Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der sterbende Socrates. Und erfolget nun daß das Gedritte in der Zahl von dreyen nothwendig müsse ungerade seyn. Cebes. Jch muß es gestehen. Socrates. So habe ich nun so zu umschreiben begonnen/ was nemlich für Sachen sind/ welche zwar nichts eigentlich zu wider sind/ aber doch auch nichts wi- driges annehmen wollen. Mit diesem ist es nun e- ben so/ wie mit dem Gedritten bewand/ welches dann wiewol es dem Geraden nicht schnur stracks zu wider/ es dennoch niemals/ weil solches ihm allezeit etwas widriges beyfuget/ anzunehmen begehret. Eben so ist gleichfals mit der Zahl von zweyen/ ge- gen ungerade/ mit dem Feuer gegen die Kälte/ dem Schnee gegen die Hitze/ und vielen anderen dieser Art Sachen beschaffen. So schaue nun Cebes/ ob nicht/ deiner Meinung nach/ man es so umschreiben können/ daß nicht alleine das Widrige/ sondern auch dasjenige/ was etwas widriges beybringet/ niemals eine Gestalt an sich nehmen wird/ so denje- nigen/ so sie beygebracht wird/ zu wider wäre. Und betrachte dann/ dann es schadet niemals diese Sa- chen offte zu wiederholen/ daß die Zahl von fünffen niemals die Art von geraden/ nach zehen so gedop- pelt
Der ſterbende Socrates. Und erfolget nun daß das Gedritte in der Zahl von dreyen nothwendig muͤſſe ungerade ſeyn. Cebes. Jch muß es geſtehen. Socrates. So habe ich nun ſo zu umſchreiben begonnen/ was nemlich fuͤr Sachen ſind/ welche zwar nichts eigentlich zu wider ſind/ aber doch auch nichts wi- driges annehmen wollen. Mit dieſem iſt es nun e- ben ſo/ wie mit dem Gedritten bewand/ welches dann wiewol es dem Geraden nicht ſchnur ſtracks zu wider/ es dennoch niemals/ weil ſolches ihm allezeit etwas widriges beyfuget/ anzunehmen begehret. Eben ſo iſt gleichfals mit der Zahl von zweyen/ ge- gen ungerade/ mit dem Feuer gegen die Kaͤlte/ dem Schnee gegen die Hitze/ und vielen anderen dieſer Art Sachen beſchaffen. So ſchaue nun Cebes/ ob nicht/ deiner Meinung nach/ man es ſo umſchreiben koͤnnen/ daß nicht alleine das Widrige/ ſondern auch dasjenige/ was etwas widriges beybringet/ niemals eine Geſtalt an ſich nehmen wird/ ſo denje- nigen/ ſo ſie beygebracht wird/ zu wider waͤre. Und betrachte dann/ dann es ſchadet niemals dieſe Sa- chen offte zu wiederholen/ daß die Zahl von fuͤnffen niemals die Art von geraden/ nach zehen ſo gedop- pelt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0372" n="114"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der ſterbende</hi> </fw><lb/> <sp who="#SOC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Socrates.</hi> </speaker><lb/> <p>Und erfolget nun daß das Gedritte in der Zahl<lb/> von dreyen nothwendig muͤſſe ungerade ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#CEB"> <speaker> <hi rendition="#fr">Cebes.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch muß es geſtehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Socrates.</hi> </speaker><lb/> <p>So habe ich nun ſo zu umſchreiben begonnen/<lb/> was nemlich fuͤr Sachen ſind/ welche zwar nichts<lb/> eigentlich zu wider ſind/ aber doch auch nichts wi-<lb/> driges annehmen wollen. Mit dieſem iſt es nun e-<lb/> ben ſo/ wie mit dem Gedritten bewand/ welches<lb/> dann wiewol es dem Geraden nicht ſchnur ſtracks zu<lb/> wider/ es dennoch niemals/ weil ſolches ihm allezeit<lb/> etwas widriges beyfuget/ anzunehmen begehret.<lb/> Eben ſo iſt gleichfals mit der Zahl von zweyen/ ge-<lb/> gen ungerade/ mit dem Feuer gegen die Kaͤlte/ dem<lb/> Schnee gegen die Hitze/ und vielen anderen dieſer<lb/> Art Sachen beſchaffen. So ſchaue nun Cebes/ ob<lb/> nicht/ deiner Meinung nach/ man es ſo umſchreiben<lb/> koͤnnen/ daß nicht alleine das Widrige/ ſondern<lb/> auch dasjenige/ was etwas widriges beybringet/<lb/> niemals eine Geſtalt an ſich nehmen wird/ ſo denje-<lb/> nigen/ ſo ſie beygebracht wird/ zu wider waͤre. Und<lb/> betrachte dann/ dann es ſchadet niemals dieſe Sa-<lb/> chen offte zu wiederholen/ daß die Zahl von fuͤnffen<lb/> niemals die Art von geraden/ nach zehen ſo gedop-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">pelt</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [114/0372]
Der ſterbende
Socrates.
Und erfolget nun daß das Gedritte in der Zahl
von dreyen nothwendig muͤſſe ungerade ſeyn.
Cebes.
Jch muß es geſtehen.
Socrates.
So habe ich nun ſo zu umſchreiben begonnen/
was nemlich fuͤr Sachen ſind/ welche zwar nichts
eigentlich zu wider ſind/ aber doch auch nichts wi-
driges annehmen wollen. Mit dieſem iſt es nun e-
ben ſo/ wie mit dem Gedritten bewand/ welches
dann wiewol es dem Geraden nicht ſchnur ſtracks zu
wider/ es dennoch niemals/ weil ſolches ihm allezeit
etwas widriges beyfuget/ anzunehmen begehret.
Eben ſo iſt gleichfals mit der Zahl von zweyen/ ge-
gen ungerade/ mit dem Feuer gegen die Kaͤlte/ dem
Schnee gegen die Hitze/ und vielen anderen dieſer
Art Sachen beſchaffen. So ſchaue nun Cebes/ ob
nicht/ deiner Meinung nach/ man es ſo umſchreiben
koͤnnen/ daß nicht alleine das Widrige/ ſondern
auch dasjenige/ was etwas widriges beybringet/
niemals eine Geſtalt an ſich nehmen wird/ ſo denje-
nigen/ ſo ſie beygebracht wird/ zu wider waͤre. Und
betrachte dann/ dann es ſchadet niemals dieſe Sa-
chen offte zu wiederholen/ daß die Zahl von fuͤnffen
niemals die Art von geraden/ nach zehen ſo gedop-
pelt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |