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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XLV.
Zu wissen/ ob Wasser unter dem Wein sey; und wie ihm
zu helffen.
[Spaltenumbruch]

DJß Capitel ist mehr den Fürwitzigen zu Gefal-
len/ als der Nothdurfft halber/ weil es mehr in
der Speculation, als in der Erfahrung bestehet/
allhier beygefügt worden; wiewol es deßhalben nicht
so gar unnützlich/ daß dem/ welcher Wein kauffen will/
einige Nachricht gegeben wird/ wessen er sich seines
Kauffs halber zu bedencken/ und wann dergleichen Mi-
schung nur nicht gar zu grob/ daß der Wein-Geschmack
und die Spiritus Vini vegetabiles nicht gar überladen
und verderbet werden/ so muß man fünfe (wie das
Sprichwort lautet) lassen gerade seyn.

Jch habe in der Schlesien von einem glaubwürdi-
gen ehrlichen Mann gehört/ daß zu seiner Zeit in Breß-
lau ein Weinhändler ein Faß trefflichen Ungerischen
Oedenburger Wein verkauffen wollen/ der aber/ wegen
seiner grossen Stärcke und rauhen geistigen Geschmacks/
viel Koster aber keinen Kauffmann gefunden/ darauf
habe er ihn (aus eines andern besser ahgeführten Freun-
des Raht) wieder hinweg geführt/ dasselbe Faß abge-
lassen und in zwey kleinere abgezogen/ und jedes mit ei-
nem guten Eimer Wasser aus der Oder wieder gefüllt/
ein paar Tage stehen lassen/ und den dritten wieder zu
Marckt gebracht; da habe der Wein ohne Verzug/ weil
er lieblicher und angenehmer geschienen/ Kauffleute ge-
funden/ und sey theurer als vorher aufs Geld gebracht
worden.

Es heist freylich wol: Mundus vult decipi. Und ist
der gustus so unterschiedlich/ daß jenem mißfället/ was
diesem beliebig/ und der andere verwirfft/ was der erste
lobet. Also sind viel starcke geistige rauhe Wein/ die
nicht allein das Wasser wol leiden/ sondern sich auch
davon bessern; wann man aber dieses auf alle appliciren
solte oder dörfte/ würden die Weinschencken offtermals
mehr Wasser (so ohne diß nicht gar aussenbleibt) als
Wein verkauffen.

Damit ich aber wieder zu meinem Vorsatz kehre/
so sagt man/ daß der Wein leicht zu erkennen/ ob Was-
ser darunter sey oder nicht/ wann man Kranwetbeer o-
der Holtzbirnen in den Wein thut/ schwimmen sie oben/
so ist er gerecht/ fallen sie aber zu Boden/ so ist er gewäs-
sert. Jtem nimm einen sauber-abgeschehleten dürren
weissen Stab/ schmier ihn mit Oel/ wisch darnach das
Oel wieder ab/ und stoß es in den Wein/ und zeuch es
wieder heraus/ wann Wasser unter dem Wein ist/ so
werden Wassertropfen daran hängen.

Oder nimm einen Strohalm/ oder Schmelcken
von Heu/ bestreich ihn mit Baum-Oel/ schwing das
Oel wieder davon/ und steck es mitten in den Wein/
hat er Wasser/ so hangen die Wassertropfen daran.

[Spaltenumbruch]

Tanara fol. 54. rähtet/ man soll eine bittere Man-
del hinein legen/ schwimmt sie/ so sey der Wein gerecht/
sinckt sie aber zu Boden/ so sey er gewässert.

Oder hitz Oel in einer Pfannen/ geuß es in den
Wein/ zischt und springt es/ so ist Wasser dabey/ ist er
gerecht/ so hört man kein Geprassel.

Jtem nimm einen saubern neuen Bad-Schwam-
men/ bestreich ihn mit Oel/ häng ihn ins Faß zum Bail
hinein/ geht er unter/ so ist der Wein gewässert.

Jtem lege ein Ey in den Wein/ schwimmt es/ so ist
er gut/ sinckt es/ so ist er verfälscht.

