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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe
Zwischen Reinier Königen aus
Dännemarck/
und
Einer Norwegischen Heldin
Algerthe.

DJe Geschicht/ woraus folgende Briefe
entsprungen/ scheinet einem Gedichte so
ehnlich/ als ein Ey dem andern zu seyn/
und wann ich sie nicht in etlichen wahrhafften
Schrifften gefundeu/ würde ich sie vor eine von
den grösten Auffschneidereyen von der Welt hal-
ten. Sie ist aber unverfälscht/ und dessentwe-
gen desto höher zuschätzen/ besonders weil sie voll
wunderlicher Zufälle und Regungen zubefinden.
Ein Schwedischer König Fro/ dessen Leben nichts
anders als ein lasterhaffer Zeitvertreib war/
fiel ohn alle gegebene Ursach in Norwegen ein/
verstelte alles mit Brandt/ Blutt und Unzucht/
und weil das Gelücke nicht allezeit der Tugend
Gefehrte ist/ so fügte es das Verhängnüß so
wunderbahr/ daß er den Norwegischen König
endlich in offentlicher Schlacht erlegte. Eine
gute Anzahl Adelichen Frauenzimmers hatte sich

vor
Liebe
Zwiſchen Reinier Koͤnigen aus
Daͤnnemarck/
und
Einer Norwegiſchen Heldin
Algerthe.

DJe Geſchicht/ woraus folgende Briefe
entſprungen/ ſcheinet einem Gedichte ſo
ehnlich/ als ein Ey dem andern zu ſeyn/
und wann ich ſie nicht in etlichen wahrhafften
Schrifften gefundeu/ wuͤrde ich ſie vor eine von
den groͤſten Auffſchneidereyen von der Welt hal-
ten. Sie iſt aber unverfaͤlſcht/ und deſſentwe-
gen deſto hoͤher zuſchaͤtzen/ beſonders weil ſie voll
wunderlicher Zufaͤlle und Regungen zubefinden.
Ein Schwediſcher Koͤnig Fro/ deſſen Leben nichts
anders als ein laſterhaffer Zeitvertreib war/
fiel ohn alle gegebene Urſach in Norwegen ein/
verſtelte alles mit Brandt/ Blutt und Unzucht/
und weil das Geluͤcke nicht allezeit der Tugend
Gefehrte iſt/ ſo fuͤgte es das Verhaͤngnuͤß ſo
wunderbahr/ daß er den Norwegiſchen Koͤnig
endlich in offentlicher Schlacht erlegte. Eine
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[13/0437] Liebe Zwiſchen Reinier Koͤnigen aus Daͤnnemarck/ und Einer Norwegiſchen Heldin Algerthe. DJe Geſchicht/ woraus folgende Briefe entſprungen/ ſcheinet einem Gedichte ſo ehnlich/ als ein Ey dem andern zu ſeyn/ und wann ich ſie nicht in etlichen wahrhafften Schrifften gefundeu/ wuͤrde ich ſie vor eine von den groͤſten Auffſchneidereyen von der Welt hal- ten. Sie iſt aber unverfaͤlſcht/ und deſſentwe- gen deſto hoͤher zuſchaͤtzen/ beſonders weil ſie voll wunderlicher Zufaͤlle und Regungen zubefinden. Ein Schwediſcher Koͤnig Fro/ deſſen Leben nichts anders als ein laſterhaffer Zeitvertreib war/ fiel ohn alle gegebene Urſach in Norwegen ein/ verſtelte alles mit Brandt/ Blutt und Unzucht/ und weil das Geluͤcke nicht allezeit der Tugend Gefehrte iſt/ ſo fuͤgte es das Verhaͤngnuͤß ſo wunderbahr/ daß er den Norwegiſchen Koͤnig endlich in offentlicher Schlacht erlegte. Eine gute Anzahl Adelichen Frauenzimmers hatte ſich vor

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/437>, abgerufen am 25.11.2024.