Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Andern Abhandlung
Als daß dich nur das Spiel in diesen Ort gezogen.
Amar. Du hast es wohl erwogen.
Doch wil mir dieses nicht zu Sinnen/
Daß die Nymfen den Mirtillo mit mir sollen reden hören.
Cor. Auch dieses ist nicht in den Wind zu schlagen:
Doch laß dir solches nicht den guten Fürsatz stören.
Jch wil sie wohl mit List auf eine Seite führen.
So gehe denn nach deinem Wohlbehagen/
Und gedenck an die Corisca, so dir ewig Treu verspricht.
Amar. Hab ich mein Hertze dir in deine Faust gelegt/
So kanstu/ wie du wilst/ es zu der Liebe treiben.
Cor. Dis ist ein Weib/ die Stein und Ertzt zubricht/
Man muß den Felß mit mehrer Krafft berühren/
Und hat sie gleich nicht recht mein schwaches Wort bewegt/
So wird sie doch nicht Stahl für dem Mirtillo bleiben.
Wörter eines lieben Buhlen können leicht ein Hertze zwingen/
Und bring ich sie/ dahin ich wil/
So bleibt ihr Spiel nicht lang ein Spiel.
Jch wil durch ihr eigen Wort tieff in ihre Seele dringen.
Kan ich dasselbe nur wie ich gewünscht erlangen/
Und werde Meisterin von ihrer Heimligkeit;
So hab ich sie gefangen/
Und werde mit der Zeit
Sie dergestalt zu führen wissen/
Daß sie und iederman
Mit ihr wird sagen müssen:
Dieses hat der Liebe Brunst/ nicht der Feindin Kunst gethan.


Sech-
Der Andern Abhandlung
Als daß dich nur das Spiel in dieſen Ort gezogen.
Amar. Du haſt es wohl erwogen.
Doch wil mir dieſes nicht zu Sinnen/
Daß die Nymfen den Mirtillo mit mir ſollen reden hoͤren.
Cor. Auch dieſes iſt nicht in den Wind zu ſchlagen:
Doch laß dir ſolches nicht den guten Fuͤrſatz ſtoͤren.
Jch wil ſie wohl mit Liſt auf eine Seite fuͤhren.
So gehe denn nach deinem Wohlbehagen/
Und gedenck an die Coriſca, ſo dir ewig Treu verſpricht.
Amar. Hab ich mein Hertze dir in deine Fauſt gelegt/
So kanſtu/ wie du wilſt/ es zu der Liebe treiben.
Cor. Dis iſt ein Weib/ die Stein und Ertzt zubricht/
Man muß den Felß mit mehrer Krafft beruͤhren/
Und hat ſie gleich nicht recht mein ſchwaches Wort bewegt/
So wird ſie doch nicht Stahl fuͤr dem Mirtillo bleiben.
Woͤrter eines lieben Buhlen koͤnnen leicht ein Hertze zwingen/
Und bring ich ſie/ dahin ich wil/
So bleibt ihr Spiel nicht lang ein Spiel.
Jch wil durch ihr eigen Wort tieff in ihre Seele dringen.
Kan ich daſſelbe nur wie ich gewuͤnſcht erlangen/
Und werde Meiſterin von ihrer Heimligkeit;
So hab ich ſie gefangen/
Und werde mit der Zeit
Sie dergeſtalt zu fuͤhren wiſſen/
Daß ſie und iederman
Mit ihr wird ſagen muͤſſen:
Dieſes hat der Liebe Brunſt/ nicht der Feindin Kunſt gethan.