Das beste Mittel davor ist/ wann man den Wein
wol rühren lässt/ so setzt sich das Wasser wegen seiner na-
türlichen Schwere/ auf den Grund/ da mag man dann
einer Spann hoch vom untern Boden den Wein oder
Most ablassen.

Jtem nimm grosse Bimsen aus den Wassern oder
Teichen/ zeuch die äussere Haut herab/ dörre das March
gar wol/ hängs in den Wein/ so zeucht es das Wasser
an sich/ und wird der Wein gerecht.

Oder nimm die grossen Wurtzen von den weissen
Mosblumen/ die in den Wassern stehen/ zeuch die obere
Haut herab/ laß sie wol dürr und trocken werden/ leg sie
dann in den Wein/ so ziehet sie das Wasser an sich.

Wann aber der Most mit Wasser wäre gemengt/
oder durch viel Regen wäre verringert worden/ soll man
stracks nach der Vergierung/ den Wein in ein andere
Boding ablassen/ so sinckt das Wasser an den Boden/
daß man den guten Wein gar subtil abschöpfen mag.

M. Daniel Schwenterus, weiland Professor zu
Altdorff/ meldet in seinen Delitiis Physico-Mathema-
ticis parte
13. in der 15 Aufgab/ wie Wasser vom Wein
zu scheiden/ folgendes: Geuß in ein lähr Glas/ Wasser
und Wein untereinander/ dunck alsdann ein sauber wül-
lenes Band in ein Wasser/ daß es durch und durch naß
werde/ laß es mit dem einen Ende bis auf den Boden/
(allwo sich das Wasser propter naturalem g[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]vitatem
meistentheils setzet) des Glases einsencken/ doch daß das
gröste und mehreste Ende vom wüllenen Tüchlein aus
dem Glas herab in ein tieffer stehend Geschirrlein ab-
hänge/ so wird das Band das Wasser alles aus dem
Glas in das Geschirr ziehen/ und also der Wein gerei-
niget werden.

Wer aber den wässerigen geringen Wein nicht will
ablassen/ der nehme ein Loth Jngber/ so viel Zimmet
und Nägelein auf einen Vierling/ stoß es untereinan-
der/ thue es in einem Säcklein auf den Boden des
Weins/ durch einen angehängten saubern Kißlingstein/
und gieß einen Theil starcken Brandwein darzu/ so wird
er wolgeschmack und starck.

Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XLV.
Zu wiſſen/ ob Waſſer unter dem Wein ſey; und wie ihm
zu helffen.
[Spaltenumbruch]

DJß Capitel iſt mehr den Fuͤrwitzigen zu Gefal-
len/ als der Nothdurfft halber/ weil es mehr in
der Speculation, als in der Erfahrung beſtehet/
allhier beygefuͤgt worden; wiewol es deßhalben nicht
ſo gar unnuͤtzlich/ daß dem/ welcher Wein kauffen will/
einige Nachricht gegeben wird/ weſſen er ſich ſeines
Kauffs halber zu bedencken/ und wann dergleichen Mi-
ſchung nur nicht gar zu grob/ daß der Wein-Geſchmack
und die Spiritus Vini vegetabiles nicht gar uͤberladen
und verderbet werden/ ſo muß man fuͤnfe (wie das
Sprichwort lautet) laſſen gerade ſeyn.

Jch habe in der Schleſien von einem glaubwuͤrdi-
gen ehrlichen Mann gehoͤrt/ daß zu ſeiner Zeit in Breß-
lau ein Weinhaͤndler ein Faß trefflichen Ungeriſchen
Oedenburger Wein verkauffen wollen/ der aber/ wegen
ſeiner groſſen Staͤrcke und rauhen geiſtigen Geſchmacks/
viel Koſter aber keinen Kauffmann gefunden/ darauf
habe er ihn (aus eines andern beſſer ahgefuͤhrten Freun-
des Raht) wieder hinweg gefuͤhrt/ daſſelbe Faß abge-
laſſen und in zwey kleinere abgezogen/ und jedes mit ei-
nem guten Eimer Waſſer aus der Oder wieder gefuͤllt/
ein paar Tage ſtehen laſſen/ und den dritten wieder zu
Marckt gebracht; da habe der Wein ohne Verzug/ weil
er lieblicher und angenehmer geſchienen/ Kauffleute ge-
funden/ und ſey theurer als vorher aufs Geld gebracht
worden.

