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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wieder trocknen und abreiben mit einem leinen Tuch/
bis es anfängt roth zu werden/ ausser an Orten/ wo man
grossen Schmertzen empfindet/ darnach wird daselbst
mit einem Flieddel eine subtile Oeffnung gemacht/ thut
ein Tröpfflein Blut hin von einem jungen Hünlein/ und
legt die Egel an/ die man in einem weissen und saubern
Tüchlein hält/ weil sie/ wo man sie in blosser Hand
hält/ nicht gerne anbeissen. Wann sie anfangen zu sau-
gen/ lässet man sie/ biß sie sich vollgesoffen haben/ und
von sich selbst abfallen. Man soll auch beobachten/ sie
in keinem solchen Zeichen anzusetzen/ welches über das
Glied herrschet/ da man sie applicirt/ wie aus den Ca-
lendern zu sehen ist/ gleicherweise dieses auch in der Ader-
und Köpffel-Lässe zu geschehen pfleget/ als David de
Planis Campi
bezeuget.

Denen starcken/ gesunden und arbeitsamen Leuten
ist auch im Sommer im kalten Wasser baden heilsam;
doch sind die warmen Bäder sicherer zu gebrauchen/
welche die matten Gliedmassen stärcken/ die Völle ver-
ringern/ die natürliche Wärme vermehren/ die Winde
zertheilen und austreiben/ die Lenden erwärmen/ Sand
und Stein erweichen und ausführen/ den Schlaff be-
fördern/ und den Leib an seinem Zunehmen aufhelffen;
wie dann auch die Schwitz-Bäder den phlegmatischen
fetten Leuten viel böse Feuchtigkeiten/ so zwischen Haut
und Fleisch stecken/ heraus ziehen/ praesertim salsos &
impuros humores,
daraus der Leib mit Kretzen/ Flech-
ten und dergleichen belästet wird. Jn Schweiß-Bä-
dern muß man gute Diaet halten/ sich nicht weder mit
Essen noch Trincken überfüllen/ dienen mehr fetten als
magern/ mehr flüssigen als cholerischen Naturen; man
[Spaltenumbruch] soll darauf die kalte Lufft meiden/ sich wol abtrocknen und
in ein Bette darauf legen/ sind im Mertzen und April bes-
ser/ als zu andern Zeiten. So kan auch das Kopff-
Waschen bißweilen nicht schaden/ das Haubt zu reini-
gen und den Schmutz abzuwaschen/ doch soll man sich
wol wieder abtrocknen; man kan in die Laug allerley
gute Kräuter/ als Majoran/ Lavendel/ Salve und
Roßmarinen brauchen/ trockene und hitzige complexio-
nen aber/ sollen sich darfür hüten. Das Fuß-Waschen
dienet den Müden und Reisenden/ doch soll man die
Füsse/ ehe man schlaffen gehet/ wol abtrocknen; und
nicht an kalte Lufft gehen. Die Lohe-Bäder/ wo die
Lederer ihre Tannen und Eichene Rinden dörren/ geben
auch ein herrliches Schweißbad in morbis Arthriticis
& Contracturis,
wann man vorher recht purgirt/ und
den Uberfluß der bösen Feuchtigkeiten attenuiret und
ausgeführet hat/ wie in Miscell. Curios. anni 6. & 7.
Observat.
229. zu sehen ist. Uratislaviae vocatur
das Lohe-Bad ipsum decoctum Corticum, quo Co-
ria macerata fuere, celebraturque in quibusvis ar-
tuum doloribus.
Wie aber der Mißbrauch in allen
Sachen zu tadeln; also soll man auch dißfalls billich sei-
ne selbst eigene Natur kennen lernen/ oder doch eines ver-
nünfftigen Artztes Raht und Gutachten hierinn gebrau-
chen und folgen. Jetzt wollen wir fortfahren/ und vom
Haubt den Anfang machen/ und wider die meisten
Zustände des Leibes/ der innern und äussern Glieder
etliche Haus-Mittel aufzeichnen/ die übrigen wird
eine vernünfftige und fleissige Haus-Mutter selbst bey
den Medicis, oder ihren Haus-Büchern/ zu finden
wissen.

Cap. LXIX.
Allerley Haubt-Wehen.
