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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] seinem 2 Cap. bezeugt/ den Garten des Paradeises ge-
pflantzet (sagt er) nicht erschaffen/ so er doch nach seiner
Allmacht leicht hätte thun können; Aber den Garten
hab er gepflantzet/ als wolte er seine Allmögenheit hier
beyseits setzen und ruhen lassen/ lieber Fleiß/ Arbeit und
Lust darzu anwenden/ und dem Menschen damit ein
Beyspiel geben; daß er ihn bauen/ das ist/ nach seinem
Exempel pflantzen und bewahren solle. Daß also die
Garten-Arbeit nicht eine Wirckung des Göttlichen
Fluchs/ sondern eine Lust-Ubung der Gesundheit/ eine
Nachahmung der Göttlichen Natur/ ein Spiegel des
künfftigen Paradieses; eine Erquickung der abgematte-
ten Geister; eine Lust-Arbeit der Menschlichen Begier-
den; eine kleine Academie des Glaubens/ der Liebe/
der Hoffnung/ der Gedult/ und ein Vorbild sey/ so wol
der zeitlichen Unbeständigkeit/ als des durch die Aufer-
stehung verhofften ewigen Frülings-Lebens. Wie gern
hat sich unser HErr Christus in den Gärten befunden/
darinnen offtermals gebetet/ auch darinnen seine Be-
gräbniß und Auferstehung gehalten/ als ein Gärtner
der heiligen Büsserin Maria Magdalena erschienen/
und was könnten nicht für Lobsprüch der Gärten allent-
halben an und ausgeführt werden/ wann es meines
Vorhabens wäre/ den Leser mit lähren Worten zu
speisen.

Die Gärten ins gemein/ übertreffen alle andere
Grundstücke in diesem/ daß sie jährlich ihre Früchte/ und
wol öffter als einmal geben/ da doch die Felder mei-
stentheils nur zwey Jahr nacheinander/ und jedes nur
einmal trächtig/ das dritte Jahr aber in der Brach aus-
ruhen/ und dardurch ihre erschöpffte und abgemattete
Krafft wieder neu erfrischen müssen. Daher sind sie/ so
wol bey der alten als der jetzigen jungen Welt/ in gros-
sem Ansehen und mit sonderbaren Fleiß/ ungesparter
Mühe/ schönen Erfindungen/ und trefflichen ruhmwür-
digen Künsten jederzeit gezieret/ gewartet und beobach-
tet worden/ welches die Autoren hin und wieder reich-
lich und überflüssig bezeugen.

Die Gärten sollen vornemlich nahe an der Woh-
nung ligen/ nicht allein der Gelegenheit und Lustes/ son-
dern auch der Aufsicht und Wartung halber; allein
müssen sie wol verwahrt und gesperret seyn/ damit so wol
die Diebe/ als auch das Vieh und Haus-Geflügel nicht
mögen einschleichen.
2. Soll der Grund gut und fruchtbar seyn/ und
leicht zu arbeiten.
3. Soll bequemes nicht allzukaltes und salitri-
sches/ sondern laues und stehendes Wasser in der Nähe
seyn/ bey vorfallender Hitze die Gewächse zu besprützen.
4. Soll er/ wo möglich/ also ligen/ daß er am
Hause gegen Mittag stehe/ und ihme das Gebäue wi-
der die Mitternächtischen strengen Winde gleichsam eine
Vormauer sey. Doch wann der Ort und das Clima
des Himmels/ mehr hitziges als kühles Wetter zu be-
sorgen/ kan der Garten also gelegt werden/ daß er halb
Mitternacht und halb den Aufgang anschaue/ und also
Hitz und Kälte in gleichmässiger Wag stehen möge; so
doch in diesen Borealischen Ländern nicht leichtlich zu be-
förchten.
5. Soll der Tenn und der Stadel/ darauf und
darinnen man drischet oder windet/ nicht so nahe bey
dem Garten seyn/ damit der Wind die Agen/ Spreuer
und Gräten von dem Getrayd nicht in die Gärten füh-
[Spaltenumbruch] ren; und dardurch die Gewächse/ daran sie sich/ son-
derlich wann sie feucht sind/ gern zu hencken pflegen/ nicht
verderben könne.

