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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Drittes Buch/ Haus-Mutter.
[Spaltenumbruch] auß dem 11. Capitel des 4. Buch Mosis. Damit
eine schwangere Frau leicht gebähre/ soll man den 1.
Psalm biß auf die Wort/ und seine Blätter verwelcken
nicht/ auf ein weisses subtiles Pergament mit Rosen-
Wasser und Saffran schreiben/ diesen Zettel mit Mastix
beräuchern/ und der schwangern Frauen um den rechten
Arm binden/ und zu diesem Ende/ damit es desto besser
halte/ auf ein Taffet oder Seidenes Band nähen/ daß
die Schrifft die blosse Haut berühre/ und der Zettel nicht
länger sey als die Dicke des Arms erfordert. Jtem
daß eine schwangere Frau leichtlich niederkomme/
soll man den 110. Psalm biß auf die Wort: deine
Kinder werden dir gebohren wie der Thau aus der
Morgenröthe/ eben auf solche Weise (wie oben ge-
dacht) aber auf 2. Zetteln schreiben/ und gleichermassen
der Frauen auf beede Tiech der Füsse umbinden. So
warhafftig alles ein Aberglauben und Mißbrauch der
H. Schrifft ist/ und von allen Christen billich zu meiden/
[Spaltenumbruch] damit nicht das Wort/ so uns zum Leben gegeben wor-
den/ zum Tode gereiche.

Eine vernünfftige Haus-Mutter soll sich an solche
altvettlische Meinungen nicht binden lassen/ sondern
vielmehr mit der einfältigen Halsstarrigkeit und Dün-
ckel-Wahn Mitleiden haben/ und so viel sie kan/
ihnen die Nichtigkeit und eitle Thorheit solcher unge-
gründten Beobachtungen vor Augen stellen; und in
ihrem Haus/ Zimmern und Viehstellen solche Lappe-
reyen nicht zugeben oder gestatten. Diß ist die beste
und gewisseste Bauren-Regel mit ihrem Viehe zu ge-
brauchen/ daß das Gesinde zur Gottes-Furcht und Ge-
bet fleissig angehalten/ alles sauber/ ordentlich und emsig
angestellt/ mit Futter und Wartung alles wol versehen/
und das übrige der Vorsorg des besten und ältisten
Haus-Vatters/ des Allmächtigen Gottes/ mit Christ-
licher Bescheidenheit/ und hertzlicher Zuversicht zu seinem
Göttlichen Willen und Wolgefallen überlassen werde.

Cap. VIII.
Was insgemein einer Haus-Frauen im Leben und in ihrer
Wirthschafft zu thun sey.
[Spaltenumbruch]

DJe Haus-Wirthschafften sollen seyn (wann sie
glücklich und wol bestellet sind) wie ein wolge-
machter Teich oder Weyer; der Haus-Herr
soll seyn der Einlaß oder die Quelle des Wassers/ da-
mits daran nie gebreche; die Haus-Frau aber der
Damm und der Ablaß/ die alles/ was von der Quellen
hinein kommt/ verwahre/ und was übrig und unnoth-
wendig/ also geschicklich austheile und anwende/ daß
dennoch das Capital ihres Vermögens erhalten/ und
die Verzinsungen/ zu Gottes Ehren/ der ihrigen und des
Nächstens Nutzen wol und löblich ausgespendet werden/
damit der nutzbare Teich ihrer Haus-Wirthschafft
weder überschwemmet noch ausgetrocknet werden mö-
ge. Hat also eine Frau solches recht und vernünfftig
anzustellen zu bedencken.

Erstlich/ soll sie gleich einem Bienen-Weisel oder
König seyn/ die in ihrem Hause den arbeitenden Dienst-
Boten und Mägden/ was jedem gebühret/ so wol aus-
ser als innerhalb des Hauses/ ihre Verrichtungen recht
anweise und austheile/ allen Wust und Unsauberkeit
reinlich lasse aufraumen und ausfegen/ und in feinem
Wolstand erhalte; sonderlich aber gern früh aufstehe.