[Spaltenumbruch]

DJe Haubt-Schmertzen entspringen aus vieler-
ley Ursachen/ wie die Medici wissen/ die deß-
wegen die rechte Bronnquelle erkennen sollen/
wann sie anders mit rechtem Succeß solche aus dem
Grunde curiren wollen. Wann die meisten Schmer-
zen fornen an der Stirnen sind/ kommen sie vom Ge-
blüt her; Jst aber der Wehe auf der rechten Seiten
am grösten/ entspringt er von der Colera. Diesem nun
muß mit kühlenden Mitteln begegnet werden. Man
binde Lactuc/ Wegrich/ Portulaca, Kürbis-Schnit-
ten auf ein Tuch/ so mit Rosen-Wegricht-Nacht-
schatten-Wasser oder Essig genetzt sey/ oder mit Lactuc-
Safft/ mit Rosen-Wasser und Essig. Man mag
auch das Haubt reiben mit Rosen- und Mahen-Oel/
mit Lactuc-Nachtschatten- oder Hauswurtz-Safft/
mit Essig und Rosen-Wasser. Man kan auch diß fol-
gende Pflaster/ auf die Seiten/ wo der Schmertzen
ist/ aufflegen/ von Bolarmeni, Mahen-Sahmen/ Ey-
erklar/ gesottenen Aepffeln und Essig; auch das Haubt
mit warmen Wasser waschen/ darinn Salveblätter/
Weinblätter/ Seeblumen und Rosen gesotten sind.
Man kan auch in diesem Wasser die Füsse waschen/ wann
nicht Catharr vorhanden/ sonst ist alles Nasse zu mei-
den. Man kan auch einen Rosen-Zelten/ so im Ro-
sen-Wasser geweicht ist/ oder ein Hänffen Werck mit
2. wol-abgeschlagenen Eyerklaren und Rosen-Wasser
[Spaltenumbruch] benetzt umschlagen; Auch soll man Cicori-Endivi-
Portulaca-
und Seeblumen-Wasser gemengt/ oder ei-
nes allein trincken. Der Leib des Patienten/ (wo er
verstopfft wäre) muß mit Clystiren oder andern laxi-
renden Syrupen stets offen gehalten werden; vor allen
Dingen soll der Krancke gute Diaet halten/ nichts von
Milch und Gewürtz/ oder was Winde macht/ oder ver-
saltzen ist/ essen. Jtem Krebs zerstossen/ den Safft
ausgepresst/ und die Schläfe damit bestrichen/ oder
mit dem Sauerampffer-Safft mit Baum-Oel ge-
mengt; Jtem der Safft von Praunellen mit Rosen-
Oel oder Rosen-Wasser gemischt und aufgelegt; Jtem
Leberkraut gesotten in Wasser/ und auf das Haubt ge-
legt. Der Epheu-Safft (nach Apollinaris Rath) in
die Nasen gelassen/ reinigt das Haubt von bösen Flüs-
sen; Jtem druck den Safft von Hauswurtzen/ thue
darunter ein Löffel voll Rosen-Wasser/ und so viel Es-
sig/ netz ein Tuch darinnen/ und bind es auf die Stirn/
bind auch Sauerteig auf die Fußsohlen. Wann aber
der Schmertzen des Haubtes zuruck am grösten ist/ so
kommt er her ex Phlegmate; Jst er aber auf der lincken
Seiten/ so kommt er aus Melancholischen Feuchtigkei-
ten/ diesen muß man mit erwärmenden Mitteln begeg-
nen. Man legt auf die Stirne Quendl-Kraut/ Eisen-
Kraut/ Rauten mit Essig/ und Rosen-Hönig/ oder
Tabac/ Münze und Bronnkressen; man kan ihm auch

Säcklein

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wieder trocknen und abreiben mit einem leinen Tuch/
bis es anfaͤngt roth zu werden/ auſſer an Orten/ wo man
groſſen Schmertzen empfindet/ darnach wird daſelbſt
mit einem Flieddel eine ſubtile Oeffnung gemacht/ thut
ein Troͤpfflein Blut hin von einem jungen Huͤnlein/ und
legt die Egel an/ die man in einem weiſſen und ſaubern
Tuͤchlein haͤlt/ weil ſie/ wo man ſie in bloſſer Hand
haͤlt/ nicht gerne anbeiſſen. Wann ſie anfangen zu ſau-
gen/ laͤſſet man ſie/ biß ſie ſich vollgeſoffen haben/ und
von ſich ſelbſt abfallen. Man ſoll auch beobachten/ ſie
in keinem ſolchen Zeichen anzuſetzen/ welches uͤber das
Glied herrſchet/ da man ſie applicirt/ wie aus den Ca-
lendern zu ſehen iſt/ gleicherweiſe dieſes auch in der Ader-
und Koͤpffel-Laͤſſe zu geſchehen pfleget/ als David de
Planis Campi
bezeuget.

