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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Obst versehen/ also kan man gantze Jrrgarten und La-
byrinthen zurichten/ und seinem Garten ein schönes und
beliebtes Aussehen machen.

Die Spalier soll zum niedrigsten fünf/ und zum
höchsten zehen Schuch hoch seyn/ man kan auch darzwi-
schen etliche Bäume/ in abgemessener gleicher distanz,
lassen in die Höhe wachsen/ auch kan man gewölbte
Portal/ auch runde/ viereckichte/ oder oval-Fenster dar-
durch machen lassen. Die Spalier müssen beederseits
bißweilen mit guter fetten Erden belegt/ und wann es
dürre heisse Sommer gibt/ begossen seyn. Jm übrigen
stehet Jedem frey/ diß Orts allerley neue Erfindungen
nach Belieben zu entdecken.

Die Franzosen machen auch ihre Spalier nach ei-
ner Mauer/ die gegen Mittag stehet/ und pflantzen die
besten und edlesten Bäume/ als Pargamotte, Bon
Chrestien,
auch Pfersich/ und dergleichen/ und glau-
ben/ daß ihre Früchte die gemeinen Baum-Früchte weit
übertreffen/ so wol an Grösse/ als an der Farb und Ge-
schmack/ weil die Mittags-Sonne von der Mauren Ge-
genschlag und reverberation gleichsam verdoppelt wird.
Der beste Stand ist/ wann die Sonne in ihrem Auf-
gang nach der Zwerch durchscheinet/ und den gantzen
Mittag biß auf zwey oder drey Uhr gegenwärtig ist. Der
nächste daran ist/ wann sie um 10 Uhr frühe beginnet die
Spalier anzublicken/ biß zu ihrem Niedergang; die
Maur soll 12 oder 13 Schuch hoch seyn/ muß von Kalch
gemauret seyn/ weil sich das Ungezifer gern in den Laim-
Mauren aufhält. Der Autor de[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] instruction pour les
arbres fruitiers
will/ man soll/ wann man mauret/ in
die Mauren Schaaf-Beine in forma Quincuncis, vier
oder fünf Daumen breit voneinander einlegen/ daß sie
nur einen Daumen lang heraus schauen/ daran man
die Bäume hernach hefften kan/ die Erden muß gut und
fruchtbar und durch des Gärtners Fleiß zu diesem Werck
gebessert seyn; An und neben der Mauren macht man
einen Graben acht Schuch breit/ und drey Schuch tief/
und an der Mauer wird dieser Graben (zu Verscho-
nung des Fundaments) scarpirt/ wann mans könte ein
Jahr also ligen lassen/ würde die Erden mercklich sich
verbessern. Will man aber/ damit die Mauren nicht so
lang entblösset bleibe/ nicht so lang warten/ mag man in
dem Graben einen halben Schuch hoch abgelegenen
Teich- oder Wasen-Koth anlegen/ denn die Fettigkeit
der Erden dringt/ von der Sonnenstrahlen gereitzet/
gewöhnlich übersich/ zur Nahrung der Pflantzen/ dar-
auf thut man eine Lag von alten gefaulten Mist 4 Dau-
men hoch/ oder einen halben Schuch/ und darauf wie-
der eine Lage von der besten Erden/ die man am Aufgra-
ben von der schlechtern hat abgesondert/ und diese dreyer-
ley Erden werden hernach umgegraben und mit dem
Grabscheid oder Hauen wol durcheinander vermengt;
wann diß geschehen/ macht man wieder drey gleiche La-
gen/ wie itzt gedacht/ biß der Graben voll wird/ und ein
wenig vor die andere Erden stehet/ weil es sich doch wie-
der setzt.

Die Pflaumen/ Marillen/ und Pfersich/ sollen
drey Klaffter weit eines von der andern stehen/ weil sie
sich sehr ausbreiten; die Birnen aber 15 Schuch oder
wenigst auf zween Klaffter weit/ weil sie sich nicht so
breiten; die Löcher zu den Bäumen sollen drey oder vier
Schuch weit und einen Schuch tief seyn/ damit sie alle
Baum-Wurtzen beherbergen mögen; die Erden/ da-
[Spaltenumbruch] mit sie gefüllet wird/ muß mit alter Dung oder doch gu-
tem abgelegenem Erdreich vermischt/ und theils unter/
theils über die Wurtzen gethan werden; der Baum muß
in die Gruben einen Fußbreit von der Mauren/ und wann
die Grube gefüllt wird/ muß man ihn biegen/ daß er ü-
ber drey Daumen nicht von der Mauren stehe/ die besten
Wurtzen kan man ausserhalb gegen der Erden lencken/
damit sie desto bessere Nahrung haben können.

