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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Dritter Auftritt.

DJr mangelt ja itzt nichts/ so viel ich spüren kan;
Wann aber wird das Wild mir endlich zugestellet?

Dor. Wilstu es lebendig oder ja todt.
Silv. Du hast mir so noch nicht genug Bericht gethan.
Wie lebt es/ wenn der Hund es in der Flucht gefället?
Dor. Wie aber/ wenn der Hund es ließ ohn alle Noth?
Silv. So lebt es denn?
Dor. Es lebt.
Silv. Je höher ists zu
schätzen:
Und ist Melampo denn so künstlich abgeführt/
Daß er es gefangen hat sonder verletzen?
Dor. Das Hertze war ihm nur berührt.
Silv. Dorinda spottet mein/ und liebet nichts als Schertzen[:]
Wie lebet doch ein Thier verwundet in dem Hertzen?
Dor. Du harter Geist/ ich bin das Wild/
So sich itz und zu dir gesellt/
So itzt in deine Garne fällt.
Und ungejagt dein Netze füllt/
Dein Lieben tilget meine Noth/
Dein Hassen bringet mir den Tod.
Silv. Jst dis das schöne Wild/ davon du mir gesagt?
Dor. Was stöst dich Silvio itzund vor Schrecken an/
Hastu nicht vor einen Hirschen eine Nymfe dir erjagt?
Silv. Jch schwere/ daß ich dich nicht lieben kan/
Dich tolle Lügnerin/ dich Scheusal unsrer Zeit/
Dich Stöhrerin der Ruh/ dich Pest der Liebligkeit.
Dor. Jst dis mein Lohn?
Sind dis die schönen Gaben?
Trag ich denn sonsten nichts davon?
Doch kanstu deinen Hund und mich zugleiche haben.
Jch schencke beydes deiner Hand/
Nur komm bisweilen auch zurücke/
Und speise mich mit deiner Sonnen Blicke.
Jch schwere dir/ durch Püsche/ Graß und Sand/
Dich treulich zu begleiten/
Und was Lieb und Treu betrifft/ mit Melampo stets zu streiten.
Wenn dich die Müdigkeit im Jagen wird beschleichen/
Und dir der Schweiß wird üm die Schläffe flüssen/
So
D 2
Dritter Auftritt.

DJr mangelt ja itzt nichts/ ſo viel ich ſpuͤren kan;
Wann aber wird das Wild mir endlich zugeſtellet?

Dor. Wilſtu es lebendig oder ja todt.
Silv. Du haſt mir ſo noch nicht genug Bericht gethan.
Wie lebt es/ wenn der Hund es in der Flucht gefaͤllet?
Dor. Wie aber/ wenn der Hund es ließ ohn alle Noth?
Silv. So lebt es denn?
Dor. Es lebt.
Silv. Je hoͤher iſts zu
ſchaͤtzen:
Und iſt Melampo denn ſo kuͤnſtlich abgefuͤhrt/
Daß er es gefangen hat ſonder verletzen?
Dor. Das Hertze war ihm nur beruͤhrt.
Silv. Dorinda ſpottet mein/ und liebet nichts als Schertzen[:]
Wie lebet doch ein Thier verwundet in dem Hertzen?
Dor. Du harter Geiſt/ ich bin das Wild/
So ſich itz und zu dir geſellt/
So itzt in deine Garne faͤllt.
Und ungejagt dein Netze fuͤllt/
Dein Lieben tilget meine Noth/
Dein Haſſen bringet mir den Tod.
Silv. Jſt dis das ſchoͤne Wild/ davon du mir geſagt?
Dor. Was ſtoͤſt dich Silvio itzund vor Schrecken an/
Haſtu nicht vor einen Hirſchen eine Nymfe dir erjagt?
Silv. Jch ſchwere/ daß ich dich nicht lieben kan/
Dich tolle Luͤgnerin/ dich Scheuſal unſrer Zeit/
Dich Stoͤhrerin der Ruh/ dich Peſt der Liebligkeit.
Dor. Jſt dis mein Lohn?
Sind dis die ſchoͤnen Gaben?
Trag ich denn ſonſten nichts davon?
Doch kanſtu deinen Hund und mich zugleiche haben.
Jch ſchencke beydes deiner Hand/
Nur komm bisweilen auch zuruͤcke/
Und ſpeiſe mich mit deiner Sonnen Blicke.
Jch ſchwere dir/ durch Puͤſche/ Graß und Sand/
Dich treulich zu begleiten/
Und was Lieb und Treu betrifft/ mit Melampo ſtets zu ſtreiten.
Wenn dich die Muͤdigkeit im Jagen wird beſchleichen/
Und dir der Schweiß wird uͤm die Schlaͤffe fluͤſſen/
So
D 2
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[51/0097] Dritter Auftritt. DJr mangelt ja itzt nichts/ ſo viel ich ſpuͤren kan; Wann aber wird das Wild mir endlich zugeſtellet? Dor. Wilſtu es lebendig oder ja todt. Silv. Du haſt mir ſo noch nicht genug Bericht gethan. Wie lebt es/ wenn der Hund es in der Flucht gefaͤllet? Dor. Wie aber/ wenn der Hund es ließ ohn alle Noth? Silv. So lebt es denn? Dor. Es lebt. Silv. Je hoͤher iſts zu ſchaͤtzen: Und iſt Melampo denn ſo kuͤnſtlich abgefuͤhrt/ Daß er es gefangen hat ſonder verletzen? Dor. Das Hertze war ihm nur beruͤhrt. Silv. Dorinda ſpottet mein/ und liebet nichts als Schertzen: Wie lebet doch ein Thier verwundet in dem Hertzen? Dor. Du harter Geiſt/ ich bin das Wild/ So ſich itz und zu dir geſellt/ So itzt in deine Garne faͤllt. Und ungejagt dein Netze fuͤllt/ Dein Lieben tilget meine Noth/ Dein Haſſen bringet mir den Tod. Silv. Jſt dis das ſchoͤne Wild/ davon du mir geſagt? Dor. Was ſtoͤſt dich Silvio itzund vor Schrecken an/ Haſtu nicht vor einen Hirſchen eine Nymfe dir erjagt? Silv. Jch ſchwere/ daß ich dich nicht lieben kan/ Dich tolle Luͤgnerin/ dich Scheuſal unſrer Zeit/ Dich Stoͤhrerin der Ruh/ dich Peſt der Liebligkeit. Dor. Jſt dis mein Lohn? Sind dis die ſchoͤnen Gaben? Trag ich denn ſonſten nichts davon? Doch kanſtu deinen Hund und mich zugleiche haben. Jch ſchencke beydes deiner Hand/ Nur komm bisweilen auch zuruͤcke/ Und ſpeiſe mich mit deiner Sonnen Blicke. Jch ſchwere dir/ durch Puͤſche/ Graß und Sand/ Dich treulich zu begleiten/ Und was Lieb und Treu betrifft/ mit Melampo ſtets zu ſtreiten. Wenn dich die Muͤdigkeit im Jagen wird beſchleichen/ Und dir der Schweiß wird uͤm die Schlaͤffe fluͤſſen/ So D 2

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/97>, abgerufen am 27.04.2024.