Denen ſtarcken/ geſunden und arbeitſamen Leuten
iſt auch im Sommer im kalten Waſſer baden heilſam;
doch ſind die warmen Baͤder ſicherer zu gebrauchen/
welche die matten Gliedmaſſen ſtaͤrcken/ die Voͤlle ver-
ringern/ die natuͤrliche Waͤrme vermehren/ die Winde
zertheilen und austreiben/ die Lenden erwaͤrmen/ Sand
und Stein erweichen und ausfuͤhren/ den Schlaff be-
foͤrdern/ und den Leib an ſeinem Zunehmen aufhelffen;
wie dann auch die Schwitz-Baͤder den phlegmatiſchen
fetten Leuten viel boͤſe Feuchtigkeiten/ ſo zwiſchen Haut
und Fleiſch ſtecken/ heraus ziehen/ præſertim ſalſos &
impuros humores,
daraus der Leib mit Kretzen/ Flech-
ten und dergleichen belaͤſtet wird. Jn Schweiß-Baͤ-
dern muß man gute Diæt halten/ ſich nicht weder mit
Eſſen noch Trincken uͤberfuͤllen/ dienen mehr fetten als
magern/ mehr fluͤſſigen als choleriſchen Naturen; man
[Spaltenumbruch] ſoll darauf die kalte Lufft meiden/ ſich wol abtrocknen und
in ein Bette darauf legen/ ſind im Mertzen und April beſ-
ſer/ als zu andern Zeiten. So kan auch das Kopff-
Waſchen bißweilen nicht ſchaden/ das Haubt zu reini-
gen und den Schmutz abzuwaſchen/ doch ſoll man ſich
wol wieder abtrocknen; man kan in die Laug allerley
gute Kraͤuter/ als Majoran/ Lavendel/ Salve und
Roßmarinen brauchen/ trockene und hitzige complexio-
nen aber/ ſollen ſich darfuͤr huͤten. Das Fuß-Waſchen
dienet den Muͤden und Reiſenden/ doch ſoll man die
Fuͤſſe/ ehe man ſchlaffen gehet/ wol abtrocknen; und
nicht an kalte Lufft gehen. Die Lohe-Baͤder/ wo die
Lederer ihre Tannen und Eichene Rinden doͤrren/ geben
auch ein herrliches Schweißbad in morbis Arthriticis
& Contracturis,
wann man vorher recht purgirt/ und
den Uberfluß der boͤſen Feuchtigkeiten attenuiret und
ausgefuͤhret hat/ wie in Miſcell. Curioſ. anni 6. & 7.
Obſervat.
229. zu ſehen iſt. Uratislaviæ vocatur
das Lohe-Bad ipſum decoctum Corticum, quo Co-
ria macerata fuêre, celebraturq́ue in quibusvis ar-
tuum doloribus.
Wie aber der Mißbrauch in allen
Sachen zu tadeln; alſo ſoll man auch dißfalls billich ſei-
ne ſelbſt eigene Natur kennen lernen/ oder doch eines ver-
nuͤnfftigen Artztes Raht und Gutachten hierinn gebrau-
chen und folgen. Jetzt wollen wir fortfahren/ und vom
Haubt den Anfang machen/ und wider die meiſten
Zuſtaͤnde des Leibes/ der innern und aͤuſſern Glieder
etliche Haus-Mittel aufzeichnen/ die uͤbrigen wird
eine vernuͤnfftige und fleiſſige Haus-Mutter ſelbſt bey
den Medicis, oder ihren Haus-Buͤchern/ zu finden
wiſſen.

Cap. LXIX.
