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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XIX.
Vom Harten-Hause.
[Spaltenumbruch]

ES ist kein Zweifel/ gleichwie einer Heerde Schaaf
die getreue Aufsicht eines Schäfers/ oder einem
Staat die fürsichtige Klugheit einer Obrigkeit
vonnöthen/ also auch die nahe Gegenwart des Gärtners
seinen Gewächsen sehr bequem sey und wol zu statten
komme/ daher muß eine Wohnung/ darinn der Gärt-
ner leben solle/ nahend hinbey und nicht weit entfernet
seyn.

Gegen Norden (wann es seyn kan) hart an dem
Garten/ nicht nur/ daß die Inspection desto bequemer/
sondern auch/ daß sothaner Situs die frostigen Mitter-
nachts-Wind zuruck halte/ keinen Schatten mache;
und da zugegen die Einsetz-Keller und Gewölbe desto ge-
schicklicher/ und denen Winter-Gewächsen nützlicher
seyen.

Die Oeffnungen davon sollen gegen Mitternacht/
die Fenster aber seiner Wohnstuben gegen Mittag/ das
ist/ gegen dem Garten gehen/ damit er denselben im Ge-
sicht haben/ er selbst/ oder durch seinen Jungen/ zu jedem
Vorfall an der Hand seyn/ und auf ungetreue Diebische
Leute seine Obsicht halten könne/ und nicht unter derjeni-
gen Zahl seyn/ die zwar fremder Diebe Stehlen verhin-
dern/ aber selbst dort und da ihre Anhänge haben/ denen
sie eines und das andere/ auch offt das beste aus dem
Garten/ verpartiren/ und darnach den Herrn überreden
wollen/ es sey verdorben. Also/ damit nicht ein Dieb
dem andern zur Wache aufgestellet sey/ ist am besten des
Herrn nachsichtige Emsigkeit und kluge Kundschafft/
dardurch er/ von seines Gärtners Beschaffenheit sich in-
formi
ren/ und in einem und andern darnach reguliren
könne. Daher auch am besten/ wann der Ausgang des
Garten-Hauses also gelegen/ daß der Herr aus seinen
Zimmern drauf sehen kan/ wer ein- oder ausgehet; doch
weil dieses nicht überall seyn kan/ muß man sonst/ so viel
es seyn kan/ durch kluge Mittel allen Anlaß zur Untreu
abschneiden/ und einen Verdächtigen in steter Furcht
und Sorge halten. Jst auch gar gut/ wann der Gärt-
ner bey Hause einen guten Kettenhund dunckler Farbe/
[Spaltenumbruch] um bey Nacht nicht erkennt zu werden/ hält/ den er
Nachts kan loß lassen/ mit seinem Bellen und Wach-
samkeit die Nacht-Diebe abzuschrecken; sonderlich
wann er groß und grausames Aussehens ist.

Von dem Garten-Hause aber zu reden/ muß sel-
biges mit lüfftigen trockenen Kammern und Böden/
wie auch mit einem Einsetz-Keller und Gewölbe verse-
hen seyn/ darinnen es nicht eingefrieren/ und die Win-
ter-Gewächse auf das beste mögen erhalten seyn. Auf
den Böden kan man die abgeschnittene wolriechende
Kräuter/ so zur Artzney/ Bädern und Fußwassern ge-
hörig/ in saubern Kisten/ oder in grossen Säcklein aus
Papier aufgehangen behalten; die Kammern aber/
darein etwas Wärme von der Stuben schlagen und
einschleichen/ also die Kälten mässigen möge/ sollen zu
dem Sämelwerck dienen/ die doch vor den Mäusen ver-
wahrt/ und dennoch nicht gar von der Lufft müssen ver-
bannet oder eingekerkert werden.

Da soll er auch über Winter den Garten-Zeug
aufheben/ daß er ihn säubern/ ausbessern/ theils von
neuen machen/ und was etwan abgehet/ herbey schaffen
solle.

Der Einsetz-Keller oder Gewölb/ muß guten Platz
haben/ darinnen alle Gewächse geraum stehen können/
muß auch etliche mit Laden gemachte/ von frischen Sand
angeschüttete Bettlein haben/ darinn man die Saam-
Kräuter und Wurtzen (davon gleich soll gesagt werden)
halten kan/ und je näher dieses an der Hand/ je besser ists/
und je öffter kan man darzu sehen.

Woferne aber das Gartenhaus der Beschaffen-
heit des Orts halber nicht kan gegen Mitternacht ste-
hen/ und muß etwan gegen Morgen oder Abend
seyn/ muß es doch eine solche Distanz (sonderlich wann
es Sudwärts läge) haben/ daß es der Sonnen Strah-
len nicht verhindere oder aufhalte. Vom Winter-
Hause zu reden/ wollen wir ins künfftige sechste Buch
verspahren.

Cap. XX.
Vom Aus- und Einsetzen.
[Spaltenumbruch]

WJr wollen hier nicht von den raren köstlichen
Garten-Gewächsen oder Blumen handeln/
weil davon das nächste Buch handeln solle/ son-
dern allein von Garten-Sachen/ was zur Kuchen/ und
auf die Tafel gehörig ist; weil alle dergleichen Garten-
Gerichte im Winter viel angenehmer scheinen/ und
auch/ wo nicht den Winter durch/ doch biß über die Helff-
te desselbigen können erhalten/ und nach und nach ver-
speiset werden. Zudem ist auch solche Bemühung dar-
zu nöhtig/ daß man Capuskraut/ Kohl/ Ruben/ Möh-
ren/ Rettich/ Cicori/ Spenat/ rothe Ruben/ Steckru-
ben/ Carde/ und was dergleichen ist/ kan den Winter
durch erhalten/ daß man sie in dem nächsten Früling
zum Saamen in dem Garten wieder aussetzen/ und den
Saamen davon samlen kan.

[Spaltenumbruch]

Alle Kuchen-Gewächse nun/ die müssen zu Ende des
Octobers oder Anfang des Novembers/ später oder
früher/ nachdem die Jahrs-Witterung ist; bey schönem
Sonnenschein/ trockener Zeit/ und wanns Windstill
ist/ aus dem Garten ausgenommen/ und in dem Keller
oder Einsatz-Gewölb/ da vorhin schon etliche Bettlein
mit Laden eingefast und mit Sand beschüttet worden/
daselbst fein ordentlich beyeinander eingelegt/ und also
vor eingreiffender Kälte verwahret werden; darzu sind
vonnöthen geflochtene Rohrdecken oder Strohflechten/
die Thüren und Fenster/ bey grimmigen Frost/ zu ver-
hüllen.

An etlichen Orten werden auch die Artischocki-Wur-
tzen aus der Garten-Erden genommen; und in die Kel-

ler
Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XIX.
Vom Harten-Hauſe.
[Spaltenumbruch]

ES iſt kein Zweifel/ gleichwie einer Heerde Schaaf
die getreue Aufſicht eines Schaͤfers/ oder einem
Staat die fuͤrſichtige Klugheit einer Obrigkeit
vonnoͤthen/ alſo auch die nahe Gegenwart des Gaͤrtners
ſeinen Gewaͤchſen ſehr bequem ſey und wol zu ſtatten
komme/ daher muß eine Wohnung/ darinn der Gaͤrt-
ner leben ſolle/ nahend hinbey und nicht weit entfernet
ſeyn.

Gegen Norden (wann es ſeyn kan) hart an dem
Garten/ nicht nur/ daß die Inſpection deſto bequemer/
ſondern auch/ daß ſothaner Situs die froſtigen Mitter-
nachts-Wind zuruck halte/ keinen Schatten mache;
und da zugegen die Einſetz-Keller und Gewoͤlbe deſto ge-
ſchicklicher/ und denen Winter-Gewaͤchſen nuͤtzlicher
ſeyen.

Die Oeffnungen davon ſollen gegen Mitternacht/
die Fenſter aber ſeiner Wohnſtuben gegen Mittag/ das
iſt/ gegen dem Garten gehen/ damit er denſelben im Ge-
ſicht haben/ er ſelbſt/ oder durch ſeinen Jungen/ zu jedem
Vorfall an der Hand ſeyn/ und auf ungetreue Diebiſche
Leute ſeine Obſicht halten koͤnne/ und nicht unter derjeni-
gen Zahl ſeyn/ die zwar fremder Diebe Stehlen verhin-
dern/ aber ſelbſt dort und da ihre Anhaͤnge haben/ denen
ſie eines und das andere/ auch offt das beſte aus dem
Garten/ verpartiren/ und darnach den Herrn uͤberreden
wollen/ es ſey verdorben. Alſo/ damit nicht ein Dieb
dem andern zur Wache aufgeſtellet ſey/ iſt am beſten des
Herrn nachſichtige Emſigkeit und kluge Kundſchafft/
dardurch er/ von ſeines Gaͤrtners Beſchaffenheit ſich in-
formi
ren/ und in einem und andern darnach reguliren
koͤnne. Daher auch am beſten/ wann der Ausgang des
Garten-Hauſes alſo gelegen/ daß der Herr aus ſeinen
Zimmern drauf ſehen kan/ wer ein- oder ausgehet; doch
weil dieſes nicht uͤberall ſeyn kan/ muß man ſonſt/ ſo viel
es ſeyn kan/ durch kluge Mittel allen Anlaß zur Untreu
abſchneiden/ und einen Verdaͤchtigen in ſteter Furcht
und Sorge halten. Jſt auch gar gut/ wann der Gaͤrt-
ner bey Hauſe einen guten Kettenhund dunckler Farbe/
[Spaltenumbruch] um bey Nacht nicht erkennt zu werden/ haͤlt/ den er
Nachts kan loß laſſen/ mit ſeinem Bellen und Wach-
ſamkeit die Nacht-Diebe abzuſchrecken; ſonderlich
wann er groß und grauſames Ausſehens iſt.

Von dem Garten-Hauſe aber zu reden/ muß ſel-
biges mit luͤfftigen trockenen Kammern und Boͤden/
wie auch mit einem Einſetz-Keller und Gewoͤlbe verſe-
hen ſeyn/ darinnen es nicht eingefrieren/ und die Win-
ter-Gewaͤchſe auf das beſte moͤgen erhalten ſeyn. Auf
den Boͤden kan man die abgeſchnittene wolriechende
Kraͤuter/ ſo zur Artzney/ Baͤdern und Fußwaſſern ge-
hoͤrig/ in ſaubern Kiſten/ oder in groſſen Saͤcklein aus
Papier aufgehangen behalten; die Kammern aber/
darein etwas Waͤrme von der Stuben ſchlagen und
einſchleichen/ alſo die Kaͤlten maͤſſigen moͤge/ ſollen zu
dem Saͤmelwerck dienen/ die doch vor den Maͤuſen ver-
wahrt/ und dennoch nicht gar von der Lufft muͤſſen ver-
bannet oder eingekerkert werden.

Da ſoll er auch uͤber Winter den Garten-Zeug
aufheben/ daß er ihn ſaͤubern/ ausbeſſern/ theils von
neuen machen/ und was etwan abgehet/ herbey ſchaffen
ſolle.

Der Einſetz-Keller oder Gewoͤlb/ muß guten Platz
haben/ darinnen alle Gewaͤchſe geraum ſtehen koͤnnen/
muß auch etliche mit Laden gemachte/ von friſchen Sand
angeſchuͤttete Bettlein haben/ darinn man die Saam-
Kraͤuter und Wurtzen (davon gleich ſoll geſagt werden)
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und je oͤffter kan man darzu ſehen.

Woferne aber das Gartenhaus der Beſchaffen-
heit des Orts halber nicht kan gegen Mitternacht ſte-
hen/ und muß etwan gegen Morgen oder Abend
ſeyn/ muß es doch eine ſolche Diſtanz (ſonderlich wann
es Sudwaͤrts laͤge) haben/ daß es der Sonnen Strah-
len nicht verhindere oder aufhalte. Vom Winter-
Hauſe zu reden/ wollen wir ins kuͤnfftige ſechſte Buch
verſpahren.

Cap. XX.
Vom Aus- und Einſetzen.
[Spaltenumbruch]

WJr wollen hier nicht von den raren koͤſtlichen
Garten-Gewaͤchſen oder Blumen handeln/
weil davon das naͤchſte Buch handeln ſolle/ ſon-
dern allein von Garten-Sachen/ was zur Kuchen/ und
auf die Tafel gehoͤrig iſt; weil alle dergleichen Garten-
Gerichte im Winter viel angenehmer ſcheinen/ und
auch/ wo nicht den Winter durch/ doch biß uͤber die Helff-
te deſſelbigen koͤnnen erhalten/ und nach und nach ver-
ſpeiſet werden. Zudem iſt auch ſolche Bemuͤhung dar-
zu noͤhtig/ daß man Capuskraut/ Kohl/ Ruben/ Moͤh-
ren/ Rettich/ Cicori/ Spenat/ rothe Ruben/ Steckru-
ben/ Carde/ und was dergleichen iſt/ kan den Winter
durch erhalten/ daß man ſie in dem naͤchſten Fruͤling
zum Saamen in dem Garten wieder ausſetzen/ und den
Saamen davon ſamlen kan.

