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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. IV.
Wie die Mängel des Grundes zu bessern.
[Spaltenumbruch]

MAn hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der
nicht nach Wunsch beschaffen/ zu verbessern/ ge-
het aber ohne Mühe und Unkosten nicht ab/ daß
man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur
Mittelmaß bringen/ die gar zu starcke erleuchtern/ und
die gar zu märbe stärcken und befestigen könne; diß al-
les kan mit desto weniger Unlust und Spesa geschehen/
wann nur die Weingärten nicht allzuferne/ oder allzu-
hoch und unwegsam entlegen/ dardurch man dann die
angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens
wol verbessern und zur Trächtigkeit bringen kan/ das
geschicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit
Aschen und dergleichen. Und hat sonderlich der Aschen
eine grosse Krafft in sich/ daher Herr Franciscus Bacon
in seiner Historia naturali Experim. 597. schreibet/
daß der Aschen/ den der Berg Vesuvius im Neapoli-
tanischen/ und AEthna in Sicilien weit um sich aufwerf-
fen/ das umligende Land also verbessern/ daß durch des-
sen unsägliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den dieser
Berge offtmals böse Nachtbarschafften verursachen/
zum Theil wieder ersetzt/ und ausgebessert werde.

Jst der Weinberge wässerich/ muß man es durch
Gräben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau
weitläuffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar
hohe Weingebürge/ wie im Thal Wachau/ um Kloster
Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu sehen/ muß
durch aufgemauerte oder durch blosse Steine erhöhete
Absätze und Bancquet also eingetheilt werden/ daß die
Weingebürge Stiegenweise gleichwol in der Ebne li-
gen/ und die grosse Platzregen die Erden nicht so leicht
austragen können; wie sie thun/ wann der Weingar-
ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Güssen nicht al-
lein die Dung/ sondern auch die gute Erden/ und wol offt
gar die Stöcke mit wegflösen/ und damit den Wein-
garten gantz verwüsten/ und unbrauchbar machen.

Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben-
dige Gehäge von Hasel-Kütten/ Dörneln und andern
Stauden/ deren Frucht auch den Bestand jährlich rei-
chet von dem Platz/ den sie einnehmen. Wiewol sie o-
ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die
nächsten Stöcke verhindern/ welches doch durch fleissige
Abstutzung/ so wol der hoch-aufsteigenden Aeste/ als der
untersich-kriechenden Wurtzen/ etlicher massen zu ver-
hüten.

Jst der Ort gar zu steinicht/ kan er auch durch Fleiß
und Mischung anderer Erden davon entledigt seyn.
Wie auch/ wann alte unfruchtbare Stöcke/ die des
Grundes Krafft an sich ziehen; oder aber zu viel Bäume
darinnen stehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich
seyn/ muß alles beyseits geraumt werden/ so können die
jungen und trächtigen Sätzlinge sich nach Belieben aus-
breiten/ so wol der Sonnen erquickende Wärme/ als
auch der Erden Nahrung/ in sich saugen/ und dardurch
zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwachsen.

Jst der Weingart etwas entfernet/ so macht er
doppelte Mühe und Sorg/ und ob er wol umher kan
mit Zaun oder Mauer-Werck versichert seyn/ so ist
doch solches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall
zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu
verhüten; denn zu hoch darff die Maur oder Gehäge
oder Zaun nicht geführt werden/ weil es Schatten
macht/ und denen Weinstöcken die Sonne nimmt/ und
eine mittelmässige Höhe kan leicht überstiegen werden.

Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/
oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben
trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren
können. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/
die kleines March haben/ denn diese können die Gefrier
am bequemlichsten ertragen/ und taugen an tieffe und
kalte Ort/ wo die Reiffe öfftern und gewöhnlichern An-
fall haben/ müssen auch die Reben von einer Art seyn/
die früh zeitigen/ denn was spat reif wird/ wird an sol-
chen Orten übel versetzt. Also kan die frühe Zeitigkeit
der Frucht/ die spate Trägheit des Grundes ersetzen/
und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die
grosses March haben/ bekeimen lieber/ gehören aber
nur an warme Sonnechte Plätze/ weil sie ungeschickt
sind der Kälte zu widerstehen.

Cap. V.
Von der Reben Gattung.
[Spaltenumbruch]

DJe Reben werden alt/ und tragen lang/ Veru-
lan. in hist. vitae & mortis
sagt/ sie mögen 60
Jahr dauren; und sind auch im Alter trächtig.
Und Plinius lib. 14. cap. 1. sagt: Nulli Ligno est ae-
ternior natura;
und ist kein so hoher Baum/ oder so ho-
hes Gebäu/ das sie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/
erreichen/ oder auch übersteigen sollen.

Die Vorsichtigkeit aber einer guten und trächtigen
Rebens-Gattung sich zu bewerben/ ist eines von den
vornehmsten Stucken/ wann dieses wol gerahtet/ daß
sie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange-
nehm sind/ so ist der Weinberg auf das allerbeste verse-
hen/ und kommen alle künfftige Bemühungen desto leich-
ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er-
[Spaltenumbruch] warten. Darum ist das erste Stuck die rechte Wahl/
wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah-
rung gute Früchte weiß und offenbart/ daselbst die Re-
ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte
Unkosten nicht anzusehen. Zum andern/ wann es Stö-
cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ solche bald auszu-
mustern.

Die Reben von weiten Orten herbringen zu lassen/
ist eine sorgliche Wagnus/ nicht allein der Güte halber/
sondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da erst zu
erfahren/ wie es ihnen bekommen möchte/ daher besser
zur Leesens-Zeit bey der Nachbarschafft/ die gute/ köst-
liche und langwährende Lager-Wein bauen/ sich dar-
um bemühen/ und um gute Bezahlung durch ihre Hülfe/

seinen
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. IV.
Wie die Maͤngel des Grundes zu beſſern.
[Spaltenumbruch]

MAn hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der
nicht nach Wunſch beſchaffen/ zu verbeſſern/ ge-
het aber ohne Muͤhe und Unkoſten nicht ab/ daß
man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur
Mittelmaß bringen/ die gar zu ſtarcke erleuchtern/ und
die gar zu maͤrbe ſtaͤrcken und befeſtigen koͤnne; diß al-
les kan mit deſto weniger Unluſt und Speſa geſchehen/
wann nur die Weingaͤrten nicht allzuferne/ oder allzu-
hoch und unwegſam entlegen/ dardurch man dann die
angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens
wol verbeſſern und zur Traͤchtigkeit bringen kan/ das
geſchicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit
Aſchen und dergleichen. Und hat ſonderlich der Aſchen
eine groſſe Krafft in ſich/ daher Herꝛ Franciſcus Bacon
in ſeiner Hiſtoriâ naturali Experim. 597. ſchreibet/
daß der Aſchen/ den der Berg Veſuvius im Neapoli-
taniſchen/ und Æthna in Sicilien weit um ſich aufwerf-
fen/ das umligende Land alſo verbeſſern/ daß durch deſ-
ſen unſaͤgliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den dieſer
Berge offtmals boͤſe Nachtbarſchafften verurſachen/
zum Theil wieder erſetzt/ und ausgebeſſert werde.

Jſt der Weinberge waͤſſerich/ muß man es durch
Graͤben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau
weitlaͤuffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar
hohe Weingebuͤrge/ wie im Thal Wachau/ um Kloſter
Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu ſehen/ muß
durch aufgemauerte oder durch bloſſe Steine erhoͤhete
Abſaͤtze und Bancquet alſo eingetheilt werden/ daß die
Weingebuͤrge Stiegenweiſe gleichwol in der Ebne li-
gen/ und die groſſe Platzregen die Erden nicht ſo leicht
austragen koͤnnen; wie ſie thun/ wann der Weingar-
ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Guͤſſen nicht al-
lein die Dung/ ſondern auch die gute Erden/ und wol offt
gar die Stoͤcke mit wegfloͤſen/ und damit den Wein-
garten gantz verwuͤſten/ und unbrauchbar machen.

Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben-
dige Gehaͤge von Haſel-Kuͤtten/ Doͤrneln und andern
Stauden/ deren Frucht auch den Beſtand jaͤhrlich rei-
chet von dem Platz/ den ſie einnehmen. Wiewol ſie o-
ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die
naͤchſten Stoͤcke verhindern/ welches doch durch fleiſſige
Abſtutzung/ ſo wol der hoch-aufſteigenden Aeſte/ als der
unterſich-kriechenden Wurtzen/ etlicher maſſen zu ver-
huͤten.

Jſt der Ort gar zu ſteinicht/ kan er auch durch Fleiß
und Miſchung anderer Erden davon entledigt ſeyn.
Wie auch/ wann alte unfruchtbare Stoͤcke/ die des
Grundes Krafft an ſich ziehen; oder aber zu viel Baͤume
darinnen ſtehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich
ſeyn/ muß alles beyſeits geraumt werden/ ſo koͤnnen die
jungen und traͤchtigen Saͤtzlinge ſich nach Belieben aus-
breiten/ ſo wol der Sonnen erquickende Waͤrme/ als
auch der Erden Nahrung/ in ſich ſaugen/ und dardurch
zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwachſen.

Jſt der Weingart etwas entfernet/ ſo macht er
doppelte Muͤhe und Sorg/ und ob er wol umher kan
mit Zaun oder Mauer-Werck verſichert ſeyn/ ſo iſt
doch ſolches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall
zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu
verhuͤten; denn zu hoch darff die Maur oder Gehaͤge
oder Zaun nicht gefuͤhrt werden/ weil es Schatten
macht/ und denen Weinſtoͤcken die Sonne nimmt/ und
eine mittelmaͤſſige Hoͤhe kan leicht uͤberſtiegen werden.

Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/
oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben
trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren
koͤnnen. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/
die kleines March haben/ denn dieſe koͤnnen die Gefrier
am bequemlichſten ertragen/ und taugen an tieffe und
kalte Ort/ wo die Reiffe oͤfftern und gewoͤhnlichern An-
fall haben/ muͤſſen auch die Reben von einer Art ſeyn/
die fruͤh zeitigen/ denn was ſpat reif wird/ wird an ſol-
chen Orten uͤbel verſetzt. Alſo kan die fruͤhe Zeitigkeit
der Frucht/ die ſpate Traͤgheit des Grundes erſetzen/
und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die
groſſes March haben/ bekeimen lieber/ gehoͤren aber
nur an warme Sonnechte Plaͤtze/ weil ſie ungeſchickt
ſind der Kaͤlte zu widerſtehen.

Cap. V.
Von der Reben Gattung.
[Spaltenumbruch]

DJe Reben werden alt/ und tragen lang/ Veru-
lan. in hiſt. vitæ & mortis
ſagt/ ſie moͤgen 60
Jahr dauren; und ſind auch im Alter traͤchtig.
Und Plinius lib. 14. cap. 1. ſagt: Nulli Ligno eſt æ-
ternior natura;
und iſt kein ſo hoher Baum/ oder ſo ho-
hes Gebaͤu/ das ſie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/
erreichen/ oder auch uͤberſteigen ſollen.

Die Vorſichtigkeit aber einer guten und traͤchtigen
Rebens-Gattung ſich zu bewerben/ iſt eines von den
vornehmſten Stucken/ wann dieſes wol gerahtet/ daß
ſie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange-
nehm ſind/ ſo iſt der Weinberg auf das allerbeſte verſe-
hen/ und kommen alle kuͤnfftige Bemuͤhungen deſto leich-
ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er-
[Spaltenumbruch] warten. Darum iſt das erſte Stuck die rechte Wahl/
wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah-
rung gute Fruͤchte weiß und offenbart/ daſelbſt die Re-
ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte
Unkoſten nicht anzuſehen. Zum andern/ wann es Stoͤ-
cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ ſolche bald auszu-
muſtern.

