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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] eine Lege Föhren/ so offt ein Leg Lorbeerbläter/ gieß als-
dann scharffen Essig darauf/ und schwere sie mit einem
[Spaltenumbruch] Stein nieder/ sie sind gut/ und man kans also lang be-
halten.

[Abbildung]
Cap. XXI.
Vom frischen Fleisch.
[Spaltenumbruch]

DAs Fleisch/ so vom Vieh kommt/ das vor dem
Schlachten getrieben und umgejagt worden/ soll
viel mürber seyn; das Blut soll man wol aus-
lauffen/ und solches lieber bey Tag als zu Nachts töd-
ten/ alle Jngeweid auf das bäldeste ausnehmen/ und die
Haut/ so spat es seyn kan/ abstreiffen lassen. Tanara
will fol. 138. man soll das Fleisch in enghälsigen Töpf-
fen kochen/ und fleissig miteinander abschaumen; denn
wo der Schaum auf einmal nicht abgeschöpfft wird/
gehet er zu Grund/ und verunreiniget das Fleisch. Ge-
wiß ist was D. Christoph Schorer in seinen Regulis
Sanitatis
setzt/ continuirlich Fleisch essen/ dienet nicht zu
langem Leben. Es ist sonst kein gesunder/ mehr-näh-
rendes/ und arbeitsamen Leuten wolbekommlicher Fleisch/
als das Rind-Fleisch/ wann es von jungen geschnitte-
nen Ochsen ist/ sonderlich von denen/ die weit getrieben/
und durch die Ubung und Bewegung zum Essen noch
tauglicher gemacht werden/ gibt ein gutes Geblüt/ wird
gehalten im ersten Grad kalt/ und im andern trocken/
wie Pisanelli will; wir aber halten es billicher mit Ra-
sis,
der statuirt Simpl. cap. 9. Alles Fleisch sey warmer
Natur/ doch eines mehr als das andere/ etliches ist
feuchter und etliches trockener Natur/ nachdem es jung
oder alt/ zahm oder wild ist: so ist auch (wie Herr Car-
richter meldet) das Viehe/ so auf trockener Weide er-
nähret wird/ viel gesünder/ denn das jenige/ so in Stäl-
len für und für erzogen wird/ oder auch das jenige/ das
feuchter Weiden geniessen muß. Ob aber das gesottene
Fleisch feuchter oder trockner sey/ als das gebratene/ da-
von sind die Medici zweyerley Meinungen/ Galenus will/
das gesottene Fleisch sey feucht/ und das gebratene tro-
[Spaltenumbruch] cken; die Araber aber wollen das Widerspiel behaupten/
das gebratene Fleisch sey feuchter von Natur/ als das
gesottene/ bringe auch in der Nahrung mehr Krafft/
darum daß in dem gesottenen der beste Safft im Sieden
heraus in die Fleisch-Brühe sich ausziehe; und geben
dessen folgende Prob: Wann das recht wol gebratene
kalt werde/ so erscheinen auswendig auf dem Fleisch klei-
ne helle Tröpfflein/ wie eine Sultz/ welches nichts anders
ist/ als die natürliche Krafft vom Fleisch; so hingegen
am gesottenen Fleisch nicht zu spühren/ weil die meiste
ausgesogen worden.

Und zwar vom Fleisch insgemein zu melden/ so kom-
men in die Speis-Kammer/ von Rindern/ Kälbern/
Schweinen/ Schafen/ Geissen/ Wildpret und Geflü-
gel/ was aber lang aufzuhalten/ muß allein mit Saltz
darzu vermittelt werden; das Einsaltzen kan allein im
Winter und Herbst geschehen; das Schaf- und Kitzen-
Fleisch wird allein frisch gelobt/ wie auch die geschnit-
tenen Hammel und Böcke/ die im Herbst nach dem
Schnitt am besten sind; weil auch die Häute im Win-
ter viel schlechter und dünner; das Jnschlit wird zu den
Kertzen aufgehaben/ und mit dem rindernen vermengt/
ist auch gar gut zur Artzney; die Häute davon werden
gleich ausgespält/ und an einem trockenen Ort aufge-
hangen/ und entweder also verkaufft/ oder dem Weiß-
gerber gegeben.

Das Kälberne Fleisch nähret wol/ und gibt ein gu-
tes Geblüt/ ist doch einer zähen Eigenschafft/ daher den
Krancken/ und die erst von ihrer gehabten Schwachheit
sich wieder aufrichten/ nicht zum besten. Das Lämmer-
ne Fleisch gibt gute und häuffige Nahrung/ soll aber

wenigst

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] eine Lege Foͤhren/ ſo offt ein Leg Lorbeerblaͤter/ gieß als-
dann ſcharffen Eſſig darauf/ und ſchwere ſie mit einem
[Spaltenumbruch] Stein nieder/ ſie ſind gut/ und man kans alſo lang be-
halten.

[Abbildung]
Cap. XXI.
Vom friſchen Fleiſch.
[Spaltenumbruch]

DAs Fleiſch/ ſo vom Vieh kommt/ das vor dem
Schlachten getrieben und umgejagt worden/ ſoll
viel muͤrber ſeyn; das Blut ſoll man wol aus-
lauffen/ und ſolches lieber bey Tag als zu Nachts toͤd-
ten/ alle Jngeweid auf das baͤldeſte ausnehmen/ und die
Haut/ ſo ſpat es ſeyn kan/ abſtreiffen laſſen. Tanara
will fol. 138. man ſoll das Fleiſch in enghaͤlſigen Toͤpf-
fen kochen/ und fleiſſig miteinander abſchaumen; denn
wo der Schaum auf einmal nicht abgeſchoͤpfft wird/
gehet er zu Grund/ und verunreiniget das Fleiſch. Ge-
wiß iſt was D. Chriſtoph Schorer in ſeinen Regulis
Sanitatis
ſetzt/ continuirlich Fleiſch eſſen/ dienet nicht zu
langem Leben. Es iſt ſonſt kein geſunder/ mehr-naͤh-
rendes/ und arbeitſamen Leuten wolbekommlicher Fleiſch/
als das Rind-Fleiſch/ wann es von jungen geſchnitte-
nen Ochſen iſt/ ſonderlich von denen/ die weit getrieben/
und durch die Ubung und Bewegung zum Eſſen noch
tauglicher gemacht werden/ gibt ein gutes Gebluͤt/ wird
gehalten im erſten Grad kalt/ und im andern trocken/
wie Piſanelli will; wir aber halten es billicher mit Ra-
ſis,
der ſtatuirt Simpl. cap. 9. Alles Fleiſch ſey warmer
Natur/ doch eines mehr als das andere/ etliches iſt
feuchter und etliches trockener Natur/ nachdem es jung
oder alt/ zahm oder wild iſt: ſo iſt auch (wie Herr Car-
richter meldet) das Viehe/ ſo auf trockener Weide er-
naͤhret wird/ viel geſuͤnder/ denn das jenige/ ſo in Staͤl-
len fuͤr und fuͤr erzogen wird/ oder auch das jenige/ das
feuchter Weiden genieſſen muß. Ob aber das geſottene
Fleiſch feuchter oder trockner ſey/ als das gebratene/ da-
von ſind die Medici zweyerley Meinungen/ Galenus will/
das geſottene Fleiſch ſey feucht/ und das gebratene tro-
[Spaltenumbruch] cken; die Araber aber wollen das Widerſpiel behaupten/
das gebratene Fleiſch ſey feuchter von Natur/ als das
geſottene/ bringe auch in der Nahrung mehr Krafft/
darum daß in dem geſottenen der beſte Safft im Sieden
heraus in die Fleiſch-Bruͤhe ſich ausziehe; und geben
deſſen folgende Prob: Wann das recht wol gebratene
kalt werde/ ſo erſcheinen auswendig auf dem Fleiſch klei-
ne helle Troͤpfflein/ wie eine Sultz/ welches nichts anders
iſt/ als die natuͤrliche Krafft vom Fleiſch; ſo hingegen
am geſottenen Fleiſch nicht zu ſpuͤhren/ weil die meiſte
ausgeſogen worden.

Und zwar vom Fleiſch insgemein zu melden/ ſo kom-
men in die Speis-Kammer/ von Rindern/ Kaͤlbern/
Schweinen/ Schafen/ Geiſſen/ Wildpret und Gefluͤ-
gel/ was aber lang aufzuhalten/ muß allein mit Saltz
darzu vermittelt werden; das Einſaltzen kan allein im
Winter und Herbſt geſchehen; das Schaf- und Kitzen-
Fleiſch wird allein friſch gelobt/ wie auch die geſchnit-
tenen Hammel und Boͤcke/ die im Herbſt nach dem
Schnitt am beſten ſind; weil auch die Haͤute im Win-
ter viel ſchlechter und duͤnner; das Jnſchlit wird zu den
Kertzen aufgehaben/ und mit dem rindernen vermengt/
iſt auch gar gut zur Artzney; die Haͤute davon werden
gleich ausgeſpaͤlt/ und an einem trockenen Ort aufge-
hangen/ und entweder alſo verkaufft/ oder dem Weiß-
gerber gegeben.