[Spaltenumbruch]

Alle Kuchen-Gewaͤchſe nun/ die muͤſſen zu Ende des
Octobers oder Anfang des Novembers/ ſpaͤter oder
fruͤher/ nachdem die Jahrs-Witterung iſt; bey ſchoͤnem
Sonnenſchein/ trockener Zeit/ und wanns Windſtill
iſt/ aus dem Garten ausgenommen/ und in dem Keller
oder Einſatz-Gewoͤlb/ da vorhin ſchon etliche Bettlein
mit Laden eingefaſt und mit Sand beſchuͤttet worden/
daſelbſt fein ordentlich beyeinander eingelegt/ und alſo
vor eingreiffender Kaͤlte verwahret werden; darzu ſind
vonnoͤthen geflochtene Rohrdecken oder Strohflechten/
die Thuͤren und Fenſter/ bey grimmigen Froſt/ zu ver-
huͤllen.

An etlichen Orten werden auch die Artiſchocki-Wur-
tzen aus der Garten-Erden genommen; und in die Kel-

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[471/0489] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Cap. XIX. Vom Harten-Hauſe. ES iſt kein Zweifel/ gleichwie einer Heerde Schaaf die getreue Aufſicht eines Schaͤfers/ oder einem Staat die fuͤrſichtige Klugheit einer Obrigkeit vonnoͤthen/ alſo auch die nahe Gegenwart des Gaͤrtners ſeinen Gewaͤchſen ſehr bequem ſey und wol zu ſtatten komme/ daher muß eine Wohnung/ darinn der Gaͤrt- ner leben ſolle/ nahend hinbey und nicht weit entfernet ſeyn. Gegen Norden (wann es ſeyn kan) hart an dem Garten/ nicht nur/ daß die Inſpection deſto bequemer/ ſondern auch/ daß ſothaner Situs die froſtigen Mitter- nachts-Wind zuruck halte/ keinen Schatten mache; und da zugegen die Einſetz-Keller und Gewoͤlbe deſto ge- ſchicklicher/ und denen Winter-Gewaͤchſen nuͤtzlicher ſeyen. Die Oeffnungen davon ſollen gegen Mitternacht/ die Fenſter aber ſeiner Wohnſtuben gegen Mittag/ das iſt/ gegen dem Garten gehen/ damit er denſelben im Ge- ſicht haben/ er ſelbſt/ oder durch ſeinen Jungen/ zu jedem Vorfall an der Hand ſeyn/ und auf ungetreue Diebiſche Leute ſeine Obſicht halten koͤnne/ und nicht unter derjeni- gen Zahl ſeyn/ die zwar fremder Diebe Stehlen verhin- dern/ aber ſelbſt dort und da ihre Anhaͤnge haben/ denen ſie eines und das andere/ auch offt das beſte aus dem Garten/ verpartiren/ und darnach den Herrn uͤberreden wollen/ es ſey verdorben. Alſo/ damit nicht ein Dieb dem andern zur Wache aufgeſtellet ſey/ iſt am beſten des Herrn nachſichtige Emſigkeit und kluge Kundſchafft/ dardurch er/ von ſeines Gaͤrtners Beſchaffenheit ſich in- formiren/ und in einem und andern darnach reguliren koͤnne. Daher auch am beſten/ wann der Ausgang des Garten-Hauſes alſo gelegen/ daß der Herr aus ſeinen Zimmern drauf ſehen kan/ wer ein- oder ausgehet; doch weil dieſes nicht uͤberall ſeyn kan/ muß man ſonſt/ ſo viel es ſeyn kan/ durch kluge Mittel allen Anlaß zur Untreu abſchneiden/ und einen Verdaͤchtigen in ſteter Furcht und Sorge halten. Jſt auch gar gut/ wann der Gaͤrt- ner bey Hauſe einen guten Kettenhund dunckler Farbe/ um bey Nacht nicht erkennt zu werden/ haͤlt/ den er Nachts kan loß laſſen/ mit ſeinem Bellen und Wach- ſamkeit die Nacht-Diebe abzuſchrecken; ſonderlich wann er groß und grauſames Ausſehens iſt. Von dem Garten-Hauſe aber zu reden/ muß ſel- biges mit luͤfftigen trockenen Kammern und