Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der Andern Abhandlung Erg. Hätt ich das erste gleich/ so wolt ich dirs nicht geben/ Das andre hab ich nicht; ie doch versprech ichs dir/ Du must in dieser Noth nicht alsobald erliegen: "Wer Fremde zwingen wil/ muß erstlich sich besiegen. Leb und fasse Muth und Lufft: Doch zu sagen/ was mich itzt einzig hat hieher gerufft/ Kennstu des Ormino Schwester nicht? Doch/ wem kan sie fremde seyn? Sie ist freudig von Gesicht/ Etwaß roth/ und schön von Haaren/ hurtig und mehr lang als klein. Mirt. Wie heist sie aber denn? Erg. Corisca. Mirt. Jst es die? Jch kenne Sie/ Und hab auch oft und viel Mit Reden mich mit ihr ergetzet. Erg. Jch weiß es fast nicht wie/ Schaue des Gelückes Spiel! Sie Amarillis hat der Freundschafft werth geschätzet: Derselben hab ich nun dein Lieben kund gethan/ Und heimlich dis vertraut/ was deine Seele plaget. Sie hat mir auch gantz treulich zugesaget/ Beförderlich zu seyn/ so viel sie immer kan. Mirt. Sind dieses wahre Sachen/ So bleibt Mirtillo ja des Glückes liebster Sohn. Doch/ hat sie nicht gemeldt was ferner sey zu machen? Erg. Sie meldte nichts davon/ Und wil das Werck in etwas noch verschieben. Sie wünscht/ itzund gesichert hier zu gehn/ Den Grund von deinem Lieben Gantz eigen zu verstehn: Denn eher kan sie nicht der Nymfen Hertz ergründen. Sie weiß noch nicht/ Ob Bitten oder List hier möchten Stelle finden. Doch/ thue mir itzt gründlichen Bericht/ Wie deine Liebe dich bestritten? Mirt. Jch bin bereit/ du darffst nicht bitten. Jdoch erwege nur/ wie dieses Angedencken Dem allzuschwehr/ den todte Hoffnung nehrt/ Sich einer Fackel gleicht/ die wir im Winde schwencken. Jemerh
Der Andern Abhandlung Erg. Haͤtt ich das erſte gleich/ ſo wolt ich dirs nicht geben/ Das andre hab ich nicht; ie doch verſprech ichs dir/ Du muſt in dieſer Noth nicht alſobald erliegen: „Wer Fremde zwingen wil/ muß erſtlich ſich beſiegen. Leb und faſſe Muth und Lufft: Doch zu ſagen/ was mich itzt einzig hat hieher gerufft/ Kennſtu des Ormino Schweſter nicht? Doch/ wem kan ſie fremde ſeyn? Sie iſt freudig von Geſicht/ Etwaß roth/ und ſchoͤn von Haaren/ hurtig und mehr lang als klein. Mirt. Wie heiſt ſie aber denn? Erg. Coriſca. Mirt. Jſt es die? Jch kenne Sie/ Und hab auch oft und viel Mit Reden mich mit ihr ergetzet. Erg. Jch weiß es faſt nicht wie/ Schaue des Geluͤckes Spiel! Sie Amarillis hat der Freundſchafft werth geſchaͤtzet: Derſelben hab ich nun dein Lieben kund gethan/ Und heimlich dis vertraut/ was deine Seele plaget. Sie hat mir auch gantz treulich zugeſaget/ Befoͤrderlich zu ſeyn/ ſo viel ſie immer kan. Mirt. Sind dieſes wahre Sachen/ So bleibt Mirtillo ja des Gluͤckes liebſter Sohn. Doch/ hat ſie nicht gemeldt was ferner ſey zu machen? Erg. Sie meldte nichts davon/ Und wil das Werck in etwas noch verſchieben. Sie wuͤnſcht/ itzund geſichert hier zu gehn/ Den Grund von deinem Lieben Gantz eigen zu verſtehn: Denn eher kan ſie nicht der Nymfen Hertz ergruͤnden. Sie weiß noch nicht/ Ob Bitten oder Liſt hier moͤchten Stelle finden. Doch/ thue mir itzt gruͤndlichen Bericht/ Wie deine Liebe dich beſtritten? Mirt. Jch bin bereit/ du darffſt nicht bitten. Jdoch erwege nur/ wie dieſes Angedencken Dem allzuſchwehr/ den todte Hoffnung nehrt/ Sich einer Fackel gleicht/ die wir im Winde ſchwencken. Jemerh
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Der Andern Abhandlung
Erg. Haͤtt ich das erſte gleich/ ſo wolt ich dirs nicht geben/
Das andre hab ich nicht; ie doch verſprech ichs dir/
Du muſt in dieſer Noth nicht alſobald erliegen:
„Wer Fremde zwingen wil/ muß erſtlich ſich beſiegen.
Leb und faſſe Muth und Lufft:
Doch zu ſagen/ was mich itzt einzig hat hieher gerufft/
Kennſtu des Ormino Schweſter nicht?
Doch/ wem kan ſie fremde ſeyn?
Sie iſt freudig von Geſicht/
Etwaß roth/ und ſchoͤn von Haaren/ hurtig und mehr lang als klein.
Mirt. Wie heiſt ſie aber denn?
Erg. Coriſca.
Mirt. Jſt es die?
Jch kenne Sie/
Und hab auch oft und viel
Mit Reden mich mit ihr ergetzet.
Erg. Jch weiß es faſt nicht wie/
Schaue des Geluͤckes Spiel!
Sie Amarillis hat der Freundſchafft werth geſchaͤtzet:
Derſelben hab ich nun dein Lieben kund gethan/
Und heimlich dis vertraut/ was deine Seele plaget.
Sie hat mir auch gantz treulich zugeſaget/
Befoͤrderlich zu ſeyn/ ſo viel ſie immer kan.
Mirt. Sind dieſes wahre Sachen/
So bleibt Mirtillo ja des Gluͤckes liebſter Sohn.
Doch/ hat ſie nicht gemeldt was ferner ſey zu machen?
Erg. Sie meldte nichts davon/
Und wil das Werck in etwas noch verſchieben.
Sie wuͤnſcht/ itzund geſichert hier zu gehn/
Den Grund von deinem Lieben
Gantz eigen zu verſtehn:
Denn eher kan ſie nicht der Nymfen Hertz ergruͤnden.
Sie weiß noch nicht/
Ob Bitten oder Liſt hier moͤchten Stelle finden.
Doch/ thue mir itzt gruͤndlichen Bericht/
Wie deine Liebe dich beſtritten?
Mirt. Jch bin bereit/ du darffſt nicht bitten.
Jdoch erwege nur/ wie dieſes Angedencken
Dem allzuſchwehr/ den todte Hoffnung nehrt/
Sich einer Fackel gleicht/ die wir im Winde ſchwencken.
Jemerh
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/82>, abgerufen am 16.02.2025. |