Das Kaͤlberne Fleiſch naͤhret wol/ und gibt ein gu-
tes Gebluͤt/ iſt doch einer zaͤhen Eigenſchafft/ daher den
Krancken/ und die erſt von ihrer gehabten Schwachheit
ſich wieder aufrichten/ nicht zum beſten. Das Laͤmmer-
ne Fleiſch gibt gute und haͤuffige Nahrung/ ſoll aber

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[210/0228] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens eine Lege Foͤhren/ ſo offt ein Leg Lorbeerblaͤter/ gieß als- dann ſcharffen Eſſig darauf/ und ſchwere ſie mit einem Stein nieder/ ſie ſind gut/ und man kans alſo lang be- halten. [Abbildung] Cap. XXI. Vom friſchen Fleiſch. DAs Fleiſch/ ſo vom Vieh kommt/ das vor dem Schlachten getrieben und umgejagt worden/ ſoll viel muͤrber ſeyn; das Blut ſoll man wol aus- lauffen/ und ſolches lieber bey Tag als zu Nachts toͤd- ten/ alle Jngeweid auf das baͤldeſte ausnehmen/ und die Haut/ ſo ſpat es ſeyn kan/ abſtreiffen laſſen. Tanara will fol. 138. man ſoll das Fleiſch in enghaͤlſigen Toͤpf- fen kochen/ und fleiſſig miteinander abſchaumen; denn wo der Schaum auf einmal nicht abgeſchoͤpfft wird/ gehet er zu Grund/ und verunreiniget das Fleiſch. Ge- wiß iſt was D. Chriſtoph Schorer in ſeinen Regulis Sanitatis ſetzt/ continuirlich Fleiſch eſſen/ dienet nicht zu langem Leben. Es iſt ſonſt kein geſunder/ mehr-naͤh- rendes/ und arbeitſamen Leuten wolbekommlicher Fleiſch/ als das Rind-Fleiſch/ wann es von jungen geſchnitte- nen Ochſen iſt/ ſonderlich von denen/ die weit getrieben/ und durch die Ubung und Bewegung zum Eſſen noch tauglicher gemacht werden/ gibt ein gutes Gebluͤt/ wird gehalten im erſten Grad kalt/ und im andern trocken/ wie Piſanelli will; wir aber halten es billicher mit Ra- ſis, der ſtatuirt Simpl. cap. 9. Alles Fleiſch ſey warmer Natur/ doch eines mehr als das andere/ etliches iſt feuchter und etliches trockener Natur/ nachdem es jung oder alt/ zahm oder wild iſt: ſo iſt auch (wie Herr Car- richter meldet) das Viehe/ ſo auf trockener Weide er- naͤhret wird/ viel geſuͤnder/ denn das jenige/ ſo in Staͤl- len fuͤr und fuͤr erzogen wird/ oder auch das jenige/ das feuchter Weiden genieſſen muß. Ob aber das geſottene Fleiſch feuchter oder trockner ſey/ als das gebratene/ da- von ſind die Medici zweyerley Meinungen/ Galenus will/ das geſottene Fleiſch ſey feucht/ und das gebratene tro- cken; die Araber aber wollen das Widerſpiel behaupten/ das gebratene Fleiſch ſey feuchter von Natur/ als das geſottene/ bringe auch in der Nahrung mehr Krafft/ darum daß in dem geſottenen der beſte Safft im Sieden heraus in die Fleiſch-Bruͤhe ſich ausziehe; und geben deſſen folgende Prob: Wann das recht wol gebratene kalt werde/ ſo erſcheinen auswendig auf dem Fleiſch klei- ne helle Troͤpfflein/ wie eine Sultz/ welches nichts anders iſt/ als die natuͤrliche Krafft vom Fleiſch; ſo hingegen am geſottenen Fleiſch nicht zu ſpuͤhren/ weil die meiſte ausgeſogen worden. Und zwar vom Fleiſch insgemein zu melden/ ſo kom- men in die Speis-Kammer/ von Rindern/ Kaͤlbern/ Schweinen/ Schafen/ Geiſſen/ Wildpret und Gefluͤ- gel/ was aber lang aufzuhalten/ muß allein mit Saltz darzu vermittelt werden; das Einſaltzen kan allein im Winter und Herbſt geſchehen; das Schaf- und Kitzen- Fleiſch wird allein friſch gelobt/ wie auch die geſchnit- tenen Hammel und Boͤcke/ die im Herbſt nach dem Schnitt am beſten ſind; weil auch die Haͤute im Win- ter viel ſchlechter und duͤnner; das Jnſchlit wird zu den Kertzen aufgehaben/ und mit dem rindernen vermengt/ iſt auch gar gut zur Artzney; die Haͤute davon werden gleich ausgeſpaͤlt/ und an einem trockenen Ort aufge- hangen/ und entweder alſo verkaufft/ oder dem Weiß- gerber gegeben. Das Kaͤlberne Fleiſch naͤhret wol/ und gibt ein gu- tes Gebluͤt/ iſt doch einer zaͤhen Eigenſchafft/ daher den Krancken/ und die erſt von ihrer gehabten Schwachheit ſich wieder aufrichten/ nicht zum beſten. Das Laͤmmer- ne Fleiſch gibt gute und haͤuffige Nahrung/ ſoll aber wenigſt

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/228>, abgerufen am 26.11.2024.