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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Anderer Auftritt.
Erg. Jhr Zorn ließ etwas nach/ doch wolt er nicht vergehen:
Man schaut ein Jahr darauf die alte Noth entstehen
Man lief bald nach Gebrauch auf das Orakel zu:
Es gab uns schlechten Trost/ es bracht uns schlechte Ruh.
Die Noth wuchs mit der Zeit. Wir musten hier erfahren/
Daß eine zarte Nympf in ihren besten Jahren/
Die über sunfzehn zwar/ doch über zwantzig nicht/
Der grossen Cynthia bald würde hingericht:
Und daß man alle Jahr dis Opffer solt erfrischen/
Durch dieses reine Blut viel Schulden abzuwischen:
Was mehr? Es hört allhier das weibliche Geschlecht
Ein allzustrenges Wort/ und allzuscharffes Recht;
Ein Recht/ so leichtlich bricht/ wiewol mit Blut geschrieben/
Daß diese sterben soll/ die nicht ist treu verblieben.
Es meint der Vater nun/ daß derer reine Eh
Alleine tilgen soll des Landes Noth und Weh.
Weil das Orakel auch hat frey heraus gesaget/
Als man es noch einmal in Demuth hat gefraget:
"Es weichet eher nicht des Landes schwere Last/
"Bis daß zwey Himlische der Liebe Band verfast/
"Bis eines Schäfers Treu wird gut zu machen wissen/
"Was sich ein falsches Weib zu stören hat beflissen.
Nun ist kein ander Paar/ mir fällt nichts anders ein/
Es muß ja Silvio und Amarillis seyn/
Die von der Götter Art zu erste hergeflossen.
Er ist vom Hercules, und sie vom Pan entsprossen.
Und/ was uns bis anher verzweiffelt hat gemacht/
So hat der Götter Stamm nicht Kinder aufgebracht
Von beyderley Geschlecht; itzt/ da nun solche kommen/
So hat Montano auch die Zuversicht genommen/
Doch auch nicht ohne Grund; und schaut man gleich noch nicht
Das Ende dieser Pein/ so tausend hingericht;
So ist doch dis der Grund/ das Ende steht bey Gott/
Und dieser Heyrath Frucht vertilget unser Noth.
Mirt. Mirtillo, bistu denn ein Zweck von allen Nöthen?
Soll denn aller Feinde Hauffen
Gegen mir zu Sturme lauffen?
Wil auch bey Liebes-Pein mich das Verhängnis treten?

Erg.
Anderer Auftritt.
Erg. Jhr Zorn ließ etwas nach/ doch wolt er nicht vergehen:
Man ſchaut ein Jahr darauf die alte Noth entſtehen
Man lief bald nach Gebrauch auf das Orakel zu:
Es gab uns ſchlechten Troſt/ es bracht uns ſchlechte Ruh.
Die Noth wuchs mit der Zeit. Wir muſten hier erfahren/
Daß eine zarte Nympf in ihren beſten Jahren/
Die uͤber ſunfzehn zwar/ doch uͤber zwantzig nicht/
Der groſſen Cynthia bald wuͤrde hingericht:
Und daß man alle Jahr dis Opffer ſolt erfriſchen/
Durch dieſes reine Blut viel Schulden abzuwiſchen:
Was mehr? Es hoͤrt allhier das weibliche Geſchlecht
Ein allzuſtrenges Wort/ und allzuſcharffes Recht;
Ein Recht/ ſo leichtlich bricht/ wiewol mit Blut geſchrieben/
Daß dieſe ſterben ſoll/ die nicht iſt treu verblieben.
Es meint der Vater nun/ daß derer reine Eh
Alleine tilgen ſoll des Landes Noth und Weh.
Weil das Orakel auch hat frey heraus geſaget/
Als man es noch einmal in Demuth hat gefraget:
„Es weichet eher nicht des Landes ſchwere Laſt/
„Bis daß zwey Himliſche der Liebe Band verfaſt/
„Bis eines Schaͤfers Treu wird gut zu machen wiſſen/
„Was ſich ein falſches Weib zu ſtoͤren hat befliſſen.
Nun iſt kein ander Paar/ mir faͤllt nichts anders ein/
Es muß ja Silvio und Amarillis ſeyn/
Die von der Goͤtter Art zu erſte hergefloſſen.
Er iſt vom Hercules, und ſie vom Pan entſproſſen.
Und/ was uns bis anher verzweiffelt hat gemacht/
So hat der Goͤtter Stamm nicht Kinder aufgebracht
Von beyderley Geſchlecht; itzt/ da nun ſolche kommen/
So hat Montano auch die Zuverſicht genommen/
Doch auch nicht ohne Grund; und ſchaut man gleich noch nicht
Das Ende dieſer Pein/ ſo tauſend hingericht;
So iſt doch dis der Grund/ das Ende ſteht bey Gott/
Und dieſer Heyrath Frucht vertilget unſer Noth.
Mirt. Mirtillo, biſtu denn ein Zweck von allen Noͤthen?
Soll denn aller Feinde Hauffen
Gegen mir zu Sturme lauffen?
Wil auch bey Liebes-Pein mich das Verhaͤngnis treten?

