Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Peter Abelards und Heloissen.
Und glaub: ich werde noch in meiner Seele brennen/
Ob gleich der matte Leib nicht rechte Funcken giebt.
Mein Geist sol deinen Leib auf neue Weisse küssen/
Und mein Gemüthe wird stets unverschnitten seyn.
Jch weiß/ der Himmel selbst wird meine Noth versüssen/
Und streut die Liebligkeit mit reichen Händen ein.
Nicht scheu dich diesen Brief in deine Hand zu schliessen/
Er ist verwund/ wie ich; ach druck ihn nicht zu sehr!
Laß doch zu meinem Blut auch deine Thränen fliessen;
Die Feder fällt mir hin; Heliß' ich kan nicht mehr.

Heloisse an Abelarden.
Auf einen Brief von Blutt gehört ein Brief von
Thränen/
Jch fühle wie dein Schnitt mich auch zugleiche sticht
Ach daß der Himmel mich den Jammer läst erwehnen/
Und mir nicht auch dabey das matte Hertze bricht.
Kein Zug der Eitelkeit/ kein Dunst beflammter Lüste/
Macht daß ich deine Noth entzuckt beweinen muß/
Die Geister führen mich in eine dürre Wüste/
Gedenck ich künfftig mehr an einen geilen Kuß.
Jch scheue mich zwar nicht in Schwachheit zu bekennen
Daß deine kühne Faust mich in die Gluth geführt;
Wie solte nicht ein Weib in ihren Geist entbrennen/
Wann ihr ein Abelard so schöne Funcken rührt?
Das Wort/ damit dein Mund mein Ohre hat be-
stritten/
Bezwang mir auch den Geist durch süsse Zauberey.
Jch bin mein Edler Freund durch deine Hand geglit-
Und lebte sonder dich von allem Falle frey. (ten/
Jch bin durch dich allein auß dem Gewichte kommen/
Doch wer durch Helden fält/ der fält nicht ohne Ruhm
Daß

Peter Abelards und Heloiſſen.
Und glaub: ich werde noch in meiner Seele brennen/
Ob gleich der matte Leib nicht rechte Funcken giebt.
Mein Geiſt ſol deinen Leib auf neue Weiſſe kuͤſſen/
Und mein Gemuͤthe wird ſtets unverſchnitten ſeyn.
Jch weiß/ der Him̃el ſelbſt wird meine Noth verſuͤſſẽ/
Und ſtreut die Liebligkeit mit reichen Haͤnden ein.
Nicht ſcheu dich dieſẽ Brief in deine Hand zu ſchlieſſẽ/
Er iſt verwund/ wie ich; ach druck ihn nicht zu ſehr!
Laß doch zu meinem Blut auch deine Thraͤnẽ flieſſen;
Die Feder faͤllt mir hin; Heliß’ ich kan nicht mehr.

