ſchon im erſten Buch ge-
dacht) ſoll man fliehen/ nicht allein wegen der ungeſun-
den Nebel/ und gifftigen Daͤmpffe und Aufduͤnſtungen/
ſondern auch/ daß der davon entſtehende feuchte Schim-
mel (wie Columella recht ſaget) allen Werckzeuge/
Hausrath/ und aufbehaltene Fruͤchte verderbet/ und
vor der Zeit roſtig und faulend machet; ohne/ daß viel
gifftige Thier/ Kroten/ Eydexen/ Nattern und Schlan-
gen daſelbſt Haufenweiſe wachſen/ die nicht allein die
Waſſer/ ſondern auch die Fruͤchte und das Gras verder-
ben/ daß daher in Menſchen und Viehe verborgene und
offt unheilſame Kranckheiten entſtehen.

Wer nun in Thalhafften Orten ſeinen Mayerhof
[Spaltenumbruch] auffuͤhren muß/ der hebe (nach Columellæ Lehr) am
unterſten und nidrigſten Ort erſtlich an/ denn wo die-
ſer Grund erſtlich unten her ſtarck angefangen wird/
mag er nicht allein ſein Gebaͤue ertragen/ ſondern wird
auch in dem behuͤlflich ſeyn/ was man daruͤber bauet/ ſo
man etwan das Gebaͤu erweitern wolte/ denn was un-
ten feſt gegruͤndet iſt/ wird gewaltiglich ſtehen/ wider
das/ was hernach obenwaͤrts angehaͤngt wird. Faͤnget
man aber oben an zu bauen/ und daſſelbe ſeine Schwe-
ren und Laſt uͤberkommt/ was man hernach unten daran
fuͤget/ das reiſſet und ſpaltet ſich alles/ und weichet der
Bau dem neuen abſinckenden nach/ daß es alles/ wo nicht
gar uͤbern hauffen gehet/ dennoch baufaͤllig wird. Die
Berge ſind zu duͤrꝛ und zu windig/ die gar flachen Ort
zu feucht und zu koticht. Die beſte Gelegenheit/ nach
aller Alten Meynung/ iſt eine gemaͤhlich abhangende/
gegen Mittag ligende Anhoͤhe. Unſere alten Teutſchen/
nach Cornelii Taciti Zeugniß/ haben/ wo ihnen etwan
ein Berg/ ein Bronne/ ein Wald oder See gefallen
hat/ ihre Wohnungen aufgerichtet. Die Gelegenheit
der Felder und Wieſen ſoll nicht ferne ſeyn/ damit man
deſto fuͤglicher alles einbringe/ und das Gehoͤltze auch
nicht gar zu weit; im uͤbrigen/ was bey Gelegenheit eines
Landguts zu bedencken/ ſo auch theils hieher zu ziehen/ kan
man in dem erſten Buch genugſame Nachricht finden.

Cap. IV.
Von dem Mayer.
[Spaltenumbruch]

DJe alten Roͤmer haben die ungelehrten Mayer
fuͤr die beſten gehalten/ wann ſie nur einen ge-
meinen Bauren-Verſtand/ Wiſſenſchafft mit
dem Viehe/ Geſind und Feldern umzugehen/ und eine
gute Gedaͤchtnis gehabt/ dieſelben bringen ihren Herren/
wie Cornelius Celſus bey Columella ſagt/ oͤffter Geld/
als Regiſter und Rechnungen. Und dabey iſt des
Palladii Regel zu beobachten: Agri præſulem non ex
dilectis, & tenerè educatis ſervulis pones, quia
fiduciâ præteriti amoris, impunitatem culpæ præ-
ſentis expectant.
Oder wie jener Cavalier de Malta,
Sabba Caſtiglione ne i ricordi
ſagt: A buon Lavo-
ratore biſognano tre Coſe, che non ſia ladro, non
povero, non poltrone.

Vor allen Dingen wird an einem Mayer erfordert/
daß er ſeine Gebuͤhr wol verſtehe/ treu/ fleiſſig und embſig
ſeye/ denen Untergebenen mit ſeinem Exempel weiſe/
was ſie thun oder laſſen ſollen/ daß er des Herrn In-
ſtruction
in allem fleiſſig nachlebe/ auch dem untergege-
benen Geſind mit Ernſt vorgeſtellet ſeye/ damit ſie wiſ-
ſen/ daß ſie ſeinem Befehl nach kommen muͤſſen/ und er/
wo ſie widerſpenſtig waͤren/ im Abweſen der Herꝛſchafft
Macht habe/ ſie abzuſtraffen/ und mit Schaͤrffe zur Ge-
buͤhr anzuhalten.

Am beſten iſt freylich wol/ wann die Herꝛſchafft
ſelbſten verſtehet/ was mit dem Viehe und andern
Wirthſchafften jederzeit zu thun/ damit man nicht in al-
len den Mayer allein fragen/ und deſſelben Rath ge-
[Spaltenumbruch] zwungen/ und offt ungluͤckhafftig folgen muͤſſe; Weil
aber zu dieſen unſeren Zeiten ſolches ſchwerlich zu hoffen/
muß man treue und verſtaͤndige Leute deſto wehrter ach-
ten/ kleine Maͤngel und Gebrechen nicht ſo haarklein
durch die Hechel ziehen/ ſondern (weil nie alles bey-
ſammen ſeyn kan) offtermals fuͤnffe gerad ſeyn laſſen/
woferne nur Treu und Fleiß nicht mangelt/ und nicht
ſo leichtlich umwechſeln/ weil dem Viehe nicht wol da-
mit gedienet iſt/ und ehe etwas aͤrgers/ denn etwas beſ-
ſers folget.

Der alte faſt vor 100 Jahren abgeleibte Herꝛ Conrad
Heresbach/ der Hertzogen von Juͤlich/ Cleve und Ber-
gen Hofrath/ in ſeinen ſchoͤnen Buͤchern vom Bauren-
Leben/ erfordert von einem Mayer vier Stuck: Daß
er ſeiner Herꝛſchafft wol gewogen/ das iſt/ getreu ſey/
ſie lieb und wehrt halte/ auch ihren Schaden verhuͤte/
und ihren Nutzen befoͤrdere. 2. Daß er nicht faul/
vergeſſen/ nachlaͤſſig/ ſondern embſig und fleiſſig ſeinen
Dienſt verrichte. 3. Daß er die Sache/ die ihm un-
tergeben wird/ recht und gruͤndlich verſtehe/ die rechte
Art/ Zeit/ Gelegenheit und Vortheil wiſſe/ eines und
das andere anzugreiffen/ und auch das Geſind darzu ge-
ſchicklich anzuhalten. 4. Daß er billich/ gerecht und
Gottsfoͤrchtig ſey/ ſich vor Trunckenheit huͤte/ einen
nuͤchternẽ und erbaren Wandel fuͤhre; Und in Warheit/
er muß von Jugend auf/ bey dieſer Arbeit auferzogen
worden ſeyn/ nicht aus Buͤchern/ ſondern aus Erfahren-
heit wiſſen/ was/ und wann alles zu thun oder zu unter-

laſſen
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[249/0267] Neuntes Buch/ Mayerhof. Cap. III. Gelegenheit des Mayerhofs ſelbſten/ und herum. WJe bey allen Gebaͤuen/ alſo auch den Mayer- hoͤfen/ iſt die vornehmſte Betrachtung/ daß man geſunde Lufft/ gutes Waſſer/ auſſen her- um fruchtbare Gruͤnde/ und genugſame Beholtzung ha- be. Jn warmen Landen bauet man gegen Mitternacht; in kalten gegen Mittag; in temperirten aber gegen Mor- gen und Abend; iſt ein Fluß oder Bach vorhanden/ muß der Hof an ein ſteinichtes feſtes und erhoͤhetes Ufer gebauet/ und mit der facciata abgewendet ſeyn/ ſonder- lich wo die ſtrengen gewoͤhnlichen Landwinde herſtrei- chen/ muß der Mayerhof mit deſto hoͤherm und ſtaͤrckern Gemaͤuer befeſtiget und verwahret ſeyn. Moraſt und Lacken (wie ſchon im erſten Buch ge- dacht) ſoll man fliehen/ nicht allein wegen der ungeſun- den Nebel/ und gifftigen Daͤmpffe und Aufduͤnſtungen/ ſondern auch/ daß der davon entſtehende feuchte Schim- mel (wie Columella recht ſaget) allen Werckzeuge/ Hausrath/ und aufbehaltene Fruͤchte verderbet/ und vor der Zeit roſtig und faulend machet; ohne/ daß viel gifftige Thier/ Kroten/ Eydexen/ Nattern und Schlan- gen daſelbſt Haufenweiſe wachſen/ die nicht allein die Waſſer/ ſondern auch die Fruͤchte und das Gras verder- ben/ daß daher in Menſchen und Viehe verborgene und offt unheilſame Kranckheiten entſtehen. Wer nun in Thalhafften Orten ſeinen Mayerhof auffuͤhren muß/ der hebe (nach Columellæ Lehr) am unterſten und nidrigſten Ort erſtlich an/ denn wo die- ſer Grund erſtlich unten her ſtarck angefangen wird/ mag er nicht allein ſein Gebaͤue ertragen/ ſondern wird auch in dem behuͤlflich ſeyn/ was man daruͤber bauet/ ſo man etwan das Gebaͤu erweitern wolte/ denn was un- ten feſt gegruͤndet iſt/ wird gewaltiglich ſtehen/ wider das/ was hernach obenwaͤrts angehaͤngt wird. Faͤnget man aber oben an zu bauen/ und daſſelbe ſeine Schwe- ren und Laſt uͤberkommt/ was man hernach unten daran fuͤget/ das reiſſet und ſpaltet ſich alles/ und weichet der Bau dem neuen abſinckenden nach/ daß es alles/ wo nicht gar uͤbern hauffen gehet/ dennoch baufaͤllig wird. Die Berge ſind zu duͤrꝛ und zu windig/ die gar flachen Ort zu feucht und zu koticht. Die beſte Gelegenheit/ nach aller Alten Meynung/ iſt eine gemaͤhlich abhangende/ gegen Mittag ligende Anhoͤhe. Unſere alten Teutſchen/ nach Cornelii Taciti Zeugniß/ haben/ wo ihnen etwan ein Berg/ ein Bronne/ ein Wald oder See gefallen hat/ ihre Wohnungen aufgerichtet. Die Gelegenheit der Felder und Wieſen ſoll nicht ferne ſeyn/ damit man deſto fuͤglicher alles einbringe/ und das Gehoͤltze auch nicht gar zu weit; im uͤbrigen/ was bey Gelegenheit eines Landguts zu bedencken/ ſo auch theils hieher zu ziehen/ kan man in dem erſten Buch genugſame Nachricht finden. Cap. IV. Von dem Mayer. DJe alten Roͤmer haben die ungelehrten Mayer fuͤr die beſten gehalten/ wann ſie nur einen ge- meinen Bauren-Verſtand/ Wiſſenſchafft mit dem Viehe/ Geſind und Feldern umzugehen/ und eine gute Gedaͤchtnis gehabt/ dieſelben bringen ihren Herren/ wie Cornelius Celſus bey Columella ſagt/ oͤffter Geld/ als Regiſter und Rechnungen. Und dabey iſt des Palladii Regel zu beobachten: Agri præſulem non ex dilectis, & tenerè educatis ſervulis pones, quia fiduciâ præteriti amoris, impunitatem culpæ præ- ſentis expectant. Oder wie jener Cavalier de Malta, Sabba Caſtiglione ne i ricordi ſagt: A buon Lavo- ratore biſognano tre Coſe, che non ſia ladro, non povero, non poltrone. Vor allen Dingen wird an einem Mayer erfordert/ daß er ſeine Gebuͤhr wol verſtehe/ treu/ fleiſſig und embſig ſeye/ denen Untergebenen mit ſeinem Exempel weiſe/ was ſie thun oder laſſen ſollen/ daß er des Herrn In- ſtruction in allem fleiſſig nachlebe/ auch dem untergege- benen Geſind mit Ernſt vorgeſtellet ſeye/ damit ſie wiſ- ſen/ daß ſie ſeinem Befehl nach kommen muͤſſen/ und er/ wo ſie widerſpenſtig waͤren/ im Abweſen der Herꝛſchafft Macht habe/ ſie abzuſtraffen/ und mit Schaͤrffe zur Ge- buͤhr anzuhalten. Am beſten iſt freylich wol/ wann die Herꝛſchafft ſelbſten verſtehet/ was mit dem Viehe und andern Wirthſchafften jederzeit zu thun/ damit man nicht in al- len den Mayer allein fragen/ und deſſelben Rath ge- zwungen/ und offt ungluͤckhafftig folgen muͤſſe; Weil aber zu dieſen unſeren Zeiten ſolches ſchwerlich zu hoffen/ muß man treue und verſtaͤndige Leute deſto wehrter ach- ten/ kleine Maͤngel und Gebrechen nicht ſo haarklein durch die Hechel ziehen/ ſondern (weil nie alles bey- ſammen ſeyn kan) offtermals fuͤnffe gerad ſeyn laſſen/ woferne nur Treu und Fleiß nicht mangelt/ und nicht ſo leichtlich umwechſeln/ weil dem Viehe nicht wol da- mit gedienet iſt/ und ehe etwas aͤrgers/ denn etwas beſ- ſers folget. Der alte faſt vor 100 Jahren abgeleibte Herꝛ Conrad Heresbach/ der Hertzogen von Juͤlich/ Cleve und Ber- gen Hofrath/ in ſeinen ſchoͤnen Buͤchern vom Bauren- Leben/ erfordert von einem Mayer vier Stuck: Daß er ſeiner Herꝛſchafft wol gewogen/ das iſt/ getreu ſey/ ſie lieb und wehrt halte/ auch ihren Schaden verhuͤte/ und ihren Nutzen befoͤrdere. 2. Daß er nicht faul/ vergeſſen/ nachlaͤſſig/ ſondern embſig und fleiſſig ſeinen Dienſt verrichte. 3. Daß er die Sache/ die ihm un- tergeben wird/ recht und gruͤndlich verſtehe/ die rechte Art/ Zeit/ Gelegenheit und Vortheil wiſſe/ eines und das andere anzugreiffen/ und auch das Geſind darzu ge- ſchicklich anzuhalten. 4. Daß er billich/ gerecht und Gottsfoͤrchtig ſey/ ſich vor Trunckenheit huͤte/ einen nuͤchternẽ und erbaren Wandel fuͤhre; Und in Warheit/ er muß von Jugend auf/ bey dieſer Arbeit auferzogen worden ſeyn/ nicht aus Buͤchern/ ſondern aus Erfahren- heit wiſſen/ was/ und wann alles zu thun oder zu unter- laſſen ❁ J i

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/267>, abgerufen am 24.11.2024.