Die Bäume/ die man im Herbst setzt/ ist besser/
man warte mit dem Abstutzen biß künftigen Früling/ so
kan ihm die Kälte weniger beykommen/ und kommt der
gantze Safft in die Wurtzen/ meistentheils soll man ed-
le Arten hinbringen/ weniger Marillen und Pfersichen/
weil sie nicht lang dauren; die Pflaumen widerstehen
leicht dem Wind/ und mögen im gemeinen Gärten schon
Platz finden/ weil sie auch ihre Wurtzen weit ausstre-
cken/ und die benachbarte Bäume damit verunruhigen.
Die in die Spalier gesetzte Birnbäume sollen auf Kütten-
Stämm gepeltzt werden/ weil sie nicht so viel Holtz ma-
chen/ und viel besser tragen/ grösser und schöner Obst
bringen/ auch ihre Wurtzen nicht so fern ausstrecken/
(müssen aber Birnen Kütten-Stamm seyn) Die Birnen
sind am besten/ wann man sie darauf äugelt/ will man
aber die Mauer mit Wildlingen besetzen (welches doch
lang und verdrießlich zugehet) muß man Birnen
Kütten-Stämme 15 Schuch voneinander einlegen/
und darzwischen einen Pfersichbaum/ die geschwind
Frucht bringen/ und die Mauren bekleiden/ biß die Bir-
nen-Peltzer auch herzukommen/ da mag man die Pfer-
sich/ die ohne diß nicht lang bleiben/ hinweg thun. Die
austreibende Zweige muß man das erste Jahr unbe-
schnitten nach Belieben treiben lassen/ ohne daß man die
Zweige nach und nach/ zu ihren künfftigen Form beugen
mag. Die Wurtzen mag man/ wegen der Mertzen-Wind/
und die Winter-Feuchten besser zu erhalten/ mit frischen
Mist auf einen halben Schuch hoch decken/ oder mit
Gras ohne Wurtzen oder Heu/ das läst auch die Som-
mer-Hitz nicht so sehr eingreiffen. Zu die sem Ende ist
auch sehr nützlich das grüne Waldfarren-Kraut darauf
gelegt/ weil es auch dem Ungezifer (wegen seiner Bit-
terkeit) keinen Zugang gestattet; das andere Jahr muß
man anfangen die Bäume zu biegen/ und also zu beschnei-
den/ daß sie kein unnöthiges Holtz haben/ und die Blei-
bende alle in schöne und richtige Ordnung eingetheilt
seyen. An die Mauren werden von etlichen Gerüste von
Latten angemacht mit höltzernen Nägeln/ daran man
die Spalier binden und hefften möge/ die werden mit
eisernen Hacken an die Mauer angeklammert/ daß sie
den Boden nicht berühren/ und daher desto weniger fau-
len; wo man nicht Kesten haben kan/ nimmt man Er-
lenholtz/ das vorlängst soll in Wasser gelegen seyn;
Theils machen aber das Gerüste/ wie oben gedacht/ aus
Fußbeinen von Schafen/ müssen aber anfangs in die
Mauer mit eingelegt seyn/ man muß anfangen erstlich
die untersten Zweige ins Spalier einzurichten/ einen hal-
ben Schuch hoch über der Erden/ damit der Baum von
Jugend auf angewöhnet werde/ seine Aeste zur Seiten
der Spalier zu treiben; was unrecht wächst/ soll man
mit den Nägeln abzwicken.

Die Franzosen nennen diese Art der Bäume Espa-
lier,
die darum an die Mauren gelegt werden/ solche zu
verdecken/ und mit grüner Farb und Früchten den Gar-
ten zu zieren. 2. Daß die Wind und Reiffe/ nicht al-

so darzu

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Obſt verſehen/ alſo kan man gantze Jrrgarten und La-
byrinthen zurichten/ und ſeinem Garten ein ſchoͤnes und
beliebtes Ausſehen machen.

Die Spalier ſoll zum niedrigſten fuͤnf/ und zum
hoͤchſten zehen Schuch hoch ſeyn/ man kan auch darzwi-
ſchen etliche Baͤume/ in abgemeſſener gleicher diſtanz,
laſſen in die Hoͤhe wachſen/ auch kan man gewoͤlbte
Portal/ auch runde/ viereckichte/ oder oval-Fenſter dar-
durch machen laſſen. Die Spalier muͤſſen beederſeits
bißweilen mit guter fetten Erden belegt/ und wann es
duͤrre heiſſe Sommer gibt/ begoſſen ſeyn. Jm uͤbrigen
ſtehet Jedem frey/ diß Orts allerley neue Erfindungen
nach Belieben zu entdecken.