Allerley Haubt-Wehen.
[Spaltenumbruch]

DJe Haubt-Schmertzen entſpringen aus vieler-
ley Urſachen/ wie die Medici wiſſen/ die deß-
wegen die rechte Bronnquelle erkennen ſollen/
wann ſie anders mit rechtem Succeß ſolche aus dem
Grunde curiren wollen. Wann die meiſten Schmer-
zen fornen an der Stirnen ſind/ kommen ſie vom Ge-
bluͤt her; Jſt aber der Wehe auf der rechten Seiten
am groͤſten/ entſpringt er von der Colera. Dieſem nun
muß mit kuͤhlenden Mitteln begegnet werden. Man
binde Lactuc/ Wegrich/ Portulaca, Kuͤrbis-Schnit-
ten auf ein Tuch/ ſo mit Roſen-Wegricht-Nacht-
ſchatten-Waſſer oder Eſſig genetzt ſey/ oder mit Lactuc-
Safft/ mit Roſen-Waſſer und Eſſig. Man mag
auch das Haubt reiben mit Roſen- und Mahen-Oel/
mit Lactuc-Nachtſchatten- oder Hauswurtz-Safft/
mit Eſſig und Roſen-Waſſer. Man kan auch diß fol-
gende Pflaſter/ auf die Seiten/ wo der Schmertzen
iſt/ aufflegen/ von Bolarmeni, Mahen-Sahmen/ Ey-
erklar/ geſottenen Aepffeln und Eſſig; auch das Haubt
mit warmen Waſſer waſchen/ darinn Salveblaͤtter/
Weinblaͤtter/ Seeblumen und Roſen geſotten ſind.
Man kan auch in dieſem Waſſer die Fuͤſſe waſchen/ wañ
nicht Catharr vorhanden/ ſonſt iſt alles Naſſe zu mei-
den. Man kan auch einen Roſen-Zelten/ ſo im Ro-
ſen-Waſſer geweicht iſt/ oder ein Haͤnffen Werck mit
2. wol-abgeſchlagenen Eyerklaren und Roſen-Waſſer
[Spaltenumbruch] benetzt umſchlagen; Auch ſoll man Cicori-Endivi-
Portulaca-
und Seeblumen-Waſſer gemengt/ oder ei-
nes allein trincken. Der Leib des Patienten/ (wo er
verſtopfft waͤre) muß mit Clyſtiren oder andern laxi-
renden Syrupen ſtets offen gehalten werden; vor allen
Dingen ſoll der Krancke gute Diæt halten/ nichts von
Milch und Gewuͤrtz/ oder was Winde macht/ oder ver-
ſaltzen iſt/ eſſen. Jtem Krebs zerſtoſſen/ den Safft
ausgepreſſt/ und die Schlaͤfe damit beſtrichen/ oder
mit dem Sauerampffer-Safft mit Baum-Oel ge-
mengt; Jtem der Safft von Praunellen mit Roſen-
Oel oder Roſen-Waſſer gemiſcht und aufgelegt; Jtem
Leberkraut geſotten in Waſſer/ und auf das Haubt ge-
legt. Der Epheu-Safft (nach Apollinaris Rath) in
die Naſen gelaſſen/ reinigt das Haubt von boͤſen Fluͤſ-
ſen; Jtem druck den Safft von Hauswurtzen/ thue
darunter ein Loͤffel voll Roſen-Waſſer/ und ſo viel Eſ-
ſig/ netz ein Tuch darinnen/ und bind es auf die Stirn/
bind auch Sauerteig auf die Fußſohlen. Wann aber
der Schmertzen des Haubtes zuruck am groͤſten iſt/ ſo
kommt er her ex Phlegmate; Jſt er aber auf der lincken
Seiten/ ſo kommt er aus Melancholiſchen Feuchtigkei-
ten/ dieſen muß man mit erwaͤrmenden Mitteln begeg-
nen. Man legt auf die Stirne Quendl-Kraut/ Eiſen-
Kraut/ Rauten mit Eſſig/ und Roſen-Hoͤnig/ oder
Tabac/ Muͤnze und Bronnkreſſen; man kan ihm auch

Saͤcklein
