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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Sechster Auftritt.
Ob diesem Glauben sey zu geben/
So läst sich meine Zunge binden.
Cor. Zweiffelstu an dem Bericht?
Mirt. Hielt ich es vor gewiß/ so müst ich ja verderben/
Und ist es wahr/ so wil ich augenblicklich sterben;
Cor. Ach Armer stirb doch nicht/
Du must zuvor dich rächen.
Mirt. Jch glaube nicht/ was deine Zunge spricht.
Es kan nicht seyn.
Cor. Du glaubest nicht/ und suchest doch von mir/
Was du dich gründlich fürchtst zu wissen.
Was soll ich ferner sprechen/
Schaustu die Höle dort vor dir?
Diese schleust der Liebsten Ehre in ihr treu Behältnis ein;
Da lacht man deiner Treu/
Da wird durch deine Pein/
Der Nebenbuhlschafft Lust verzuckert werden müssen.
Da sincket itzt/ ich sag es ohne Scheu/
Deiner Amarillis Ehre in die groben Bauer-Armen/
Das ist der Lohn der Treu/ laß nun die Thränen fliessen?
Mirt. Die Götter müsse dis erbarmen!
So ist dann dieses wahr/ und soll ich dir itzt trauen?
Cor. Du wirst noch ärgers schanen/
Und heute noch/ weil itzt die Stund erschienen/
So zu ihrer Lust soll dienen.
Verbirg dich nur in jene Hecken/
Dadurch sich läst hier diese Gegend zieren:
So wirstu selbst verspühren/
Wie die Amarillis sich in die Höle wird verstecken/
Und wie sie endlich auch den Buhler zu sich nimt.
Mirt. So zielt mir denn der Tod so zeitlich nach dem Hertzen!
Cor. Sie kömt itzund heran.
Schau/ wie sie den Tempel-Weg so behutsam überschleicht!
Schau itzund zu deinem Schmertzen/
Wie man auch ein falsches Hertze aus den Füssen kennen kan.
Hier warte nu/
Und schaue ferner zu/
Wie dann die Zeit dir gute Mittel reicht:
Dich
G 3
Sechſter Auftritt.
Ob dieſem Glauben ſey zu geben/
So laͤſt ſich meine Zunge binden.
Cor. Zweiffelſtu an dem Bericht?
Mirt. Hielt ich es vor gewiß/ ſo muͤſt ich ja verderben/
Und iſt es wahr/ ſo wil ich augenblicklich ſterben;
Cor. Ach Armer ſtirb doch nicht/
Du muſt zuvor dich raͤchen.
Mirt. Jch glaube nicht/ was deine Zunge ſpricht.
Es kan nicht ſeyn.
Cor. Du glaubeſt nicht/ und ſucheſt doch von mir/
Was du dich gruͤndlich fuͤrchtſt zu wiſſen.
Was ſoll ich ferner ſprechen/
Schauſtu die Hoͤle dort vor dir?
Dieſe ſchleuſt der Liebſten Ehre in ihr treu Behaͤltnis ein;
Da lacht man deiner Treu/
Da wird durch deine Pein/
Der Nebenbuhlſchafft Luſt verzuckert werden muͤſſen.
Da ſincket itzt/ ich ſag es ohne Scheu/
Deiner Amarillis Ehre in die groben Bauer-Armen/
Das iſt der Lohn der Treu/ laß nun die Thraͤnen flieſſen?
Mirt. Die Goͤtter muͤſſe dis erbarmen!
So iſt dann dieſes wahr/ und ſoll ich dir itzt trauen?
Cor. Du wirſt noch aͤrgers ſchanen/
Und heute noch/ weil itzt die Stund erſchienen/
So zu ihrer Luſt ſoll dienen.
Verbirg dich nur in jene Hecken/
Dadurch ſich laͤſt hier dieſe Gegend zieren:
So wirſtu ſelbſt verſpuͤhren/
Wie die Amarillis ſich in die Hoͤle wird verſtecken/
Und wie ſie endlich auch den Buhler zu ſich nimt.
Mirt. So zielt mir denn der Tod ſo zeitlich nach dem Hertzen!
Cor. Sie koͤmt itzund heran.
Schau/ wie ſie den Tempel-Weg ſo behutſam uͤberſchleicht!
Schau itzund zu deinem Schmertzen/
Wie man auch ein falſches Hertze aus den Fuͤſſen kennen kan.
Hier warte nu/
Und ſchaue ferner zu/
Wie dann die Zeit dir gute Mittel reicht:
Dich
G 3
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[101/0147] Sechſter Auftritt. Ob dieſem Glauben ſey zu geben/ So laͤſt ſich meine Zunge binden. Cor. Zweiffelſtu an dem Bericht? Mirt. Hielt ich es vor gewiß/ ſo muͤſt ich ja verderben/ Und iſt es wahr/ ſo wil ich augenblicklich ſterben; Cor. Ach Armer ſtirb doch nicht/ Du muſt zuvor dich raͤchen. Mirt. Jch glaube nicht/ was deine Zunge ſpricht. Es kan nicht ſeyn. Cor. Du glaubeſt nicht/ und ſucheſt doch von mir/ Was du dich gruͤndlich fuͤrchtſt zu wiſſen. Was ſoll ich ferner ſprechen/ Schauſtu die Hoͤle dort vor dir? Dieſe ſchleuſt der Liebſten Ehre in ihr treu Behaͤltnis ein; Da lacht man deiner Treu/ Da wird durch deine Pein/ Der Nebenbuhlſchafft Luſt verzuckert werden muͤſſen. Da ſincket itzt/ ich ſag es ohne Scheu/ Deiner Amarillis Ehre in die groben Bauer-Armen/ Das iſt der Lohn der Treu/ laß nun die Thraͤnen flieſſen? Mirt. Die Goͤtter muͤſſe dis erbarmen! So iſt dann dieſes wahr/ und ſoll ich dir itzt trauen? Cor. Du wirſt noch aͤrgers ſchanen/ Und heute noch/ weil itzt die Stund erſchienen/ So zu ihrer Luſt ſoll dienen. Verbirg dich nur in jene Hecken/ Dadurch ſich laͤſt hier dieſe Gegend zieren: So wirſtu ſelbſt verſpuͤhren/ Wie die Amarillis ſich in die Hoͤle wird verſtecken/ Und wie ſie endlich auch den Buhler zu ſich nimt. Mirt. So zielt mir denn der Tod ſo zeitlich nach dem Hertzen! Cor. Sie koͤmt itzund heran. Schau/ wie ſie den Tempel-Weg ſo behutſam uͤberſchleicht! Schau itzund zu deinem Schmertzen/ Wie man auch ein falſches Hertze aus den Fuͤſſen kennen kan. Hier warte nu/ Und ſchaue ferner zu/ Wie dann die Zeit dir gute Mittel reicht: Dich G 3

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/147>, abgerufen am 30.04.2024.