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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wegen der Ubereinstimmung des Gemüthes mit dem
Cörper/ und machen/ daß des Menschen Hirn/ des Amts
seiner gewöhnlichen Vegetation desto besser abwarten
könne; denn wer sich des Besten zu seinem GOtt ver-
sihet/ der vertrauet allein auf Jhn/ und lässet sich äusser-
liche Forcht und Zweiffels-Fälle nicht abwendig machen;
und daraus entspringet die Ruhe des Gemüthes/ also
daß keine strenge gäh-hereinbrechende Bewegung die
Haiterkeit seiner Befriedigung betrüben oder bemailigen
kan. Der Göttliche Plato nennet es Concordiam ani-
mi cum corpore,
und wie zu Friedens Zeiten in einem
Land/ das Feld wol gebauet/ alle Städte und Dörffer
häuffig bewohnet/ die Strassen sicher/ die Kauffmann-
schafften und Handlungen geschäfftig/ Himmel und Er-
den gleichsam erfreuet/ und miteinander vereiniget eine
erwünschte Fruchtbarkeit verheissen: Also wann der
Leib wol bestellt/ das Gemüthe wol befriedigt/ alle Haupt-
Glieder ihren Wirckungen wol vorstehen/ so scheinet die
Sonne der Freude und Freudigkeit ohne Wolcken der
Betrübnis lauter und schön herfür. Diese Vergnügung
aber hat in menschlicher Gebrächlichkeit seine Phases
und Wechsel/ und ligt allein daran/ daß von denen
Strahlen der Göttlichen Allmachts-Sonne ihr wach-
sender Schein per interpositionem Globi terrei, oder
vielmehr irrdischer nichtiger Sorgen/ nicht in eine trauri-
ge Finsternis der Göttlichen Gnade verkehret werde;
dardurch alle causae secundae, utut vigeant & Incre-
mentum habeant,
gehemmet/ und aufgehoben werden.
Diesen Frieden nun zu erhalten/ ligt es forderst an der
Göttlichen Erbarmung/ die mit Gottesfurcht/ hertzlichen
Glauben und Gehorsam (weil GOtt ein liebreicher selbst
anreitzender und williger Vatter alle verlohrne bußfertige
Kinder allergnädigst annimmt) zu ersuchen und zu er-
bitten. Das andere (aber allein aus Göttlicher Gna-
de) ist die dapffere Resolution, sich nicht so bald und
leichtlich aus der Festung und starcken Schantz der Zu-
friedenheit verjagen zu lassen/ alle Ansprengungen der
Sorgen/ Kümmernis und Traurigkeit/ mit tröstlicher
[Spaltenumbruch] Hoffnung abzuschlagen/ sein Anliegen auf den HErrn
zu werffen/ und in Seine verheissene Versorgung kein
Mißtrauen zu setzen. Bonus genius est sanitatis filius;
und ist wol gethan/ wie jener Jtaliäner sagt: Vivete al-
legro, se non per altro; almeno per far dispiacere, a
chi ha piacer del dispiacer vostro.
Das ist: Lebt in
Freuden; habt ihr kein andere Ursach/ auf das wenigst
darum; dem jenigen einen Verdruß zu machen/ der eine
Freude hat ob euren Verdruß. Und diese zu erhalten/ ist
die Selbst-Vergnügung/ welche von denen Griechen
Autarkeia genennt wird/ sehr nöthig/ daß man mit dem/
was GOtt gegeben hat/ verlieb nimmt; sihet man rei-
chere/ grössere/ glückseeligere/ so muß man auch dencken/
daß es viel ärmere/ geringere und elendere gibt/ betrach-
ten/ daß GOtt/ aus allweisem Raht/ jedem Menschen sei-
nen Theil zugemessen/ damit soll man zufrieden seyn/
niemanden beneiden/ die Höhern verehren/ die Kleinern
nicht verachten; bey seines gleichen frölich und freund-
lich seyn/ seinem Beruff embsig abwarten; und soll
man billich einen Eckel bekommen/ wann man nur ver-
nünfftig die jenigen Leute betrachtet/ denen es GOtt nie
recht machen kan/ und die nie mit ihnen selbst zufrieden
sind/ wie thöricht sie mit unzeitigen vergeblichen Klagen
ihnen selbst und auch andern verdrießlich sind; ist es schön
Wetter/ klagen sie über die Dörre; regnet es/ über die
Verschwemmung; gerähtet das Korn/ so haben sie keine
Anwehrung/ gerähtets nicht/ so vermögen sie nicht/ et-
was zu kauffen; im Krieg wollten sie gerne Frieden/
und im Frieden gerne Krieg haben; bald ist ihnen diß/
bald jenes nicht recht. Wir sollen vielmehr mit dem
Haus-Lehrer Syrach schliessen und sprechen: Nun
dancket alle GOtt/ der grosse Dinge thut an allen En-
den/ der uns von Mutter-Leibe an lebendig erhält/ und
thut uns alles gutes. Er gebe uns ein fröliches Hertz/
und verleihe immerdar Friede zu unser Zeit in Jsrael/
und daß Seine Gnade stets bey uns bleibe/ und erlöse
uns/ so lang wir leben. Amen.