Die Franzoſen machen auch ihre Spalier nach ei-
ner Mauer/ die gegen Mittag ſtehet/ und pflantzen die
beſten und edleſten Baͤume/ als Pargamotte, Bon
Chreſtien,
auch Pferſich/ und dergleichen/ und glau-
ben/ daß ihre Fruͤchte die gemeinen Baum-Fruͤchte weit
uͤbertreffen/ ſo wol an Groͤſſe/ als an der Farb und Ge-
ſchmack/ weil die Mittags-Sonne von der Mauren Ge-
genſchlag und reverberation gleichſam verdoppelt wird.
Der beſte Stand iſt/ wann die Sonne in ihrem Auf-
gang nach der Zwerch durchſcheinet/ und den gantzen
Mittag biß auf zwey oder drey Uhr gegenwaͤrtig iſt. Der
naͤchſte daran iſt/ wann ſie um 10 Uhr fruͤhe beginnet die
Spalier anzublicken/ biß zu ihrem Niedergang; die
Maur ſoll 12 oder 13 Schuch hoch ſeyn/ muß von Kalch
gemauret ſeyn/ weil ſich das Ungezifer gern in den Laim-
Mauren aufhaͤlt. Der Autor de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] inſtruction pour les
arbres fruitiers
will/ man ſoll/ wann man mauret/ in
die Mauren Schaaf-Beine in formâ Quincuncis, vier
oder fuͤnf Daumen breit voneinander einlegen/ daß ſie
nur einen Daumen lang heraus ſchauen/ daran man
die Baͤume hernach hefften kan/ die Erden muß gut und
fruchtbar und durch des Gaͤrtners Fleiß zu dieſem Werck
gebeſſert ſeyn; An und neben der Mauren macht man
einen Graben acht Schuch breit/ und drey Schuch tief/
und an der Mauer wird dieſer Graben (zu Verſcho-
nung des Fundaments) ſcarpirt/ wann mans koͤnte ein
Jahr alſo ligen laſſen/ wuͤrde die Erden mercklich ſich
verbeſſern. Will man aber/ damit die Mauren nicht ſo
lang entbloͤſſet bleibe/ nicht ſo lang warten/ mag man in
dem Graben einen halben Schuch hoch abgelegenen
Teich- oder Waſen-Koth anlegen/ denn die Fettigkeit
der Erden dringt/ von der Sonnenſtrahlen gereitzet/
gewoͤhnlich uͤberſich/ zur Nahrung der Pflantzen/ dar-
auf thut man eine Lag von alten gefaulten Miſt 4 Dau-
men hoch/ oder einen halben Schuch/ und darauf wie-
der eine Lage von der beſten Erden/ die man am Aufgra-
ben von der ſchlechtern hat abgeſondert/ und dieſe dreyer-
ley Erden werden hernach umgegraben und mit dem
Grabſcheid oder Hauen wol durcheinander vermengt;
wann diß geſchehen/ macht man wieder drey gleiche La-
gen/ wie itzt gedacht/ biß der Graben voll wird/ und ein
wenig vor die andere Erden ſtehet/ weil es ſich doch wie-
der ſetzt.

Die Pflaumen/ Marillen/ und Pferſich/ ſollen
drey Klaffter weit eines von der andern ſtehen/ weil ſie
ſich ſehr ausbreiten; die Birnen aber 15 Schuch oder
wenigſt auf zween Klaffter weit/ weil ſie ſich nicht ſo
breiten; die Loͤcher zu den Baͤumen ſollen drey oder vier
Schuch weit und einen Schuch tief ſeyn/ damit ſie alle
Baum-Wurtzen beherbergen moͤgen; die Erden/ da-
[Spaltenumbruch] mit ſie gefuͤllet wird/ muß mit alter Dung oder doch gu-
tem abgelegenem Erdreich vermiſcht/ und theils unter/
theils uͤber die Wurtzen gethan werden; der Baum muß
in die Gruben einen Fußbreit von der Mauren/ und wañ
die Grube gefuͤllt wird/ muß man ihn biegen/ daß er uͤ-
ber drey Daumen nicht von der Mauren ſtehe/ die beſten
Wurtzen kan man auſſerhalb gegen der Erden lencken/
damit ſie deſto beſſere Nahrung haben koͤnnen.