Fürs Ander/ das vornehmste Stuck ihres Beruffs
ist/ daß sie/ nach Göttlicher Ordnung/ ihres Manns
Gehülffin sey wann er von ungleichem Humor, sich da-
rein schicke/ und nicht vermeine/ er müsse sich nach ih-
rem Kopff richten/ sonst wirds heissen/ wie man in den
Fabeln erzehlt/ daß einmahl die junge Schwalbe nach
Hause kommen/ und ihrer Mutter erzehlt/ sie hätte ei-
nen tapffern schönen Ehemann erworben/ und das wä-
re der Gümpel oder Rothfinck; da hat ihr die Mutter
darauf geantwortet/ ihr werdet schwerlich lang beysam-
men bleiben/ denn er liebt den Winter/ und du den Som-
mer; also wird eine Tugendsame Haus-Mutter diß in
acht nehmen/ was der Mann erwirbt/ kaufft/ in Vorrath
verschafft/ und ins Haus bringet/ empfangen/ verwahren
daß es nicht entweder verderbe/ oder gleich jedermann
Preiß gelassen werde; und also nicht ein Wasser-
[Spaltenumbruch] Wirbel sey/ der alles/ was man hinein wirfft/ also ver-
schlinge/ daß man nichts mehr davon sehen kan.
Zum Dritten/ sollen alle ihre Geschäffte/ Vermö-
gen und Haus-Rath in guter Ordnung gehalten seyn/
damit alles leichter zu finden und vorzunehmen/ alle
Fahrniß soll an seinen gewissen Ort gelegt/ aufgezeichnet
und verschlossen/ auch was in den Ställen/ in den Zim-
mern/ im Garten für Werckzeuge und Fahrniß ge-
braucht wird/ soll gewissen Dienst-Boten eingeant-
wortet und aufgeschrieben/ zu ihrer Verantwortung ge-
lassen werben/ damit sie jedes/ auf Begehren/ gleich
wissen zu finden/ und wo ein Abgang wäre/ darum
Rechenschafft zu geben; denn einmal gewiß/ wann man
schon genug hat/ und im Fall der Noth es haben will/
bey unordentlichem Haushalten/ offtmals etwas nicht ge-
funden/ und dahero man bey seinem Reichthum mit
Mangel gequälet wird.
Zum Vierdten/ soll (wie oben gedacht) eine Haus-
Mutter ihr um eine treue fleissige Haushalterin oder
Beschliesserin umsehen/ die eine gute Erfahrung und
glückliche Gedächtnis habe/ alles aufschreibe/ was das
Gesinde von Haus-Rath in Händen/ damit sie nichts
veruntreuen oder verwahrlosen mögen/ die in Ställen
bey dem Melcken/ bey Fütterung und Wartung des
Viehes zusehen/ mit Milch/ Käse/ Butter und
Schmaltz umgehen; alle Arbeit anschaffen und ausfüh-
ren/ und von allem Rechenschafft geben könne.
Fünfftens/ wann nun eine Haus-Mutter alles auf
das beste und vernünfftigste bestellt und angeordnet hat/
soll sie gleichwol glauben/ es sey noch nichts gethan/
wann sie nicht selber ihre Obsicht und Augen dabey
habe/ und Fleiß ankehre/ daß alles mit guter Ordnung
angefangen/ vermittelt und geendet werde.
Zum Sechsten/ daher auch die alten Römer für
der vornehmsten Weiber Tugenden eine gehalten und
gerühmet/ wann eine Frau gerne zu Hause bleibe; weil sie
in einem verschlossenen Ort des Paradises gleichsam da-
rum erschaffen worden/ daß sie gern zwischen den Ein-
fang
B b

Drittes Buch/ Haus-Mutter.
[Spaltenumbruch] auß dem 11. Capitel des 4. Buch Moſis. Damit
eine ſchwangere Frau leicht gebaͤhre/ ſoll man den 1.
