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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Poetische
LXXXIV.
Einer Hebammen.
Durch meine kluge Faust lebt eine junge Welt/
Viel was mich itzt betrit/ das hab ich aufgestellt.
Rühmt rühmt euch Heldinnen/ doch sagt was sich ge-
bühret/
Jhr habt viel abgeführt/ und ich viel aufgeführt.
LXXXV.
Einer keuschen Jungfrauen.
Nicht rede hier zu frey/ entblösse dich auch nicht/
Hier ruhet Cynthia der Keuschheit helles Licht/
Den Leib so keine Brunst vermochte zu versehren/
Den solst du Reisemann auch bey den Todten ehren.
LXXXVI.
Einer Mutter/ so in Kindes-
Nöthen gestorben.
Dem ich das Leben gab/ der hat es mir genommen/
Jch bin durch die Geburth an diese Stelle kommen/
Doch wil ich diese Schmach nicht ungeklagt vertra-
gen/
Jch wil es alsobald der grossen Mutter sagen.
LXXXVII.
Einer unkeuschen Ehefrauen.
Sieh erstlich deinen Leib und denn die Grabschrifft
an/
Jn dem nicht iederman alhier bestehen kan.
Hier liegt ein geiles Weib so schmertzlich hat gebe-
ten/
Es sol kein Joseph nicht zu ihrem Grabe treten.
Einer
Poetiſche
LXXXIV.
Einer Hebammen.
Durch meine kluge Fauſt lebt eine junge Welt/
Viel was mich itzt betrit/ das hab ich aufgeſtellt.
Ruͤhmt rühmt euch Heldinnen/ doch ſagt was ſich ge-
buͤhret/
Jhr habt viel abgeführt/ und ich viel aufgefuͤhrt.
LXXXV.
Einer keuſchen Jungfrauen.
Nicht rede hier zu frey/ entbloͤſſe dich auch nicht/
Hier ruhet Cynthia der Keuſchheit helles Licht/
Den Leib ſo keine Brunſt vermochte zu verſehren/
Den ſolſt du Reiſemann auch bey den Todten ehren.
LXXXVI.
Einer Mutter/ ſo in Kindes-
Noͤthen geſtorben.
Dem ich das Leben gab/ der hat es mir genommen/
Jch bin durch die Geburth an dieſe Stelle kommen/
Doch wil ich dieſe Schmach nicht ungeklagt vertra-
gen/
Jch wil es alſobald der groſſen Mutter ſagen.
LXXXVII.
Einer unkeuſchen Ehefrauen.
Sieh erſtlich deinen Leib und denn die Grabſchrifft
an/
Jn dem nicht iederman alhier beſtehen kan.
Hier liegt ein geiles Weib ſo ſchmertzlich hat gebe-
ten/
Es ſol kein Joſeph nicht zu ihrem Grabe treten.
Einer
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[0610] Poetiſche LXXXIV. Einer Hebammen. Durch meine kluge Fauſt lebt eine junge Welt/ Viel was mich itzt betrit/ das hab ich aufgeſtellt. Ruͤhmt rühmt euch Heldinnen/ doch ſagt was ſich ge- buͤhret/ Jhr habt viel abgeführt/ und ich viel aufgefuͤhrt. LXXXV. Einer keuſchen Jungfrauen. Nicht rede hier zu frey/ entbloͤſſe dich auch nicht/ Hier ruhet Cynthia der Keuſchheit helles Licht/ Den Leib ſo keine Brunſt vermochte zu verſehren/ Den ſolſt du Reiſemann auch bey den Todten ehren. LXXXVI. Einer Mutter/ ſo in Kindes- Noͤthen geſtorben. Dem ich das Leben gab/ der hat es mir genommen/ Jch bin durch die Geburth an dieſe Stelle kommen/ Doch wil ich dieſe Schmach nicht ungeklagt vertra- gen/ Jch wil es alſobald der groſſen Mutter ſagen. LXXXVII. Einer unkeuſchen Ehefrauen. Sieh erſtlich deinen Leib und denn die Grabſchrifft an/ Jn dem nicht iederman alhier beſtehen kan. Hier liegt ein geiles Weib ſo ſchmertzlich hat gebe- ten/ Es ſol kein Joſeph nicht zu ihrem Grabe treten. Einer

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/610>, abgerufen am 25.11.2024.