Erg.
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[15/0061] Anderer Auftritt. Erg. Jhr Zorn ließ etwas nach/ doch wolt er nicht vergehen: Man ſchaut ein Jahr darauf die alte Noth entſtehen Man lief bald nach Gebrauch auf das Orakel zu: Es gab uns ſchlechten Troſt/ es bracht uns ſchlechte Ruh. Die Noth wuchs mit der Zeit. Wir muſten hier erfahren/ Daß eine zarte Nympf in ihren beſten Jahren/ Die uͤber ſunfzehn zwar/ doch uͤber zwantzig nicht/ Der groſſen Cynthia bald wuͤrde hingericht: Und daß man alle Jahr dis Opffer ſolt erfriſchen/ Durch dieſes reine Blut viel Schulden abzuwiſchen: Was mehr? Es hoͤrt allhier das weibliche Geſchlecht Ein allzuſtrenges Wort/ und allzuſcharffes Recht; Ein Recht/ ſo leichtlich bricht/ wiewol mit Blut geſchrieben/ Daß dieſe ſterben ſoll/ die nicht iſt treu verblieben. Es meint der Vater nun/ daß derer reine Eh Alleine tilgen ſoll des Landes Noth und Weh. Weil das Orakel auch hat frey heraus geſaget/ Als man es noch einmal in Demuth hat gefraget: „Es weichet eher nicht des Landes ſchwere Laſt/ „Bis daß zwey Himliſche der Liebe Band verfaſt/ „Bis eines Schaͤfers Treu wird gut zu machen wiſſen/ „Was ſich ein falſches Weib zu ſtoͤren hat befliſſen. Nun iſt kein ander Paar/ mir faͤllt nichts anders ein/ Es muß ja Silvio und Amarillis ſeyn/ Die von der Goͤtter Art zu erſte hergefloſſen. Er iſt vom Hercules, und ſie vom Pan entſproſſen. Und/ was uns bis anher verzweiffelt hat gemacht/ So hat der Goͤtter Stamm nicht Kinder aufgebracht Von beyderley Geſchlecht; itzt/ da nun ſolche kommen/ So hat Montano auch die Zuverſicht genommen/ Doch auch nicht ohne Grund; und ſchaut man gleich noch nicht Das Ende dieſer Pein/ ſo tauſend hingericht; So iſt doch dis der Grund/ das Ende ſteht bey Gott/ Und dieſer Heyrath Frucht vertilget unſer Noth. Mirt. Mirtillo, biſtu denn ein Zweck von allen Noͤthen? Soll denn aller Feinde Hauffen Gegen mir zu Sturme lauffen? Wil auch bey Liebes-Pein mich das Verhaͤngnis treten? Erg.

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/61>, abgerufen am 27.04.2024.