Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Socrates. Socrates. Und die Einstimmung ist nicht ihrer Eigenschafft nach Einstimmung/ sondern so weit sie mit etwas vermischet ist. Simias befand dieses im Anfange etwas dunckel/ und sagte/ daß er es nicht recht ver- stünde. Jst es nicht so/ sagte Socrates/ daß die Einstimmung/ nach dem solche mehr oder weniger vermischet ist/ mehr oder weniger Einstimmung ge- nennet wird/ und wir sagen von einem Gesange/ nach dem er gut oder böse ist/ daß er mehr oder we- niger Einstimmung habe/ welches man dann von der Seele/ so weit als Seele/ nimmermehr sagen kan/ daß sie in Entgegensetzung einer grossen oder kleineren Sache/ mehr oder weniger Seele sey. Denck ein wenig nach/ sagen wir nicht von der See- le/ daß eine mit Witz und Tugend/ die andere aber mit Torheit behafftet sey/ und nennen jene gut/ die- se aber böse/ und würde nun einer/ der die Seele vor eine solche Einstimmung hält/ allhier sagen/ daß die Seele mit Tugend oder Untugend behafftet/ o- der aber/ daß an statt der Tugend oder Untugend/ eine Seele gut oder übel einstimme/ und daß die gu- te wolstimmige/ ja als eine Einstimmung selbst/ für sich Einstimmungen mit sich führe/ die böse aber eine Verstimmung sey/ und doch keine andere Ver- stimmung mehr unter sich habe. Jch weiß nichts mehr darwider einzubringen/ sagte Simias. So- F 5
Socrates. Socrates. Und die Einſtimmung iſt nicht ihrer Eigenſchafft nach Einſtimmung/ ſondern ſo weit ſie mit etwas vermiſchet iſt. Simias befand dieſes im Anfange etwas dunckel/ und ſagte/ daß er es nicht recht ver- ſtuͤnde. Jſt es nicht ſo/ ſagte Socrates/ daß die Einſtimmung/ nach dem ſolche mehr oder weniger vermiſchet iſt/ mehr oder weniger Einſtimmung ge- nennet wird/ und wir ſagen von einem Geſange/ nach dem er gut oder boͤſe iſt/ daß er mehr oder we- niger Einſtimmung habe/ welches man dann von der Seele/ ſo weit als Seele/ nimmermehr ſagen kan/ daß ſie in Entgegenſetzung einer groſſen oder kleineren Sache/ mehr oder weniger Seele ſey. Denck ein wenig nach/ ſagen wir nicht von der See- le/ daß eine mit Witz und Tugend/ die andere aber mit Torheit behafftet ſey/ und nennen jene gut/ die- ſe aber boͤſe/ und wuͤrde nun einer/ der die Seele vor eine ſolche Einſtimmung haͤlt/ allhier ſagen/ daß die Seele mit Tugend oder Untugend behafftet/ o- der aber/ daß an ſtatt der Tugend oder Untugend/ eine Seele gut oder uͤbel einſtimme/ und daß die gu- te wolſtimmige/ ja als eine Einſtimmung ſelbſt/ fuͤr ſich Einſtimmungen mit ſich fuͤhre/ die boͤſe aber eine Verſtimmung ſey/ und doch keine andere Ver- ſtimmung mehr unter ſich habe. Jch weiß nichts mehr darwider einzubringen/ ſagte Simias. So- F 5
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Socrates.
Socrates.
Und die Einſtimmung iſt nicht ihrer Eigenſchafft
nach Einſtimmung/ ſondern ſo weit ſie mit etwas
vermiſchet iſt. Simias befand dieſes im Anfange
etwas dunckel/ und ſagte/ daß er es nicht recht ver-
ſtuͤnde. Jſt es nicht ſo/ ſagte Socrates/ daß die
Einſtimmung/ nach dem ſolche mehr oder weniger
vermiſchet iſt/ mehr oder weniger Einſtimmung ge-
nennet wird/ und wir ſagen von einem Geſange/
nach dem er gut oder boͤſe iſt/ daß er mehr oder we-
niger Einſtimmung habe/ welches man dann von
der Seele/ ſo weit als Seele/ nimmermehr ſagen
kan/ daß ſie in Entgegenſetzung einer groſſen oder
kleineren Sache/ mehr oder weniger Seele ſey.
Denck ein wenig nach/ ſagen wir nicht von der See-
le/ daß eine mit Witz und Tugend/ die andere aber
mit Torheit behafftet ſey/ und nennen jene gut/ die-
ſe aber boͤſe/ und wuͤrde nun einer/ der die Seele
vor eine ſolche Einſtimmung haͤlt/ allhier ſagen/ daß
die Seele mit Tugend oder Untugend behafftet/ o-
der aber/ daß an ſtatt der Tugend oder Untugend/
eine Seele gut oder uͤbel einſtimme/ und daß die gu-
te wolſtimmige/ ja als eine Einſtimmung ſelbſt/ fuͤr
ſich Einſtimmungen mit ſich fuͤhre/ die boͤſe aber
eine Verſtimmung ſey/ und doch keine andere Ver-
ſtimmung mehr unter ſich habe. Jch weiß nichts
mehr darwider einzubringen/ ſagte Simias.
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