Die Reben von weiten Orten herbringen zu laſſen/
iſt eine ſorgliche Wagnus/ nicht allein der Guͤte halber/
ſondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da erſt zu
erfahren/ wie es ihnen bekommen moͤchte/ daher beſſer
zur Leeſens-Zeit bey der Nachbarſchafft/ die gute/ koͤſt-
liche und langwaͤhrende Lager-Wein bauen/ ſich dar-
um bemuͤhen/ und um gute Bezahlung durch ihre Huͤlfe/

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[332/0350] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. IV. Wie die Maͤngel des Grundes zu beſſern. MAn hat zwar etliche Mittel/ den Grunde/ der nicht nach Wunſch beſchaffen/ zu verbeſſern/ ge- het aber ohne Muͤhe und Unkoſten nicht ab/ daß man die magere Erden befettigen/ die gar zu gaile zur Mittelmaß bringen/ die gar zu ſtarcke erleuchtern/ und die gar zu maͤrbe ſtaͤrcken und befeſtigen koͤnne; diß al- les kan mit deſto weniger Unluſt und Speſa geſchehen/ wann nur die Weingaͤrten nicht allzuferne/ oder allzu- hoch und unwegſam entlegen/ dardurch man dann die angeborne Unart und Unvollkommenheit des Bodens wol verbeſſern und zur Traͤchtigkeit bringen kan/ das geſchicht mehrertheils/ mit Dung/ mit Sand/ mit Aſchen und dergleichen. Und hat ſonderlich der Aſchen eine groſſe Krafft in ſich/ daher Herꝛ Franciſcus Bacon in ſeiner Hiſtoriâ naturali Experim. 597. ſchreibet/ daß der Aſchen/ den der Berg Veſuvius im Neapoli- taniſchen/ und Æthna in Sicilien weit um ſich aufwerf- fen/ das umligende Land alſo verbeſſern/ daß durch deſ- ſen unſaͤgliche Fruchtbarkeit der Schaden/ den dieſer Berge offtmals boͤſe Nachtbarſchafften verurſachen/ zum Theil wieder erſetzt/ und ausgebeſſert werde. Jſt der Weinberge waͤſſerich/ muß man es durch Graͤben/ wie im 7 Buch am 3 Capitel vom Ackerbau weitlaͤuffig wird gezeigt werden/ ausleiten. Was gar hohe Weingebuͤrge/ wie im Thal Wachau/ um Kloſter Neuburg/ Nußdorff und Kalenberg zu ſehen/ muß durch aufgemauerte oder durch bloſſe Steine erhoͤhete Abſaͤtze und Bancquet alſo eingetheilt werden/ daß die Weingebuͤrge Stiegenweiſe gleichwol in der Ebne li- gen/ und die groſſe Platzregen die Erden nicht ſo leicht austragen koͤnnen; wie ſie thun/ wann der Weingar- ten gantz Thal-abwerts hanget/ da die Guͤſſen nicht al- lein die Dung/ ſondern auch die gute Erden/ und wol offt gar die Stoͤcke mit wegfloͤſen/ und damit den Wein- garten gantz verwuͤſten/ und unbrauchbar machen. Jmfall die Steine ermangeln/ macht man leben- dige Gehaͤge von Haſel-Kuͤtten/ Doͤrneln und andern Stauden/ deren Frucht auch den Beſtand jaͤhrlich rei- chet von dem Platz/ den ſie einnehmen. Wiewol ſie o- ben mit dem Schatten/ und unten mit der Wurtzen die naͤchſten Stoͤcke verhindern/ welches doch durch fleiſſige Abſtutzung/ ſo wol der hoch-aufſteigenden Aeſte/ als der unterſich-kriechenden Wurtzen/ etlicher maſſen zu ver- huͤten. Jſt der Ort gar zu ſteinicht/ kan er auch durch Fleiß und Miſchung anderer Erden davon entledigt ſeyn. Wie auch/ wann alte unfruchtbare Stoͤcke/ die des Grundes Krafft an ſich ziehen; oder aber zu viel Baͤume darinnen ſtehen/ die mit ihren Schatten