Sech-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#COR">
              <p><pb facs="#f0108" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Andern Abhandlung</hi></fw><lb/>
Als daß dich nur das Spiel in die&#x017F;en Ort gezogen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AMA">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#g">Amar.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Du ha&#x017F;t es wohl erwogen.<lb/>
Doch wil mir die&#x017F;es nicht zu Sinnen/<lb/>
Daß die Nymfen den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Mirtillo</hi></hi> mit mir &#x017F;ollen reden ho&#x0364;ren.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#COR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#g">Cor.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Auch die&#x017F;es i&#x017F;t nicht in den Wind zu &#x017F;chlagen:<lb/>
Doch laß dir &#x017F;olches nicht den guten Fu&#x0364;r&#x017F;atz &#x017F;to&#x0364;ren.<lb/>
Jch wil &#x017F;ie wohl mit Li&#x017F;t auf eine Seite fu&#x0364;hren.<lb/>
So gehe denn nach deinem Wohlbehagen/<lb/>
Und gedenck an die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Cori&#x017F;ca,</hi></hi> &#x017F;o dir ewig Treu ver&#x017F;pricht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AMA">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#g">Amar.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Hab ich mein Hertze dir in deine Fau&#x017F;t gelegt/<lb/>
So kan&#x017F;tu/ wie du wil&#x017F;t/ es zu der Liebe treiben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#COR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#g">Cor.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Dis i&#x017F;t ein Weib/ die Stein und Ertzt zubricht/<lb/>
Man muß den Felß mit mehrer Krafft beru&#x0364;hren/<lb/>
Und hat &#x017F;ie gleich nicht recht mein &#x017F;chwaches Wort bewegt/<lb/>
So wird &#x017F;ie doch nicht Stahl fu&#x0364;r dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Mirtillo</hi></hi> bleiben.<lb/>
Wo&#x0364;rter eines lieben Buhlen ko&#x0364;nnen leicht ein Hertze zwingen/<lb/>
Und bring ich &#x017F;ie/ dahin ich wil/<lb/>
So bleibt ihr Spiel nicht lang ein Spiel.<lb/>
Jch wil durch ihr eigen Wort tieff in ihre Seele dringen.<lb/>
Kan ich da&#x017F;&#x017F;elbe nur wie ich gewu&#x0364;n&#x017F;cht erlangen/<lb/>
Und werde Mei&#x017F;terin von ihrer Heimligkeit;<lb/>
So hab ich &#x017F;ie gefangen/<lb/>
Und werde mit der Zeit<lb/>
Sie derge&#x017F;talt zu fu&#x0364;hren wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Daß &#x017F;ie und iederman<lb/>
Mit ihr wird &#x017F;agen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
Die&#x017F;es hat der Liebe Brun&#x017F;t/ nicht der Feindin Kun&#x017F;t gethan.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sech-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0108] Der Andern Abhandlung Als daß dich nur das Spiel in dieſen Ort gezogen. Amar. Du haſt es wohl erwogen. Doch wil mir dieſes nicht zu Sinnen/ Daß die Nymfen den Mirtillo mit mir ſollen reden hoͤren. Cor. Auch dieſes iſt nicht in den Wind zu ſchlagen: Doch laß dir ſolches nicht den guten Fuͤrſatz ſtoͤren. Jch wil ſie wohl mit Liſt auf eine Seite fuͤhren. So gehe denn nach deinem Wohlbehagen/ Und gedenck an die Coriſca, ſo dir ewig Treu verſpricht. Amar. Hab ich mein Hertze dir in deine Fauſt gelegt/ So kanſtu/ wie du wilſt/ es zu der Liebe treiben. Cor. Dis iſt ein Weib/ die Stein und Ertzt zubricht/ Man muß den Felß mit mehrer Krafft beruͤhren/ Und hat ſie gleich nicht recht mein ſchwaches Wort bewegt/ So wird ſie doch nicht Stahl fuͤr dem Mirtillo bleiben. Woͤrter eines lieben Buhlen koͤnnen leicht ein Hertze zwingen/ Und bring ich ſie/ dahin ich wil/ So bleibt ihr Spiel nicht lang ein Spiel. Jch wil durch ihr eigen Wort tieff in ihre Seele dringen. Kan ich daſſelbe nur wie ich gewuͤnſcht erlangen/ Und werde Meiſterin von ihrer Heimligkeit; So hab ich ſie gefangen/ Und werde mit der Zeit Sie dergeſtalt zu fuͤhren wiſſen/ Daß ſie und iederman Mit ihr wird ſagen muͤſſen: Dieſes hat der Liebe Brunſt/ nicht der Feindin Kunſt gethan. Sech-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/108
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/108>, abgerufen am 30.04.2024.