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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Haffnerletten oder Doon/ schlägt sie in die Gänge/ und
beschüttet sie mit gedachten Oel-Trüsen; wann es tro-
cken worden/ verschlagen sie die Erden noch einmal/
ebnen solche/ und beschütten sie wiederum mit frischen
Oel-Trüsen/ und lassen also beedes untereinander ver-
jesten und versauren/ solcher gestalt (wie P. Timotheus
bezeuget) werden diese gleichsam zu einem Estrich glatt-
geschlagene Gänge durch keine Hitz zerspalten/ durch
kein Regenwetter verweichet/ bringen kein Unkraut/ und
lassen kein Ungezifer/ Mäus/ Ameissen und andere
Würmer darinnen nisten. Weil es aber in diesen
unsern kalten Ländern nicht seyn kan/ kan man die
Gänge mit weissen/ gelben und röhtlichen Sande be-
schütten.

Auf den Lohe-Mühlen (spricht Herr Elßholtz/ wel-
ches auch Herr Laurenberg gut heisset und lobet) stösset
man die Eychene Rinden klein/ zum Gebrauch der Ger-
ber; wenn sie nun damit ihr Leder bereitet/ und solches zu
andern nichts mehr zu brauchen haben/ alsdann wird es
zu Ausstreuung der Gänge nützlich genommen/ hält die
Gänge sauber/ und lässet kein Unkraut wachsen/ ja im
[Spaltenumbruch] andern und dritten Jahr verfaulet sie zu einer Materi/
die man an statt einer Dung gebrauchen kan.

Pater Timotheus aber hält für das beste/ wann
man an statt des groben oder kleinen Sandes/ den
Sand von altem gebrochenem Gemäuer nimmt/ den durch
ein Gitter wirfft/ und also die Wege damit beschüttet/
der darunter vermischte Kalch/ lässet kein Unkraut wach-
sen/ und es schlägt sich von dem ersten darauf fallenden
Regen fein zusammen/ daß man gleich nach dem Re-
gen im Garten herum spatzieren kan; und weil dieser
Sand weiß/ gibt er/ in Gegenhaltung der schwartzen
Bett-Erden deß grünen Buchsbaums und der glän-
tzenden Blumen/ eine schöne Schattirung von sich/ und
machet also einen annehmlichen Unterscheid. Doch
wann der Buchsbaum verwildet/ und der Garten von
neuen muß ausgesetzt werden/ muß man vorhero diesen
Sand aus den Gängen ausnehmen/ damit er nicht
unter die andere Erden komme. Die kleinen Gäng-
lein/ die zwischen den Betten hin und wieder gehen/ dörf-
fen über anderthalb/ oder meistens über zwey Schuhe
nicht breit seyn.

[Abbildung]
Cap. IX.
Andere Garten-Zierden/ Fontainen etc.
[Spaltenumbruch]

HJer muß ein jeder seinen Beutel und Einkom-
men zu Rath ziehen/ was und wieviel er ohne
Schaden hierinnen beginnen solle; und weil der
Garten ohne diß des Wassers übel mangeln kan; geben
die kunstreichen Bronngestelle ein desto schöners und
prächtigers Ansehen/ die Materi ist Metall/ Kupffer/
Märbel/ Sandstein/ oder Holtz/ welches aber/ weil es
in der Nässen sehr bald anbrüchig und faulend wird/
nicht leichtlich zu rathen.

Wer die schönen Gärten in Jtalia/ Franckreich
und Teutschland/ sonderlich an grosser Herren Höfen
[Spaltenumbruch] durchsihet/ der kan Modell und Arten genug bekommen/
wann er nur die Unkosten ertragen kan/ und stehet in
diesem Fall einem jeglichen frey/ seine eigene Inventio-
nen und Grillen beyzufügen/ sonderlich wo Spritzwerck
verhanden; da spritzet Neptunus aus seiner dreyspitzi-
gen Gabel drey Silberfäden von Crystallinen Wasser;
dort schiesst Cupido aus seinem Pfeile/ und hier die
Heidnische Venus aus ihren Brüsten Wasser; bald
weiset sich ein Hercules, der aus der Hydra Lernaea
mit seinem Kolben/ an statt Blutes/ Wasser heraus
nöhtiget; bald ist ein Apollo, der an einem unter seinen

Füssen

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Haffnerletten oder Doon/ ſchlaͤgt ſie in die Gaͤnge/ und
beſchuͤttet ſie mit gedachten Oel-Truͤſen; wann es tro-
cken worden/ verſchlagen ſie die Erden noch einmal/
ebnen ſolche/ und beſchuͤtten ſie wiederum mit friſchen
Oel-Truͤſen/ und laſſen alſo beedes untereinander ver-
jeſten und verſauren/ ſolcher geſtalt (wie P. Timotheus
bezeuget) werden dieſe gleichſam zu einem Eſtrich glatt-
geſchlagene Gaͤnge durch keine Hitz zerſpalten/ durch
kein Regenwetter verweichet/ bringen kein Unkraut/ und
laſſen kein Ungezifer/ Maͤus/ Ameiſſen und andere
Wuͤrmer darinnen niſten. Weil es aber in dieſen
unſern kalten Laͤndern nicht ſeyn kan/ kan man die
Gaͤnge mit weiſſen/ gelben und roͤhtlichen Sande be-
ſchuͤtten.

