Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der sterbende Es läst der grosse Wunder-PlanSie wenig Freud und Leid geniessen. Sie sind auf einen Karn geladen/ Es führt ein Geist die leichte Last/ Biß zu des Acherons Morast/ Sie nach Gewonheit da zu baden; Da sind sie gleichsam gantz ersäufft/ Biß alles von ihm abetreufft/ Und alle Flecken weichen müssen. Wann diese Marter nun vorbey/ So gehn die Fässel auch entzwey/ Und können wieder Trost geniessen. Die Seelen reich mit Blut begossen/ Und die Verrähter wollen seyn/ Die werden voller Angst und Pein Tieff in den Tartarus geschlossen; Die Königs-Mörder sind alldar/ Und den die gröste Sorge war Sich aller Boßheit zu befleissen. Die Göttliche Barmhertzigkeit Jst selbst so höchlich nicht befreyt/ Sie diesem Jammer zu entreissen. Viel Seelen von gemeinen Flecken/ Mit welchen Gott noch hat Gedult/ Die dürffen wegen schlechter Schuld/ Nicht ewig in der Marter stecken/ Die offt ans lauter Unbedacht/ Den Eltern Leid und Angst gemacht/ Und solcher Fehler mehr begangen/ Die haben Hoffnung mit der Zeit/ Und können wegen Reu und Leid Noch die Erlösung wol erlangen. Ein Eckel Gott mit Ernst zu lieben/ Ein Mord aus Zorn und Grimm verbracht/ Und
Der ſterbende Es laͤſt der groſſe Wunder-PlanSie wenig Freud und Leid genieſſen. Sie ſind auf einen Karn geladen/ Es fuͤhrt ein Geiſt die leichte Laſt/ Biß zu des Acherons Moraſt/ Sie nach Gewonheit da zu baden; Da ſind ſie gleichſam gantz erſaͤufft/ Biß alles von ihm abetreufft/ Und alle Flecken weichen muͤſſen. Wann dieſe Marter nun vorbey/ So gehn die Faͤſſel auch entzwey/ Und koͤnnen wieder Troſt genieſſen. Die Seelen reich mit Blut begoſſen/ Und die Verraͤhter wollen ſeyn/ Die werden voller Angſt und Pein Tieff in den Tartarus geſchloſſen; Die Koͤnigs-Moͤrder ſind alldar/ Und den die groͤſte Sorge war Sich aller Boßheit zu befleiſſen. Die Goͤttliche Barmhertzigkeit Jſt ſelbſt ſo hoͤchlich nicht befreyt/ Sie dieſem Jammer zu entreiſſen. Viel Seelen von gemeinen Flecken/ Mit welchen Gott noch hat Gedult/ Die duͤrffen wegen ſchlechter Schuld/ Nicht ewig in der Marter ſtecken/ Die offt ans lauter Unbedacht/ Den Eltern Leid und Angſt gemacht/ Und ſolcher Fehler mehr begangen/ Die haben Hoffnung mit der Zeit/ Und koͤnnen wegen Reu und Leid Noch die Erloͤſung wol erlangen. Ein Eckel Gott mit Ernſt zu lieben/ Ein Mord aus Zorn und Grimm verbracht/ Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SOC"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0398" n="140"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der ſterbende</hi> </fw><lb/> <l>Es laͤſt der groſſe Wunder-Plan</l><lb/> <l>Sie wenig Freud und Leid genieſſen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Sie ſind auf einen Karn geladen/</l><lb/> <l>Es fuͤhrt ein Geiſt die leichte Laſt/</l><lb/> <l>Biß zu des Acherons Moraſt/</l><lb/> <l>Sie nach Gewonheit da zu baden;</l><lb/> <l>Da ſind ſie gleichſam gantz erſaͤufft/</l><lb/> <l>Biß alles von ihm abetreufft/</l><lb/> <l>Und alle Flecken weichen muͤſſen.</l><lb/> <l>Wann dieſe Marter nun vorbey/</l><lb/> <l>So gehn die Faͤſſel auch entzwey/</l><lb/> <l>Und koͤnnen wieder Troſt genieſſen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Die Seelen reich mit Blut begoſſen/</l><lb/> <l>Und die Verraͤhter wollen ſeyn/</l><lb/> <l>Die werden voller Angſt und Pein</l><lb/> <l>Tieff in den Tartarus geſchloſſen;</l><lb/> <l>Die Koͤnigs-Moͤrder ſind alldar/</l><lb/> <l>Und den die groͤſte Sorge war</l><lb/> <l>Sich aller Boßheit zu befleiſſen.</l><lb/> <l>Die Goͤttliche Barmhertzigkeit</l><lb/> <l>Jſt ſelbſt ſo hoͤchlich nicht befreyt/</l><lb/> <l>Sie dieſem Jammer zu entreiſſen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Viel Seelen von gemeinen Flecken/</l><lb/> <l>Mit welchen Gott noch hat Gedult/</l><lb/> <l>Die duͤrffen wegen ſchlechter Schuld/</l><lb/> <l>Nicht ewig in der Marter ſtecken/</l><lb/> <l>Die offt ans lauter Unbedacht/</l><lb/> <l>Den Eltern Leid und Angſt gemacht/</l><lb/> <l>Und ſolcher Fehler mehr begangen/</l><lb/> <l>Die haben Hoffnung mit der Zeit/</l><lb/> <l>Und koͤnnen wegen Reu und Leid</l><lb/> <l>Noch die Erloͤſung wol erlangen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Ein Eckel Gott mit Ernſt zu lieben/</l><lb/> <l>Ein Mord aus Zorn und Grimm verbracht/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [140/0398]
Der ſterbende
Es laͤſt der groſſe Wunder-Plan
Sie wenig Freud und Leid genieſſen.
Sie ſind auf einen Karn geladen/
Es fuͤhrt ein Geiſt die leichte Laſt/
Biß zu des Acherons Moraſt/
Sie nach Gewonheit da zu baden;
Da ſind ſie gleichſam gantz erſaͤufft/
Biß alles von ihm abetreufft/
Und alle Flecken weichen muͤſſen.
Wann dieſe Marter nun vorbey/
So gehn die Faͤſſel auch entzwey/
Und koͤnnen wieder Troſt genieſſen.
Die Seelen reich mit Blut begoſſen/
Und die Verraͤhter wollen ſeyn/
Die werden voller Angſt und Pein
Tieff in den Tartarus geſchloſſen;
Die Koͤnigs-Moͤrder ſind alldar/
Und den die groͤſte Sorge war
Sich aller Boßheit zu befleiſſen.
Die Goͤttliche Barmhertzigkeit
Jſt ſelbſt ſo hoͤchlich nicht befreyt/
Sie dieſem Jammer zu entreiſſen.
Viel Seelen von gemeinen Flecken/
Mit welchen Gott noch hat Gedult/
Die duͤrffen wegen ſchlechter Schuld/
Nicht ewig in der Marter ſtecken/
Die offt ans lauter Unbedacht/
Den Eltern Leid und Angſt gemacht/
Und ſolcher Fehler mehr begangen/
Die haben Hoffnung mit der Zeit/
Und koͤnnen wegen Reu und Leid
Noch die Erloͤſung wol erlangen.
Ein Eckel Gott mit Ernſt zu lieben/
Ein Mord aus Zorn und Grimm verbracht/
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |