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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] frustra. Da hingegen andere/ die schwartz-gallichte
Feuchtigkeiten/ die aus dem Miltz in den Magen quellen/
des Hungers und des Appetits Zunder und Anreitzung
zu seyn/ glauben. Wann das Miltz verstopfft ist/ gebieret
es die schwartze Gelbsucht/ und viel andere Kranckheiten.
Sein Amt ist/ daß es den dicken und irrdischen Theil
des durch den Truncum der Kreß-Aederlein dringenden
Chyli, wann solcher schon anfangen will sich im Ge-
blüt zu ändern/ ehe er noch gar zur Leber kommt/ durch
eine eigne Ader an sich ziehet/ damit die Leber das al-
lerreineste Theil empfangen möge. Und wann diese
Wirckung durch Verstopffung verhindert wird/ so erfol-
gen Fieber/ Wassersucht/ Gelbsucht/ sonst aber hilfft es
der Leber in Sangvificatione.

[Spaltenumbruch]

Die Nieren sind warm und trocken/ durch welche
das Serum aus dem Magen per venas emulgentes in
die Blasen geführt wird/ theilen ab den Urin von dem
venoso & arterioso sanguine, welches sie zu ihrer Nah-
rung behalten; das Unnütze aber zum Ausgang beför-
dern/ durch die Ureteres, welche von beeden Nieren in
die Blasen gehen. Von allen andern Theilen des
menschlichen Leibes allhier zu handeln/ ist nicht unser Vor-
haben/ und kan ein Christlicher Haus-Vatter/ der Weile
und Lust darzu hat/ aus den Anatomicis Andrea Vesalio,
Gregorio Horstio, Salomone Alberto, Tobia Knob-
lochio, Georgio Graseccio
und andern erlernen. Von
denen Artzneyen aber zu einen oder andern Gliede/ soll im
folgenden dritten Buch gehandelt werden.

Cap. LXV.
Von Erhaltung der Gesundheit.
[Spaltenumbruch]

WEr seine Eigenschafft und Disposition der Na-
tur selbst erkennet/ der kan desto leichter zu die-
sem Zweck gelangen/ damit die gute Harmonia
und Evcrasia der Gliedmassen in ihrem Wolstand er-
halten werden. Zur Wärme sind geneigt die Nieren/
die Leber/ das Fleisch/ die Lungen und das Hertz. Zur
Kälten das Hirn/ das Marck des Ruckgrades/ die em-
pfindlichen Nerven/ die Adern/ die Arterien/ Gebeine
und Kruspeln. Zur Feuchtigkeit neigen sich die Nerven
der Sinnlichkeit/ das Hertz/ die Nieren/ die Leber/ das
Miltz/ die Lungen/ das Hirn und Medulla Spinae. Zu
der Dürre/ die Nerven der Bewegung/ die Arterien/
die Flachsen/ das Gebein und die Kruspel. So lange
nun diese in ihrer eingepflantzten Qualität verbleiben/
und ihr von Natur aufgetragnes Amt treulich verrichten/
so stehet der gantze Leib in guter Zusammenstimmung/
und wird daher die Gesundheit erhalten; so bald aber
ein Glied/ das warm seyn soll/ erkaltet/ was kalt seyn
solle/ sich erhitzet/ was trocken seyn soll/ zu feucht; oder
was feucht seyn soll zu trocken wird; so wird die Gesund-
heit und Wolstand des Menschens dardurch angefoch-
ten. Diesem nun zu widerstehen/ und jedes in seine
Ordnung zu bringen/ sind grosse Folianten von Recepten/
Praeservativen und Artzneyen angefüllt/ damit wir einen
Haus-Vatter allhier nicht belästigen wollen/ weil es
nicht allein die Erkanntnus sein selbst/ welche billich und
löblich/ sondern auch die Wissenschafft aller Simplicien/
und ihren Consensum mit den Partibus Corporis, also
auch andere von aussen herrührende Dinge/ als Essen
und Trincken/ Lufft/ Schlaff/ Ubung/ Ausführung der
schädlichen Uberfüllungen/ Aderlassen und dergleichen
noch mehr begreiffet/ davon man die Medicos nicht un-
billich zu Rath ziehet/ welche Consilia und Verordnun-
gen nichts destoweniger offt sehr schlechten und üblen
Ausgang nehmen/ weil bald auf einer/ bald auf der an-
dern Seiten etwas übersehen wird/ dadurch die Natur/
an statt einer Aufrichtung und Besserung/ mehr verderbt
und zu Grund gerichtet wird. Die gröste Ursach aber
ist/ daß die meisten Menschen nach ihrem Lust und Appe-
tit leben/ nur diese Speisen suchen/ die ihrem Geschmack
annemlich sind/ überfüllen sich mit zu vielen Speisen und
Getranck/ lassen den Bewegungen des Gemühtes freyen
Zügel/ unwissend/ wie schädlich solche sind/ wo sie einmal
den Meister spielen/ machen ihnen selbst seltzame und
[Spaltenumbruch] der Gesundheit nachtheilige Einbildungen/ führen ein
faules/ müssiges Leben/ essen und trincken zur Unzeit/
machen aus dem Tag Nacht/ und aus der Nacht
Tage/ und verkürtzen dardurch ihr Leben. Also wollen
wir etliche Weisen vorschreiben/ wie die Gesundheit
am bequemlichsten erhalten wird; nicht daß ein Haus-
Vatter sich der Herren Medicorum Einrathen entziehen
solle; weil ein bewährter Medicus eine grosse Hülffe dar-
zu geben kan/ und sonderlich/ weil unter allen andern
Medicinae Auxiliis, das vornehmste ist/ daß ein Patient
ein hertzliches Vertrauen und gute Meinung von seinem
Medico fasse/ welche starcke Einbildung wundersame
Verrichtungen leistet/ die Natur ermuntert und auf-
weckt/ daß sie des Krancken Hoffnung und Verlangen
nachgibt/ dardurch die natürlichen und Lebens-Geister
angespornet/ sich mit dem aufwallenden Geblüt vereini-
gen/ die austreibende und erhaltende Kräfften befesti-
gen/ der Kranckheit widerstehen/ und die Gesundheit
wieder erholen. Man braucht die verordneten Recept und
Artzneyen lieber und mit mehrer Zuversicht/ hat mehr Ge-
dult/ lindert und vezuckert allen Eckel und Verdruß mit
guter Hoffnung/ dardurch der Natur Kräfften ver-
mehret sind/ daß sie die materiam peccantem desto be-
hertzter anfallen/ und glücklicher austreiben; wie hin-
gegen das Widerspiel den jenigen begegnet/ die den Me-
dicum
aus Mißtrauen verdächtig halten; denn die
Seele/ als eine Herrscherin des Leibes/ entzündet/ wircket
und exequirt, wie durch gute Hoffnung/ alles Gute/
also durch Diffidenz alles Böse. Jndem aber offt die
Medici den auf ihren Land-Gütern wohnenden Haus-
Vättern weit entlegen/ daß dennoch ein Haus-Vatter
sein Leben also anstellen und führen könne/ damit er seine
Gesundheit biß zu den vom GOtt aufgesetzten Ziel ruhig
erhalten; so viel müglich der Medicorum Rath und der
Apothecker Recept entübrigt/ und also des natürlichen
Tods/ ohne sonderbare Schmertzen/ erwarten/ und wie
ein Liechtlein/ aus Ermanglung des humidi radicalis,
verleschen möge/ wie jener Frantzos wol geschrieben:

En fin se meurt la Creature,
De Dieu contente & de nature.
Biß daß der Mensch ist hingeschieden/
Mit GOTT und der Natur zu frieden.

Also will ich mit wenigen Anregung thun/ und wie dieses
zu wegen zu bringen/ in folgenden Capiteln ausführen.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] fruſtrà. Da hingegen andere/ die ſchwartz-gallichte
Feuchtigkeiten/ die aus dem Miltz in den Magen quellen/
des Hungers und des Appetits Zunder und Anreitzung
zu ſeyn/ glauben. Wann das Miltz verſtopfft iſt/ gebieret
es die ſchwartze Gelbſucht/ und viel andere Kranckheiten.
Sein Amt iſt/ daß es den dicken und irrdiſchen Theil
des durch den Truncum der Kreß-Aederlein dringenden
Chyli, wann ſolcher ſchon anfangen will ſich im Ge-
bluͤt zu aͤndern/ ehe er noch gar zur Leber kommt/ durch
eine eigne Ader an ſich ziehet/ damit die Leber das al-
lerreineſte Theil empfangen moͤge. Und wann dieſe
Wirckung durch Verſtopffung verhindert wird/ ſo erfol-
gen Fieber/ Waſſerſucht/ Gelbſucht/ ſonſt aber hilfft es
der Leber in Sangvificatione.

[Spaltenumbruch]

Die Nieren ſind warm und trocken/ durch welche
das Serum aus dem Magen per venas emulgentes in
die Blaſen gefuͤhrt wird/ theilen ab den Urin von dem
venoſo & arterioſo ſanguine, welches ſie zu ihrer Nah-
rung behalten; das Unnuͤtze aber zum Ausgang befoͤr-
dern/ durch die Ureteres, welche von beeden Nieren in
die Blaſen gehen. Von allen andern Theilen des
menſchlichen Leibes allhier zu handeln/ iſt nicht unſer Vor-
haben/ und kan ein Chriſtlicher Haus-Vatter/ der Weile
und Luſt darzu hat/ aus den Anatomicis Andreâ Veſalio,
Gregorio Horſtio, Salomone Alberto, Tobiâ Knob-
lochio, Georgio Graſeccio
und andern erlernen. Von
denen Artzneyen aber zu einen oder andern Gliede/ ſoll im
folgenden dritten Buch gehandelt werden.

Cap. LXV.
Von Erhaltung der Geſundheit.
[Spaltenumbruch]

WEr ſeine Eigenſchafft und Diſpoſition der Na-
tur ſelbſt erkennet/ der kan deſto leichter zu die-
ſem Zweck gelangen/ damit die gute Harmonia
und Evcraſia der Gliedmaſſen in ihrem Wolſtand er-
halten werden. Zur Waͤrme ſind geneigt die Nieren/
die Leber/ das Fleiſch/ die Lungen und das Hertz. Zur
Kaͤlten das Hirn/ das Marck des Ruckgrades/ die em-
pfindlichen Nerven/ die Adern/ die Arterien/ Gebeine
und Kruſpeln. Zur Feuchtigkeit neigen ſich die Nerven
der Sinnlichkeit/ das Hertz/ die Nieren/ die Leber/ das
Miltz/ die Lungen/ das Hirn und Medulla Spinæ. Zu
der Duͤrre/ die Nerven der Bewegung/ die Arterien/
die Flachſen/ das Gebein und die Kruſpel. So lange
nun dieſe in ihrer eingepflantzten Qualitaͤt verbleiben/
und ihr von Natur aufgetragnes Amt treulich verrichten/
ſo ſtehet der gantze Leib in guter Zuſammenſtimmung/
und wird daher die Geſundheit erhalten; ſo bald aber
ein Glied/ das warm ſeyn ſoll/ erkaltet/ was kalt ſeyn
ſolle/ ſich erhitzet/ was trocken ſeyn ſoll/ zu feucht; oder
was feucht ſeyn ſoll zu trocken wird; ſo wird die Geſund-
heit und Wolſtand des Menſchens dardurch angefoch-
ten. Dieſem nun zu widerſtehen/ und jedes in ſeine
Ordnung zu bringen/ ſind groſſe Folianten von Recepten/
Præſervativen und Artzneyen angefuͤllt/ damit wir einen
Haus-Vatter allhier nicht belaͤſtigen wollen/ weil es
nicht allein die Erkanntnus ſein ſelbſt/ welche billich und
loͤblich/ ſondern auch die Wiſſenſchafft aller Simplicien/
und ihren Conſenſum mit den Partibus Corporis, alſo
auch andere von auſſen herruͤhrende Dinge/ als Eſſen
und Trincken/ Lufft/ Schlaff/ Ubung/ Ausfuͤhrung der
ſchaͤdlichen Uberfuͤllungen/ Aderlaſſen und dergleichen
noch mehr begreiffet/ davon man die Medicos nicht un-
billich zu Rath ziehet/ welche Conſilia und Verordnun-
gen nichts deſtoweniger offt ſehr ſchlechten und uͤblen
Ausgang nehmen/ weil bald auf einer/ bald auf der an-
dern Seiten etwas uͤberſehen wird/ dadurch die Natur/
an ſtatt einer Aufrichtung und Beſſerung/ mehr verderbt
und zu Grund gerichtet wird. Die groͤſte Urſach aber
iſt/ daß die meiſten Menſchen nach ihrem Luſt und Appe-
tit leben/ nur dieſe Speiſen ſuchen/ die ihrem Geſchmack
annemlich ſind/ uͤberfuͤllen ſich mit zu vielen Speiſen und
Getranck/ laſſen den Bewegungen des Gemuͤhtes freyen
Zuͤgel/ unwiſſend/ wie ſchaͤdlich ſolche ſind/ wo ſie einmal
den Meiſter ſpielen/ machen ihnen ſelbſt ſeltzame und
[Spaltenumbruch] der Geſundheit nachtheilige Einbildungen/ fuͤhren ein
faules/ muͤſſiges Leben/ eſſen und trincken zur Unzeit/
machen aus dem Tag Nacht/ und aus der Nacht
Tage/ und verkuͤrtzen dardurch ihr Leben. Alſo wollen
wir etliche Weiſen vorſchreiben/ wie die Geſundheit
am bequemlichſten erhalten wird; nicht daß ein Haus-
Vatter ſich der Herren Medicorum Einrathen entziehen
ſolle; weil ein bewaͤhrter Medicus eine groſſe Huͤlffe dar-
zu geben kan/ und ſonderlich/ weil unter allen andern
Medicinæ Auxiliis, das vornehmſte iſt/ daß ein Patient
ein hertzliches Vertrauen und gute Meinung von ſeinem
Medico faſſe/ welche ſtarcke Einbildung wunderſame
Verrichtungen leiſtet/ die Natur ermuntert und auf-
weckt/ daß ſie des Krancken Hoffnung und Verlangen
nachgibt/ dardurch die natuͤrlichen und Lebens-Geiſter
angeſpornet/ ſich mit dem aufwallenden Gebluͤt vereini-
gen/ die austreibende und erhaltende Kraͤfften befeſti-
gen/ der Kranckheit widerſtehen/ und die Geſundheit
wieder erholen. Man braucht die verordneten Recept und
Artzneyen lieber und mit mehrer Zuverſicht/ hat mehr Ge-
dult/ lindert und vezuckert allen Eckel und Verdruß mit
guter Hoffnung/ dardurch der Natur Kraͤfften ver-
mehret ſind/ daß ſie die materiam peccantem deſto be-
hertzter anfallen/ und gluͤcklicher austreiben; wie hin-
gegen das Widerſpiel den jenigen begegnet/ die den Me-
dicum
aus Mißtrauen verdaͤchtig halten; denn die
Seele/ als eine Herrſcherin des Leibes/ entzuͤndet/ wircket
und exequirt, wie durch gute Hoffnung/ alles Gute/
alſo durch Diffidenz alles Boͤſe. Jndem aber offt die
Medici den auf ihren Land-Guͤtern wohnenden Haus-
Vaͤttern weit entlegen/ daß dennoch ein Haus-Vatter
ſein Leben alſo anſtellen und fuͤhren koͤnne/ damit er ſeine
Geſundheit biß zu den vom GOtt aufgeſetzten Ziel ruhig
erhalten; ſo viel muͤglich der Medicorum Rath und der
Apothecker Recept entuͤbrigt/ und alſo des natuͤrlichen
Tods/ ohne ſonderbare Schmertzen/ erwarten/ und wie
ein Liechtlein/ aus Ermanglung des humidi radicalis,
verleſchen moͤge/ wie jener Frantzos wol geſchrieben:

En fin ſe meurt la Creature,
De Dieu contente & de nature.
Biß daß der Menſch iſt hingeſchieden/
Mit GOTT und der Natur zu frieden.

Alſo will ich mit wenigen Anregung thun/ und wie dieſes
zu wegen zu bringen/ in folgenden Capiteln ausfuͤhren.