Pſalm biß auf die Wort/ und ſeine Blaͤtter verwelcken
nicht/ auf ein weiſſes ſubtiles Pergament mit Roſen-
Waſſer und Saffran ſchreiben/ dieſen Zettel mit Maſtix
beraͤuchern/ und der ſchwangern Frauen um den rechten
Arm binden/ und zu dieſem Ende/ damit es deſto beſſer
halte/ auf ein Taffet oder Seidenes Band naͤhen/ daß
die Schrifft die bloſſe Haut beruͤhre/ und der Zettel nicht
laͤnger ſey als die Dicke des Arms erfordert. Jtem
daß eine ſchwangere Frau leichtlich niederkomme/
ſoll man den 110. Pſalm biß auf die Wort: deine
Kinder werden dir gebohren wie der Thau aus der
Morgenroͤthe/ eben auf ſolche Weiſe (wie oben ge-
dacht) aber auf 2. Zetteln ſchreiben/ und gleichermaſſen
der Frauen auf beede Tiech der Fuͤſſe umbinden. So
warhafftig alles ein Aberglauben und Mißbrauch der
H. Schrifft iſt/ und von allen Chriſten billich zu meiden/
[Spaltenumbruch] damit nicht das Wort/ ſo uns zum Leben gegeben wor-
den/ zum Tode gereiche.

Eine vernuͤnfftige Haus-Mutter ſoll ſich an ſolche
altvettliſche Meinungen nicht binden laſſen/ ſondern
vielmehr mit der einfaͤltigen Halsſtarrigkeit und Duͤn-
ckel-Wahn Mitleiden haben/ und ſo viel ſie kan/
ihnen die Nichtigkeit und eitle Thorheit ſolcher unge-
gruͤndten Beobachtungen vor Augen ſtellen; und in
ihrem Haus/ Zimmern und Viehſtellen ſolche Lappe-
reyen nicht zugeben oder geſtatten. Diß iſt die beſte
und gewiſſeſte Bauren-Regel mit ihrem Viehe zu ge-
brauchen/ daß das Geſinde zur Gottes-Furcht und Ge-
bet fleiſſig angehalten/ alles ſauber/ ordentlich und emſig
angeſtellt/ mit Futter und Wartung alles wol verſehen/
und das uͤbrige der Vorſorg des beſten und aͤltiſten
Haus-Vatters/ des Allmaͤchtigen Gottes/ mit Chriſt-
licher Beſcheidenheit/ und hertzlicher Zuverſicht zu ſeinem
Goͤttlichen Willen und Wolgefallen uͤberlaſſen werde.

Cap. VIII.
Was insgemein einer Haus-Frauen im Leben und in ihrer
Wirthſchafft zu thun ſey.
[Spaltenumbruch]

DJe Haus-Wirthſchafften ſollen ſeyn (wann ſie
gluͤcklich und wol beſtellet ſind) wie ein wolge-
machter Teich oder Weyer; der Haus-Herr
ſoll ſeyn der Einlaß oder die Quelle des Waſſers/ da-
mits daran nie gebreche; die Haus-Frau aber der
Damm und der Ablaß/ die alles/ was von der Quellen
hinein kommt/ verwahre/ und was uͤbrig und unnoth-
wendig/ alſo geſchicklich austheile und anwende/ daß
dennoch das Capital ihres Vermoͤgens erhalten/ und
die Verzinſungen/ zu Gottes Ehren/ der ihrigen und des
Naͤchſtens Nutzen wol und loͤblich ausgeſpendet werden/
damit der nutzbare Teich ihrer Haus-Wirthſchafft
weder uͤberſchwemmet noch ausgetrocknet werden moͤ-
ge. Hat alſo eine Frau ſolches recht und vernuͤnfftig
anzuſtellen zu bedencken.

Erſtlich/ ſoll ſie gleich einem Bienen-Weiſel oder
Koͤnig ſeyn/ die in ihrem Hauſe den arbeitenden Dienſt-
Boten und Maͤgden/ was jedem gebuͤhret/ ſo wol auſ-
ſer als innerhalb des Hauſes/ ihre Verrichtungen recht
anweiſe und austheile/ allen Wuſt und Unſauberkeit
reinlich laſſe aufraumen und ausfegen/ und in feinem
Wolſtand erhalte; ſonderlich aber gern fruͤh aufſtehe.