Es wäre zu wünschen/ daß etwas von dem jenigen
an Tag kommen möchte/ was D. Sachs in seiner Gam-
marologia fol.
252. meldet; das vortreffliche Colle-
gium experimentale
in Engelland habe seinem Sub-
collegio quinto
die Ob sorg anbefohlen/ das Garten-
wesen zu verbessern/ zu diesem Ende sie gelegensame Gü-
ter entweder gar zu kauffen/ oder in langwührigen Be-
stand zu nehmen gewillet/ und also dahin arbeiten sollen/
daß der fruchtbringenden Bäume Anzahl/ an allen der
Societet angehörigen Plätzen vermehret/ der Früchte
Verbesserung und Veränderung befördert/ die Träch-
tigkeit verursacht würde. Auch sollen sie sich befleissen/
daß allerley Früchte/ Getrayd/ und Hönig/ dardurch
der Kaufhandel mag verbessert seyn/ also mögen un Uber-
fluß kommen/ daß sie auch/ mit grossen Nutzen des
Vatterlandes/ anderwertig an ausländische Ort mö-
gen verführet werden/ eventum (sagt D. Sachs) avi-
di expectamus,
und diß ist geschrieben worden Anno
1665. also schon 15 Jahr. Werde mich daher befleis-
sen/ so bald etwas in dieser Materi publicirt wird/ den
besten Extract daraus zu ziehen/ und dem Nächsten zu
communiciren.

Es sind viererley Gärten: 1 der Baum- und Obst-
Garten. 2 Der Kuchen-Garten. 3 Der Artzney-
Garten/ und 4 der Blumen-Garten. Diese können
wol (wann es die Gelegenheit leidet) in eine Mauren
oder Verschliessung zusamm gezogen/ oder da es die
Beschaffenheit des Orts nicht zugibt/ unterschiedlich ein-
getheilet werden/ doch müssen sie/ wo sie beysammen/ mit
lebendigen Zäunen oder anders gemachten Gängen un-
terschieden werden. Der Obst- und Kuchen-Garten
muß den grösten Einfang haben/ Blumen und Artzney-
Kräuter mögen wol beederseits nur den fünften Theil
davon innen haben/ so doch eines jedern Belieben heim-
gestellt ist. Die Weinstöcke können Heckenweise/ über-
all/ wo sie Sonnen haben/ und andere Gewächse nicht
verhindern/ eingetheilt/ und zu Lust und Nutzen unter-
pflantzet werden. So aber sonderlich an den Orten
üblich/ wo es sonst wenig Weinwachs hat/ damit man
gleichwol einer so edlen Frucht/ als die Trauben/ nicht
gantz beraubet sey. Die Grösse des Gartens stehet je-
dem frey. Das ist aber gewiß/ daß der Baumgarten
nie kan zu groß seyn/ indem er seine Stelle reichlich ver-
zinset/ und das Obst/ wo etwan nahe Städte sind/ oder
ein Schiffreiches Wasser annachbart/ wol zu verkauf-
fen/ auch ob schon diß nicht wäre/ kan man doch das Obst
zu Hause auf dörren/ Geträncke/ Essig und Brandwein
daraus machen/ ihm gute Freunde damit verpflichten/
und die andere Koste im Hause dabey erspahren. Herr
de Serres sagt/ wann man das Obst unters Brod
bächt/ daß dardurch der Raden/ Tobgersten und andrer
Unkräuter Schädlichkeit verbessert/ aufs wenigst das
Getreyd erspahret werde.

Also auch die Grösse des Kuchen-Garten muß nach
Anwehrung der Früchte und Gewächse/ und nachdem
eine grosse Stadt und guter Wochen-Marck nahe oder
weit ist/ erweitert oder vermindert seyn. Weil ein
fruchtbarer Garten/ nach der Alten Ausspruch/ altera
Succidia,
und das gantze Jahre über eine Quelle ist/
daraus man Geld schöpffen und geniessen kan/ sonder-