Cap.
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[160/0178] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens fruſtrà. Da hingegen andere/ die ſchwartz-gallichte Feuchtigkeiten/ die aus dem Miltz in den Magen quellen/ des Hungers und des Appetits Zunder und Anreitzung zu ſeyn/ glauben. Wann das Miltz verſtopfft iſt/ gebieret es die ſchwartze Gelbſucht/ und viel andere Kranckheiten. Sein Amt iſt/ daß es den dicken und irrdiſchen Theil des durch den Truncum der Kreß-Aederlein dringenden Chyli, wann ſolcher ſchon anfangen will ſich im Ge- bluͤt zu aͤndern/ ehe er noch gar zur Leber kommt/ durch eine eigne Ader an ſich ziehet/ damit die Leber das al- lerreineſte Theil empfangen moͤge. Und wann dieſe Wirckung durch Verſtopffung verhindert wird/ ſo erfol- gen Fieber/ Waſſerſucht/ Gelbſucht/ ſonſt aber hilfft es der Leber in Sangvificatione. Die Nieren ſind warm und trocken/ durch welche das Serum aus dem Magen per venas emulgentes in die Blaſen gefuͤhrt wird/ theilen ab den Urin von dem venoſo & arterioſo ſanguine, welches ſie zu ihrer Nah- rung behalten; das Unnuͤtze aber zum Ausgang befoͤr- dern/ durch die Ureteres, welche von beeden Nieren in die Blaſen gehen. Von allen andern Theilen des menſchlichen Leibes allhier zu handeln/ iſt nicht unſer Vor- haben/ und kan ein Chriſtlicher Haus-Vatter/ der Weile und Luſt darzu hat/ aus den Anatomicis Andreâ Veſalio, Gregorio Horſtio, Salomone Alberto, Tobiâ Knob- lochio, Georgio Graſeccio und andern erlernen. Von denen Artzneyen aber zu einen oder andern Gliede/ ſoll im folgenden dritten Buch gehandelt werden. Cap. LXV. Von Erhaltung der Geſundheit. WEr ſeine Eigenſchafft und Diſpoſition der Na- tur ſelbſt erkennet/ der kan deſto leichter zu die- ſem Zweck gelangen/ damit die gute Harmonia und Evcraſia der Gliedmaſſen in ihrem Wolſtand er- halten werden. Zur Waͤrme ſind geneigt die Nieren/ die Leber/ das Fleiſch/ die Lungen und das Hertz. Zur Kaͤlten das Hirn/ das Marck des Ruckgrades/ die em- pfindlichen Nerven/ die Adern/ die Arterien/ Gebeine und Kruſpeln. Zur Feuchtigkeit neigen ſich die Nerven der Sinnlichkeit/ das Hertz/ die Nieren/ die Leber/ das Miltz/ die Lungen/ das Hirn und Medulla Spinæ. Zu der Duͤrre/ die Nerven der Bewegung/ die Arterien/ die Flachſen/ das Gebein und die Kruſpel. So lange nun dieſe in ihrer eingepflantzten Qualitaͤt verbleiben/ und ihr von Natur aufgetragnes Amt treulich verrichten/ ſo ſtehet der gantze Leib in guter Zuſammenſtimmung/ und wird daher die Geſundheit erhalten; ſo bald aber ein Glied/ das warm ſeyn ſoll/ erkaltet/ was kalt ſeyn ſolle/ ſich erhitzet/ was trocken ſeyn ſoll/ zu feucht; oder was feucht ſeyn ſoll zu trocken wird; ſo wird die Geſund- heit und Wolſtand des Menſchens dardurch angefoch- ten. Dieſem nun zu widerſtehen/ und jedes in ſeine Ordnung zu bringen/ ſind groſſe Folianten von Recepten/ Præſervativen und Artzneyen angefuͤllt/ damit wir einen Haus-Vatter allhier nicht belaͤſtigen wollen/ weil es nicht allein die Erkanntnus ſein ſelbſt/ welche billich und loͤblich/ ſondern auch die Wiſſenſchafft aller Simplicien/ und ihren Conſenſum mit den Partibus Corporis, alſo auch andere von auſſen herruͤhrende Dinge/ als Eſſen und Trincken/ Lufft/ Schlaff/ Ubung/ Ausfuͤhrung der ſchaͤdlichen Uberfuͤllungen/ Aderlaſſen und dergleichen noch mehr begreiffet/ davon man die Medicos nicht un- billich zu Rath ziehet/ welche Conſilia und Verordnun- gen nichts deſtoweniger offt ſehr ſchlechten und uͤblen Ausgang nehmen/ weil bald auf einer/ bald auf der an- dern Seiten etwas uͤberſehen wird/ dadurch die Natur/ an ſtatt einer Aufrichtung und Beſſerung/ mehr verderbt und zu Grund gerichtet wird. Die groͤſte Urſach aber iſt/ daß die meiſten Menſchen nach ihrem Luſt und Appe- tit leben/ nur dieſe Speiſen ſuchen/ die ihrem Geſchmack annemlich ſind/ uͤberfuͤllen ſich mit zu vielen Speiſen und Getranck/ laſſen den Bewegungen des Gemuͤhtes freyen Zuͤgel/ unwiſſend/ wie ſchaͤdlich ſolche ſind/ wo ſie einmal den Meiſter ſpielen/ machen ihnen ſelbſt ſeltzame und der Geſundheit nachtheilige Einbildungen/ fuͤhren ein faules/ muͤſſiges Leben/ eſſen und trincken zur Unzeit/ machen aus dem Tag Nacht/ und aus der Nacht Tage/ und verkuͤrtzen dardurch ihr Leben. Alſo wollen wir etliche Weiſen vorſchreiben/ wie die Geſundheit am bequemlichſten erhalten wird; nicht daß ein Haus- Vatter ſich der Herren Medicorum Einrathen entziehen ſolle; weil ein bewaͤhrter Medicus eine groſſe Huͤlffe dar- zu geben kan/ und ſonderlich/ weil unter allen andern Medicinæ Auxiliis, das vornehmſte iſt/ daß ein Patient ein hertzliches Vertrauen und gute Meinung von ſeinem Medico faſſe/ welche ſtarcke Einbildung wunderſame Verrichtungen leiſtet/ die Natur ermuntert und auf- weckt/ daß ſie des Krancken Hoffnung und Verlangen nachgibt/ dardurch die natuͤrlichen und Lebens-Geiſter angeſpornet/ ſich mit dem aufwallenden Gebluͤt vereini- gen/ die austreibende und erhaltende Kraͤfften befeſti- gen/ der Kranckheit widerſtehen/ und die Geſundheit wieder erholen. Man braucht die verordneten Recept und Artzneyen lieber und mit mehrer Zuverſicht/ hat mehr Ge- dult/ lindert und vezuckert allen Eckel und Verdruß mit guter Hoffnung/ dardurch der Natur Kraͤfften ver- mehret ſind/ daß ſie die materiam peccantem deſto be- hertzter anfallen/ und gluͤcklicher austreiben; wie hin- gegen das Widerſpiel den jenigen begegnet/ die den Me- dicum aus Mißtrauen verdaͤchtig halten; denn die Seele/ als eine Herrſcherin des Leibes/ entzuͤndet/ wircket und exequirt, wie durch gute Hoffnung/ alles Gute/ alſo durch Diffidenz alles Boͤſe. Jndem aber offt die Medici den auf ihren Land-Guͤtern wohnenden Haus- Vaͤttern weit entlegen/ daß dennoch ein Haus-Vatter ſein Leben alſo anſtellen und fuͤhren koͤnne/ damit er ſeine Geſundheit biß zu den vom GOtt aufgeſetzten Ziel ruhig erhalten; ſo viel muͤglich der Medicorum Rath und der Apothecker Recept entuͤbrigt/ und alſo des natuͤrlichen Tods/ ohne ſonderbare Schmertzen/ erwarten/ und wie ein Liechtlein/ aus Ermanglung des humidi radicalis, verleſchen moͤge/ wie jener Frantzos wol geſchrieben: En fin ſe meurt la Creature, De Dieu contente & de nature. Biß daß der Menſch iſt hingeſchieden/ Mit GOTT und der Natur zu frieden. Alſo will ich mit wenigen Anregung thun/ und wie dieſes zu wegen zu bringen/ in folgenden Capiteln ausfuͤhren. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/178>, abgerufen am 25.11.2024.