Die Baͤume/ die man im Herbſt ſetzt/ iſt beſſer/
man warte mit dem Abſtutzen biß kuͤnftigen Fruͤling/ ſo
kan ihm die Kaͤlte weniger beykommen/ und kommt der
gantze Safft in die Wurtzen/ meiſtentheils ſoll man ed-
le Arten hinbringen/ weniger Marillen und Pferſichen/
weil ſie nicht lang dauren; die Pflaumen widerſtehen
leicht dem Wind/ und moͤgen im gemeinen Gaͤrten ſchon
Platz finden/ weil ſie auch ihre Wurtzen weit ausſtre-
cken/ und die benachbarte Baͤume damit verunruhigen.
Die in die Spalier geſetzte Birnbaͤume ſollẽ auf Kuͤtten-
Staͤmm gepeltzt werden/ weil ſie nicht ſo viel Holtz ma-
chen/ und viel beſſer tragen/ groͤſſer und ſchoͤner Obſt
bringen/ auch ihre Wurtzen nicht ſo fern ausſtrecken/
(muͤſſen aber Birnen Kuͤtten-Stam̃ ſeyn) Die Birnen
ſind am beſten/ wann man ſie darauf aͤugelt/ will man
aber die Mauer mit Wildlingen beſetzen (welches doch
lang und verdrießlich zugehet) muß man Birnen
Kuͤtten-Staͤmme 15 Schuch voneinander einlegen/
und darzwiſchen einen Pferſichbaum/ die geſchwind
Frucht bringen/ und die Mauren bekleiden/ biß die Bir-
nen-Peltzer auch herzukommen/ da mag man die Pfer-
ſich/ die ohne diß nicht lang bleiben/ hinweg thun. Die
austreibende Zweige muß man das erſte Jahr unbe-
ſchnitten nach Belieben treiben laſſen/ ohne daß man die
Zweige nach und nach/ zu ihren kuͤnfftigen Form beugen
mag. Die Wurtzẽ mag man/ wegen der Mertzen-Wind/
und die Winter-Feuchten beſſer zu erhalten/ mit friſchen
Miſt auf einen halben Schuch hoch decken/ oder mit
Gras ohne Wurtzen oder Heu/ das laͤſt auch die Som-
mer-Hitz nicht ſo ſehr eingreiffen. Zu die ſem Ende iſt
auch ſehr nuͤtzlich das gruͤne Waldfarren-Kraut darauf
gelegt/ weil es auch dem Ungezifer (wegen ſeiner Bit-
terkeit) keinen Zugang geſtattet; das andere Jahr muß
man anfangen die Baͤume zu biegen/ und alſo zu beſchnei-
den/ daß ſie kein unnoͤthiges Holtz haben/ und die Blei-
bende alle in ſchoͤne und richtige Ordnung eingetheilt
ſeyen. An die Mauren werden von etlichen Geruͤſte von
Latten angemacht mit hoͤltzernen Naͤgeln/ daran man
die Spalier binden und hefften moͤge/ die werden mit
eiſernen Hacken an die Mauer angeklammert/ daß ſie
den Boden nicht beruͤhren/ und daher deſto weniger fau-
len; wo man nicht Keſten haben kan/ nimmt man Er-
lenholtz/ das vorlaͤngſt ſoll in Waſſer gelegen ſeyn;
Theils machen aber das Geruͤſte/ wie oben gedacht/ aus
Fußbeinen von Schafen/ muͤſſen aber anfangs in die
Mauer mit eingelegt ſeyn/ man muß anfangen erſtlich
die unterſten Zweige ins Spalier einzurichten/ einen hal-
ben Schuch hoch uͤber der Erden/ damit der Baum von
Jugend auf angewoͤhnet werde/ ſeine Aeſte zur Seiten
der Spalier zu treiben; was unrecht waͤchſt/ ſoll man
mit den Naͤgeln abzwicken.