lich
C c c iij

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] ſeinem 2 Cap. bezeugt/ den Garten des Paradeiſes ge-
pflantzet (ſagt er) nicht erſchaffen/ ſo er doch nach ſeiner
Allmacht leicht haͤtte thun koͤnnen; Aber den Garten
hab er gepflantzet/ als wolte er ſeine Allmoͤgenheit hier
beyſeits ſetzen und ruhen laſſen/ lieber Fleiß/ Arbeit und
Luſt darzu anwenden/ und dem Menſchen damit ein
Beyſpiel geben; daß er ihn bauen/ das iſt/ nach ſeinem
Exempel pflantzen und bewahren ſolle. Daß alſo die
Garten-Arbeit nicht eine Wirckung des Goͤttlichen
Fluchs/ ſondern eine Luſt-Ubung der Geſundheit/ eine
Nachahmung der Goͤttlichen Natur/ ein Spiegel des
kuͤnfftigen Paradieſes; eine Erquickung der abgematte-
ten Geiſter; eine Luſt-Arbeit der Menſchlichen Begier-
den; eine kleine Academie des Glaubens/ der Liebe/
der Hoffnung/ der Gedult/ und ein Vorbild ſey/ ſo wol
der zeitlichen Unbeſtaͤndigkeit/ als des durch die Aufer-
ſtehung verhofften ewigen Fruͤlings-Lebens. Wie gern
hat ſich unſer HErr Chriſtus in den Gaͤrten befunden/
darinnen offtermals gebetet/ auch darinnen ſeine Be-
graͤbniß und Auferſtehung gehalten/ als ein Gaͤrtner
der heiligen Buͤſſerin Maria Magdalena erſchienen/
und was koͤnnten nicht fuͤr Lobſpruͤch der Gaͤrten allent-
halben an und ausgefuͤhrt werden/ wann es meines
Vorhabens waͤre/ den Leſer mit laͤhren Worten zu
ſpeiſen.

Die Gaͤrten ins gemein/ uͤbertreffen alle andere
Grundſtuͤcke in dieſem/ daß ſie jaͤhrlich ihre Fruͤchte/ und
wol oͤffter als einmal geben/ da doch die Felder mei-
ſtentheils nur zwey Jahr nacheinander/ und jedes nur
einmal traͤchtig/ das dritte Jahr aber in der Brach aus-
ruhen/ und dardurch ihre erſchoͤpffte und abgemattete
Krafft wieder neu erfriſchen muͤſſen. Daher ſind ſie/ ſo
wol bey der alten als der jetzigen jungen Welt/ in groſ-
ſem Anſehen und mit ſonderbaren Fleiß/ ungeſparter
Muͤhe/ ſchoͤnen Erfindungen/ und trefflichen ruhmwuͤr-
digen Kuͤnſten jederzeit gezieret/ gewartet und beobach-
tet worden/ welches die Autoren hin und wieder reich-
lich und uͤberfluͤſſig bezeugen.

Die Gaͤrten ſollen vornemlich nahe an der Woh-
nung ligen/ nicht allein der Gelegenheit und Luſtes/ ſon-
dern auch der Aufſicht und Wartung halber; allein
muͤſſen ſie wol verwahrt und geſperret ſeyn/ damit ſo wol
die Diebe/ als auch das Vieh und Haus-Gefluͤgel nicht
moͤgen einſchleichen.
2. Soll der Grund gut und fruchtbar ſeyn/ und
leicht zu arbeiten.
3. Soll bequemes nicht allzukaltes und ſalitri-
ſches/ ſondern laues und ſtehendes Waſſer in der Naͤhe
ſeyn/ bey vorfallender Hitze die Gewaͤchſe zu beſpruͤtzen.
4. Soll er/ wo moͤglich/ alſo ligen/ daß er am
Hauſe gegen Mittag ſtehe/ und ihme das Gebaͤue wi-
der die Mitternaͤchtiſchen ſtrengen Winde gleichſam eine
Vormauer ſey. Doch wann der Ort und das Clima
des Himmels/ mehr hitziges als kuͤhles Wetter zu be-
ſorgen/ kan der Garten alſo gelegt werden/ daß er halb
Mitternacht und halb den Aufgang anſchaue/ und alſo
Hitz und Kaͤlte in gleichmaͤſſiger Wag ſtehen moͤge; ſo
doch in dieſen Borealiſchen Laͤndern nicht leichtlich zu be-
foͤrchten.
5. Soll der Tenn und der Stadel/ darauf und
darinnen man driſchet oder windet/ nicht ſo nahe bey
dem Garten ſeyn/ damit der Wind die Agen/ Spreuer
und Graͤten von dem Getrayd nicht in die Gaͤrten fuͤh-
[Spaltenumbruch] ren; und dardurch die Gewaͤchſe/ daran ſie ſich/ ſon-
derlich wann ſie feucht ſind/ gern zu hencken pflegen/ nicht
verderben koͤnne.

