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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Graf Friedenheim
Jch soll mich in ein Schiff weit weit von dir begeben/
Das gehet nur den Leib und nicht die Geister an/
Mein Wunsch und Seuffzer soll in deinem Seegel
schweben/
Jch lobe dessen Macht/ der diß verwehren kan.
Stalitien/ so Schätz und süsse Früchte zieren/
Da nur der Frühling will in den Jeßminen gehn/
Das wird mich wiederum zu diesen Rosen führen/
Die in dem Himmel Thau der süssen Lippen stehn.
Jch werd' alsdann mit Lust dein helles Auge schauen/
So meiner ersten Brunst getreuer Leitstern war.
Was soll ich aber doch ein Schloß der Hoffnung bau-
en/
Gegründet auf den Sand der schlipfrigen Gefahr?
Das reiche Boleniß' erschüttert meine Glieder/
Der alte Velemon will deiner Tugend bey/
Es scheint/ dein Bruder selbst/ ist meiner Lust zuwider/
Und glaubt/ daß Reichthum mehr als reine Tugend sey.
Mich deucht ich schaue schon das Silber seiner Haare/
Geflochten in dein Gold/ dem Gold auch selber weicht/
Das Lieben ist vor dich/ ihm dienet eine Bahre/
Jch weiß nicht wie dein Lentz sich seinen Winter gleicht.
Es macht der alte Greiß mir Sturm in meinen Sin-
nen/
Und richtet Schiffbruch auch auf trucknen Lande zu/
Ach Sittenore kom und endre dein Beginnen/
Jn Boloniße blüht dir nicht der Baum der Ruh.
Gold ist ein todtes Ertzt/ und Perlen seyn die Thränen/
So die erzürnte See zu Steinen hat gemacht/

Was

Liebe zwiſchen Graf Friedenheim
Jch ſoll mich in ein Schiff weit weit von dir begeben/
Das gehet nur den Leib und nicht die Geiſter an/
Mein Wunſch und Seuffzer ſoll in deinem Seegel
ſchweben/
Jch lobe deſſen Macht/ der diß verwehren kan.
Stalitien/ ſo Schaͤtz und ſuͤſſe Fruͤchte zieren/
Da nur der Fruͤhling will in den Jeßminen gehn/
Das wird mich wiederum zu dieſen Roſen fuͤhren/
Die in dem Himmel Thau der ſuͤſſen Lippen ſtehn.
Jch werd’ alsdann mit Luſt dein helles Auge ſchauen/
So meiner erſten Brunſt getreuer Leitſtern war.
Was ſoll ich aber doch ein Schloß der Hoffnung bau-
en/
Gegruͤndet auf den Sand der ſchlipfrigen Gefahr?
Das reiche Boleniß’ erſchuͤttert meine Glieder/
Der alte Velemon will deiner Tugend bey/
Es ſcheint/ dein Bruder ſelbſt/ iſt meiner Luſt zuwider/
Und glaubt/ daß Reichthum mehr als reine Tugend ſey.
Mich deucht ich ſchaue ſchon das Silber ſeiner Haare/
Geflochten in dein Gold/ dem Gold auch ſelber weicht/
Das Lieben iſt vor dich/ ihm dienet eine Bahre/
Jch weiß nicht wie dein Lentz ſich ſeinẽ Winter gleicht.
Es macht der alte Greiß mir Sturm in meinen Sin-
nen/
Und richtet Schiffbruch auch auf trucknen Lande zu/
Ach Sittenore kom und endre dein Beginnen/
Jn Boloniße bluͤht dir nicht der Baum der Ruh.
Gold iſt ein todtes Ertzt/ und Perlen ſeyn die Thraͤnen/
So die erzuͤrnte See zu Steinen hat gemacht/

Was
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[104/0528] Liebe zwiſchen Graf Friedenheim Jch ſoll mich in ein Schiff weit weit von dir begeben/ Das gehet nur den Leib und nicht die Geiſter an/ Mein Wunſch und Seuffzer ſoll in deinem Seegel ſchweben/ Jch lobe deſſen Macht/ der diß verwehren kan. Stalitien/ ſo Schaͤtz und ſuͤſſe Fruͤchte zieren/ Da nur der Fruͤhling will in den Jeßminen gehn/ Das wird mich wiederum zu dieſen Roſen fuͤhren/ Die in dem Himmel Thau der ſuͤſſen Lippen ſtehn. Jch werd’ alsdann mit Luſt dein helles Auge ſchauen/ So meiner erſten Brunſt getreuer Leitſtern war. Was ſoll ich aber doch ein Schloß der Hoffnung bau- en/ Gegruͤndet auf den Sand der ſchlipfrigen Gefahr? Das reiche Boleniß’ erſchuͤttert meine Glieder/ Der alte Velemon will deiner Tugend bey/ Es ſcheint/ dein Bruder ſelbſt/ iſt meiner Luſt zuwider/ Und glaubt/ daß Reichthum mehr als reine Tugend ſey. Mich deucht ich ſchaue ſchon das Silber ſeiner Haare/ Geflochten in dein Gold/ dem Gold auch ſelber weicht/ Das Lieben iſt vor dich/ ihm dienet eine Bahre/ Jch weiß nicht wie dein Lentz ſich ſeinẽ Winter gleicht. Es macht der alte Greiß mir Sturm in meinen Sin- nen/ Und richtet Schiffbruch auch auf trucknen Lande zu/ Ach Sittenore kom und endre dein Beginnen/ Jn Boloniße bluͤht dir nicht der Baum der Ruh. Gold iſt ein todtes Ertzt/ und Perlen ſeyn die Thraͤnen/ So die erzuͤrnte See zu Steinen hat gemacht/ Was

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/528>, abgerufen am 10.05.2024.