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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXII.
Vom Coriander und Borago.
[Spaltenumbruch]

SEines wolriechenden Saamens/ und nicht der
Blätter halben/ die mit ihrem widerwärtigen
Geruch den Wantzen gleichen/ wird dieses Ge-
wächse in dem Garten gedultet/ muß alle Jahr neu an-
gebauet seyn. Der alte Saame ist dienlicher zur Saat
als der junge/ wann er nur nicht verlegen/ schimmlicht
oder wurmstichich ist. Die Wartung ist allerdings/
wie auch die Saam-Zeit/ wie mit dem Anis; der Saa-
me im Julio und Augusto abgenommen/ und was man
zur Saat bedarff/ an einem lüfftigen temperirten Ort
verwahret. Was aber zum Gebrauch des Hauses und
der Artzney kommen soll (weil er sonst seiner hitzigen
Natur und starcken Geruchs halber dem Hirn schädlich
wäre) wird ohngefähr 12 Stunden lang in einem guten
scharffen Essig gebaisst/ und hernach wieder getrocknet/
so ist er recht bereitet/ und also wird er einer vermischten
Natur/ stärckt das Haubt/ Hirn und Gedächtnis/ ver-
treibt den Schwindel/ in kalter Husten/ und Cathärren
sehr dienlich/ item wider das Hertz-Zittern/ zur ver-
stopfften Leber und Härte des Miltzes/ befördert die
Däuung/ dämpffet die übersich steigende Winde und
Aufdünstungen.

Dioscorides und Galenus sind dieses Krauts und
Saamens halber widriger Meinungen; der erste setzt
es unter die kühlenden/ der letzte aber unter die warmen
Gewächse. Das Kraut zerstossen aufgelegt/ ist bequem-
lich/ die hitzige Geschwulsten zu vertheilen.

Viel Gelehrte wollen/ diß Kräutlein habe eine giff-
tige Eigenschafft in sich/ also/ daß es auch das Hirn an-
greiffe und den Verstand verrucke. Andere aber nicht
minder weise und erfahrne Medici (unter denen auch D.
Simon Pauli) halten es gantz unschädlich. Daher
am sichersten/ die mittelste Strassen zu wandern/ und
sich dessen zwar/ aber mit Bescheidenheit und Maß/ zu
gebrauchen.

Varro gibt für/ daß der zerstossene Coriander mit
Essig das Fleisch im Sommer frisch und unmangelhafft
[Spaltenumbruch] erhalte; das wäre leicht mit Wildpret und andern Ein-
machen zu probiren.

Borago, welches/ nach vieler Aussage/ die rechte Bu-
glossa
oder Ochsenzungen ist/ gehört auch unter die
Kräuter-Salat/ sonderlich aber das holdselige/ schöne
himmelblaue Blümlein/ welches doch bißweilen auch
weiß ist/ wo er einmal in einen Garten kommt/ da ver-
mehret er sich durch seinen Saamen selbst/ will einen
guten und wolgedungten Grund/ wann er (wiewol es
nicht vonnöhten) umgesetzt wird/ soll er schöner und völ-
liger blühen. Wann er gar zu dick wächst/ muß man
ihn überziehen; die Blätlein/ wann sie noch jung und
zart sind/ kan man auch unter die Salät brauchen/ die
folgende Blühe aber ist edler und besser/ hat eine weisse
ziemlich-lange klebrichte und süsse Wurtzen/ blühen ge-
gen den Brachmonat/ und hernach den gantzen Som-
mer durch/ biß in den Herbst hinein. Jst warm und
feuchter Natur im ersten Grad/ daher einer gemässig-
ten und wol-temperirten Eigenschafft/ erquicket die leb-
hafften Geister des Hertzens/ sonderlich wann die Blüm-
lein im Wein gelegt/ und davon getruncken werden/ stär-
cket und erfreuet das Gemüthe/ und ist/ sonderlich de-
nen/ die von einer grossen Kranckheit neulich aufgestan-
den/ zu Wiederbringung der abgematteten Kräfften/
sehr dienlich/ vertreibt das Hertzzittern/ hält den Leib
offen/ ist in Leber-Miltz- und Magen-Zuständen ge-
rühmet; sein mehrer Nutz mag in den Kräuter-Bü-
chern gelesen werden.

Es werden in der Apothecken vielerley daraus be-
reitet. Jm Haus eine Conserven zu machen/ nimmt
man ein gleich-weites hohes Glas/ besäet den Boden mit
Zucker/ legt eine Lage Blumen/ etwan Fingers dick;
dann wieder Zucker/ und darauf Blumen/ und also ab-
gewechselt/ biß das Glas voll wird/ es gehet viel hinein/
und setzt sich nach und nach/ dienet zu allen obvermeld-
ten Gebrechen.

Cap. LXIII.
Von Erbsen und Linsen.
[Spaltenumbruch]

WJewol diese beede Hülsen-Gewächse im Sie-
benden Buch unter den Feld-Früchten ein-
kommen/ habe ich doch deren/ die in den meisten
Kuchengärten angebauet werden/ allhier mit wenigem
zu gedencken/ nicht unterlassen können/ weil sie mehr
Mühe und Fleiß erfordern.

Es sind ihrer vielerley Gattungen/ die man theils
zu nothdürfftigem Gebrauch/ theils aber aus Fürwitz in
die Gärten zu bauen pfleget/ als rund und eckichte/ Zu-
cker-Erbsen/ die keine membranam in ihren Hülsen
haben/ und nach abgestreifften herumgehenden Fäsern
gantz können gegessen werden.

Es gibt auch Träubl-Erbsen/ die gantz dicht und wie
ein Kräntzlein beysammen stehen/ groß und klein/ roth/
blaugrün/ weiß und gläntzig/ schwartz wie ein Atlas/ von
weisser/ schwartz- und liechtrother Blühe; wollen zwar
[Spaltenumbruch] einen guten starcken Grunde/ und werden darinnen
grösser und völliger; die aber in sandichten Orten wach-
sen/ lassen sich viel lieber kochen. Die Mittages-Sonne
befördert ihre Zeitigung.

Die Garten-Erbsen steckt man Reyenweise/ damit
man die Stäblein entzwischen aufrichten kan; die Früh-
Erbsen werden gesäet/ so bald die Kälte vorbey/ müssen
aber anfangs gedeckt seyn/ und wann sie nun aufgehen und
am Wachsen ihre Capreolos und Gäbelein herweisen/
so dann ist Zeit/ ihnen die Stecken beyzufügen/ die sollen
nicht glatt/ sondern Rauch und etwas Aestig seyn/ da-
mit sie sich desto fester anhefften können/ allzeit zwischen
2 Zeilen Erbsen eine Reyhe Stecken aufgerichtet.

Theils wollen/ man soll sie um das erste Viertel ge-
gen dem Vollmond; theils aber im Vollmond; die
meisten aber bauen sie erst hernach/ wann er wieder an-

fängt
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXII.
Vom Coriander und Borago.
[Spaltenumbruch]

SEines wolriechenden Saamens/ und nicht der
Blaͤtter halben/ die mit ihrem widerwaͤrtigen
Geruch den Wantzen gleichen/ wird dieſes Ge-
waͤchſe in dem Garten gedultet/ muß alle Jahr neu an-
gebauet ſeyn. Der alte Saame iſt dienlicher zur Saat
als der junge/ wann er nur nicht verlegen/ ſchimmlicht
oder wurmſtichich iſt. Die Wartung iſt allerdings/
wie auch die Saam-Zeit/ wie mit dem Anis; der Saa-
me im Julio und Auguſto abgenommen/ und was man
zur Saat bedarff/ an einem luͤfftigen temperirten Ort
verwahret. Was aber zum Gebrauch des Hauſes und
der Artzney kommen ſoll (weil er ſonſt ſeiner hitzigen
Natur und ſtarcken Geruchs halber dem Hirn ſchaͤdlich
waͤre) wird ohngefaͤhr 12 Stunden lang in einem guten
ſcharffen Eſſig gebaiſſt/ und hernach wieder getrocknet/
ſo iſt er recht bereitet/ und alſo wird er einer vermiſchten
Natur/ ſtaͤrckt das Haubt/ Hirn und Gedaͤchtnis/ ver-
treibt den Schwindel/ in kalter Huſten/ und Cathaͤrren
ſehr dienlich/ item wider das Hertz-Zittern/ zur ver-
ſtopfften Leber und Haͤrte des Miltzes/ befoͤrdert die
Daͤuung/ daͤmpffet die uͤberſich ſteigende Winde und
Aufduͤnſtungen.

Dioſcorides und Galenus ſind dieſes Krauts und
Saamens halber widriger Meinungen; der erſte ſetzt
es unter die kuͤhlenden/ der letzte aber unter die warmen
Gewaͤchſe. Das Kraut zerſtoſſen aufgelegt/ iſt bequem-
lich/ die hitzige Geſchwulſten zu vertheilen.

Viel Gelehrte wollen/ diß Kraͤutlein habe eine giff-
tige Eigenſchafft in ſich/ alſo/ daß es auch das Hirn an-
greiffe und den Verſtand verrucke. Andere aber nicht
minder weiſe und erfahrne Medici (unter denen auch D.
Simon Pauli) halten es gantz unſchaͤdlich. Daher
am ſicherſten/ die mittelſte Straſſen zu wandern/ und
ſich deſſen zwar/ aber mit Beſcheidenheit und Maß/ zu
gebrauchen.

Varro gibt fuͤr/ daß der zerſtoſſene Coriander mit
Eſſig das Fleiſch im Sommer friſch und unmangelhafft
[Spaltenumbruch] erhalte; das waͤre leicht mit Wildpret und andern Ein-
machen zu probiren.

Borago, welches/ nach vieler Ausſage/ die rechte Bu-
gloſſa
oder Ochſenzungen iſt/ gehoͤrt auch unter die
Kraͤuter-Salat/ ſonderlich aber das holdſelige/ ſchoͤne
himmelblaue Bluͤmlein/ welches doch bißweilen auch
weiß iſt/ wo er einmal in einen Garten kommt/ da ver-
mehret er ſich durch ſeinen Saamen ſelbſt/ will einen
guten und wolgedungten Grund/ wann er (wiewol es
nicht vonnoͤhten) umgeſetzt wird/ ſoll er ſchoͤner und voͤl-
liger bluͤhen. Wann er gar zu dick waͤchſt/ muß man
ihn uͤberziehen; die Blaͤtlein/ wann ſie noch jung und
zart ſind/ kan man auch unter die Salaͤt brauchen/ die
folgende Bluͤhe aber iſt edler und beſſer/ hat eine weiſſe
ziemlich-lange klebrichte und ſuͤſſe Wurtzen/ bluͤhen ge-
gen den Brachmonat/ und hernach den gantzen Som-
mer durch/ biß in den Herbſt hinein. Jſt warm und
feuchter Natur im erſten Grad/ daher einer gemaͤſſig-
ten und wol-temperirten Eigenſchafft/ erquicket die leb-
hafften Geiſter des Hertzens/ ſonderlich wañ die Bluͤm-
lein im Wein gelegt/ und davon getruncken werden/ ſtaͤr-
cket und erfreuet das Gemuͤthe/ und iſt/ ſonderlich de-
nen/ die von einer groſſen Kranckheit neulich aufgeſtan-
den/ zu Wiederbringung der abgematteten Kraͤfften/
ſehr dienlich/ vertreibt das Hertzzittern/ haͤlt den Leib
offen/ iſt in Leber-Miltz- und Magen-Zuſtaͤnden ge-
ruͤhmet; ſein mehrer Nutz mag in den Kraͤuter-Buͤ-
chern geleſen werden.

Es werden in der Apothecken vielerley daraus be-
reitet. Jm Haus eine Conſerven zu machen/ nimmt
man ein gleich-weites hohes Glas/ beſaͤet den Boden mit
Zucker/ legt eine Lage Blumen/ etwan Fingers dick;
dann wieder Zucker/ und darauf Blumen/ und alſo ab-
gewechſelt/ biß das Glas voll wird/ es gehet viel hinein/
und ſetzt ſich nach und nach/ dienet zu allen obvermeld-
ten Gebrechen.

Cap. LXIII.
Von Erbſen und Linſen.
[Spaltenumbruch]

WJewol dieſe beede Huͤlſen-Gewaͤchſe im Sie-
benden Buch unter den Feld-Fruͤchten ein-
kommen/ habe ich doch deren/ die in den meiſten
Kuchengaͤrten angebauet werden/ allhier mit wenigem
zu gedencken/ nicht unterlaſſen koͤnnen/ weil ſie mehr
Muͤhe und Fleiß erfordern.

Es ſind ihrer vielerley Gattungen/ die man theils
zu nothduͤrfftigem Gebrauch/ theils aber aus Fuͤrwitz in
die Gaͤrten zu bauen pfleget/ als rund und eckichte/ Zu-
cker-Erbſen/ die keine membranam in ihren Huͤlſen
haben/ und nach abgeſtreifften herumgehenden Faͤſern
gantz koͤnnen gegeſſen werden.

Es gibt auch Traͤubl-Erbſen/ die gantz dicht und wie
ein Kraͤntzlein beyſammen ſtehen/ groß und klein/ roth/
blaugruͤn/ weiß und glaͤntzig/ ſchwartz wie ein Atlas/ von
weiſſer/ ſchwartz- und liechtrother Bluͤhe; wollen zwar
[Spaltenumbruch] einen guten ſtarcken Grunde/ und werden darinnen
groͤſſer und voͤlliger; die aber in ſandichten Orten wach-
ſen/ laſſen ſich viel lieber kochen. Die Mittages-Sonne
befoͤrdert ihre Zeitigung.

Die Garten-Erbſen ſteckt man Reyenweiſe/ damit
man die Staͤblein entzwiſchen aufrichten kan; die Fruͤh-
Erbſen werden geſaͤet/ ſo bald die Kaͤlte vorbey/ muͤſſen
aber anfangs gedeckt ſeyn/ uñ wann ſie nun aufgehen uñ
am Wachſen ihre Capreolos und Gaͤbelein herweiſen/
ſo dann iſt Zeit/ ihnen die Stecken beyzufuͤgen/ die ſollen
nicht glatt/ ſondern Rauch und etwas Aeſtig ſeyn/ da-
mit ſie ſich deſto feſter anhefften koͤnnen/ allzeit zwiſchen
2 Zeilen Erbſen eine Reyhe Stecken aufgerichtet.

Theils wollen/ man ſoll ſie um das erſte Viertel ge-
gen dem Vollmond; theils aber im Vollmond; die
meiſten aber bauen ſie erſt hernach/ wann er wieder an-