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[262/0280] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens wieder trocknen und abreiben mit einem leinen Tuch/ bis es anfaͤngt roth zu werden/ auſſer an Orten/ wo man groſſen Schmertzen empfindet/ darnach wird daſelbſt mit einem Flieddel eine ſubtile Oeffnung gemacht/ thut ein Troͤpfflein Blut hin von einem jungen Huͤnlein/ und legt die Egel an/ die man in einem weiſſen und ſaubern Tuͤchlein haͤlt/ weil ſie/ wo man ſie in bloſſer Hand haͤlt/ nicht gerne anbeiſſen. Wann ſie anfangen zu ſau- gen/ laͤſſet man ſie/ biß ſie ſich vollgeſoffen haben/ und von ſich ſelbſt abfallen. Man ſoll auch beobachten/ ſie in keinem ſolchen Zeichen anzuſetzen/ welches uͤber das Glied herrſchet/ da man ſie applicirt/ wie aus den Ca- lendern zu ſehen iſt/ gleicherweiſe dieſes auch in der Ader- und Koͤpffel-Laͤſſe zu geſchehen pfleget/ als David de Planis Campi bezeuget. Denen ſtarcken/ geſunden und arbeitſamen Leuten iſt auch im Sommer im kalten Waſſer baden heilſam; doch ſind die warmen Baͤder ſicherer zu gebrauchen/ welche die matten Gliedmaſſen ſtaͤrcken/ die Voͤlle ver- ringern/ die natuͤrliche Waͤrme vermehren/ die Winde zertheilen und austreiben/ die Lenden erwaͤrmen/ Sand und Stein erweichen und ausfuͤhren/ den Schlaff be- foͤrdern/ und den Leib an ſeinem Zunehmen aufhelffen; wie dann auch die Schwitz-Baͤder den phlegmatiſchen fetten Leuten viel boͤſe Feuchtigkeiten/ ſo zwiſchen Haut und Fleiſch ſtecken/ heraus ziehen/ præſertim ſalſos & impuros humores, daraus der Leib mit Kretzen/ Flech- ten und dergleichen belaͤſtet wird. Jn Schweiß-Baͤ- dern muß man gute Diæt halten/ ſich nicht weder mit Eſſen noch Trincken uͤberfuͤllen/ dienen mehr fetten als magern/ mehr fluͤſſigen als choleriſchen Naturen; man ſoll darauf die kalte Lufft meiden/ ſich wol abtrocknen und in ein Bette darauf legen/ ſind im Mertzen und April beſ- ſer/ als zu andern Zeiten. So kan auch das Kopff- Waſchen bißweilen nicht ſchaden/ das Haubt zu reini- gen und den Schmutz abzuwaſchen/ doch ſoll man ſich wol wieder abtrocknen; man kan in die Laug allerley gute Kraͤuter/ als Majoran/ Lavendel/ Salve und Roßmarinen brauchen/ trockene und hitzige complexio- nen aber/ ſollen ſich darfuͤr huͤten. Das Fuß-Waſchen dienet den Muͤden und Reiſenden/ doch ſoll man die Fuͤſſe/ ehe man ſchlaffen gehet/ wol abtrocknen; und nicht an kalte Lufft gehen. Die Lohe-Baͤder/ wo die Lederer ihre Tannen und Eichene Rinden doͤrren/ geben auch ein herrliches Schweißbad in morbis Arthriticis & Contracturis, wann man vorher recht purgirt/ und den Uberfluß der boͤſen Feuchtigkeiten attenuiret und ausgefuͤhret hat/ wie in Miſcell. Curioſ. anni 6. & 7. Obſervat. 229. zu ſehen iſt. Uratislaviæ vocatur das Lohe-Bad ipſum decoctum Corticum, quo Co- ria macerata fuêre, celebraturq́ue in quibusvis ar- tuum doloribus. Wie aber der Mißbrauch in allen Sachen zu tadeln; alſo ſoll man auch dißfalls billich ſei- ne ſelbſt eigene Natur kennen lernen/ oder doch eines ver- nuͤnfftigen Artztes Raht und Gutachten hierinn gebrau- chen und folgen. Jetzt wollen wir fortfahren/ und vom Haubt den Anfang machen/ und wider die meiſten Zuſtaͤnde des Leibes/ der innern und