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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Sechster Auftritt.

JHr heulenden Geister der feurigen Höle/
Vernehmt itzt eineneue Pein;
Und schaut/ wie eine rauhe Seele
Doch von sich spielen läst der Wehmuth falschen Schein.
Mein Lieb/ das auch der Hölle wil überlegen seyn/
Als die mein Tod schlechthin nicht wohl bestillen kan/
Befiehlt mir ferner noch zu leben/
Weil sie weiß/ daß mir das Leben stets den Tod hat angethan/
Und in meinem schwachen Leben mehr als tausend Mörde schweben.

Cor. Jch wil mich itzt stellen/ als schaut ich ihn nicht.
Was hör ich doch vor Seuffzer üm mich?
Wer klagt doch/ daß der Schmertzen
Jhm alle Kräffte bricht?
Ach mein Mirtillo, schau ich dich!
Mirt. Wär ich doch nur nichts als Schatten und ein wenig leich-
ter Sand!
Cor. Wie war doch deinem Hertzen/
Als dein Mund mit deiner Liebsten guten Fug zu reden fand?
Mirt. Gleichwie ein erdurster Krancker/ der verbotnen Tranck be-
gehret/
So ihm derselbe wird gewähret/
Zugleiche verzehret den Durst/ und das Leben
So geht es itzt auch mir/
Dem der dürre Liebes-Durst alle Kräffte hat verheret.
Denn ich Armer hab alhier/
Aus zwey gewünschten Bronnen
Da aus hartem Marmelstein nichts als kaltes Eiß geronnen/
Das Tropffenreiche Gifft genossen;
So mir mehr mein junges Leben/ als die Regung ausgegossen.
Cor. Mirtillo Lieb und Brunst hat sonsten keine Krafft/
Als die sie aus unserm Hertzen ihr zum Vortheil hat genommen;
Und wie der Bär den ungestalten Jungen
Richtige Gestalt verschafft/
Vermöge seiner Zungen/
Die erstlich ungeschickt auf diese Welt seyn kommen:
So giebt der Buhler auch offt einer schlechten Lust/
Die man zu erst hat kümmerlich verspüret/
Bey wenigem in seiner Brust/
Krafft/ Ansehn und Gewalt/
So
Sechſter Auftritt.

JHr heulenden Geiſter der feurigen Hoͤle/
Vernehmt itzt eineneue Pein;
Und ſchaut/ wie eine rauhe Seele
Doch von ſich ſpielen laͤſt der Wehmuth falſchen Schein.
Mein Lieb/ das auch der Hoͤlle wil uͤberlegen ſeyn/
Als die mein Tod ſchlechthin nicht wohl beſtillen kan/
Befiehlt mir ferner noch zu leben/
Weil ſie weiß/ daß mir das Leben ſtets den Tod hat angethan/
Und in meinem ſchwachen Leben mehr als tauſend Moͤrde ſchweben.

Cor. Jch wil mich itzt ſtellen/ als ſchaut ich ihn nicht.
Was hoͤr ich doch vor Seuffzer uͤm mich?
Wer klagt doch/ daß der Schmertzen
Jhm alle Kraͤffte bricht?
Ach mein Mirtillo, ſchau ich dich!
Mirt. Waͤr ich doch nur nichts als Schatten und ein wenig leich-
ter Sand!
Cor. Wie war doch deinem Hertzen/
Als dein Mund mit deiner Liebſten guten Fug zu reden fand?
Mirt. Gleichwie ein erdurſter Krancker/ der verbotnen Tranck be-
gehret/
So ihm derſelbe wird gewaͤhret/
Zugleiche verzehret den Durſt/ und das Leben
So geht es itzt auch mir/
Dem der duͤrre Liebes-Durſt alle Kraͤffte hat verheret.
Denn ich Armer hab alhier/
Aus zwey gewuͤnſchten Bronnen
Da aus hartem Marmelſtein nichts als kaltes Eiß geronnen/
Das Tropffenreiche Gifft genoſſen;
So mir mehr mein junges Leben/ als die Regung ausgegoſſen.
Cor. Mirtillo Lieb und Brunſt hat ſonſten keine Krafft/
Als die ſie aus unſerm Hertzen ihr zum Vortheil hat genommen;
Und wie der Baͤr den ungeſtalten Jungen
Richtige Geſtalt verſchafft/
Vermoͤge ſeiner Zungen/
Die erſtlich ungeſchickt auf dieſe Welt ſeyn kommen:
So giebt der Buhler auch offt einer ſchlechten Luſt/
Die man zu erſt hat kuͤmmerlich verſpuͤret/
Bey wenigem in ſeiner Bruſt/
Krafft/ Anſehn und Gewalt/
So
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[95/0141] Sechſter Auftritt. JHr heulenden Geiſter der feurigen Hoͤle/ Vernehmt itzt eineneue Pein; Und ſchaut/ wie eine rauhe Seele Doch von ſich ſpielen laͤſt der Wehmuth falſchen Schein. Mein Lieb/ das auch der Hoͤlle wil uͤberlegen ſeyn/ Als die mein Tod ſchlechthin nicht wohl beſtillen kan/ Befiehlt mir ferner noch zu leben/ Weil ſie weiß/ daß mir das Leben ſtets den Tod hat angethan/ Und in meinem ſchwachen Leben mehr als tauſend Moͤrde ſchweben. Cor. Jch wil mich itzt ſtellen/ als ſchaut ich ihn nicht. Was hoͤr ich doch vor Seuffzer uͤm mich? Wer klagt doch/ daß der Schmertzen Jhm alle Kraͤffte bricht? Ach mein Mirtillo, ſchau ich dich! Mirt. Waͤr ich doch nur nichts als Schatten und ein wenig leich- ter Sand! Cor. Wie war doch deinem Hertzen/ Als dein Mund mit deiner Liebſten guten Fug zu reden fand? Mirt. Gleichwie ein erdurſter Krancker/ der verbotnen Tranck be- gehret/ So ihm derſelbe wird gewaͤhret/ Zugleiche verzehret den Durſt/ und das Leben So geht es itzt auch mir/ Dem der duͤrre Liebes-Durſt alle Kraͤffte hat verheret. Denn ich Armer hab alhier/ Aus zwey gewuͤnſchten Bronnen Da aus hartem Marmelſtein nichts als kaltes Eiß geronnen/ Das Tropffenreiche Gifft genoſſen; So mir mehr mein junges Leben/ als die Regung ausgegoſſen. Cor. Mirtillo Lieb und Brunſt hat ſonſten keine Krafft/ Als die ſie aus unſerm Hertzen ihr zum Vortheil hat genommen; Und wie der Baͤr den ungeſtalten Jungen Richtige Geſtalt verſchafft/ Vermoͤge ſeiner Zungen/ Die erſtlich ungeſchickt auf dieſe Welt ſeyn kommen: So giebt der Buhler auch offt einer ſchlechten Luſt/ Die man zu erſt hat kuͤmmerlich verſpuͤret/ Bey wenigem in ſeiner Bruſt/ Krafft/ Anſehn und Gewalt/ So

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/141>, abgerufen am 24.11.2024.