Fuͤrs Ander/ das vornehmſte Stuck ihres Beruffs
iſt/ daß ſie/ nach Goͤttlicher Ordnung/ ihres Manns
Gehuͤlffin ſey wann er von ungleichem Humor, ſich da-
rein ſchicke/ und nicht vermeine/ er muͤſſe ſich nach ih-
rem Kopff richten/ ſonſt wirds heiſſen/ wie man in den
Fabeln erzehlt/ daß einmahl die junge Schwalbe nach
Hauſe kommen/ und ihrer Mutter erzehlt/ ſie haͤtte ei-
nen tapffern ſchoͤnen Ehemann erworben/ und das waͤ-
re der Guͤmpel oder Rothfinck; da hat ihr die Mutter
darauf geantwortet/ ihr werdet ſchwerlich lang beyſam-
men bleiben/ denn er liebt den Winter/ und du den Som-
mer; alſo wird eine Tugendſame Haus-Mutter diß in
acht nehmen/ was der Mann erwirbt/ kaufft/ in Vorrath
verſchafft/ und ins Haus bringet/ empfangen/ verwahren
daß es nicht entweder verderbe/ oder gleich jedermann
Preiß gelaſſen werde; und alſo nicht ein Waſſer-
[Spaltenumbruch] Wirbel ſey/ der alles/ was man hinein wirfft/ alſo ver-
ſchlinge/ daß man nichts mehr davon ſehen kan.
Zum Dritten/ ſollen alle ihre Geſchaͤffte/ Vermoͤ-
gen und Haus-Rath in guter Ordnung gehalten ſeyn/
damit alles leichter zu finden und vorzunehmen/ alle
Fahrniß ſoll an ſeinen gewiſſen Ort gelegt/ aufgezeichnet
und verſchloſſen/ auch was in den Staͤllen/ in den Zim-
mern/ im Garten fuͤr Werckzeuge und Fahrniß ge-
braucht wird/ ſoll gewiſſen Dienſt-Boten eingeant-
wortet und aufgeſchrieben/ zu ihrer Verantwortung ge-
laſſen werben/ damit ſie jedes/ auf Begehren/ gleich
wiſſen zu finden/ und wo ein Abgang waͤre/ darum
Rechenſchafft zu geben; denn einmal gewiß/ wann man
ſchon genug hat/ und im Fall der Noth es haben will/
bey unordentlichem Haushalten/ offtmals etwas nicht ge-
funden/ und dahero man bey ſeinem Reichthum mit
Mangel gequaͤlet wird.
Zum Vierdten/ ſoll (wie oben gedacht) eine Haus-
Mutter ihr um eine treue fleiſſige Haushalterin oder
Beſchlieſſerin umſehen/ die eine gute Erfahrung und
gluͤckliche Gedaͤchtnis habe/ alles aufſchreibe/ was das
Geſinde von Haus-Rath in Haͤnden/ damit ſie nichts
veruntreuen oder verwahrloſen moͤgen/ die in Staͤllen
bey dem Melcken/ bey Fuͤtterung und Wartung des
Viehes zuſehen/ mit Milch/ Kaͤſe/ Butter und
Schmaltz umgehen; alle Arbeit anſchaffen und ausfuͤh-
ren/ und von allem Rechenſchafft geben koͤnne.
Fuͤnfftens/ wann nun eine Haus-Mutter alles auf
das beſte und vernuͤnfftigſte beſtellt und angeordnet hat/
ſoll ſie gleichwol glauben/ es ſey noch nichts gethan/
wann ſie nicht ſelber ihre Obſicht und Augen dabey
habe/ und Fleiß ankehre/ daß alles mit guter Ordnung
angefangen/ vermittelt und geendet werde.