Boͤden/ wie auch mit einem Einſetz-Keller und Gewoͤlbe verſe- hen ſeyn/ darinnen es nicht eingefrieren/ und die Win- ter-Gewaͤchſe auf das beſte moͤgen erhalten ſeyn. Auf den Boͤden kan man die abgeſchnittene wolriechende Kraͤuter/ ſo zur Artzney/ Baͤdern und Fußwaſſern ge- hoͤrig/ in ſaubern Kiſten/ oder in groſſen Saͤcklein aus Papier aufgehangen behalten; die Kammern aber/ darein etwas Waͤrme von der Stuben ſchlagen und einſchleichen/ alſo die Kaͤlten maͤſſigen moͤge/ ſollen zu dem Saͤmelwerck dienen/ die doch vor den Maͤuſen ver- wahrt/ und dennoch nicht gar von der Lufft muͤſſen ver- bannet oder eingekerkert werden. Da ſoll er auch uͤber Winter den Garten-Zeug aufheben/ daß er ihn ſaͤubern/ ausbeſſern/ theils von neuen machen/ und was etwan abgehet/ herbey ſchaffen ſolle. Der Einſetz-Keller oder Gewoͤlb/ muß guten Platz haben/ darinnen alle Gewaͤchſe geraum ſtehen koͤnnen/ muß auch etliche mit Laden gemachte/ von friſchen Sand angeſchuͤttete Bettlein haben/ darinn man die Saam- Kraͤuter und Wurtzen (davon gleich ſoll geſagt werden) halten kan/ und je naͤher dieſes an der Hand/ je beſſer iſts/ und je oͤffter kan man darzu ſehen. Woferne aber das Gartenhaus der Beſchaffen- heit des Orts halber nicht kan gegen Mitternacht ſte- hen/ und muß etwan gegen Morgen oder Abend ſeyn/ muß es doch eine ſolche Diſtanz (ſonderlich wann es Sudwaͤrts laͤge) haben/ daß es der Sonnen Strah- len nicht verhindere oder aufhalte. Vom Winter- Hauſe zu reden/ wollen wir ins kuͤnfftige ſechſte Buch verſpahren. Cap. XX. Vom Aus- und Einſetzen. WJr wollen hier nicht von den raren koͤſtlichen Garten-Gewaͤchſen oder Blumen handeln/ weil davon das naͤchſte Buch handeln ſolle/ ſon- dern allein von Garten-Sachen/ was zur Kuchen/ und auf die Tafel gehoͤrig iſt; weil alle dergleichen Garten- Gerichte im Winter viel angenehmer ſcheinen/ und auch/ wo nicht den Winter durch/ doch biß uͤber die Helff- te deſſelbigen koͤnnen erhalten/ und nach und nach ver- ſpeiſet werden. Zudem iſt auch ſolche Bemuͤhung dar- zu noͤhtig/ daß man Capuskraut/ Kohl/ Ruben/ Moͤh- ren/ Rettich/ Cicori/ Spenat/ rothe Ruben/ Steckru- ben/ Carde/ und was dergleichen iſt/ kan den Winter durch erhalten/ daß man ſie in dem naͤchſten Fruͤling zum Saamen in dem Garten wieder ausſetzen/ und den Saamen davon ſamlen kan. Alle Kuchen-Gewaͤchſe nun/ die muͤſſen zu Ende des Octobers oder Anfang des Novembers/ ſpaͤter oder fruͤher/ nachdem die Jahrs-Witterung iſt; bey ſchoͤnem Sonnenſchein/ trockener Zeit/ und wanns Windſtill iſt/ aus dem Garten ausgenommen/ und in dem Keller oder Einſatz-Gewoͤlb/ da vorhin ſchon etliche Bettlein mit Laden eingefaſt und mit Sand beſchuͤttet worden/ daſelbſt fein ordentlich beyeinander eingelegt/ und alſo vor eingreiffender Kaͤlte verwahret werden; darzu ſind vonnoͤthen geflochtene Rohrdecken oder Strohflechten/ die Thuͤren und Fenſter/ bey grimmigen Froſt/ zu ver- huͤllen. An etlichen Orten werden auch die Artiſchocki-Wur- tzen aus der Garten-Erden genommen; und in die Kel- ler

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/489>, abgerufen am 24.11.2024.