Es waͤre zu wuͤnſchen/ daß etwas von dem jenigen
an Tag kommen moͤchte/ was D. Sachs in ſeiner Gam-
marologiâ fol.
252. meldet; das vortreffliche Colle-
gium experimentale
in Engelland habe ſeinem Sub-
collegio quinto
die Ob ſorg anbefohlen/ das Garten-
weſen zu verbeſſern/ zu dieſem Ende ſie gelegenſame Guͤ-
ter entweder gar zu kauffen/ oder in langwuͤhrigen Be-
ſtand zu nehmen gewillet/ und alſo dahin arbeiten ſollen/
daß der fruchtbringenden Baͤume Anzahl/ an allen der
Societet angehoͤrigen Plaͤtzen vermehret/ der Fruͤchte
Verbeſſerung und Veraͤnderung befoͤrdert/ die Traͤch-
tigkeit verurſacht wuͤrde. Auch ſollen ſie ſich befleiſſen/
daß allerley Fruͤchte/ Getrayd/ und Hoͤnig/ dardurch
der Kaufhandel mag verbeſſert ſeyn/ alſo moͤgen un Uber-
fluß kommen/ daß ſie auch/ mit groſſen Nutzen des
Vatterlandes/ anderwertig an auslaͤndiſche Ort moͤ-
gen verfuͤhret werden/ eventum (ſagt D. Sachs) avi-
di expectamus,
und diß iſt geſchrieben worden Anno
1665. alſo ſchon 15 Jahr. Werde mich daher befleiſ-
ſen/ ſo bald etwas in dieſer Materi publicirt wird/ den
beſten Extract daraus zu ziehen/ und dem Naͤchſten zu
communiciren.

Es ſind viererley Gaͤrten: 1 der Baum- und Obſt-
Garten. 2 Der Kuchen-Garten. 3 Der Artzney-
Garten/ und 4 der Blumen-Garten. Dieſe koͤnnen
wol (wann es die Gelegenheit leidet) in eine Mauren
oder Verſchlieſſung zuſamm gezogen/ oder da es die
Beſchaffenheit des Orts nicht zugibt/ unterſchiedlich ein-
getheilet werden/ doch muͤſſen ſie/ wo ſie beyſammen/ mit
lebendigen Zaͤunen oder anders gemachten Gaͤngen un-
terſchieden werden. Der Obſt- und Kuchen-Garten
muß den groͤſten Einfang haben/ Blumen und Artzney-
Kraͤuter moͤgen wol beederſeits nur den fuͤnften Theil
davon innen haben/ ſo doch eines jedern Belieben heim-
geſtellt iſt. Die Weinſtoͤcke koͤnnen Heckenweiſe/ uͤber-
all/ wo ſie Sonnen haben/ und andere Gewaͤchſe nicht
verhindern/ eingetheilt/ und zu Luſt und Nutzen unter-
pflantzet werden. So aber ſonderlich an den Orten
uͤblich/ wo es ſonſt wenig Weinwachs hat/ damit man
gleichwol einer ſo edlen Frucht/ als die Trauben/ nicht
gantz beraubet ſey. Die Groͤſſe des Gartens ſtehet je-
dem frey. Das iſt aber gewiß/ daß der Baumgarten
nie kan zu groß ſeyn/ indem er ſeine Stelle reichlich ver-
zinſet/ und das Obſt/ wo etwan nahe Staͤdte ſind/ oder
ein Schiffreiches Waſſer annachbart/ wol zu verkauf-
fen/ auch ob ſchon diß nicht waͤre/ kan man doch das Obſt
zu Hauſe auf doͤrren/ Getraͤncke/ Eſſig und Brandwein
daraus machen/ ihm gute Freunde damit verpflichten/
und die andere Koſte im Hauſe dabey erſpahren. Herr
de Serres ſagt/ wann man das Obſt unters Brod
baͤcht/ daß dardurch der Raden/ Tobgerſten und andrer
Unkraͤuter Schaͤdlichkeit verbeſſert/ aufs wenigſt das
Getreyd erſpahret werde.

Alſo auch die Groͤſſe des Kuchen-Garten muß nach
Anwehrung der Fruͤchte und Gewaͤchſe/ und nachdem
eine groſſe Stadt und guter Wochen-Marck nahe oder
weit iſt/ erweitert oder vermindert ſeyn. Weil ein
fruchtbarer Garten/ nach der Alten Ausſpruch/ altera
Succidia,
und das gantze Jahre uͤber eine Quelle iſt/
daraus man Geld ſchoͤpffen und genieſſen kan/ ſonder-