Zum Sechſten/ daher auch die alten Roͤmer fuͤr
der vornehmſten Weiber Tugenden eine gehalten und
geruͤhmet/ wann eine Frau gerne zu Hauſe bleibe; weil ſie
in einem verſchloſſenen Ort des Paradiſes gleichſam da-
rum erſchaffen worden/ daß ſie gern zwiſchen den Ein-
fang
B b
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[193/0211] Drittes Buch/ Haus-Mutter. auß dem 11. Capitel des 4. Buch Moſis. Damit eine ſchwangere Frau leicht gebaͤhre/ ſoll man den 1. Pſalm biß auf die Wort/ und ſeine Blaͤtter verwelcken nicht/ auf ein weiſſes ſubtiles Pergament mit Roſen- Waſſer und Saffran ſchreiben/ dieſen Zettel mit Maſtix beraͤuchern/ und der ſchwangern Frauen um den rechten Arm binden/ und zu dieſem Ende/ damit es deſto beſſer halte/ auf ein Taffet oder Seidenes Band naͤhen/ daß die Schrifft die bloſſe Haut beruͤhre/ und der Zettel nicht laͤnger ſey als die Dicke des Arms erfordert. Jtem daß eine ſchwangere Frau leichtlich niederkomme/ ſoll man den 110. Pſalm biß auf die Wort: deine Kinder werden dir gebohren wie der Thau aus der Morgenroͤthe/ eben auf ſolche Weiſe (wie oben ge- dacht) aber auf 2. Zetteln ſchreiben/ und gleichermaſſen der Frauen auf beede Tiech der Fuͤſſe umbinden. So warhafftig alles ein Aberglauben und Mißbrauch der H. Schrifft iſt/ und von allen Chriſten billich zu meiden/ damit nicht das Wort/ ſo uns zum Leben gegeben wor- den/ zum Tode gereiche. Eine vernuͤnfftige Haus-Mutter ſoll ſich an ſolche altvettliſche Meinungen nicht binden laſſen/ ſondern vielmehr mit der einfaͤltigen Halsſtarrigkeit und Duͤn- ckel-Wahn Mitleiden haben/ und ſo viel ſie kan/ ihnen die Nichtigkeit und eitle Thorheit ſolcher unge- gruͤndten Beobachtungen vor Augen ſtellen; und in ihrem Haus/ Zimmern und Viehſtellen ſolche Lappe- reyen nicht zugeben oder geſtatten. Diß iſt die beſte und gewiſſeſte Bauren-Regel mit ihrem Viehe zu ge- brauchen/ daß das Geſinde zur Gottes-Furcht und Ge- bet fleiſſig angehalten/ alles ſauber/ ordentlich und emſig angeſtellt/ mit Futter und Wartung alles wol verſehen/ und das uͤbrige der Vorſorg des beſten und aͤltiſten Haus-Vatters/ des Allmaͤchtigen Gottes/ mit Chriſt- licher Beſcheidenheit/ und hertzlicher Zuverſicht zu ſeinem Goͤttlichen Willen und Wolgefallen uͤberlaſſen werde. Cap. VIII. Was insgemein einer Haus-Frauen im Leben und in ihrer Wirthſchafft zu thun ſey. DJe Haus-Wirthſchafften ſollen ſeyn (wann ſie gluͤcklich und wol beſtellet ſind) wie ein wolge- machter Teich oder Weyer; der Haus-Herr ſoll ſeyn der Einlaß oder die Quelle des Waſſers/ da- mits daran nie gebreche; die Haus-Frau aber der Damm und der Ablaß/ die alles/ was von der Quellen hinein kommt/ verwahre/ und was uͤbrig und unnoth- wendig/ alſo geſchicklich austheile und anwende/ daß dennoch das Capital ihres Vermoͤgens erhalten/ und die Verzinſungen/ zu Gottes Ehren/ der ihrigen und des Naͤchſtens Nutzen wol und loͤblich ausgeſpendet werden/ damit der nutzbare Teich ihrer Haus-Wirthſchafft weder uͤberſchwemmet noch ausgetrocknet werden moͤ- ge. Hat alſo eine Frau ſolches recht und vernuͤnfftig anzuſtellen zu bedencken. Erſtlich/ ſoll ſie gleich einem Bienen-Weiſel oder Koͤnig ſeyn/ die in ihrem Hauſe den arbeitenden