Cap. LXVIII.
Von der Lufft.
[Spaltenumbruch]

GLeichwie ein Mensch stetig Athem hohlen muß/
will er anders leben; also ist auch externum
Ambiens,
die Lufft/ eines von den nothwendigen
unentbehrlichen Stücken/ so zu Erhaltung der Gesund-
heit dienen. Und weil diese eines von den öffters sich
verkehrenden Elementen ist/ und bald/ nachdem das
Gewitter sich ereignet/ kalt ist; so macht sie die Flüsse
aus dem Hirn in den Magen sincken/ dardurch der Ap-
petit zum Essen geschwächt/ daher auch viel Thiere im
Winter gar nichts essen/ sondern in ihren Höhlen und
Löchern verborgen und gleichsam schlaffen/ da sie von der
feuchten kalten Lufft/ durch die Schweiß-Löcher/ und
durch das absinckende und wieder aufsteigende also stets
abwechslende Phlegma erhalten werden. Aus kalter
Lufft soll man nicht gähe in eine warme Stuben/ oder
von dieser in die Kälte gehen/ weil gähliche Aenderung
der Natur schädlich/ sich aber/ am gantzen Leibe/ son-
derlich am Haupt/ warm halten; bald ist die Lufft gar
zu heiß/ und dem Hirn/ das von Natur kühl ist/ sehr zu
wider. Die Lufft nähret den Menschen nicht allein per
[Spaltenumbruch] inspirationem,
sondern auch per Poros totius Corpo-
ris,
darum ist die Lufft bey allzu-intemperirter Beschaf-
fenheit zu meiden/ im Winter mit Caminen und mässig-
eingeheitzten Stuben/ im Sommer vor der Sonnen
Aufgang und nach ihrem Nidergang bey frischen Was-
sern/ da offt ein kühles Lüfftlein kommt/ oder unter dem
Schatten der Bäume seine Zeit zuzubringen. Viel
haben geglaubt/ daß sich die Lufft in Wasser/ und Was-
ser in die Lufft verändere. Die meisten aber glauben/
daß beede Elementa sind/ wie Helmontius sagt, Primi-
genia, & rerum constantes matrices a condito orbe
stabiles, & in terminum perseverantes,
denn ob sonst
das Wasser sich leicht in einen Dunst verwechselt/ so
sind doch diese Dünste und Halitus keine Lufft/ vapor
etenim reipsa nihil aliud est naturaliter & formaliter,
quam Atomorum aquae in altum sublatae congeries.

Aus dem Wasser (wie gesagt) werden die Dünste/ aus
diesen die Wolcken/ die sich in der Lufft zusammen trei-
ben/ und alle feuchten Meteora verursachen/ und von
den Winden hin und wider getrieben werden/ und wann

sich

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wegen der Ubereinſtimmung des Gemuͤthes mit dem
Coͤrper/ und machen/ daß des Menſchen Hirn/ des Amts
ſeiner gewoͤhnlichen Vegetation deſto beſſer abwarten
koͤnne; denn wer ſich des Beſten zu ſeinem GOtt ver-
ſihet/ der vertrauet allein auf Jhn/ und laͤſſet ſich aͤuſſer-
liche Forcht und Zweiffels-Faͤlle nicht abwendig machen;
und daraus entſpringet die Ruhe des Gemuͤthes/ alſo
daß keine ſtrenge gaͤh-hereinbrechende Bewegung die
Haiterkeit ſeiner Befriedigung betruͤben oder bemailigen
kan. Der Goͤttliche Plato nennet es Concordiam ani-
mi cum corpore,
und wie zu Friedens Zeiten in einem
Land/ das Feld wol gebauet/ alle Staͤdte und Doͤrffer
haͤuffig bewohnet/ die Straſſen ſicher/ die Kauffmann-
ſchafften und Handlungen geſchaͤfftig/ Himmel und Er-
den gleichſam erfreuet/ und miteinander vereiniget eine
erwuͤnſchte Fruchtbarkeit verheiſſen: Alſo wann der
Leib wol beſtellt/ das Gemuͤthe wol befriedigt/ alle Haupt-
Glieder ihren Wirckungen wol vorſtehen/ ſo ſcheinet die
Sonne der Freude und Freudigkeit ohne Wolcken der
Betruͤbnis lauter und ſchoͤn herfuͤr. Dieſe Vergnuͤgung
aber hat in menſchlicher Gebraͤchlichkeit ſeine Phaſes
und Wechſel/ und ligt allein daran/ daß von denen
Strahlen der Goͤttlichen Allmachts-Sonne ihr wach-
ſender Schein per interpoſitionem Globi terrei, oder
vielmehr irrdiſcher nichtiger Sorgen/ nicht in eine trauri-
ge Finſternis der Goͤttlichen Gnade verkehret werde;
dardurch alle cauſæ ſecundæ, utut vigeant & Incre-
mentum habeant,
gehemmet/ und aufgehoben werden.
Dieſen Frieden nun zu erhalten/ ligt es forderſt an der
Goͤttlichen Erbarmung/ die mit Gottesfurcht/ hertzlichen
Glauben und Gehorſam (weil GOtt ein liebreicher ſelbſt
anreitzender und williger Vatter alle verlohrne bußfertige
Kinder allergnaͤdigſt annimmt) zu erſuchen und zu er-
bitten. Das andere (aber allein aus Goͤttlicher Gna-
de) iſt die dapffere Reſolution, ſich nicht ſo bald und
leichtlich aus der Feſtung und ſtarcken Schantz der Zu-
friedenheit verjagen zu laſſen/ alle Anſprengungen der
Sorgen/ Kuͤmmernis und Traurigkeit/ mit troͤſtlicher
[Spaltenumbruch] Hoffnung abzuſchlagen/ ſein Anliegen auf den HErrn
zu werffen/ und in Seine verheiſſene Verſorgung kein
Mißtrauen zu ſetzen. Bonus genius eſt ſanitatis filius;
und iſt wol gethan/ wie jener Jtaliaͤner ſagt: Vivete al-
legro, ſe non per altro; almeno per far diſpiacere, à
chi ha piacer del diſpiacer voſtro.
Das iſt: Lebt in
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darum; dem jenigen einen Verdruß zu machen/ der eine
Freude hat ob euren Verdruß. Und dieſe zu erhalten/ iſt
die Selbſt-Vergnuͤgung/ welche von denen Griechen
Αυτάρκεια genennt wird/ ſehr noͤthig/ daß man mit dem/
was GOtt gegeben hat/ verlieb nimmt; ſihet man rei-
chere/ groͤſſere/ gluͤckſeeligere/ ſo muß man auch dencken/
daß es viel aͤrmere/ geringere und elendere gibt/ betrach-
ten/ daß GOtt/ aus allweiſem Raht/ jedem Menſchen ſei-
nen Theil zugemeſſen/ damit ſoll man zufrieden ſeyn/
niemanden beneiden/ die Hoͤhern verehren/ die Kleinern
nicht verachten; bey ſeines gleichen froͤlich und freund-
lich ſeyn/ ſeinem Beruff embſig abwarten; und ſoll
man billich einen Eckel bekommen/ wann man nur ver-
nuͤnfftig die jenigen Leute betrachtet/ denen es GOtt nie
recht machen kan/ und die nie mit ihnen ſelbſt zufrieden
ſind/ wie thoͤricht ſie mit unzeitigen vergeblichen Klagen
ihnen ſelbſt und auch andern verdrießlich ſind; iſt es ſchoͤn
Wetter/ klagen ſie uͤber die Doͤrre; regnet es/ uͤber die
Verſchwemmung; geraͤhtet das Korn/ ſo haben ſie keine
Anwehrung/ geraͤhtets nicht/ ſo vermoͤgen ſie nicht/ et-
was zu kauffen; im Krieg wollten ſie gerne Frieden/
und im Frieden gerne Krieg haben; bald iſt ihnen diß/
bald jenes nicht recht. Wir ſollen vielmehr mit dem
Haus-Lehrer Syrach ſchlieſſen und ſprechen: Nun
dancket alle GOtt/ der groſſe Dinge thut an allen En-
den/ der uns von Mutter-Leibe an lebendig erhaͤlt/ und
thut uns alles gutes. Er gebe uns ein froͤliches Hertz/
und verleihe immerdar Friede zu unſer Zeit in Jſrael/
und daß Seine Gnade ſtets bey uns bleibe/ und erloͤſe
uns/ ſo lang wir leben. Amen.

Cap. LXVIII.
Von der Lufft.
[Spaltenumbruch]

GLeichwie ein Menſch ſtetig Athem hohlen muß/
will er anders leben; alſo iſt auch externum
Ambiens,
die Lufft/ eines von den nothwendigen
unentbehrlichen Stuͤcken/ ſo zu Erhaltung der Geſund-
heit dienen. Und weil dieſe eines von den oͤffters ſich
verkehrenden Elementen iſt/ und bald/ nachdem das
Gewitter ſich ereignet/ kalt iſt; ſo macht ſie die Fluͤſſe
aus dem Hirn in den Magen ſincken/ dardurch der Ap-
petit zum Eſſen geſchwaͤcht/ daher auch viel Thiere im
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Loͤchern verborgen und gleichſam ſchlaffen/ da ſie von der
feuchten kalten Lufft/ durch die Schweiß-Loͤcher/ und
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Lufft ſoll man nicht gaͤhe in eine warme Stuben/ oder
von dieſer in die Kaͤlte gehen/ weil gaͤhliche Aenderung
der Natur ſchaͤdlich/ ſich aber/ am gantzen Leibe/ ſon-
derlich am Haupt/ warm halten; bald iſt die Lufft gar
zu heiß/ und dem Hirn/ das von Natur kuͤhl iſt/ ſehr zu
wider. Die Lufft naͤhret den Menſchen nicht allein per
[Spaltenumbruch] inſpirationem,
ſondern auch per Poros totius Corpo-
ris,
darum iſt die Lufft bey allzu-intemperirter Beſchaf-
fenheit zu meiden/ im Winter mit Caminen und maͤſſig-
eingeheitzten Stuben/ im Sommer vor der Sonnen
Aufgang und nach ihrem Nidergang bey friſchen Waſ-
ſern/ da offt ein kuͤhles Luͤfftlein kommt/ oder unter dem
Schatten der Baͤume ſeine Zeit zuzubringen. Viel
haben geglaubt/ daß ſich die Lufft in Waſſer/ und Waſ-
ſer in die Lufft veraͤndere. Die meiſten aber glauben/
daß beede Elementa ſind/ wie Helmontius ſagt, Primi-
genia, & rerum conſtantes matrices à condito orbe
ſtabiles, & in terminum perſeverantes,
denn ob ſonſt
das Waſſer ſich leicht in einen Dunſt verwechſelt/ ſo
ſind doch dieſe Duͤnſte und Halitus keine Lufft/ vapor
etenim reipſâ nihil aliud eſt naturaliter & formaliter,
quàm Atomorum aquæ in altum ſublatæ congeries.

Aus dem Waſſer (wie geſagt) werden die Duͤnſte/ aus
dieſen die Wolcken/ die ſich in der Lufft zuſammen trei-
ben/ und alle feuchten Meteora verurſachen/ und von
den Winden hin und wider getrieben werden/ und wann

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[162/0180] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens wegen der Ubereinſtimmung des Gemuͤthes mit dem Coͤrper/ und machen/ daß des Menſchen Hirn/ des Amts ſeiner gewoͤhnlichen Vegetation deſto beſſer abwarten koͤnne; denn wer ſich des Beſten zu ſeinem GOtt ver- ſihet/ der vertrauet allein auf Jhn/ und laͤſſet ſich aͤuſſer- liche Forcht und Zweiffels-Faͤlle nicht abwendig machen; und daraus entſpringet die Ruhe des Gemuͤthes/ alſo daß keine ſtrenge gaͤh-hereinbrechende Bewegung die Haiterkeit ſeiner Befriedigung betruͤben oder bemailigen kan. Der Goͤttliche Plato nennet es Concordiam ani- mi cum corpore, und wie zu Friedens Zeiten in einem Land/ das Feld wol gebauet/ alle Staͤdte und Doͤrffer haͤuffig bewohnet/ die Straſſen ſicher/ die Kauffmann- ſchafften und Handlungen geſchaͤfftig/ Himmel und Er- den gleichſam erfreuet/ und miteinander vereiniget eine erwuͤnſchte Fruchtbarkeit verheiſſen: Alſo wann der Leib wol beſtellt/ das Gemuͤthe wol befriedigt/ alle Haupt- Glieder ihren Wirckungen wol vorſtehen/ ſo ſcheinet die Sonne der Freude und Freudigkeit ohne Wolcken der Betruͤbnis lauter und ſchoͤn herfuͤr. Dieſe Vergnuͤgung aber hat in menſchlicher Gebraͤchlichkeit ſeine Phaſes und Wechſel/ und ligt allein daran/ daß von denen Strahlen der Goͤttlichen Allmachts-Sonne ihr wach- ſender Schein per interpoſitionem Globi terrei, oder vielmehr irrdiſcher nichtiger Sorgen/ nicht in eine trauri- ge Finſternis der Goͤttlichen Gnade verkehret werde; dardurch alle cauſæ ſecundæ, utut vigeant & Incre- mentum habeant, gehemmet/ und aufgehoben werden. Dieſen Frieden nun zu erhalten/ ligt es forderſt an der Goͤttlichen Erbarmung/ die mit Gottesfurcht/ hertzlichen Glauben und Gehorſam (weil GOtt ein liebreicher ſelbſt anreitzender und williger Vatter alle verlohrne bußfertige Kinder allergnaͤdigſt annimmt) zu erſuchen und zu er- bitten. Das andere (aber allein aus Goͤttlicher Gna- de) iſt die dapffere Reſolution, ſich nicht ſo bald und leichtlich aus der Feſtung und ſtarcken Schantz der Zu- friedenheit verjagen zu laſſen/ alle Anſprengungen der Sorgen/ Kuͤmmernis und Traurigkeit/ mit troͤſtlicher Hoffnung abzuſchlagen/ ſein Anliegen auf den HErrn zu werffen/ und in Seine verheiſſene Verſorgung kein Mißtrauen zu ſetzen. Bonus genius eſt ſanitatis filius; und iſt wol gethan/ wie jener Jtaliaͤner ſagt: Vivete al- legro, ſe non per altro; almeno per far diſpiacere, à chi ha piacer del diſpiacer voſtro. Das iſt: Lebt in Freuden; habt ihr kein andere Urſach/ auf das wenigſt darum; dem jenigen einen Verdruß zu machen/ der eine Freude hat ob euren Verdruß. Und dieſe zu erhalten/ iſt die Selbſt-Vergnuͤgung/ welche von denen Griechen Αυτάρκεια genennt wird/ ſehr noͤthig/ daß man mit dem/ was GOtt gegeben hat/ verlieb nimmt; ſihet man rei- chere/ groͤſſere/ gluͤckſeeligere/ ſo muß man auch dencken/ daß es viel aͤrmere/ geringere und elendere gibt/ betrach- ten/ daß GOtt/ aus allweiſem Raht/ jedem Menſchen ſei- nen Theil zugemeſſen/ damit ſoll man zufrieden ſeyn/ niemanden beneiden/ die Hoͤhern verehren/ die Kleinern nicht verachten; bey ſeines gleichen froͤlich und freund- lich ſeyn/ ſeinem Beruff embſig abwarten; und ſoll man billich einen Eckel bekommen/ wann man nur ver- nuͤnfftig die jenigen Leute betrachtet/ denen es GOtt nie recht machen kan/ und die nie mit ihnen ſelbſt zufrieden ſind/ wie thoͤricht ſie mit unzeitigen vergeblichen Klagen ihnen ſelbſt und auch andern verdrießlich ſind; iſt es ſchoͤn Wetter/ klagen ſie uͤber die Doͤrre; regnet es/ uͤber die Verſchwemmung; geraͤhtet das Korn/ ſo haben ſie keine Anwehrung/ geraͤhtets nicht/ ſo vermoͤgen ſie nicht/ et- was zu kauffen; im Krieg wollten ſie gerne Frieden/ und im Frieden gerne Krieg haben; bald iſt ihnen diß/ bald jenes nicht recht. Wir ſollen vielmehr mit dem Haus-Lehrer Syrach ſchlieſſen und ſprechen: Nun dancket alle GOtt/ der groſſe Dinge thut an allen En- den/ der uns von Mutter-Leibe an lebendig erhaͤlt/ und thut uns alles gutes. Er gebe uns ein froͤliches Hertz/ und verleihe immerdar Friede zu unſer Zeit in Jſrael/ und daß Seine Gnade ſtets bey uns bleibe/ und erloͤſe uns/ ſo lang wir leben. Amen. Cap. LXVIII. Von der Lufft. GLeichwie ein Menſch ſtetig Athem hohlen muß/ will er anders leben; alſo iſt auch externum Ambiens, die Lufft/ eines von den nothwendigen unentbehrlichen Stuͤcken/ ſo zu Erhaltung der Geſund- heit dienen. Und weil dieſe eines von den oͤffters ſich verkehrenden Elementen iſt/ und bald/ nachdem das Gewitter ſich ereignet/ kalt iſt; ſo macht ſie die Fluͤſſe aus dem Hirn in den Magen ſincken/ dardurch der Ap- petit zum Eſſen geſchwaͤcht/ daher auch viel Thiere im Winter gar nichts eſſen/ ſondern in ihren Hoͤhlen und Loͤchern verborgen und gleichſam ſchlaffen/ da ſie von der feuchten kalten Lufft/ durch die Schweiß-Loͤcher/ und durch das abſinckende und wieder aufſteigende alſo ſtets abwechslende Phlegma erhalten werden. Aus kalter Lufft ſoll man nicht gaͤhe in eine warme Stuben/ oder von dieſer in die Kaͤlte gehen/ weil gaͤhliche Aenderung der Natur ſchaͤdlich/ ſich aber/ am gantzen Leibe/ ſon- derlich am Haupt/ warm halten; bald iſt die Lufft gar zu heiß/ und dem Hirn/ das von Natur kuͤhl iſt/ ſehr zu wider. Die Lufft naͤhret den Menſchen nicht allein per inſpirationem, ſondern auch per Poros totius Corpo- ris, darum iſt die Lufft bey allzu-intemperirter Beſchaf- fenheit zu meiden/ im Winter mit Caminen und maͤſſig- eingeheitzten Stuben/ im Sommer vor der Sonnen Aufgang und nach ihrem Nidergang bey friſchen Waſ- ſern/ da offt ein kuͤhles Luͤfftlein kommt/ oder unter dem Schatten der Baͤume ſeine Zeit zuzubringen. Viel haben geglaubt/ daß ſich die Lufft in Waſſer/ und Waſ- ſer in die Lufft veraͤndere. Die meiſten aber glauben/ daß beede Elementa ſind/ wie Helmontius ſagt, Primi- genia, & rerum conſtantes matrices à condito orbe ſtabiles, & in terminum perſeverantes, denn ob ſonſt das Waſſer ſich leicht in einen Dunſt verwechſelt/ ſo ſind doch dieſe Duͤnſte und Halitus keine Lufft/ vapor etenim reipſâ nihil aliud eſt naturaliter & formaliter, quàm Atomorum aquæ in altum ſublatæ congeries. Aus dem Waſſer (wie geſagt) werden die Duͤnſte/ aus dieſen die Wolcken/ die ſich in der Lufft zuſammen trei- ben/ und alle feuchten Meteora verurſachen/ und von den Winden hin und wider getrieben werden/ und wann ſich

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/180>, abgerufen am 26.11.2024.