Heloiſſe an Abelarden.
Auf einen Brief von Blutt gehoͤrt ein Brief von
Thraͤnen/
Jch fuͤhle wie dein Schnitt mich auch zugleiche ſticht
Ach daß der Himmel mich den Jam̃er läſt erwehnen/
Und mir nicht auch dabey das matte Hertze bricht.
Kein Zug der Eitelkeit/ kein Dunſt beflam̃ter Luͤſte/
Macht daß ich deine Noth entzuckt beweinen muß/
Die Geiſter fuͤhren mich in eine duͤrre Wuͤſte/
Gedenck ich kuͤnfftig mehr an einen geilen Kuß.
Jch ſcheue mich zwar nicht in Schwachheit zu bekeñẽ
Daß deine kuͤhne Fauſt mich in die Gluth gefuͤhrt;
Wie ſolte nicht ein Weib in ihren Geiſt entbrennen/
Wann ihr ein Abelard ſo ſchoͤne Funcken ruͤhrt?
Das Wort/ damit dein Mund mein Ohre hat be-
ſtritten/
Bezwang mir auch den Geiſt durch ſuͤſſe Zauberey.
Jch bin mein Edler Freund durch deine Hand geglit-
Und lebte ſonder dich von allem Falle frey. (ten/
Jch bin durch dich allein auß dem Gewichte kom̃en/
Doch wer durch Heldẽ faͤlt/ der faͤlt nicht ohne Ruhm
Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0581" n="157"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Peter Abelards und Heloi&#x017F;&#x017F;en.</hi> </fw><lb/>
              <l>Und glaub: ich werde noch in meiner Seele brennen/</l><lb/>
              <l>Ob gleich der matte Leib nicht rechte Funcken giebt.</l><lb/>
              <l>Mein Gei&#x017F;t &#x017F;ol deinen Leib auf neue Wei&#x017F;&#x017F;e ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Und mein Gemu&#x0364;the wird &#x017F;tets unver&#x017F;chnitten &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>Jch weiß/ der Him&#x0303;el &#x017F;elb&#x017F;t wird meine Noth ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x0303;/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;treut die Liebligkeit mit reichen Ha&#x0364;nden ein.</l><lb/>
              <l>Nicht &#x017F;cheu dich die&#x017F;e&#x0303; Brief in deine Hand zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e&#x0303;/</l><lb/>
              <l>Er i&#x017F;t verwund/ wie ich; ach druck ihn nicht zu &#x017F;ehr!</l><lb/>
              <l>Laß doch zu meinem Blut auch deine Thra&#x0364;ne&#x0303; flie&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
              <l>Die Feder fa&#x0364;llt mir hin; Heliß&#x2019; ich kan nicht mehr.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Heloi&#x017F;&#x017F;e an Abelarden.</hi> </head><lb/>
            <lg>
              <l>Auf einen Brief von Blutt geho&#x0364;rt ein Brief von</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Thra&#x0364;nen/</hi> </l><lb/>
              <l>Jch fu&#x0364;hle wie dein Schnitt mich auch zugleiche &#x017F;ticht</l><lb/>
              <l>Ach daß der Himmel mich den Jam&#x0303;er lä&#x017F;t erwehnen/</l><lb/>
              <l>Und mir nicht auch dabey das matte Hertze bricht.</l><lb/>
              <l>Kein Zug der Eitelkeit/ kein Dun&#x017F;t beflam&#x0303;ter Lu&#x0364;&#x017F;te/</l><lb/>
              <l>Macht daß ich deine Noth entzuckt beweinen muß/</l><lb/>
              <l>Die Gei&#x017F;ter fu&#x0364;hren mich in eine du&#x0364;rre Wu&#x0364;&#x017F;te/</l><lb/>
              <l>Gedenck ich ku&#x0364;nfftig mehr an einen geilen Kuß.</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;cheue mich zwar nicht in Schwachheit zu beken&#x0303;e&#x0303;</l><lb/>
              <l>Daß deine ku&#x0364;hne Fau&#x017F;t mich in die Gluth gefu&#x0364;hrt;</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;olte nicht ein Weib in ihren Gei&#x017F;t entbrennen/</l><lb/>
              <l>Wann ihr ein Abelard &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne Funcken ru&#x0364;hrt?</l><lb/>
              <l>Das Wort/ damit dein Mund mein Ohre hat be-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tritten/</hi> </l><lb/>
              <l>Bezwang mir auch den Gei&#x017F;t durch &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Zauberey.</l><lb/>
              <l>Jch bin mein Edler Freund durch deine Hand geglit-</l><lb/>
              <l>Und lebte &#x017F;onder dich von allem Falle frey. <hi rendition="#et">(ten/</hi></l><lb/>
              <l>Jch bin durch dich allein auß dem Gewichte kom&#x0303;en/</l><lb/>
              <l>Doch wer durch Helde&#x0303; fa&#x0364;lt/ der fa&#x0364;lt nicht ohne Ruhm</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0581] Peter Abelards und Heloiſſen. Und glaub: ich werde noch in meiner Seele brennen/ Ob gleich der matte Leib nicht rechte Funcken giebt. Mein Geiſt ſol deinen Leib auf neue Weiſſe kuͤſſen/ Und mein Gemuͤthe wird ſtets unverſchnitten ſeyn. Jch weiß/ der Him̃el ſelbſt wird meine Noth verſuͤſſẽ/ Und ſtreut die Liebligkeit mit reichen Haͤnden ein. Nicht ſcheu dich dieſẽ Brief in deine Hand zu ſchlieſſẽ/ Er iſt verwund/ wie ich; ach druck ihn nicht zu ſehr! Laß doch zu meinem Blut auch deine Thraͤnẽ flieſſen; Die Feder faͤllt mir hin; Heliß’ ich kan nicht mehr. Heloiſſe an Abelarden. Auf einen Brief von Blutt gehoͤrt ein Brief von Thraͤnen/ Jch fuͤhle wie dein Schnitt mich auch zugleiche ſticht Ach daß der Himmel mich den Jam̃er läſt erwehnen/ Und mir nicht auch dabey das matte Hertze bricht. Kein Zug der Eitelkeit/ kein Dunſt beflam̃ter Luͤſte/ Macht daß ich deine Noth entzuckt beweinen muß/ Die Geiſter fuͤhren mich in eine duͤrre Wuͤſte/ Gedenck ich kuͤnfftig mehr an einen geilen Kuß. Jch ſcheue mich zwar nicht in Schwachheit zu bekeñẽ Daß deine kuͤhne Fauſt mich in die Gluth gefuͤhrt; Wie ſolte nicht ein Weib in ihren Geiſt entbrennen/ Wann ihr ein Abelard ſo ſchoͤne Funcken ruͤhrt? Das Wort/ damit dein Mund mein Ohre hat be- ſtritten/ Bezwang mir auch den Geiſt durch ſuͤſſe Zauberey. Jch bin mein Edler Freund durch deine Hand geglit- Und lebte ſonder dich von allem Falle frey. (ten/ Jch bin durch dich allein auß dem Gewichte kom̃en/ Doch wer durch Heldẽ faͤlt/ der faͤlt nicht ohne Ruhm Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/581
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/581>, abgerufen am 24.11.2024.