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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Fünfter Auftritt.
Amar. Dir meinen Kummer kund zu machen/
So dencke nur/ wie ich kan lustig leben/
Wenn ich mus betrachten/
Daß ich dem bin hin gegeben/
Der meiner nichts kan achten:
Der vor mir fleucht/ und mich nur wil verlachen/
Der Tag und Nacht auf Jagd und Hunde denckt/
Ja vor ein Reh
Tausend Nymfen/ ja die Gottheit süsser Liebe selbst verschenckt.
Ach Weh!
Jch muß die Noth verzweifelt tragen/
Und theils den alten Ruhm nicht thöricht zu verletzen/
Theils die Göttin und den Vater nicht in heissen Zorn zu setzen/
So darff ich dieses nirgends klagen.
Kanstu nun solches Joch von meinen Schultern heben/
Doch daß die Treu den Glauben und die Ehre/
Wie auch des Lebens zarten Faden
Jch nicht versehre/
So nenn ich heute dich mein Heil und auch mein Leben.
Cor. Jch spüre deine Noth/ damit du bist beladen.
Ach! wie oft hab ich gedacht/ soll die Perle vor ein Schwein?
Ein Esel kennt nicht Gold und Stein:
Doch weiß ich nicht/
Was dich bisher zu schweigen beweget/
Und ob Einfalt oder ja Verstand
Dir deine Zunge bindet/
Und daß du nicht vorlängsten hast bericht/
Was vor ein strenges Band
Dein reines Hertze träget.
Amar. Du hast es noch nicht recht ergründet/
Die Scham verhindert mich.
Dor. Und ich beklage dich.
Die Kranckheit die du trägst/ ist nicht von schlechter Pein;
Das Wütten/ und der Krebs/ des Fiebers kaltes Wesen/
Kan dieser Noth an Krafft nicht gleiche seyn;
Doch ist ein Rath von diesem zu genesen/
Reist deine Faust einmal die schwache Tämmung ein.

Amar.
Fuͤnfter Auftritt.
Amar. Dir meinen Kummer kund zu machen/
So dencke nur/ wie ich kan luſtig leben/
Wenn ich mus betrachten/
Daß ich dem bin hin gegeben/
Der meiner nichts kan achten:
Der vor mir fleucht/ und mich nur wil verlachen/
Der Tag und Nacht auf Jagd und Hunde denckt/
Ja vor ein Reh
Tauſend Nymfen/ ja die Gottheit ſuͤſſer Liebe ſelbſt verſchenckt.
Ach Weh!
Jch muß die Noth verzweifelt tragen/
Und theils den alten Ruhm nicht thoͤricht zu verletzen/
Theils die Goͤttin und den Vater nicht in heiſſen Zorn zu ſetzen/
So darff ich dieſes nirgends klagen.
Kanſtu nun ſolches Joch von meinen Schultern heben/
Doch daß die Treu den Glauben und die Ehre/
Wie auch des Lebens zarten Faden
Jch nicht verſehre/
So nenn ich heute dich mein Heil und auch mein Leben.
Cor. Jch ſpuͤre deine Noth/ damit du biſt beladen.
Ach! wie oft hab ich gedacht/ ſoll die Perle vor ein Schwein?
Ein Eſel kennt nicht Gold und Stein:
Doch weiß ich nicht/
Was dich bisher zu ſchweigen beweget/
Und ob Einfalt oder ja Verſtand
Dir deine Zunge bindet/
Und daß du nicht vorlaͤngſten haſt bericht/
Was vor ein ſtrenges Band
Dein reines Hertze traͤget.
Amar. Du haſt es noch nicht recht ergruͤndet/
Die Scham verhindert mich.
Dor. Und ich beklage dich.
Die Kranckheit die du traͤgſt/ iſt nicht von ſchlechter Pein;
Das Wuͤtten/ und der Krebs/ des Fiebers kaltes Weſen/
Kan dieſer Noth an Krafft nicht gleiche ſeyn;
Doch iſt ein Rath von dieſem zu geneſen/
Reiſt deine Fauſt einmal die ſchwache Taͤmmung ein.

Amar.
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[59/0105] Fuͤnfter Auftritt. Amar. Dir meinen Kummer kund zu machen/ So dencke nur/ wie ich kan luſtig leben/ Wenn ich mus betrachten/ Daß ich dem bin hin gegeben/ Der meiner nichts kan achten: Der vor mir fleucht/ und mich nur wil verlachen/ Der Tag und Nacht auf Jagd und Hunde denckt/ Ja vor ein Reh Tauſend Nymfen/ ja die Gottheit ſuͤſſer Liebe ſelbſt verſchenckt. Ach Weh! Jch muß die Noth verzweifelt tragen/ Und theils den alten Ruhm nicht thoͤricht zu verletzen/ Theils die Goͤttin und den Vater nicht in heiſſen Zorn zu ſetzen/ So darff ich dieſes nirgends klagen. Kanſtu nun ſolches Joch von meinen Schultern heben/ Doch daß die Treu den Glauben und die Ehre/ Wie auch des Lebens zarten Faden Jch nicht verſehre/ So nenn ich heute dich mein Heil und auch mein Leben. Cor. Jch ſpuͤre deine Noth/ damit du biſt beladen. Ach! wie oft hab ich gedacht/ ſoll die Perle vor ein Schwein? Ein Eſel kennt nicht Gold und Stein: Doch weiß ich nicht/ Was dich bisher zu ſchweigen beweget/ Und ob Einfalt oder ja Verſtand Dir deine Zunge bindet/ Und daß du nicht vorlaͤngſten haſt bericht/ Was vor ein ſtrenges Band Dein reines Hertze traͤget. Amar. Du haſt es noch nicht recht ergruͤndet/ Die Scham verhindert mich. Dor. Und ich beklage dich. Die Kranckheit die du traͤgſt/ iſt nicht von ſchlechter Pein; Das Wuͤtten/ und der Krebs/ des Fiebers kaltes Weſen/ Kan dieſer Noth an Krafft nicht gleiche ſeyn; Doch iſt ein Rath von dieſem zu geneſen/ Reiſt deine Fauſt einmal die ſchwache Taͤmmung ein. Amar.

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/105>, abgerufen am 30.04.2024.