verhinderlich ſeyn/ muß alles beyſeits geraumt werden/ ſo koͤnnen die jungen und traͤchtigen Saͤtzlinge ſich nach Belieben aus- breiten/ ſo wol der Sonnen erquickende Waͤrme/ als auch der Erden Nahrung/ in ſich ſaugen/ und dardurch zum Gedeyen und Fruchtbarkeit fortwachſen. Jſt der Weingart etwas entfernet/ ſo macht er doppelte Muͤhe und Sorg/ und ob er wol umher kan mit Zaun oder Mauer-Werck verſichert ſeyn/ ſo iſt doch ſolches mehr dem Vieh und Wildpret den Anfall zu verwehren; als der Leute Untreu und Dieberey zu verhuͤten; denn zu hoch darff die Maur oder Gehaͤge oder Zaun nicht gefuͤhrt werden/ weil es Schatten macht/ und denen Weinſtoͤcken die Sonne nimmt/ und eine mittelmaͤſſige Hoͤhe kan leicht uͤberſtiegen werden. Wann der Weinberg an einen etwas zu hitzigen/ oder zu kalten Ort ligt/ muß ein Haußvatter um Reben trachten/ die eines oder das andere leichter ausdauren koͤnnen. An kalten Orten muß man Reben pflantzen/ die kleines March haben/ denn dieſe koͤnnen die Gefrier am bequemlichſten ertragen/ und taugen an tieffe und kalte Ort/ wo die Reiffe oͤfftern und gewoͤhnlichern An- fall haben/ muͤſſen auch die Reben von einer Art ſeyn/ die fruͤh zeitigen/ denn was ſpat reif wird/ wird an ſol- chen Orten uͤbel verſetzt. Alſo kan die fruͤhe Zeitigkeit der Frucht/ die ſpate Traͤgheit des Grundes erſetzen/ und einen guten Genuß bringen. Die Reben aber/ die groſſes March haben/ bekeimen lieber/ gehoͤren aber nur an warme Sonnechte Plaͤtze/ weil ſie ungeſchickt ſind der Kaͤlte zu widerſtehen. Cap. V. Von der Reben Gattung. DJe Reben werden alt/ und tragen lang/ Veru- lan. in hiſt. vitæ & mortis ſagt/ ſie moͤgen 60 Jahr dauren; und ſind auch im Alter traͤchtig. Und Plinius lib. 14. cap. 1. ſagt: Nulli Ligno eſt æ- ternior natura; und iſt kein ſo hoher Baum/ oder ſo ho- hes Gebaͤu/ das ſie nicht/ wann man ihrer recht pfleget/ erreichen/ oder auch uͤberſteigen ſollen. Die Vorſichtigkeit aber einer guten und traͤchtigen Rebens-Gattung ſich zu bewerben/ iſt eines von den vornehmſten Stucken/ wann dieſes wol gerahtet/ daß ſie von guter Art/ und dem Herbergs-Grunde ange- nehm ſind/ ſo iſt der Weinberg auf das allerbeſte verſe- hen/ und kommen alle kuͤnfftige Bemuͤhungen deſto leich- ter an/ weil verhoffentlich guter Nutzen davon zu er- warten. Darum iſt das erſte Stuck die rechte Wahl/ wo der gemeine Ruff und die alt-hergebrachte Erfah- rung gute Fruͤchte weiß und offenbart/ daſelbſt die Re- ben zu erwehlen/ und etliche wenige/ mehr aufgewandte Unkoſten nicht anzuſehen. Zum andern/ wann es Stoͤ- cke gibt/ die nicht gut thun wollen/ ſolche bald auszu- muſtern. Die Reben von weiten Orten herbringen zu laſſen/ iſt eine ſorgliche Wagnus/ nicht allein der Guͤte halber/ ſondern auch wegen der Lufft und Grundes/ da erſt zu erfahren/ wie es ihnen bekommen moͤchte/ daher beſſer zur Leeſens-Zeit bey der Nachbarſchafft/ die gute/ koͤſt- liche und langwaͤhrende Lager-Wein bauen/ ſich dar- um bemuͤhen/ und um gute Bezahlung durch ihre Huͤlfe/ ſeinen

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/350>, abgerufen am 24.11.2024.