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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Agnes Bernin.
lichen Frauen Zimmers herein zutretten. Der
regierende Herr/ als Vater/ zog dieses hitzige Be-
ginnen seines Herren Sohnes/ ihm treflich zu
Gemüthe/ und weil er wohl schauete/ daß dieses/
seinen Gedancken nach/ schimpfliche Feuer in dem
ersten Brande auszuleschen were/ so eilete er in
Abwesenheit des jungen Hertzogs nach Sitten-
burg wo sich gedachte schöne enthielt/ berufte den
Rath daselbst/ und ließ diese Sache so weit trei-
ben/ daß diese unglückseeliche Liebhaberin in das
Gefängnüs geworffen ward. Weil sie dann nun
in der höchsten Noth ihren Helden Muth nicht
sincken ließ/ sondern vielmehr durch unerschrocke-
ne Antwort an Tag geben wolte/ daß sie dem Gei-
ste nach nicht gantz unwürdig sey eine Hertzogin
genennet zuwerden; als ward Sie nach gesproche-
nen Urtheil in einen Sack gestossen/ und in einem
flissenden Wasser erträncket. Jhr Gedächtnis
schwimmet noch oben/ und das steinerne Ange-
dencken/ so ihr zu Ehren aufgerichtet worden/ ist
noch nicht geschleift.

Agnes an Ungenand.
DEin Agnes schreibet hier mit Banden an den
Händen/
Mit Riegeln wohl verwahrt die mehr als stäh-
lern seyn/
Mit

und Agnes Bernin.
lichen Frauen Zimmers herein zutretten. Der
regierende Herr/ als Vater/ zog dieſes hitzige Be-
ginnen ſeines Herren Sohnes/ ihm treflich zu
Gemuͤthe/ und weil er wohl ſchauete/ daß dieſes/
ſeinen Gedancken nach/ ſchimpfliche Feuer in dem
erſten Brande auszuleſchen were/ ſo eilete er in
Abweſenheit des jungen Hertzogs nach Sitten-
burg wo ſich gedachte ſchoͤne enthielt/ berufte den
Rath daſelbſt/ und ließ dieſe Sache ſo weit trei-
ben/ daß dieſe ungluͤckſeeliche Liebhaberin in das
Gefaͤngnuͤs geworffen ward. Weil ſie dann nun
in der hoͤchſten Noth ihren Helden Muth nicht
ſincken ließ/ ſondern vielmehr durch unerſchrocke-
ne Antwort an Tag geben wolte/ daß ſie dem Gei-
ſte nach nicht gantz unwuͤrdig ſey eine Hertzogin
genennet zuwerden; als ward Sie nach geſproche-
nen Urtheil in einen Sack geſtoſſen/ und in einem
fliſſenden Waſſer ertraͤncket. Jhr Gedaͤchtnis
ſchwimmet noch oben/ und das ſteinerne Ange-
dencken/ ſo ihr zu Ehren aufgerichtet worden/ iſt
noch nicht geſchleift.

Agnes an Ungenand.
DEin Agnes ſchreibet hier mit Banden an den
Haͤnden/
Mit Riegeln wohl verwahrt die mehr als ſtaͤh-
lern ſeyn/
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[123/0547] und Agnes Bernin. lichen Frauen Zimmers herein zutretten. Der regierende Herr/ als Vater/ zog dieſes hitzige Be- ginnen ſeines Herren Sohnes/ ihm treflich zu Gemuͤthe/ und weil er wohl ſchauete/ daß dieſes/ ſeinen Gedancken nach/ ſchimpfliche Feuer in dem erſten Brande auszuleſchen were/ ſo eilete er in Abweſenheit des jungen Hertzogs nach Sitten- burg wo ſich gedachte ſchoͤne enthielt/ berufte den Rath daſelbſt/ und ließ dieſe Sache ſo weit trei- ben/ daß dieſe ungluͤckſeeliche Liebhaberin in das Gefaͤngnuͤs geworffen ward. Weil ſie dann nun in der hoͤchſten Noth ihren Helden Muth nicht ſincken ließ/ ſondern vielmehr durch unerſchrocke- ne Antwort an Tag geben wolte/ daß ſie dem Gei- ſte nach nicht gantz unwuͤrdig ſey eine Hertzogin genennet zuwerden; als ward Sie nach geſproche- nen Urtheil in einen Sack geſtoſſen/ und in einem fliſſenden Waſſer ertraͤncket. Jhr Gedaͤchtnis ſchwimmet noch oben/ und das ſteinerne Ange- dencken/ ſo ihr zu Ehren aufgerichtet worden/ iſt noch nicht geſchleift. Agnes an Ungenand. DEin Agnes ſchreibet hier mit Banden an den Haͤnden/ Mit Riegeln wohl verwahrt die mehr als ſtaͤh- lern ſeyn/ Mit

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/547>, abgerufen am 10.05.2024.