Es heiſt freylich wol: Mundus vult decipi. Und iſt
der guſtus ſo unterſchiedlich/ daß jenem mißfaͤllet/ was
dieſem beliebig/ und der andere verwirfft/ was der erſte
lobet. Alſo ſind viel ſtarcke geiſtige rauhe Wein/ die
nicht allein das Waſſer wol leiden/ ſondern ſich auch
davon beſſern; wann man aber dieſes auf alle appliciren
ſolte oder doͤrfte/ wuͤrden die Weinſchencken offtermals
mehr Waſſer (ſo ohne diß nicht gar auſſenbleibt) als
Wein verkauffen.

Damit ich aber wieder zu meinem Vorſatz kehre/
ſo ſagt man/ daß der Wein leicht zu erkennen/ ob Waſ-
ſer darunter ſey oder nicht/ wann man Kranwetbeer o-
der Holtzbirnen in den Wein thut/ ſchwimmen ſie oben/
ſo iſt er gerecht/ fallen ſie aber zu Boden/ ſo iſt er gewaͤſ-
ſert. Jtem nimm einen ſauber-abgeſchehleten duͤrren
weiſſen Stab/ ſchmier ihn mit Oel/ wiſch darnach das
Oel wieder ab/ und ſtoß es in den Wein/ und zeuch es
wieder heraus/ wann Waſſer unter dem Wein iſt/ ſo
werden Waſſertropfen daran haͤngen.

Oder nimm einen Strohalm/ oder Schmelcken
von Heu/ beſtreich ihn mit Baum-Oel/ ſchwing das
Oel wieder davon/ und ſteck es mitten in den Wein/
hat er Waſſer/ ſo hangen die Waſſertropfen daran.

[Spaltenumbruch]

Tanara fol. 54. raͤhtet/ man ſoll eine bittere Man-
del hinein legen/ ſchwimmt ſie/ ſo ſey der Wein gerecht/
ſinckt ſie aber zu Boden/ ſo ſey er gewaͤſſert.

Oder hitz Oel in einer Pfannen/ geuß es in den
Wein/ ziſcht und ſpringt es/ ſo iſt Waſſer dabey/ iſt er
gerecht/ ſo hoͤrt man kein Gepraſſel.

Jtem nimm einen ſaubern neuen Bad-Schwam-
men/ beſtreich ihn mit Oel/ haͤng ihn ins Faß zum Bail
hinein/ geht er unter/ ſo iſt der Wein gewaͤſſert.

Jtem lege ein Ey in den Wein/ ſchwimmt es/ ſo iſt
er gut/ ſinckt es/ ſo iſt er verfaͤlſcht.

Das beſte Mittel davor iſt/ wann man den Wein
wol ruͤhren laͤſſt/ ſo ſetzt ſich das Waſſer wegen ſeiner na-
tuͤrlichen Schwere/ auf den Grund/ da mag man dann
einer Spann hoch vom untern Boden den Wein oder
Moſt ablaſſen.

Jtem nimm groſſe Bimſen aus den Waſſern oder
Teichen/ zeuch die aͤuſſere Haut herab/ doͤrre das March
gar wol/ haͤngs in den Wein/ ſo zeucht es das Waſſer
an ſich/ und wird der Wein gerecht.

Oder nimm die groſſen Wurtzen von den weiſſen
Mosblumen/ die in den Waſſern ſtehen/ zeuch die obere
Haut herab/ laß ſie wol duͤrr und trocken werden/ leg ſie
dann in den Wein/ ſo ziehet ſie das Waſſer an ſich.

Wann aber der Moſt mit Waſſer waͤre gemengt/
oder durch viel Regen waͤre verringert worden/ ſoll man
ſtracks nach der Vergierung/ den Wein in ein andere
Boding ablaſſen/ ſo ſinckt das Waſſer an den Boden/
daß man den guten Wein gar ſubtil abſchoͤpfen mag.

