Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Getichte.


Auf einen verarmten gold-macher.
DEin haußrath ist ein topff, zwey gläser und drey tiegel,
Vier pfund gehacktes bley, fünff kolben und sechs ziegel,
Ein beutel ohne geld, ein schurtz mit staub gemahlt;
Doch aber reich genung vor den, der rauch bezahlt.


Grabschrifft der Amaranthe.
STeh, pilgram! wer du bist, und schaue diesen stein,
Jch Venus selbst, ich bins, die ihn hieher getragen.
Fragst du: Wer ruht allhier? So laß dir dieses sagen:
Wenn ich nicht Venus wär, so müste sie es seyn.


Auf den grossen William in Engelland.
EUropa schleust dich nicht mit deinen thaten ein,
Wie solte Niederland dir nicht zu niedrig seyn?
Fährst du noch weiter fort, du held von dreyen erden!
So wird dein Engeland dir auch zu enge werden.


Auf einen ruhmräthigen passagier.
MAdrit und Lisabon hat obulus gesehn,
Er weiß, was in Pariß und Londen ist geschehn,
Er zehlt am finger her, was Rom und Florentz weiset;
Nur dieses läugnet er, daß er durch Worms gereiset.


Gut macht gluth.
MAn bot dem Livio zu einer heyrath dar
Ein mägdgen, das zwar arm, doch guten standes war;
Nur etwas fehlt, sprach er, daß ich mich nicht erkläre:
Die ankunfft wär wohl gut, wenn nur die einkunfft wäre.
Grab-
VI. Theil. D
Sinn-Getichte.


Auf einen verarmten gold-macher.
DEin haußrath iſt ein topff, zwey glaͤſer und drey tiegel,
Vier pfund gehacktes bley, fuͤnff kolben und ſechs ziegel,
Ein beutel ohne geld, ein ſchurtz mit ſtaub gemahlt;
Doch aber reich genung vor den, der rauch bezahlt.


Grabſchrifft der Amaranthe.
STeh, pilgram! wer du biſt, und ſchaue dieſen ſtein,
Jch Venus ſelbſt, ich bins, die ihn hieher getragen.
Fragſt du: Wer ruht allhier? So laß dir dieſes ſagen:
Wenn ich nicht Venus waͤr, ſo muͤſte ſie es ſeyn.


Auf den groſſen William in Engelland.
EUropa ſchleuſt dich nicht mit deinen thaten ein,
Wie ſolte Niederland dir nicht zu niedrig ſeyn?
Faͤhrſt du noch weiter fort, du held von dreyen erden!
So wird dein Engeland dir auch zu enge werden.


Auf einen ruhmraͤthigen paſſagier.
MAdrit und Liſabon hat obulus geſehn,
Er weiß, was in Pariß und Londen iſt geſchehn,
Er zehlt am finger her, was Rom und Florentz weiſet;
Nur dieſes laͤugnet er, daß er durch Worms gereiſet.


Gut macht gluth.
MAn bot dem Livio zu einer heyrath dar
Ein maͤgdgen, das zwar arm, doch guten ſtandes war;
Nur etwas fehlt, ſprach er, daß ich mich nicht erklaͤre:
Die ankunfft waͤr wohl gut, wenn nur die einkunfft waͤre.
Grab-
VI. Theil. D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0073" n="49"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Getichte.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen verarmten gold-macher.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Ein haußrath i&#x017F;t ein topff, zwey gla&#x0364;&#x017F;er und drey tiegel,</l><lb/>
          <l>Vier pfund gehacktes bley, fu&#x0364;nff kolben und &#x017F;echs ziegel,</l><lb/>
          <l>Ein beutel ohne geld, ein &#x017F;churtz mit &#x017F;taub gemahlt;</l><lb/>
          <l>Doch aber reich genung vor den, der rauch bezahlt.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifft der Amaranthe.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">S</hi>Teh, pilgram! wer du bi&#x017F;t, und &#x017F;chaue die&#x017F;en &#x017F;tein,</l><lb/>
          <l>Jch Venus &#x017F;elb&#x017F;t, ich bins, die ihn hieher getragen.</l><lb/>
          <l>Frag&#x017F;t du: Wer ruht allhier? So laß dir die&#x017F;es &#x017F;agen:</l><lb/>
          <l>Wenn ich nicht Venus wa&#x0364;r, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie es &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf den gro&#x017F;&#x017F;en William in Engelland.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">E</hi>Uropa &#x017F;chleu&#x017F;t dich nicht mit deinen thaten ein,</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;olte Niederland dir nicht zu niedrig &#x017F;eyn?</l><lb/>
          <l>Fa&#x0364;hr&#x017F;t du noch weiter fort, du held von dreyen erden!</l><lb/>
          <l>So wird dein Engeland dir auch zu enge werden.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen ruhmra&#x0364;thigen pa&#x017F;&#x017F;agier.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>Adrit und Li&#x017F;abon hat <hi rendition="#aq">obulus</hi> ge&#x017F;ehn,</l><lb/>
          <l>Er weiß, was in Pariß und Londen i&#x017F;t ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
          <l>Er zehlt am finger her, was Rom und Florentz wei&#x017F;et;</l><lb/>
          <l>Nur die&#x017F;es la&#x0364;ugnet er, daß er durch Worms gerei&#x017F;et.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Gut macht gluth.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>An bot dem Livio zu einer heyrath dar</l><lb/>
          <l>Ein ma&#x0364;gdgen, das zwar arm, doch guten &#x017F;tandes war;</l><lb/>
          <l>Nur etwas fehlt, &#x017F;prach er, daß ich mich nicht erkla&#x0364;re:</l><lb/>
          <l>Die ankunfft wa&#x0364;r wohl gut, wenn nur die einkunfft wa&#x0364;re.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Theil. <hi rendition="#b">D</hi></fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Grab-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0073] Sinn-Getichte. Auf einen verarmten gold-macher. DEin haußrath iſt ein topff, zwey glaͤſer und drey tiegel, Vier pfund gehacktes bley, fuͤnff kolben und ſechs ziegel, Ein beutel ohne geld, ein ſchurtz mit ſtaub gemahlt; Doch aber reich genung vor den, der rauch bezahlt. Grabſchrifft der Amaranthe. STeh, pilgram! wer du biſt, und ſchaue dieſen ſtein, Jch Venus ſelbſt, ich bins, die ihn hieher getragen. Fragſt du: Wer ruht allhier? So laß dir dieſes ſagen: Wenn ich nicht Venus waͤr, ſo muͤſte ſie es ſeyn. Auf den groſſen William in Engelland. EUropa ſchleuſt dich nicht mit deinen thaten ein, Wie ſolte Niederland dir nicht zu niedrig ſeyn? Faͤhrſt du noch weiter fort, du held von dreyen erden! So wird dein Engeland dir auch zu enge werden. Auf einen ruhmraͤthigen paſſagier. MAdrit und Liſabon hat obulus geſehn, Er weiß, was in Pariß und Londen iſt geſchehn, Er zehlt am finger her, was Rom und Florentz weiſet; Nur dieſes laͤugnet er, daß er durch Worms gereiſet. Gut macht gluth. MAn bot dem Livio zu einer heyrath dar Ein maͤgdgen, das zwar arm, doch guten ſtandes war; Nur etwas fehlt, ſprach er, daß ich mich nicht erklaͤre: Die ankunfft waͤr wohl gut, wenn nur die einkunfft waͤre. Grab- VI. Theil. D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/73
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/73>, abgerufen am 03.12.2024.