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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Andern Abhandlung
Gantz ohne Frucht verdorben/
Manch ungescheuter Geist
Hätte dieser Nebenbuhlschafft seinen Eifer lassen wissen/
Und der Rache festen Bau allzuzeitlich eingerissen.
Man kan mit mehrer Sicherheit
Für diesem stehn/ der feindlich ist und heist/
Als dem der Freundschafft Schein der Feindschafft Deckel worden/
"Für den überschwemmten Klippen muß manch kluges Schiff zer-
spalten/
"Und der ist kein Feind zu schelten/ der nicht freundlich Zorn kan
halten.
Was die Corisca kan/ soll heute sich erweisen.
Jch bin itzt nicht in derer Orden/
Die sie als einen Trotz der Liebe wollen preisen.
Mir wil es nicht zu Sinnen/
Es glaub es/ wer es wil;
Mich wird man dis nicht überreden können.
Jch weiß der Liebe Grund/ Krafft/ Eigenschafft und Ziel.
Eine Jungfrau/ reich an Einfalt/ arm an Jahren und Verstand/
Die/ wie man sagt/ erst aus der Schale kreucht/
Der die Süßigkeit der Liebe stetig vor der Nase reucht/
Und nun bestritten wird von einer schönen Hand/
Die Küsse hat gegeben und genommen/
Soll die der Liebe Garn entkommen?
Der ist nicht klug/ der dieses glauben kan.
Doch/ das Verhängnis wil mir selbst die Bahn bereiten.
Schau! Amarillis komt heran;
Jch muß mit Fleiß itzt auf die Seite schreiten.



Fünf-

Der Andern Abhandlung
Gantz ohne Frucht verdorben/
Manch ungeſcheuter Geiſt
Haͤtte dieſer Nebenbuhlſchafft ſeinen Eifer laſſen wiſſen/
Und der Rache feſten Bau allzuzeitlich eingeriſſen.
Man kan mit mehrer Sicherheit
Fuͤr dieſem ſtehn/ der feindlich iſt und heiſt/
Als dem der Freundſchafft Schein der Feindſchafft Deckel worden/
„Fuͤr den uͤberſchwemmten Klippen muß manch kluges Schiff zer-
ſpalten/
„Und der iſt kein Feind zu ſchelten/ der nicht freundlich Zorn kan
halten.
Was die Coriſca kan/ ſoll heute ſich erweiſen.
Jch bin itzt nicht in derer Orden/
Die ſie als einen Trotz der Liebe wollen preiſen.
Mir wil es nicht zu Sinnen/
Es glaub es/ wer es wil;
Mich wird man dis nicht uͤberreden koͤnnen.
Jch weiß der Liebe Grund/ Krafft/ Eigenſchafft und Ziel.
Eine Jungfrau/ reich an Einfalt/ arm an Jahren und Verſtand/
Die/ wie man ſagt/ erſt aus der Schale kreucht/
Der die Suͤßigkeit der Liebe ſtetig vor der Naſe reucht/
Und nun beſtritten wird von einer ſchoͤnen Hand/
Die Kuͤſſe hat gegeben und genommen/
Soll die der Liebe Garn entkommen?
Der iſt nicht klug/ der dieſes glauben kan.
Doch/ das Verhaͤngnis wil mir ſelbſt die Bahn bereiten.
Schau! Amarillis komt heran;
Jch muß mit Fleiß itzt auf die Seite ſchreiten.



Fuͤnf-
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[54/0100] Der Andern Abhandlung Gantz ohne Frucht verdorben/ Manch ungeſcheuter Geiſt Haͤtte dieſer Nebenbuhlſchafft ſeinen Eifer laſſen wiſſen/ Und der Rache feſten Bau allzuzeitlich eingeriſſen. Man kan mit mehrer Sicherheit Fuͤr dieſem ſtehn/ der feindlich iſt und heiſt/ Als dem der Freundſchafft Schein der Feindſchafft Deckel worden/ „Fuͤr den uͤberſchwemmten Klippen muß manch kluges Schiff zer- ſpalten/ „Und der iſt kein Feind zu ſchelten/ der nicht freundlich Zorn kan halten. Was die Coriſca kan/ ſoll heute ſich erweiſen. Jch bin itzt nicht in derer Orden/ Die ſie als einen Trotz der Liebe wollen preiſen. Mir wil es nicht zu Sinnen/ Es glaub es/ wer es wil; Mich wird man dis nicht uͤberreden koͤnnen. Jch weiß der Liebe Grund/ Krafft/ Eigenſchafft und Ziel. Eine Jungfrau/ reich an Einfalt/ arm an Jahren und Verſtand/ Die/ wie man ſagt/ erſt aus der Schale kreucht/ Der die Suͤßigkeit der Liebe ſtetig vor der Naſe reucht/ Und nun beſtritten wird von einer ſchoͤnen Hand/ Die Kuͤſſe hat gegeben und genommen/ Soll die der Liebe Garn entkommen? Der iſt nicht klug/ der dieſes glauben kan. Doch/ das Verhaͤngnis wil mir ſelbſt die Bahn bereiten. Schau! Amarillis komt heran; Jch muß mit Fleiß itzt auf die Seite ſchreiten. Fuͤnf-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/100>, abgerufen am 28.04.2024.