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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Vierter Auftritt.
Jch war itzt gleich bedacht
Die Götter durch ein Opffer zu versöhnen/
Daß guter Segen sey auf das Gesichte bracht.
Tit. Träume sind Bilder der Hoffnung im Hertzen/
Aber nicht Spiegel der kommenden Sachen:
Schatten des täglichen Ernstes und Schertzen/
Welche die Nachtzeit vertunckelter machen.
Mont. Die Seele schläffet ja fast niemals mit den Sinnen/
Sie wil alsdenn das beste Werck entspinnen/
Wann sie der Sinn tieff in den Schlaff versenckt/
Nicht/ wie zuvor/ mit fremden Bildern kränckt.
Tit. Zu was des Himmels reines Wesen
Hat unsre Kinder auserlesen/
Jst gäntzlich unbekandt und Ungewißheit voll.
Dis weiß ich aber wohl/
Daß deiner meine fleucht/
Und zu wider der Natur/ nicht das Joch der Liebe zeucht;
Wie auch/ daß mein liebes Kind
Zwar die Last versprochner Treu/
Doch nicht ihre Lust empfindt.
Jch sage hier zwar nicht/ daß sie die Liebe fühlet;
Dis weiß ich wohl/ daß sie viel Hertzen stiehlet/
Doch muß sie ja den Trieb davon empfinden/
Weil sie so zierlich weiß zu binden.
Mich daucht/ der schönen Wangen Pracht/
Da vor ein Feld der Rosen war gemacht/
Lässt sich mit Lilien der Bleichheit ietzt ümwinden/
Doch/ ohn Ehstand eine Jungfrau in die Liebes-Brunst zu setzen/
Heist den Ehstand recht verletzen;
Und gleich als wie die Rose meine Lust/
Die in der grünen Knospenbrust/
Vor diesem lag verborgen:
So bald das schöne Licht von Morgen
Die ersten Strahlen zeigt/
Sich ermuntert/ und der Sonnen/ die den schönen Nacker liebt/
Entgegen steigt;
Und des Busens schönen Bisem/ da viel tausend Bienen schweben/
Von denen iede wil auf ihren Blättern kleben/
Jhr
B 5
Vierter Auftritt.
Jch war itzt gleich bedacht
Die Goͤtter durch ein Opffer zu verſoͤhnen/
Daß guter Segen ſey auf das Geſichte bracht.
Tit. Traͤume ſind Bilder der Hoffnung im Hertzen/
Aber nicht Spiegel der kommenden Sachen:
Schatten des taͤglichen Ernſtes und Schertzen/
Welche die Nachtzeit vertunckelter machen.
Mont. Die Seele ſchlaͤffet ja faſt niemals mit den Sinnen/
Sie wil alsdenn das beſte Werck entſpinnen/
Wann ſie der Sinn tieff in den Schlaff verſenckt/
Nicht/ wie zuvor/ mit fremden Bildern kraͤnckt.
Tit. Zu was des Himmels reines Weſen
Hat unſre Kinder auserleſen/
Jſt gaͤntzlich unbekandt und Ungewißheit voll.
Dis weiß ich aber wohl/
Daß deiner meine fleucht/
Und zu wider der Natur/ nicht das Joch der Liebe zeucht;
Wie auch/ daß mein liebes Kind
Zwar die Laſt verſprochner Treu/
Doch nicht ihre Luſt empfindt.
Jch ſage hier zwar nicht/ daß ſie die Liebe fuͤhlet;
Dis weiß ich wohl/ daß ſie viel Hertzen ſtiehlet/
Doch muß ſie ja den Trieb davon empfinden/
Weil ſie ſo zierlich weiß zu binden.
Mich daucht/ der ſchoͤnen Wangen Pracht/
Da vor ein Feld der Roſen war gemacht/
Laͤſſt ſich mit Lilien der Bleichheit ietzt uͤmwinden/
Doch/ ohn Ehſtand eine Jungfrau in die Liebes-Brunſt zu ſetzen/
Heiſt den Ehſtand recht verletzen;
Und gleich als wie die Roſe meine Luſt/
Die in der gruͤnen Knoſpenbruſt/
Vor dieſem lag verborgen:
So bald das ſchoͤne Licht von Morgen
Die erſten Strahlen zeigt/
Sich ermuntert/ und der Sonnen/ die den ſchoͤnen Nacker liebt/
Entgegen ſteigt;
Und des Buſens ſchoͤnen Biſem/ da viel tauſend Bienen ſchweben/
Von denen iede wil auf ihren Blaͤttern kleben/
Jhr
B 5
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[25/0071] Vierter Auftritt. Jch war itzt gleich bedacht Die Goͤtter durch ein Opffer zu verſoͤhnen/ Daß guter Segen ſey auf das Geſichte bracht. Tit. Traͤume ſind Bilder der Hoffnung im Hertzen/ Aber nicht Spiegel der kommenden Sachen: Schatten des taͤglichen Ernſtes und Schertzen/ Welche die Nachtzeit vertunckelter machen. Mont. Die Seele ſchlaͤffet ja faſt niemals mit den Sinnen/ Sie wil alsdenn das beſte Werck entſpinnen/ Wann ſie der Sinn tieff in den Schlaff verſenckt/ Nicht/ wie zuvor/ mit fremden Bildern kraͤnckt. Tit. Zu was des Himmels reines Weſen Hat unſre Kinder auserleſen/ Jſt gaͤntzlich unbekandt und Ungewißheit voll. Dis weiß ich aber wohl/ Daß deiner meine fleucht/ Und zu wider der Natur/ nicht das Joch der Liebe zeucht; Wie auch/ daß mein liebes Kind Zwar die Laſt verſprochner Treu/ Doch nicht ihre Luſt empfindt. Jch ſage hier zwar nicht/ daß ſie die Liebe fuͤhlet; Dis weiß ich wohl/ daß ſie viel Hertzen ſtiehlet/ Doch muß ſie ja den Trieb davon empfinden/ Weil ſie ſo zierlich weiß zu binden. Mich daucht/ der ſchoͤnen Wangen Pracht/ Da vor ein Feld der Roſen war gemacht/ Laͤſſt ſich mit Lilien der Bleichheit ietzt uͤmwinden/ Doch/ ohn Ehſtand eine Jungfrau in die Liebes-Brunſt zu ſetzen/ Heiſt den Ehſtand recht verletzen; Und gleich als wie die Roſe meine Luſt/ Die in der gruͤnen Knoſpenbruſt/ Vor dieſem lag verborgen: So bald das ſchoͤne Licht von Morgen Die erſten Strahlen zeigt/ Sich ermuntert/ und der Sonnen/ die den ſchoͤnen Nacker liebt/ Entgegen ſteigt; Und des Buſens ſchoͤnen Biſem/ da viel tauſend Bienen ſchweben/ Von denen iede wil auf ihren Blaͤttern kleben/ Jhr B 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/71>, abgerufen am 27.04.2024.