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[514[512]/0530] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. LXII. Vom Coriander und Borago. SEines wolriechenden Saamens/ und nicht der Blaͤtter halben/ die mit ihrem widerwaͤrtigen Geruch den Wantzen gleichen/ wird dieſes Ge- waͤchſe in dem Garten gedultet/ muß alle Jahr neu an- gebauet ſeyn. Der alte Saame iſt dienlicher zur Saat als der junge/ wann er nur nicht verlegen/ ſchimmlicht oder wurmſtichich iſt. Die Wartung iſt allerdings/ wie auch die Saam-Zeit/ wie mit dem Anis; der Saa- me im Julio und Auguſto abgenommen/ und was man zur Saat bedarff/ an einem luͤfftigen temperirten Ort verwahret. Was aber zum Gebrauch des Hauſes und der Artzney kommen ſoll (weil er ſonſt ſeiner hitzigen Natur und ſtarcken Geruchs halber dem Hirn ſchaͤdlich waͤre) wird ohngefaͤhr 12 Stunden lang in einem guten ſcharffen Eſſig gebaiſſt/ und hernach wieder getrocknet/ ſo iſt er recht bereitet/ und alſo wird er einer vermiſchten Natur/ ſtaͤrckt das Haubt/ Hirn und Gedaͤchtnis/ ver- treibt den Schwindel/ in kalter Huſten/ und Cathaͤrren ſehr dienlich/ item wider das Hertz-Zittern/ zur ver- ſtopfften Leber und Haͤrte des Miltzes/ befoͤrdert die Daͤuung/ daͤmpffet die uͤberſich ſteigende Winde und Aufduͤnſtungen. Dioſcorides und Galenus ſind dieſes Krauts und Saamens halber widriger Meinungen; der erſte ſetzt es unter die kuͤhlenden/ der letzte aber unter die warmen Gewaͤchſe. Das Kraut zerſtoſſen aufgelegt/ iſt bequem- lich/ die hitzige Geſchwulſten zu vertheilen. Viel Gelehrte wollen/ diß Kraͤutlein habe eine giff- tige Eigenſchafft in ſich/ alſo/ daß es auch das Hirn an- greiffe und den Verſtand verrucke. Andere aber nicht minder weiſe und erfahrne Medici (unter denen auch D. Simon Pauli) halten es gantz unſchaͤdlich. Daher am ſicherſten/ die mittelſte Straſſen zu wandern/ und ſich deſſen zwar/ aber mit Beſcheidenheit und Maß/ zu gebrauchen. Varro gibt fuͤr/ daß der zerſtoſſene Coriander mit Eſſig das Fleiſch im Sommer friſch und unmangelhafft erhalte; das waͤre leicht mit Wildpret und andern Ein- machen zu probiren. Borago, welches/ nach vieler Ausſage/ die rechte Bu- gloſſa oder Ochſenzungen iſt/ gehoͤrt auch unter die Kraͤuter-Salat/ ſonderlich aber das holdſelige/ ſchoͤne himmelblaue Bluͤmlein/ welches doch bißweilen auch weiß iſt/ wo er einmal in einen Garten kommt/ da ver- mehret er ſich durch ſeinen Saamen ſelbſt/ will einen guten und wolgedungten Grund/ wann er (wiewol es nicht vonnoͤhten) umgeſetzt wird/ ſoll er ſchoͤner und voͤl- liger bluͤhen. Wann er gar zu dick waͤchſt/ muß man ihn uͤberziehen; die Blaͤtlein/ wann ſie noch jung und zart ſind/ kan man auch unter die Salaͤt brauchen/ die folgende Bluͤhe aber iſt edler und beſſer/ hat eine weiſſe ziemlich-lange klebrichte und ſuͤſſe Wurtzen/ bluͤhen ge- gen den Brachmonat/ und hernach den gantzen Som- mer durch/ biß in den Herbſt hinein. Jſt warm und feuchter Natur im erſten Grad/ daher einer gemaͤſſig- ten und wol-temperirten Eigenſchafft/ erquicket die leb- hafften Geiſter des Hertzens/ ſonderlich wañ die Bluͤm- lein im Wein gelegt/ und davon getruncken werden/ ſtaͤr- cket und erfreuet das Gemuͤthe/ und iſt/ ſonderlich de- nen/ die von einer groſſen Kranckheit neulich aufgeſtan- den/ zu Wiederbringung der abgematteten Kraͤfften/ ſehr dienlich/ vertreibt das Hertzzittern/ haͤlt den Leib offen/ iſt in Leber-Miltz- und Magen-Zuſtaͤnden ge- ruͤhmet; ſein mehrer Nutz mag in den Kraͤuter-Buͤ- chern geleſen werden. Es werden in der Apothecken vielerley daraus be- reitet. Jm Haus eine Conſerven zu machen/ nimmt man ein gleich-weites hohes Glas/ beſaͤet den Boden mit Zucker/ legt eine Lage Blumen/ etwan Fingers dick; dann wieder Zucker/ und darauf Blumen/ und alſo ab- gewechſelt/ biß das Glas voll wird/ es gehet viel hinein/ und ſetzt ſich nach und nach/ dienet zu allen obvermeld- ten Gebrechen. Cap. LXIII. Von Erbſen und Linſen. WJewol dieſe beede Huͤlſen-Gewaͤchſe im Sie- benden Buch unter den Feld-Fruͤchten ein- kommen/ habe ich doch deren/ die in den meiſten Kuchengaͤrten angebauet werden/ allhier mit wenigem zu gedencken/ nicht unterlaſſen koͤnnen/ weil ſie mehr Muͤhe und Fleiß erfordern. Es ſind ihrer vielerley Gattungen/ die man theils zu nothduͤrfftigem Gebrauch/ theils aber aus Fuͤrwitz in die Gaͤrten zu bauen pfleget/ als rund und eckichte/ Zu- cker-Erbſen/ die keine membranam in ihren Huͤlſen haben/ und nach abgeſtreifften herumgehenden Faͤſern gantz koͤnnen gegeſſen werden. Es gibt auch Traͤubl-Erbſen/ die gantz dicht und wie ein Kraͤntzlein beyſammen ſtehen/ groß und klein/ roth/ blaugruͤn/ weiß und glaͤntzig/ ſchwartz wie ein Atlas/ von weiſſer/ ſchwartz- und liechtrother Bluͤhe; wollen zwar einen guten ſtarcken Grunde/ und werden darinnen groͤſſer und voͤlliger; die aber in ſandichten Orten wach- ſen/ laſſen ſich viel lieber kochen. Die Mittages-Sonne befoͤrdert ihre Zeitigung. Die Garten-Erbſen ſteckt man Reyenweiſe/ damit man die Staͤblein entzwiſchen aufrichten kan; die Fruͤh- Erbſen werden geſaͤet/ ſo bald die Kaͤlte vorbey/ muͤſſen aber anfangs gedeckt ſeyn/ uñ wann ſie nun aufgehen uñ am Wachſen ihre Capreolos und Gaͤbelein herweiſen/ ſo dann iſt Zeit/ ihnen die Stecken beyzufuͤgen/ die ſollen nicht glatt/ ſondern Rauch und etwas Aeſtig ſeyn/ da- mit ſie ſich deſto feſter anhefften koͤnnen/ allzeit zwiſchen 2 Zeilen Erbſen eine Reyhe Stecken aufgerichtet. Theils wollen/ man ſoll ſie um das erſte Viertel ge- gen dem Vollmond; theils aber im Vollmond; die meiſten aber bauen ſie erſt hernach/ wann er wieder an- faͤngt

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 514[512]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/530>, abgerufen am 24.11.2024.