Dienſt- Boten und Maͤgden/ was jedem gebuͤhret/ ſo wol auſ- ſer als innerhalb des Hauſes/ ihre Verrichtungen recht anweiſe und austheile/ allen Wuſt und Unſauberkeit reinlich laſſe aufraumen und ausfegen/ und in feinem Wolſtand erhalte; ſonderlich aber gern fruͤh aufſtehe. Fuͤrs Ander/ das vornehmſte Stuck ihres Beruffs iſt/ daß ſie/ nach Goͤttlicher Ordnung/ ihres Manns Gehuͤlffin ſey wann er von ungleichem Humor, ſich da- rein ſchicke/ und nicht vermeine/ er muͤſſe ſich nach ih- rem Kopff richten/ ſonſt wirds heiſſen/ wie man in den Fabeln erzehlt/ daß einmahl die junge Schwalbe nach Hauſe kommen/ und ihrer Mutter erzehlt/ ſie haͤtte ei- nen tapffern ſchoͤnen Ehemann erworben/ und das waͤ- re der Guͤmpel oder Rothfinck; da hat ihr die Mutter darauf geantwortet/ ihr werdet ſchwerlich lang beyſam- men bleiben/ denn er liebt den Winter/ und du den Som- mer; alſo wird eine Tugendſame Haus-Mutter diß in acht nehmen/ was der Mann erwirbt/ kaufft/ in Vorrath verſchafft/ und ins Haus bringet/ empfangen/ verwahren daß es nicht entweder verderbe/ oder gleich jedermann Preiß gelaſſen werde; und alſo nicht ein Waſſer- Wirbel ſey/ der alles/ was man hinein wirfft/ alſo ver- ſchlinge/ daß man nichts mehr davon ſehen kan. Zum Dritten/ ſollen alle ihre Geſchaͤffte/ Vermoͤ- gen und Haus-Rath in guter Ordnung gehalten ſeyn/ damit alles leichter zu finden und vorzunehmen/ alle Fahrniß ſoll an ſeinen gewiſſen Ort gelegt/ aufgezeichnet und verſchloſſen/ auch was in den Staͤllen/ in den Zim- mern/ im Garten fuͤr Werckzeuge und Fahrniß ge- braucht wird/ ſoll gewiſſen Dienſt-Boten eingeant- wortet und aufgeſchrieben/ zu ihrer Verantwortung ge- laſſen werben/ damit ſie jedes/ auf Begehren/ gleich wiſſen zu finden/ und wo ein Abgang waͤre/ darum Rechenſchafft zu geben; denn einmal gewiß/ wann man ſchon genug hat/ und im Fall der Noth es haben will/ bey unordentlichem Haushalten/ offtmals etwas nicht ge- funden/ und dahero man bey ſeinem Reichthum mit Mangel gequaͤlet wird. Zum Vierdten/ ſoll (wie oben gedacht) eine Haus- Mutter ihr um eine treue fleiſſige Haushalterin oder Beſchlieſſerin umſehen/ die eine gute Erfahrung und gluͤckliche Gedaͤchtnis habe/ alles aufſchreibe/ was das Geſinde von Haus-Rath in Haͤnden/ damit ſie nichts veruntreuen oder verwahrloſen moͤgen/ die in Staͤllen bey dem Melcken/ bey Fuͤtterung und Wartung des Viehes zuſehen/ mit Milch/ Kaͤſe/ Butter und Schmaltz umgehen; alle Arbeit anſchaffen und ausfuͤh- ren/ und von allem Rechenſchafft geben koͤnne. Fuͤnfftens/ wann nun eine Haus-Mutter alles auf das beſte und vernuͤnfftigſte beſtellt und angeordnet hat/ ſoll ſie gleichwol glauben/ es ſey noch nichts gethan/ wann ſie nicht ſelber ihre Obſicht und Augen dabey habe/ und Fleiß ankehre/ daß alles mit guter Ordnung angefangen/ vermittelt und geendet werde. Zum Sechſten/ daher auch die alten Roͤmer fuͤr der vornehmſten Weiber Tugenden eine gehalten und geruͤhmet/ wann eine Frau gerne zu Hauſe bleibe; weil ſie in einem verſchloſſenen Ort des Paradiſes gleichſam da- rum erſchaffen worden/ daß ſie gern zwiſchen den Ein- fang B b

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/211>, abgerufen am 25.11.2024.