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[389/0407] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. ſeinem 2 Cap. bezeugt/ den Garten des Paradeiſes ge- pflantzet (ſagt er) nicht erſchaffen/ ſo er doch nach ſeiner Allmacht leicht haͤtte thun koͤnnen; Aber den Garten hab er gepflantzet/ als wolte er ſeine Allmoͤgenheit hier beyſeits ſetzen und ruhen laſſen/ lieber Fleiß/ Arbeit und Luſt darzu anwenden/ und dem Menſchen damit ein Beyſpiel geben; daß er ihn bauen/ das iſt/ nach ſeinem Exempel pflantzen und bewahren ſolle. Daß alſo die Garten-Arbeit nicht eine Wirckung des Goͤttlichen Fluchs/ ſondern eine Luſt-Ubung der Geſundheit/ eine Nachahmung der Goͤttlichen Natur/ ein Spiegel des kuͤnfftigen Paradieſes; eine Erquickung der abgematte- ten Geiſter; eine Luſt-Arbeit der Menſchlichen Begier- den; eine kleine Academie des Glaubens/ der Liebe/ der Hoffnung/ der Gedult/ und ein Vorbild ſey/ ſo wol der zeitlichen Unbeſtaͤndigkeit/ als des durch die Aufer- ſtehung verhofften ewigen Fruͤlings-Lebens. Wie gern hat ſich unſer HErr Chriſtus in den Gaͤrten befunden/ darinnen offtermals gebetet/ auch darinnen ſeine Be- graͤbniß und Auferſtehung gehalten/ als ein Gaͤrtner der heiligen Buͤſſerin Maria Magdalena erſchienen/ und was koͤnnten nicht fuͤr Lobſpruͤch der Gaͤrten allent- halben an und ausgefuͤhrt werden/ wann es meines Vorhabens waͤre/ den Leſer mit laͤhren Worten zu ſpeiſen. Die Gaͤrten ins gemein/ uͤbertreffen alle andere Grundſtuͤcke in dieſem/ daß ſie jaͤhrlich ihre Fruͤchte/ und wol oͤffter als einmal geben/ da doch die Felder mei- ſtentheils nur zwey Jahr nacheinander/ und jedes nur einmal traͤchtig/ das dritte Jahr aber in der Brach aus- ruhen/ und dardurch ihre erſchoͤpffte und abgemattete Krafft wieder neu erfriſchen muͤſſen. Daher ſind ſie/ ſo wol bey der alten als der jetzigen jungen Welt/ in groſ- ſem Anſehen und mit ſonderbaren Fleiß/ ungeſparter Muͤhe/ ſchoͤnen Erfindungen/ und trefflichen ruhmwuͤr- digen Kuͤnſten jederzeit gezieret/ gewartet und beobach- tet worden/ welches die Autoren hin und wieder reich- lich und uͤberfluͤſſig bezeugen. Die Gaͤrten ſollen vornemlich nahe an der Woh- nung ligen/ nicht allein der Gelegenheit und Luſtes/ ſon- dern auch der Aufſicht und Wartung halber; allein muͤſſen ſie wol verwahrt und geſperret ſeyn/ damit ſo wol die Diebe/ als auch das Vieh und Haus-Gefluͤgel nicht moͤgen einſchleichen. 2. Soll der Grund gut und fruchtbar ſeyn/ und leicht zu arbeiten. 3. Soll bequemes nicht allzukaltes und ſalitri- ſches/ ſondern laues und ſtehendes Waſſer in der Naͤhe ſeyn/ bey vorfallender Hitze die Gewaͤchſe zu beſpruͤtzen. 4. Soll er/ wo moͤglich/ alſo ligen/ daß er am Hauſe gegen Mittag ſtehe/ und ihme das Gebaͤue wi- der die Mitternaͤchtiſchen ſtrengen Winde gleichſam eine Vormauer ſey. Doch wann der Ort und das Clima des Himmels/ mehr hitziges als kuͤhles Wetter zu be- ſorgen/ kan der Garten alſo gelegt werden/ daß er halb Mitternacht und halb den Aufgang anſchaue/ und alſo Hitz und Kaͤlte in gleichmaͤſſiger Wag ſtehen moͤge; ſo doch in dieſen Borealiſchen Laͤndern nicht leichtlich zu be- foͤrchten. 