Auf den Lohe-Muͤhlen (ſpricht Herr Elßholtz/ wel-
ches auch Herr Laurenberg gut heiſſet und lobet) ſtoͤſſet
man die Eychene Rinden klein/ zum Gebrauch der Ger-
ber; wenn ſie nun damit ihr Leder bereitet/ und ſolches zu
andern nichts mehr zu brauchen haben/ alsdann wird es
zu Ausſtreuung der Gaͤnge nuͤtzlich genommen/ haͤlt die
Gaͤnge ſauber/ und laͤſſet kein Unkraut wachſen/ ja im
[Spaltenumbruch] andern und dritten Jahr verfaulet ſie zu einer Materi/
die man an ſtatt einer Dung gebrauchen kan.

Pater Timotheus aber haͤlt fuͤr das beſte/ wann
man an ſtatt des groben oder kleinen Sandes/ den
Sand von altem gebrochenem Gemaͤuer nim̃t/ den durch
ein Gitter wirfft/ und alſo die Wege damit beſchuͤttet/
der darunter vermiſchte Kalch/ laͤſſet kein Unkraut wach-
ſen/ und es ſchlaͤgt ſich von dem erſten darauf fallenden
Regen fein zuſammen/ daß man gleich nach dem Re-
gen im Garten herum ſpatzieren kan; und weil dieſer
Sand weiß/ gibt er/ in Gegenhaltung der ſchwartzen
Bett-Erden deß gruͤnen Buchsbaums und der glaͤn-
tzenden Blumen/ eine ſchoͤne Schattirung von ſich/ und
machet alſo einen annehmlichen Unterſcheid. Doch
wann der Buchsbaum verwildet/ und der Garten von
neuen muß ausgeſetzt werden/ muß man vorhero dieſen
Sand aus den Gaͤngen ausnehmen/ damit er nicht
unter die andere Erden komme. Die kleinen Gaͤng-
lein/ die zwiſchen den Betten hin und wieder gehen/ doͤrf-
fen uͤber anderthalb/ oder meiſtens uͤber zwey Schuhe
nicht breit ſeyn.

[Abbildung]
Cap. IX.
Andere Garten-Zierden/ Fontainen ꝛc.
[Spaltenumbruch]

HJer muß ein jeder ſeinen Beutel und Einkom-
men zu Rath ziehen/ was und wieviel er ohne
Schaden hierinnen beginnen ſolle; und weil der
Garten ohne diß des Waſſers uͤbel mangeln kan; geben
die kunſtreichen Bronngeſtelle ein deſto ſchoͤners und
praͤchtigers Anſehen/ die Materi iſt Metall/ Kupffer/
Maͤrbel/ Sandſtein/ oder Holtz/ welches aber/ weil es
in der Naͤſſen ſehr bald anbruͤchig und faulend wird/
nicht leichtlich zu rathen.

Wer die ſchoͤnen Gaͤrten in Jtalia/ Franckreich
und Teutſchland/ ſonderlich an groſſer Herren Hoͤfen
[Spaltenumbruch] durchſihet/ der kan Modell und Arten genug bekommen/
wann er nur die Unkoſten ertragen kan/ und ſtehet in
dieſem Fall einem jeglichen frey/ ſeine eigene Inventio-
nen und Grillen beyzufuͤgen/ ſonderlich wo Spritzwerck
verhanden; da ſpritzet Neptunus aus ſeiner dreyſpitzi-
gen Gabel drey Silberfaͤden von Cryſtallinen Waſſer;
dort ſchieſſt Cupido aus ſeinem Pfeile/ und hier die
Heidniſche Venus aus ihren Bruͤſten Waſſer; bald
weiſet ſich ein Hercules, der aus der Hydrâ Lernæâ
mit ſeinem Kolben/ an ſtatt Blutes/ Waſſer heraus
noͤhtiget; bald iſt ein Apollo, der an einem unter ſeinen

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[588[586]/0624] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Haffnerletten oder Doon/ ſchlaͤgt ſie in die Gaͤnge/ und beſchuͤttet ſie mit gedachten Oel-Truͤſen; wann es tro- cken worden/ verſchlagen ſie die Erden noch einmal/ ebnen ſolche/ und beſchuͤtten ſie wiederum mit friſchen Oel-Truͤſen/ und laſſen alſo beedes untereinander ver- jeſten und verſauren/ ſolcher geſtalt (wie P. Timotheus bezeuget) werden dieſe gleichſam zu einem Eſtrich glatt- geſchlagene Gaͤnge durch keine Hitz zerſpalten/ durch kein Regenwetter verweichet/ bringen kein Unkraut/ und laſſen kein Ungezifer/ Maͤus/ Ameiſſen und andere Wuͤrmer darinnen niſten. Weil es aber in dieſen unſern kalten Laͤndern nicht ſeyn kan/ kan man die Gaͤnge mit weiſſen/ gelben und roͤhtlichen Sande be- ſchuͤtten. Auf den Lohe-Muͤhlen (ſpricht Herr Elßholtz/ wel- ches auch Herr Laurenberg gut heiſſet und lobet) ſtoͤſſet man die Eychene Rinden klein/ zum Gebrauch der Ger- ber; wenn ſie nun damit ihr Leder bereitet/ und ſolches zu andern nichts mehr zu brauchen haben/ alsdann wird es zu Ausſtreuung der Gaͤnge nuͤtzlich genommen/ haͤlt die Gaͤnge ſauber/ und laͤſſet kein Unkraut wachſen/ ja im andern und dritten Jahr verfaulet ſie zu einer Materi/ die man an ſtatt einer Dung gebrauchen kan. Pater Timotheus aber haͤlt fuͤr das beſte/ wann man an ſtatt des groben oder kleinen Sandes/ den Sand von altem gebrochenem Gemaͤuer nim̃t/ den durch ein Gitter wirfft/ und alſo die Wege damit beſchuͤttet/ der darunter vermiſchte Kalch/ laͤſſet kein Unkraut wach- ſen/ und es ſchlaͤgt ſich von dem erſten darauf fallenden Regen fein zuſammen/ daß man gleich nach dem Re- gen im Garten herum ſpatzieren kan; und weil dieſer Sand weiß/ gibt er/ in Gegenhaltung der ſchwartzen Bett-Erden deß gruͤnen Buchsbaums und der glaͤn- tzenden Blumen/ eine ſchoͤne Schattirung von ſich/ und machet alſo einen annehmlichen Unterſcheid. Doch wann der Buchsbaum verwildet/ und der Garten von neuen muß ausgeſetzt werden/ muß man vorhero dieſen Sand aus den Gaͤngen ausnehmen/ damit er nicht unter die andere Erden komme. Die kleinen Gaͤng- lein/ die zwiſchen den Betten hin und wieder gehen/ doͤrf- fen uͤber anderthalb/ oder meiſtens uͤber zwey Schuhe nicht breit ſeyn. [Abbildung] Cap. IX. Andere Garten-Zierden/ Fontainen ꝛc. HJer muß ein jeder ſeinen Beutel und Einkom- men zu Rath ziehen/ was und wieviel er ohne Schaden hierinnen beginnen ſolle; und weil der Garten ohne diß des Waſſers uͤbel mangeln kan; geben die kunſtreichen Bronngeſtelle ein deſto ſchoͤners und praͤchtigers Anſehen/ die Materi iſt Metall/ Kupffer/ Maͤrbel/ Sandſtein/ oder Holtz/ welches aber/ weil es in der Naͤſſen ſehr bald anbruͤchig und faulend wird/ nicht leichtlich zu rathen. Wer die ſchoͤnen Gaͤrten in Jtalia/ Franckreich und Teutſchland/ ſonderlich an groſſer Herren Hoͤfen durchſihet/ der kan Modell und Arten genug bekommen/ wann er nur die Unkoſten ertragen kan/ und ſtehet in dieſem Fall einem jeglichen frey/ ſeine eigene Inventio- nen und Grillen beyzufuͤgen/ ſonderlich wo Spritzwerck verhanden; da ſpritzet Neptunus aus ſeiner dreyſpitzi- gen Gabel drey Silberfaͤden von Cryſtallinen Waſſer; dort ſchieſſt Cupido aus ſeinem Pfeile/ und hier die Heidniſche Venus aus ihren Bruͤſten Waſſer; bald weiſet ſich ein Hercules, der aus der Hydrâ Lernæâ mit ſeinem Kolben/ an ſtatt Blutes/ Waſſer heraus noͤhtiget; bald iſt ein Apollo, der an einem unter ſeinen Fuͤſſen

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 588[586]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/624>, abgerufen am 25.11.2024.