M. Daniel Schwenterus, weiland Profeſſor zu
Altdorff/ meldet in ſeinen Delitiis Phyſico-Mathema-
ticis parte
13. in der 15 Aufgab/ wie Waſſer vom Wein
zu ſcheiden/ folgendes: Geuß in ein laͤhr Glas/ Waſſer
und Wein untereinander/ dunck alsdann ein ſauber wuͤl-
lenes Band in ein Waſſer/ daß es durch und durch naß
werde/ laß es mit dem einen Ende bis auf den Boden/
(allwo ſich das Waſſer propter naturalem g[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]vitatem
meiſtentheils ſetzet) des Glaſes einſencken/ doch daß das
groͤſte und mehreſte Ende vom wuͤllenen Tuͤchlein aus
dem Glas herab in ein tieffer ſtehend Geſchirrlein ab-
haͤnge/ ſo wird das Band das Waſſer alles aus dem
Glas in das Geſchirr ziehen/ und alſo der Wein gerei-
niget werden.

Wer aber den waͤſſerigen geringen Wein nicht will
ablaſſen/ der nehme ein Loth Jngber/ ſo viel Zimmet
und Naͤgelein auf einen Vierling/ ſtoß es untereinan-
der/ thue es in einem Saͤcklein auf den Boden des
Weins/ durch einen angehaͤngten ſaubern Kißlingſtein/
und gieß einen Theil ſtarcken Brandwein darzu/ ſo wird
er wolgeſchmack und ſtarck.

Cap.
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[368/0386] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. XLV. Zu wiſſen/ ob Waſſer unter dem Wein ſey; und wie ihm zu helffen. DJß Capitel iſt mehr den Fuͤrwitzigen zu Gefal- len/ als der Nothdurfft halber/ weil es mehr in der Speculation, als in der Erfahrung beſtehet/ allhier beygefuͤgt worden; wiewol es deßhalben nicht ſo gar unnuͤtzlich/ daß dem/ welcher Wein kauffen will/ einige Nachricht gegeben wird/ weſſen er ſich ſeines Kauffs halber zu bedencken/ und wann dergleichen Mi- ſchung nur nicht gar zu grob/ daß der Wein-Geſchmack und die Spiritus Vini vegetabiles nicht gar uͤberladen und verderbet werden/ ſo muß man fuͤnfe (wie das Sprichwort lautet) laſſen gerade ſeyn. Jch habe in der Schleſien von einem glaubwuͤrdi- gen ehrlichen Mann gehoͤrt/ daß zu ſeiner Zeit in Breß- lau ein Weinhaͤndler ein Faß trefflichen Ungeriſchen Oedenburger Wein verkauffen wollen/ der aber/ wegen ſeiner groſſen Staͤrcke und rauhen geiſtigen Geſchmacks/ viel Koſter aber keinen Kauffmann gefunden/ darauf habe er ihn (aus eines andern beſſer ahgefuͤhrten Freun- des Raht) wieder hinweg gefuͤhrt/ daſſelbe Faß abge- laſſen und in zwey kleinere abgezogen/ und jedes mit ei- nem guten Eimer Waſſer aus der Oder wieder gefuͤllt/ ein paar Tage ſtehen laſſen/ und den dritten wieder zu Marckt gebracht; da habe der Wein ohne Verzug/ weil er lieblicher und angenehmer geſchienen/ Kauffleute ge- funden/ und ſey theurer als vorher aufs Geld gebracht worden. Es heiſt freylich wol: Mundus vult decipi. Und iſt der guſtus ſo unterſchiedlich/ daß jenem mißfaͤllet/ was dieſem beliebig/ und der andere verwirfft/ was der erſte lobet. Alſo ſind viel ſtarcke geiſtige rauhe Wein/ die nicht allein das Waſſer wol leiden/ ſondern ſich auch davon beſſern; wann man aber dieſes auf alle appliciren ſolte oder doͤrfte/ wuͤrden die Weinſchencken offtermals mehr Waſſer (ſo ohne diß nicht gar auſſenbleibt) als Wein verkauffen. Damit ich aber wieder zu meinem Vorſatz kehre/ ſo ſagt man/ daß der Wein leicht zu erkennen/ ob Waſ- ſer darunter ſey oder nicht/ wann man Kranwetbeer o- der Holtzbirnen in den Wein thut/ ſchwimmen ſie oben/ ſo iſt er gerecht/ fallen ſie aber zu Boden/ ſo iſt er gewaͤſ- ſert. Jtem nimm einen ſauber-abgeſchehleten duͤrren weiſſen Stab/ ſchmier ihn mit Oel/ wiſch darnach das Oel wieder ab/ und ſtoß es in den Wein/ und zeuch es wieder heraus/ wann Waſſer unter dem Wein iſt/ ſo werden Waſſertropfen daran haͤngen. Oder nimm einen Strohalm/ oder Schmelcken von Heu/ beſtreich ihn mit Baum-Oel/ ſchwing das Oel wieder davon/ und ſteck es mitten in den Wein/ hat er Waſſer/ ſo hangen die Waſſertropfen daran. Tanara fol. 54. raͤhtet/ man ſoll eine bittere Man- del hinein legen/ ſchwimmt ſie/ ſo ſey der Wein gerecht/ ſinckt ſie aber zu Boden/ ſo ſey er gewaͤſſert. Oder hitz Oel in einer Pfannen/ geuß es in den Wein/ ziſcht und ſpringt es/ ſo iſt Waſſer dabey/ iſt er gerecht/ ſo hoͤrt man kein Gepraſſel. Jtem nimm einen ſaubern neuen Bad-Schwam- men/ beſtreich ihn mit Oel/ haͤng ihn ins Faß zum Bail hinein/ geht er unter/ ſo iſt der Wein gewaͤſſert. Jtem lege ein Ey in den Wein/ ſchwimmt es/ ſo iſt er gut/ ſinckt es/ ſo iſt er verfaͤlſcht. Das beſte Mittel davor iſt/ wann man den Wein wol ruͤhren laͤſſt/ ſo ſetzt ſich das Waſſer wegen ſeiner na- tuͤrlichen Schwere/ auf den Grund/ da mag man dann einer Spann hoch vom untern Boden den Wein oder Moſt ablaſſen. Jtem nimm groſſe Bimſen aus den Waſſern oder Teichen/ zeuch die aͤuſſere Haut herab/ doͤrre das March gar wol/ haͤngs in den Wein/ ſo zeucht es das Waſſer an ſich/ und wird der Wein gerecht. Oder nimm die groſſen Wurtzen von den weiſſen Mosblumen/ die in den Waſſern ſtehen/ zeuch die obere Haut herab/ laß ſie wol duͤrr und trocken werden/ leg ſie dann in den Wein/ ſo ziehet ſie das Waſſer an ſich. Wann aber der Moſt mit Waſſer waͤre gemengt/ oder durch viel Regen waͤre verringert worden/ ſoll man ſtracks nach der Vergierung/ den Wein in ein andere Boding ablaſſen/ ſo ſinckt das Waſſer an den Boden/ daß man den guten Wein gar ſubtil abſchoͤpfen mag. M. Daniel Schwenterus, weiland Profeſſor zu Altdorff/ meldet in ſeinen Delitiis Phyſico-Mathema- ticis parte 13. in der 15 Aufgab/ wie Waſſer vom Wein zu ſcheiden/ folgendes: Geuß in ein laͤhr Glas/ Waſſer und Wein untereinander/ dunck alsdann ein ſauber wuͤl- lenes Band in ein Waſſer/ daß es durch und durch naß werde/ laß es mit dem einen Ende bis auf den Boden/ (allwo ſich das Waſſer propter naturalem g__vitatem meiſtentheils ſetzet) des Glaſes einſencken/ doch daß das groͤſte und mehreſte Ende vom wuͤllenen Tuͤchlein aus dem Glas herab in ein tieffer ſtehend Geſchirrlein ab- haͤnge/ ſo wird das Band das Waſſer alles aus dem Glas in das Geſchirr ziehen/ und alſo der Wein gerei- niget werden. Wer aber den waͤſſerigen geringen Wein nicht will ablaſſen/ der nehme ein Loth Jngber/ ſo viel Zimmet und Naͤgelein auf einen Vierling/ ſtoß es untereinan- der/ thue es in einem Saͤcklein auf den Boden des Weins/ durch einen angehaͤngten ſaubern Kißlingſtein/ und gieß einen Theil ſtarcken Brandwein darzu/ ſo wird er wolgeſchmack und ſtarck. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/386>, abgerufen am 25.11.2024.