aͤuſſern Glieder etliche Haus-Mittel aufzeichnen/ die uͤbrigen wird eine vernuͤnfftige und fleiſſige Haus-Mutter ſelbſt bey den Medicis, oder ihren Haus-Buͤchern/ zu finden wiſſen. Cap. LXIX. Allerley Haubt-Wehen. DJe Haubt-Schmertzen entſpringen aus vieler- ley Urſachen/ wie die Medici wiſſen/ die deß- wegen die rechte Bronnquelle erkennen ſollen/ wann ſie anders mit rechtem Succeß ſolche aus dem Grunde curiren wollen. Wann die meiſten Schmer- zen fornen an der Stirnen ſind/ kommen ſie vom Ge- bluͤt her; Jſt aber der Wehe auf der rechten Seiten am groͤſten/ entſpringt er von der Colera. Dieſem nun muß mit kuͤhlenden Mitteln begegnet werden. Man binde Lactuc/ Wegrich/ Portulaca, Kuͤrbis-Schnit- ten auf ein Tuch/ ſo mit Roſen-Wegricht-Nacht- ſchatten-Waſſer oder Eſſig genetzt ſey/ oder mit Lactuc- Safft/ mit Roſen-Waſſer und Eſſig. Man mag auch das Haubt reiben mit Roſen- und Mahen-Oel/ mit Lactuc-Nachtſchatten- oder Hauswurtz-Safft/ mit Eſſig und Roſen-Waſſer. Man kan auch diß fol- gende Pflaſter/ auf die Seiten/ wo der Schmertzen iſt/ aufflegen/ von Bolarmeni, Mahen-Sahmen/ Ey- erklar/ geſottenen Aepffeln und Eſſig; auch das Haubt mit warmen Waſſer waſchen/ darinn Salveblaͤtter/ Weinblaͤtter/ Seeblumen und Roſen geſotten ſind. Man kan auch in dieſem Waſſer die Fuͤſſe waſchen/ wañ nicht Catharr vorhanden/ ſonſt iſt alles Naſſe zu mei- den. Man kan auch einen Roſen-Zelten/ ſo im Ro- ſen-Waſſer geweicht iſt/ oder ein Haͤnffen Werck mit 2. wol-abgeſchlagenen Eyerklaren und Roſen-Waſſer benetzt umſchlagen; Auch ſoll man Cicori-Endivi- Portulaca- und Seeblumen-Waſſer gemengt/ oder ei- nes allein trincken. Der Leib des Patienten/ (wo er verſtopfft waͤre) muß mit Clyſtiren oder andern laxi- renden Syrupen ſtets offen gehalten werden; vor allen Dingen ſoll der Krancke gute Diæt halten/ nichts von Milch und Gewuͤrtz/ oder was Winde macht/ oder ver- ſaltzen iſt/ eſſen. Jtem Krebs zerſtoſſen/ den Safft ausgepreſſt/ und die Schlaͤfe damit beſtrichen/ oder mit dem Sauerampffer-Safft mit Baum-Oel ge- mengt; Jtem der Safft von Praunellen mit Roſen- Oel oder Roſen-Waſſer gemiſcht und aufgelegt; Jtem Leberkraut geſotten in Waſſer/ und auf das Haubt ge- legt. Der Epheu-Safft (nach Apollinaris Rath) in die Naſen gelaſſen/ reinigt das Haubt von boͤſen Fluͤſ- ſen; Jtem druck den Safft von Hauswurtzen/ thue darunter ein Loͤffel voll Roſen-Waſſer/ und ſo viel Eſ- ſig/ netz ein Tuch darinnen/ und bind es auf die Stirn/ bind auch Sauerteig auf die Fußſohlen. Wann aber der Schmertzen des Haubtes zuruck am groͤſten iſt/ ſo kommt er her ex Phlegmate; Jſt er aber auf der lincken Seiten/ ſo kommt er aus Melancholiſchen Feuchtigkei- ten/ dieſen muß man mit erwaͤrmenden Mitteln begeg- nen. Man legt auf die Stirne Quendl-Kraut/ Eiſen- Kraut/ Rauten mit Eſſig/ und Roſen-Hoͤnig/ oder Tabac/ Muͤnze und Bronnkreſſen; man kan ihm auch Saͤcklein

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/280>, abgerufen am 24.11.2024.