Die Franzoſen nennen dieſe Art der Baͤume Eſpa-
lier,
die darum an die Mauren gelegt werden/ ſolche zu
verdecken/ und mit gruͤner Farb und Fruͤchten den Gar-
ten zu zieren. 2. Daß die Wind und Reiffe/ nicht al-

ſo darzu
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[416/0434] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Obſt verſehen/ alſo kan man gantze Jrrgarten und La- byrinthen zurichten/ und ſeinem Garten ein ſchoͤnes und beliebtes Ausſehen machen. Die Spalier ſoll zum niedrigſten fuͤnf/ und zum hoͤchſten zehen Schuch hoch ſeyn/ man kan auch darzwi- ſchen etliche Baͤume/ in abgemeſſener gleicher diſtanz, laſſen in die Hoͤhe wachſen/ auch kan man gewoͤlbte Portal/ auch runde/ viereckichte/ oder oval-Fenſter dar- durch machen laſſen. Die Spalier muͤſſen beederſeits bißweilen mit guter fetten Erden belegt/ und wann es duͤrre heiſſe Sommer gibt/ begoſſen ſeyn. Jm uͤbrigen ſtehet Jedem frey/ diß Orts allerley neue Erfindungen nach Belieben zu entdecken. Die Franzoſen machen auch ihre Spalier nach ei- ner Mauer/ die gegen Mittag ſtehet/ und pflantzen die beſten und edleſten Baͤume/ als Pargamotte, Bon Chreſtien, auch Pferſich/ und dergleichen/ und glau- ben/ daß ihre Fruͤchte die gemeinen Baum-Fruͤchte weit uͤbertreffen/ ſo wol an Groͤſſe/ als an der Farb und Ge- ſchmack/ weil die Mittags-Sonne von der Mauren Ge- genſchlag und reverberation gleichſam verdoppelt wird. Der beſte Stand iſt/ wann die Sonne in ihrem Auf- gang nach der Zwerch durchſcheinet/ und den gantzen Mittag biß auf zwey oder drey Uhr gegenwaͤrtig iſt. Der naͤchſte daran iſt/ wann ſie um 10 Uhr fruͤhe beginnet die Spalier anzublicken/ biß zu ihrem Niedergang; die Maur ſoll 12 oder 13 Schuch hoch ſeyn/ muß von Kalch gemauret ſeyn/ weil ſich das Ungezifer gern in den Laim- Mauren aufhaͤlt. Der Autor de_ inſtruction pour les arbres fruitiers will/ man ſoll/ wann man mauret/ in die Mauren Schaaf-Beine in formâ Quincuncis, vier oder fuͤnf Daumen breit voneinander einlegen/ daß ſie nur einen Daumen lang heraus ſchauen/ daran man die Baͤume hernach hefften kan/ die Erden muß gut und fruchtbar und durch des Gaͤrtners Fleiß zu dieſem Werck gebeſſert ſeyn; An und neben der Mauren macht man einen Graben acht Schuch breit/ und drey Schuch tief/ und an der Mauer wird dieſer Graben (zu Verſcho- nung des Fundaments) ſcarpirt/ wann mans koͤnte ein Jahr alſo ligen laſſen/ wuͤrde die Erden mercklich ſich verbeſſern. Will man aber/ damit die Mauren nicht ſo lang entbloͤſſet bleibe/ nicht ſo lang warten/ mag man in dem Graben einen halben Schuch hoch abgelegenen Teich- oder Waſen-Koth anlegen/ denn die Fettigkeit der Erden dringt/ von der Sonnenſtrahlen gereitzet/ gewoͤhnlich uͤberſich/ zur Nahrung der Pflantzen/ dar- auf thut man eine Lag von alten gefaulten Miſt 4 Dau- men hoch/ oder einen halben Schuch/ und darauf wie- der eine Lage von der beſten Erden/ die man am Aufgra- ben von der ſchlechtern hat abgeſondert/ und dieſe dreyer- ley Erden werden hernach umgegraben und mit dem Grabſcheid oder Hauen wol durcheinander vermengt; wann diß geſchehen/ macht man wieder drey gleiche La- gen/ wie itzt gedacht/ biß der Graben voll wird/ und ein wenig vor die andere Erden ſtehet/ weil es ſich doch wie- der ſetzt. Die Pflaumen/ Marillen/ und Pferſich/ ſollen drey Klaffter weit eines von der andern ſtehen/ weil ſie ſich ſehr ausbreiten; die Birnen aber 15 Schuch oder wenigſt auf zween Klaffter weit/ weil ſie ſich nicht ſo breiten; die Loͤcher zu den Baͤumen ſollen drey oder vier Schuch weit und einen Schuch tief ſeyn/ damit ſie alle Baum-Wurtzen beherbergen moͤgen; die Erden/ da- mit ſie gefuͤllet wird/ muß mit alter Dung oder doch gu- tem abgelegenem Erdreich vermiſcht/ und theils unter/ theils uͤber die Wurtzen gethan werden; der Baum muß in die Gruben einen Fußbreit von der Mauren/ und wañ die Grube gefuͤllt wird/ muß man ihn biegen/ daß er uͤ- ber drey Daumen nicht von der Mauren ſtehe/ die beſten Wurtzen kan man auſſerhalb gegen der Erden lencken/ damit ſie deſto beſſere Nahrung haben koͤnnen. Die Baͤume/ die man im Herbſt ſetzt/ iſt beſſer/ man warte mit dem Abſtutzen biß kuͤnftigen Fruͤling/ ſo kan ihm die Kaͤlte weniger beykommen/ und kommt der gantze Safft in die Wurtzen/ meiſtentheils ſoll man ed- le Arten hinbringen/ weniger Marillen und Pferſichen/ weil ſie nicht lang dauren; die Pflaumen widerſtehen leicht dem Wind/ und moͤgen im gemeinen Gaͤrten ſchon Platz finden/ weil ſie auch ihre Wurtzen weit ausſtre- cken/ und die benachbarte Baͤume damit verunruhigen. Die in die Spalier geſetzte Birnbaͤume ſollẽ auf Kuͤtten- Staͤmm gepeltzt werden/ weil ſie nicht ſo viel Holtz ma- chen/ und viel beſſer tragen/ groͤſſer und ſchoͤner Obſt bringen/ auch ihre Wurtzen nicht ſo fern ausſtrecken/ (muͤſſen aber Birnen Kuͤtten-Stam̃ ſeyn) Die Birnen ſind am beſten/ wann man ſie darauf aͤugelt/ will man aber die Mauer mit Wildlingen beſetzen (welches doch lang und verdrießlich zugehet) muß man Birnen Kuͤtten-Staͤmme 15 Schuch voneinander einlegen/ und darzwiſchen einen Pferſichbaum/ die geſchwind Frucht bringen/ und die Mauren bekleiden/ biß die Bir- nen-Peltzer auch herzukommen/ da mag man die Pfer- ſich/ die ohne diß nicht lang bleiben/ hinweg thun. Die austreibende Zweige muß man das erſte Jahr unbe- ſchnitten nach Belieben treiben laſſen/ ohne daß man die Zweige nach und nach/ zu ihren kuͤnfftigen Form beugen mag. Die Wurtzẽ mag man/ wegen der Mertzen-Wind/ und die Winter-Feuchten beſſer zu erhalten/ mit friſchen Miſt auf einen halben Schuch hoch decken/ oder mit Gras ohne Wurtzen oder Heu/ das laͤſt auch die Som- mer-Hitz nicht ſo ſehr eingreiffen. Zu die ſem Ende iſt auch ſehr nuͤtzlich das gruͤne Waldfarren-Kraut darauf gelegt/ weil es auch dem Ungezifer (wegen ſeiner Bit- terkeit) keinen Zugang geſtattet; das andere Jahr muß man anfangen die Baͤume zu biegen/ und alſo zu beſchnei- den/ daß ſie kein unnoͤthiges Holtz haben/ und die Blei- bende alle in ſchoͤne und richtige Ordnung eingetheilt ſeyen. An die Mauren werden von etlichen Geruͤſte von Latten angemacht mit hoͤltzernen Naͤgeln/ daran man die Spalier binden und hefften moͤge/ die werden mit eiſernen Hacken an die Mauer angeklammert/ daß ſie den Boden nicht beruͤhren/ und daher deſto weniger fau- len; wo man nicht Keſten haben kan/ nimmt man Er- lenholtz/ das vorlaͤngſt ſoll in Waſſer gelegen ſeyn; Theils machen aber das Geruͤſte/ wie oben gedacht/ aus Fußbeinen von Schafen/ muͤſſen aber anfangs in die Mauer mit eingelegt ſeyn/ man muß anfangen erſtlich die unterſten Zweige ins Spalier einzurichten/ einen hal- ben Schuch hoch uͤber der Erden/ damit der Baum von Jugend auf angewoͤhnet werde/ ſeine Aeſte zur Seiten der Spalier zu treiben; was unrecht waͤchſt/ ſoll man mit den Naͤgeln abzwicken. Die Franzoſen nennen dieſe Art der Baͤume Eſpa- lier, die darum an die Mauren gelegt werden/ ſolche zu verdecken/ und mit gruͤner Farb und Fruͤchten den Gar- ten zu zieren. 2. Daß die Wind und Reiffe/ nicht al- ſo darzu

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/434>, abgerufen am 24.11.2024.