5. Soll der Tenn und der Stadel/ darauf und darinnen man driſchet oder windet/ nicht ſo nahe bey dem Garten ſeyn/ damit der Wind die Agen/ Spreuer und Graͤten von dem Getrayd nicht in die Gaͤrten fuͤh- ren; und dardurch die Gewaͤchſe/ daran ſie ſich/ ſon- derlich wann ſie feucht ſind/ gern zu hencken pflegen/ nicht verderben koͤnne. Es waͤre zu wuͤnſchen/ daß etwas von dem jenigen an Tag kommen moͤchte/ was D. Sachs in ſeiner Gam- marologiâ fol. 252. meldet; das vortreffliche Colle- gium experimentale in Engelland habe ſeinem Sub- collegio quinto die Ob ſorg anbefohlen/ das Garten- weſen zu verbeſſern/ zu dieſem Ende ſie gelegenſame Guͤ- ter entweder gar zu kauffen/ oder in langwuͤhrigen Be- ſtand zu nehmen gewillet/ und alſo dahin arbeiten ſollen/ daß der fruchtbringenden Baͤume Anzahl/ an allen der Societet angehoͤrigen Plaͤtzen vermehret/ der Fruͤchte Verbeſſerung und Veraͤnderung befoͤrdert/ die Traͤch- tigkeit verurſacht wuͤrde. Auch ſollen ſie ſich befleiſſen/ daß allerley Fruͤchte/ Getrayd/ und Hoͤnig/ dardurch der Kaufhandel mag verbeſſert ſeyn/ alſo moͤgen un Uber- fluß kommen/ daß ſie auch/ mit groſſen Nutzen des Vatterlandes/ anderwertig an auslaͤndiſche Ort moͤ- gen verfuͤhret werden/ eventum (ſagt D. Sachs) avi- di expectamus, und diß iſt geſchrieben worden Anno 1665. alſo ſchon 15 Jahr. Werde mich daher befleiſ- ſen/ ſo bald etwas in dieſer Materi publicirt wird/ den beſten Extract daraus zu ziehen/ und dem Naͤchſten zu communiciren. Es ſind viererley Gaͤrten: 1 der Baum- und Obſt- Garten. 2 Der Kuchen-Garten. 3 Der Artzney- Garten/ und 4 der Blumen-Garten. Dieſe koͤnnen wol (wann es die Gelegenheit leidet) in eine Mauren oder Verſchlieſſung zuſamm gezogen/ oder da es die Beſchaffenheit des Orts nicht zugibt/ unterſchiedlich ein- getheilet werden/ doch muͤſſen ſie/ wo ſie beyſammen/ mit lebendigen Zaͤunen oder anders gemachten Gaͤngen un- terſchieden werden. Der Obſt- und Kuchen-Garten muß den groͤſten Einfang haben/ Blumen und Artzney- Kraͤuter moͤgen wol beederſeits nur den fuͤnften Theil davon innen haben/ ſo doch eines jedern Belieben heim- geſtellt iſt. Die Weinſtoͤcke koͤnnen Heckenweiſe/ uͤber- all/ wo ſie Sonnen haben/ und andere Gewaͤchſe nicht verhindern/ eingetheilt/ und zu Luſt und Nutzen unter- pflantzet werden. So aber ſonderlich an den Orten uͤblich/ wo es ſonſt wenig Weinwachs hat/ damit man gleichwol einer ſo edlen Frucht/ als die Trauben/ nicht gantz beraubet ſey. Die Groͤſſe des Gartens ſtehet je- dem frey. Das iſt aber gewiß/ daß der Baumgarten nie kan zu groß ſeyn/ indem er ſeine Stelle reichlich ver- zinſet/ und das Obſt/ wo etwan nahe Staͤdte ſind/ oder ein Schiffreiches Waſſer annachbart/ wol zu verkauf- fen/ auch ob ſchon diß nicht waͤre/ kan man doch das Obſt zu Hauſe auf doͤrren/ Getraͤncke/ Eſſig und Brandwein daraus machen/ ihm gute Freunde damit verpflichten/ und die andere Koſte im Hauſe dabey erſpahren. Herr de Serres ſagt/ wann man das Obſt unters Brod baͤcht/ daß dardurch der Raden/ Tobgerſten und andrer Unkraͤuter Schaͤdlichkeit verbeſſert/ aufs wenigſt das Getreyd erſpahret werde. Alſo auch die Groͤſſe des Kuchen-Garten muß nach Anwehrung der Fruͤchte und Gewaͤchſe/ und nachdem eine groſſe Stadt und guter Wochen-Marck nahe oder weit iſt/ erweitert oder vermindert ſeyn. Weil ein fruchtbarer Garten/ nach der Alten Ausſpruch/ altera Succidia, und das gantze Jahre uͤber eine Quelle iſt/ daraus man Geld ſchoͤpffen und genieſſen kan/ ſonder- lich C c c iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/407>, abgerufen am 24.11.2024.